Wie alles begann

Im Sommer 2010 bezog meine Familie eine neue Wohnung in einem markanten Wohnhaus der Stadt Senftenberg, das man nach vielen Jahren des Leerstandes zu neuem Leben erweckt hatte. Nachdem alle Umzugskisten ausgepackt und sämtliches Inventar an den dafür vorgesehenen Stellen platziert worden war, begann ich mich mit wachsender Begeisterung für die Historie des Hauses zu interessieren. Dabei richtete sich mein Augenmerk vorrangig auf Bildmaterial, welches das Haus in früheren Zeiten zeigt. Zu meiner großen Freude konnte ich relativ schnell eine Ansicht finden, die zumindest einen Teil des Gebäudes darstellt. Dabei handelt es sich um eine Postkarte aus dem Jahre 1915, die zudem noch einen Teil jenes Wohnhauses darstellt, in dem wir zuvor über 12 Jahre lebten.
Leider gelang es mir bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht, weitere Bilddokumente der ehemaligen Weststraße (heute Felix-Spiro-Straße) zu finden. Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, wurde in mir die Leidenschaft für das Thema "Senftenberg auf historischen Ansichtskarten" geweckt. Getreu dem Motto "wenn ich schon nichts von der Weststraße finden kann, suche ich halt nach anderen Ansichten aus meiner Heimatstadt" begann ich peu a peu eine Sammlung historischer Postkarten anzulegen, die Motive aus Senftenberg oder Grube Marga (Brieske) enthält. Bei eBay und diversen Ansichtskartenhändlern wurde ich schnell fündig und meine Sammlung wuchs von Woche zu Woche. Da diese Postkarten aber in den meisten Fällen aufgrund ihres Alters oder der Umstände ihres Transports oder Lagerung in keinem perfekten Zustand mehr sind, begann ich relativ zeitig damit, die Karten zu scannen und digital zu restaurieren.
Wachsende Routine half mir, mit immer besseren Ergebnissen, die Motive in einen vorzeigbaren Zustand zu versetzen. Um der ständig wachsenden Sammlung eine Struktur zu geben, versuchte ich einzugrenzen, aus welchem Jahr die jeweilige Aufnahme stammt. Dabei orientiere ich mich in erster Linie an den Poststempeln, falls die Karte postalisch befördert worden ist. Alternativ bzw, ergänzend können Seriennummern, die teilweise durch die Verlage benutzt wurden, weitere Eingrenzungen erleichtern. Gleiches gilt für die Gegenüberstellung ähnlicher Bildmotive.

Meine Vorstellung von einer Bilddokumentation

Je intensiver ich mich mit dem Thema beschäftigte, desto offensichtlicher wurde, dass neben den Postkarten, die ich bereits besaß, noch eine Unmenge weiterer Motive bzw. Variationen existierten. Gleichzeitig fehlt aber eine Gesamtübersicht, eine Art Katalog, wie ihn z.B. Briefmarkensammler seit Jahrzenten nutzen können. Diese Lücke ist nicht verwunderlich, da das Sammelgebiet Ansichtskarten, ähnlich wie bei Briefmarkenn, ein "weites Feld" darstellt. Während aber die Philatelisten ihre Briefmarken nach zahlreichen Bildmotiven ordnen, in der Hauptsache aber vollständige Länder-Ausgaben sammeln, kann ich mir schwerlich Sammler vorstellen, die ernsthaft alle Ansichtskarten aus ganz Deutschland sammeln. Ansichtskartensammler haben natürlich auch ihre "Spezialgebiete", die in der Regel aber topographisch sehr stark eingegrenzt sind. Die meisten beschränken sich dabei auf Ansichten ihrer Heimatstadt. Das bedeutet wiederum, dass man jedes Motiv und jede Variation selbst erwerben muss, was einerseits nicht ganz billig, andererseits mit sehr viel Zeit und viel Glück verbunden ist. Da ich ziemlich spät mit dem Sammeln begonnen habe, ist davon auszugehen, dass viele der interessantesten und schönsten Motive längst in den Alben anderer Sammler gelandet und damit bis auf weiteres vom Markt verschwunden sind.
Deshalb wurde mir relativ schnell bewusst, dass es ohne fremde Hilfe kaum möglich sein wird, innerhalb kurzer Zeit einen möglichst umfassenden Katalog zu realisieren. Zu groß sind die Lücken der eigenen Sammlung alleine an Motiven, von deren Existenz man Kenntnis hat. Einmal ganz abgesehen von den Exemplaren, die man bislang noch nicht einmal ansatzweise zu Gesicht bekommen hat. Da ich allerdings bei der Suche nach einem Bild von der Weststraße bereits Kontakt zum Stadtarchiv aufgenommen hatte, lag es nun durchaus nah, diesen zu intensivieren. Tatsächlich befinden sich im Bestand des Archivs eine Reihe schöner Motive, die mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden. Seitdem besteht ein reger Informationsaustausch mit der Leiterin des Stadtarchivs.

Cui bono?

Über die konkreten Möglichkeiten einer Nutzung der Bilddokumentation habe ich mir im Laufe der Zeit natürlich auch so meine Gedanken gemacht. Da das Ganze stets als "non-profit"-Projekt gedacht war, scheidet eine kommerzielle Verwertung grundsätzlich aus. Stattdessen kann ich mir vorstellen, dass Institutionen wie Museen, Archive und Vereine das Material für ihre Heimatforschung nutzen. Dokumentation und Chroniken liessen sich damit illustrieren. Das Bildmaterial verbunden mit einem möglichst konkreten Zeitpunkt der Aufnahme, könnte Recherchen historischer Sachverhalte unterstützen.
Inwieweit das Bildmaterial für Privatpersonen von Interesse sein könnte, ist derzeit nicht abzuschätzen. Sicher wird es Senftenberger geben, die sich an den alten Ansichten erfreuen und in Erinnerungen schwelgen. Wie groß diese "Zielgruppe" ist, lässt sich nur schwer einschätzen. Zudem muss man davon ausgehen, dass diese Personengruppe generationsbedingt immer kleiner wird. Oder gibt sich irgendjemand der Illusion hin, dass zukünftige Generationen noch ein ernsthaftes Interesse an Ansichtskarten hätten? Es sei denn, es gäbe diese historischen Ansichten als "App" für ihr Smartphone...
Bleibt also nur noch die verschwindend kleine Anzahl Sammler übrig, deren Namen man immer wiederkehrend als Mitbieter bei eBay antrifft. Denen könnte man dann einen Katalog an die Hand geben, der all die Objekte verzeichnet, die ihnen noch fehlen, neben denen, die sie bereits in ihrer Sammlung haben. Und das alles in vergleichsweise hoher, auf jeden Fall besserer Qualität, als sie das Bildmaterial aufweist, welches normalerweise im Internet zu finden ist.
Bei diesem Projekt, dem digitalen Archiv sowie dieser Homepage, handelt es sich um ein reines "Non profit Project". Es entstand aus rein privatem Interesse, gepaart mit einer gehörigen Portion Anspruch an Perfektionismus und verbunden mit der Faszination für ästhetische, historische und technische Aspekte, die sich zwangsläufig im Zuge der Beschäftigung mit dem Thema "Senftenberger Motive auf historischen Postkarten" einstellte.
Es ist derzeit nicht vorgesehen, die gesammelten und digital aufbereiteten Motive auf irgendeine Art kommerziell zu vermarkten. Ziel ist stattdessen, die historischen Bilddokumente einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, um der heutigen Generation zu sagen:
Seht her, so sah Senftenberg vor hundert Jahren aus! Die baulichen Veränderungen, die die Stadt seitdem erleben "durfte", waren oftmals nicht zu ihrem Guten. Und was der Krieg nicht zerstört hatte, fiel entweder der Mangelwirtschaft oder dem Wohnungsbauprogramm von 40 Jahren Sozialismus zum Opfer. Auch nach der Wende ging noch so manches den Bach runter...
Ob nachfolgende Generationen überhaupt noch ein Interesse an diesem Thema haben werden, wage ich zu bezweifeln. Es wäre schön, wenn es anders käme - allein mir fehlt der Glaube.
Aufgrund der Tatsache, dass ich bislang ein nicht unerhebliches Kapital in den Erwerb von Originalen gesteckt, darüberhinaus noch einmal sehr viel Zeit in die Restauration derselben investiert habe, muss ich die o.g. Aussage bzgl. der breiteren Öffentlichkeit fürs Erste etwas relativieren.
Der Zugriff auf die "großen" Versionen der Motive bleibt vorerst den Personen oder Institutionen vorbehalten, die selbst einen Beitrag zur Erstellung des Archivs durch kostenlose bzw. preiswerte Bereitstellung von Originalen geleistet haben.
Der breiten Öffentlichkeit präsentiere ich die gleichen Motive mit einem übergeblendeten Wasserzeichen, da ich sicherstellen möchte und auch muss, dass kein Unbefugter die Möglichkeit hat, die qualitativ hochwertigen Grafiken zu verwenden, um so mit geringstem Aufwand kommerziellen Nutzen daraus zu ziehen. Dies bin ich auch meinen Partnern schuldig, die mir ihre Originale für einen Scan zur Verfügung gestellt haben.
Sämtliche Postkarten des hier vorgestellten Archives wurden von mir eigenhändig von einem Original mit einer Auflösung von 600DPI gescannt.
Gespeichert werden die Scans im Bitmap-Format. Dies resultiert zwar in vergleichsweise großen Dateien (ca. 20MB) jedoch wird somit sicher gestellt, dass in dieser Stufe keine Qualitätsverluste durch Kompression oder Interpolation in Kauf genommen werden müssen.
Danach werden die Bitmaps unter Zuhilfenahme mehrerer Grafikprogramme digital restauriert. Dabei wird größtmögliches Augenmerk darauf gelegt das jeweilige Motiv nicht zu verfälschen. Bei dieser Restauration werden folgende Beschädigungen behoben:
  • Knicke, Ein- und Abrisse
  • Flecken und Verfärbungen
  • Beschriftungen und Stempelspuren

  • Letztendlich werden die ursprünglichen Bitmaps in JPEGs mit kleinstmöglicher Kompression konvertiert. Dabei wird die reine Zeichnungsflächengröße um 50% verringert. Die dabei enstehenden Grafiken haben immer noch eine Größe von ca. 2 MB und können ohne Qualitätsverluste auf mindestens 200% der originalen Postkartengröße gezoomt werden. Die Umwandlung in JPEGs erfolgt ausschliesslich zur Erstellung dieser Website und mit der Maßgabe einer vertretbaren Ladezeit der Grafiken auch bei geringerer Bandbreite der jeweiligen Internetverbindung. Die ursprünglichen Bitmaps bleiben weiterhin archiviert, womit stets ein Rückgriff auf die unkomprimierten Grafiken möglich ist.

    Seit einiger Zeit werden zudem die Ur-Versionen der Scans (insofern mir die Karten von anderen Personen zur Verfügung gestellt wurden) digital archiviert. So habe ich die Möglichkeit bei der einen oder anderen Karte noch einmal ganz von vorn zu beginnen, wenn ich mit einer meiner Restaurationen nachträglich nicht mehr ganz so glücklich bin oder sich neue Möglichkeiten innerhalb der Grafiksoftware ergeben.