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Älteres


Stoßseufzer eines Brikettes
Scherzgedicht von Matthias v. Ruville, Op. 2482

Mein schwarzbraunes Dasein ist doch zu dumm!
Da schuften die Menschen an mir herum,
Und quälen mich mit gleichgült'gen Mienen
Durch alle möglichen Foltermaschinen.
Und kratzen und stoßen und sieben und pressen
Meine Kohlenmaterie ganz gottvergessen,
Bis daß ich, schwitzend vor Angst und Pein,
Die Welt erblicke als glänzender Stein.
Doch zum Dank für all' meine Leiden und Qualen,
(Die sie sich noch teuer lassen bezahlen),
Werd' ich zum Schlusse, es ist eine Schand',
Noch bei lebendigem Leibe verbrannt!

Senftenberger Anzeiger (1919)
Die Braunkohlenbrikettierung der Lausitz existiert nach älteren Literaturangaben bereits über 130 Jahre. Obwohl die im Jahr 1871 in Senftenberg errichtete Brikettfabrik "Viktoria II" (später "Morgenrot") meist als älteste Brikettfabrik genannt wird, ist davon auszugehen, daß bereits im Jahr 1866 bei Skaska, in der Nähe von Straßgräbchen-Bernsdorf, eine Brikettfabrik errichtet und bis zum Jahr 1883 betrieben wurde.
Im Zeitraum von 1870 bis zur Jahrhundertwende setzte sich auch in der Lausitz ein ungeahnter Aufschwung der Brikettproduktion bei gleichzeitiger stürmischer Entwicklung der Technik ein. Ausschlaggebend für diese Entwicklung waren vor allem der Bau und Ausbau des Eisenbahnnetzes und die Erweiterung der Einsatzgebiete des neuen Brennstoffes "Braunkohlenbrikett".
So waren bereits im Jahr 1900 in der Lausitz mehr als 60 Brikettfabriken in Betrieb. Im Zeitraum von 1901 bis 1920 erhöhte sich diese Zahl weiter, es dürften 1920 annähernd 70 gewesen sein.

Aus "Brikettfabriken der Lausitz", Friedrich Knauth, 1999

Von zehn dieser 70 Brikettfabriken soll in dieser (Themen-)woche die Rede sein... Ich weiss, das hat etwas von "Weihnachtsgeschenke vorher entdecken", wenn ich auf einen Schlag eine große Anzahl von Postkarten vorstelle. Ich möchte jedoch das Thema Brikettfabriken im Senftenberger Revier gerne in einen größeren Rahmen verpacken. Nebenbei entlastet es mich, indem ich für einige Tage nicht täglich Aktualisierungen der Seite durchführen muss.
Wie aus der Einleitung, die ich mir der Einfachheit halber aus einer empfehlenswerten Veröffentlichung "ausgeliehen" habe, zu entnehmen, reicht die Geschichte der Brikettfabriken im Niederlausitzer, und ganz speziell im Senftenberger Revier, bis in die 1870er Jahre zurück. Heute, mehr als 140 Jahre später, erinnert kaum noch etwas an dieses wichtige Kapitel der Industriegeschichte unserer Heimat.
Die letzte verbliebene, noch produzierende, Brikettfabrik der Niederlausitz befindet sich in Schwarze Pumpe und liegt nur knapp auf Brandenburger Gebiet (die Landesgrenze verläuft quer durch das Betriebsgelände).
Von den vielen "Brikettbuden", die unsere Heimat über viele Jahrzehnte mit ihrem Lärm und Dreck geprägt haben, sind uns heute nur noch Bilder und verblassende Erinnerungen geblieben.
Diese Erinnerungen möchte ich in dieser Woche etwas auffrischen, indem ich mich ausschliesslich auf Postkarten mit Abbildungen von Brikettfabriken, die sich auf dem von mir mit www.gruss-aus-senftenberg.de "beackerten" Gebiet einstmals befanden, konzentriere.
Die geschichtlichen Hintergründe sind meiner Ansicht nach, noch immer nicht vollständig erforscht und (populärwissenschaftlich) niedergeschrieben. Auch ich werde dazu keinen wirklichen Beitrag leisten können. Stattdessen muss ich mich auf unterschiedliche Quellen stützen, die teilweise widersprüchliche Angaben machen oder unvollständig sind.
Da die Erforschung der Historie der Brikettfabriken im Senftenberger Revier nicht mein Thema ist, möchte ich mich schon im Voraus für eventuelle Fehler entschuldigen. Mir stand auch nicht genügend Zeit für Recherchen zur Verfügung und eigentlich geht es hier, wie schon angedeutet, mehr um Postkartenmotive als um die möglichst genaue Geschichtsaufarbeitung.

Senftenberg
Graph. Verl.-Anst. GmbH Breslau
28070
Aufnahme <= 19??
Sammlung Norbert Jurk
Senftenberger Anzeiger (1902)
Den Anfang macht ein Blick auf die bereits weiter oben erwähnte älteste Brikettfabrik Viktoria II, wobei ihr dieser Ruf ja von besagter Fabrik in Skaska streitig gemacht wird. Bei der geht man aber laut anderer Quellen davon aus, dass es sich vielmehr um eine Darrstein- und nicht um eine Brikettfabrik handelte...
Im Jahr 1871 beginnt die Firma "Henckels Braunkohlen-Werke bei Senftenberg N./L. Briquettes-Fabriken und Dampf- Ziegelei" mit der Errichtung einer Brikettfabrik auf der Gemarkungsgrenze zwischen Reppist und dem Jüttendorfer Gemeindeholz. Die Fabrik nimmt die Produktion zunächst mit 2 Pressen auf.
1900 gehen die Werke in den Besitz der Elzer Grubengewerkschaft Elze/Hannover über. 1913 erfolgt die Umbenennung in Viktoria II, da die Niederlausitzer Kohlenwerke AG (NKW) die Anteilsmehrheit an Henckels Werken übernehmen. Eine Fabrik namens Viktoria I existierte zu diesem Zeitpunkt bereits, deshalb erhält das Werk den Zusatz 2. Im Zuge der Arisierung jüdischen Besitzes wechselt Viktoria II Ende der 1930er Jahre zu den Anhaltischen Kohlenwerken (AKW). 1948 erfolgt eine letzte Umbenennung in Morgenrot. Unter diesem Namen sollte die Brikettfabrik noch knapp 40 Jahre Briketts produzieren. Im Jahr 1986 endet nach 116 Jahren die Produktion in dieser Fabrik . Das Gelände wird dem voran schreitenden Tagebau Meuro geopfert. Den Titel, der am längsten produzierenden Brikettfabrik kann ihr keiner mehr nehmen!
Die Postkarte zeigt den Blick von Norden auf die Schornsteine von Henckels Werken. Doch nicht alle gehören tatsächlich dazu. Die, kleiner im Hintergrund sichtbaren, gehören zur Brikettfabrik Friedrich Ernst, die auf der nächsten Postkarte zu Ehren kommt...

Senftenberg
G.R. Ziethe, Senftenberg, N.-L.
10 23241*
Aufnahme <= 1911
Sammlung Fred Förster
Brikettfabrik Pfännerschaft steht auf der Postkarte. Bekannt ist das darauf abgebildete Werk unter vielen Namen:
  • Schöppenthau & Wolff
  • Friedrich Ernst
  • Hallesche Pfännerschaft
  • Impuls
  • Erbaut 1876 vom Glaswerksbesitzer Max v. Schöppenthau wurde die Fabrik nebst dem auf dem Gelände befindlichen Glaswerk im Jahre 1906 von der Halleschen Pfännerschaft übernommen. Im Zuge dieser Aktion erhielt sie den Namen Friedrich Ernst. Am 21. November 1948 wurde sie nochmals umbenannt – in Impuls. Über hundert Jahre produzierte die Fabrik ohne nennenswerten Unglücke, abgesehen vom dreisten Diebstahl von 300 Dosen Leberwurstaufstrich...

    Senftenberger Anzeiger (1918)
    ...bis sich am 24. Juni 1978 eine folgenschwere Kohlenstaubexplosion ereignet. In deren Gefolge kommt es zu Einzel- und Flächenbränden in der näheren Umgebung der Unglücksstelle. Stundenlang kämpften die Feuerwehren gegen den Brand. 2 Arbeiter kamen bei der Explosion ums Leben, weitere wurden zum Teil schwer verletzt.
    Da die Zerstörungen zu stark waren, wurde die Fabrik nie wieder in Betrieb genommen.
    Senftenberg
    Graph. Verl.-Anstalt GmbH Breslau
    28069
    Aufnahme <= 1908
    Sammlung Matthias Gleisner
    Senftenberg
    Hermann Zapp, Bankdirektor aus Frankfurt/Oder meldet 1871 die Braunkohlengrube Marie bei Reppist an und beginnt sogleich mit der Errichtung einer Brikettfabrik westlich des Dorfes. Ende 1872 nimmt Marie die Produktion mit 2 Pressen auf. Fünf Jahre später muss das Unternehmen Konkurs anmelden. Die Fabrik wird verpachtet. Pächter sind Gustav Schaede (Zeitzer Eisengießerei und Maschinenbau AG) und Gustav Heine (Mariengrube Gruhl & Co.). In den Folgejahren entwickelt sich die "Mariengrube" zu den führenden Brikettproduzenten im Revier.

    Senftenberger Anzeiger (1885)
    Die Anhaltischen Hohlenwerke AG (AKW) fassen 1889 durch den Erwerb der Firma Mariengrube Gruhl und Co. im Senftenberger Revier Fuß. Die Fabrik erhält den Namen Marie I. 1907 kommt es zu einer verheerenden Kohlenstaubexplosion - 7 Bergleute sterben. 1948 erfolgt eine letzte Umbenennung in Clara Zetkin. 1967 wird die Fabrik stillgelegt. Einige Gebäude werden unter anderem als Polytechnisches Zentrum weiter genutzt. 1985 wird das Gelände überbaggert.
    Was genau auf der Postkarte zu sehen ist, kommt für mich nicht klar heraus. Unter Umständen sind auch Teile der benachbarten Fabrik Matador abgebildet. Was mich auch gleich zum nächsten Vertreter der Zunft bringt...

    Senftenberg
    Verlag von G.R. Ziethe, Senftenberg.
    8491
    Aufnahme <= 19??
    Sammlung Norbert Jurk
    Der Titel von AK_Rep 004_1 suggeriert, dass hierauf tatsächlich zwei Brikettfabriken abgebildet sind. Und das glaube ich auch zunächst einmal. Einerseits handelt es sich um eben besprochene Fabrik Marie I der AKW und andererseits um die Reschke'schen Kohlenwerke, die auch unter Matador bekannt sind.

    1884 erfolgte die bergbehördliche Anmeldung der Gebrüder Reschkeschen Braunkohlenwerke, Marie bei Reppist. Die zugehörige Brikettfabrik wird unmittelbar südlich der Brikettfabrik Mariengrube (Gruhl & Co.) errichtet. 1909 - Die Matador Bergbau GmbH wird als Gemeinschaftsunternehmen der Ilse BAG und Eintracht AG gegründet. Fortan trägt die Reschke'sche Grube Marie den Namen Matador. 1927 kommt es zu einer zeitweiligen Stilllegung der Produktion. In den Folgejahren, vor allem im Zuge der Arisierung jüdischen Eigentums, konnte die Matador GmbH ihren Einfluss stark ausbauen (Erwerb von Bertha, Viktoria I).
    Nach 1945 trug die Brikettfabrik noch 7 Jahre den Namen Matador, bevor sie 1952 in der zuvor in "Clara Zetkin" umbenannten Fabrik Marie I aufging.


    Senftenberg
    Photo u. Verlag von
    Emil Weißgärber, Senftenberg L.
    Aufnahme <= 19??
    Sammlung Georg Messenbrink
    Von den Reppister Fabriken bewegen wir uns geografisch in Richtung Nordosten und gelangen so zur Brikettfabrik Anna-Mathilde
    Im Januar 1903 meldet der Senftenberger Anzeiger:
    Industrielles. Ilse, Bergbaugesellschaft. Die Verwaltung theilt uns folgendes mit: Die wachsende Nachfrage nach den Briketts der Gesellschaft veranlaßte die Verwaltung, schon seit längerer Zeit das Projekt einer vierten Brikettfabrik zur Ausbeutung des alten umfangreichen Ostfeldes der Grube Ilse in Erwägung zu ziehen. Um jedoch eine Vermehrung der Gesammtproduktion des Lausitzer Bezirkes durch einen Neubau zu vermeiden, wurden Verhandlungen mit der Firma Schöppenthau & Wolff in Senftenberg angeknüpft behufs Erwerbung der vor zwei Jahren neuerbauten Brikettfabrik Anna Mathilde nebst allem Zubehör und Kohlenfeldern.
    Diese Verhandlungen haben zu dem Ergebniß geführt, daß das genannte Werk für den Preis von 1,500,000 Mk. in den Besitz der Grube Ilse, Bergbau-Aktien-Gesellschaft übergehen wird. Von diesem Kaufpreise sind 500,000 Mk. durch Uebergabe neuer Ilse-Aktien, zum Nennwerth gerechnet, zu begleichen, während die restlichen 1,000,000 Mk. in verschiedenen Raten in baar zahlbar sind. Zur Durchführung der Transaktion wird auf den 3. Februar eine außerordentliche Generalversammlung einberufen, in der die Gesellschaftsorgane beantragen das Aktienkapital um 500,000 Mk. zu erhöhen und diese 500,000 Mk. mit Dividendenberechtigung ab 1. Januar 1903 der Firma Schöppenthau & Wolff zur theilweisen Belegung des derselben zu gewährenden Kaufgeldes zu überweisen. Der Erwerb der Brikettfabrik Anna-Mathilde bezweckt die vortheilhafte Ausnutzung des unmittelbar angrenzenden Ostfeldes der Grube Ilse durch einen demnächst in Angriff zu nehmenden Tagebau und ermöglicht so, von dem sonst erforderlichen Neubau einer weiteren Brikettfabrik abzusehen. - Das Aktienkapital der Gesellschaft betrug bisher 5½ Millionen Mark.

    Nach dem II. Weltkrieg wurde die Brikettfabrik im Rahmen von Wiedergutmachungen des deutschen Volkes gegenüber der Sowjetunion demontiert und in die UdSSR verbracht. Einzig mit der "Kraftzentrale" konnten die Russen offenbar nichts anfangen. Wohin die Anlagen konkret gebracht wurden und ob diese jemals wieder in Betrieb gingen, ist ungewiss.

    Senftenberg
    Verlag: Atelier Th. Wenzel,
    Inh. Otto Zeschke, Berlin O,
    Andreasstr. 28
    Aufnahme <= 1919
    Sammlung Fred Förster

    Schaute man einst von der Brikettfabrik Anna-Mathilde in gerader Linie westwärts, dann konnte man bei guter Sicht den Schornstein einer weiteren Fabrik erkennen: Bertha.
    Bertha wird wahlweise Rauno oder Sauo zugeschrieben. Die Grundsteinlegung erfolgte im Februar 1902. Der Senftenberger Anzeiger berichtete:
    Senftenberg, 22.Februar - Am vorigen Donnerstag Nachmittag 3 Uhr hat die feierliche Grundsteinlegung zum Bau der Brikettfabrik der neuen Sauoer Grube Bertha auf der Baustelle an der Sauo-Raunoer Straße stattgefunden, nachdem derselben um 1 Uhr ein Festmahl der Firmeninhaber der Frdr. Hoffmann Werke im Comptoirsaal zu Gr.Räschen, zu welchem auch die Herren Directoren, Herr Prediger Jumtow und Herr Baumeister Pusch geladen waren, vorausgegangen. Die Ansprache bei der Grundsteinlegung hielt Herr Pastor Jumtow in vortrefflicher Weise und auch bei den dann folgenden üblichen Hammerschlägen wurde noch so mancher herzliche Wunsch für das Gedeihen des Unternehmens ausgesprochen. Dasselbe ist in größerem Umfange geplant und sollen außer der Brikettfabrik, welche 12 Kessel und 8 Pressen umfassen wird, auch noch ein Kantinengebäude mit 3 Gastzimmern, Zechensaal und Fremdenzimmern, sowie ein Directionsgebäude und ein Doppel-Familienhaus für Beamte gebaut und das Ganze durch einen Bahnstrang mit der Brikettfabrik Grube Viktoria und dem Werkssitz in Gr.Räschen verbunden werden.
    Die zum Bau erforderlichen ca. 24 Millionen Mauersteine werden auf einem sofort anzulegenden Schmalspurgleis von Groß-Räschen nach der Baustelle transportirt. Die Ausführung des baldthunlichst zu beginnenden Baues ist dem Baumeister Alb. Pusch von hier übertragen, welcher damit den 6. Brikettfabrik-Neubau bewirkt; die Maschinen etc. liefert die Zeitzer Maschinenfabrik, während die Dacharbeit eine Halle'sche Firma ausführen wird. - Die Ausführung des Unternehmens wird zahlreichen Arbeitsuchenden guten Verdienst geben und ist dies bei den jetzigen und im Sommer noch sich jedenfalls vermehrenden anderweitigen Betriebs-Einschränkungen doppelt freudig zu begrüßen.

    Viele Jahre nach der Inbetriebnahme geht die Brikettfabrik in den Besitz der Niederlausitzer Kohlenwerke (NKW) über. Wie schon weiter oben erwähnt, übernimmt im Zuge der Enteignung jüdischen Eigentums, die Matador GmbH Ende der 1930er Jahre den Betrieb. Nach Ende des II. Weltkriegs erfährt die Fabrik eine Umbenennung in Rosa Luxemburg. Am 27.September 1974 erfolgt die Stilllegung der Brikettfabrik und 1976 wird das ehemalige Betriebsgelände vom Tagebau Meuro überbaggert.


    Senftenberg
    A. Lehmann, Cottbus,
    Ostrowerstr. 4
    30450a
    Aufnahme <= 19??
    Sammlung Irene Uhlmann
    Im äußersten Norden des Einzugsgebietes von www.gruss-aus-senftenberg.de befand sich einst eine Brikettfabrik, die scheinbar so klein und unbedeutend war, dass sie in vielen Veröffentlichungen überhaupt keine Erwähnung findet. Es handelt sich um die Brikettfabrik Marie 3.
    Diese ging ca. 1906/1907 in Betrieb um die Kohle des gleichnamigen Tagebaus zu Briketts zu verarbeiten. Eine Auflistung der Belegschaftsstärken der Grubenbetriebe (also wahrscheinlich Grube+Fabrik) aus dem Jahr 1906, gibt für Marie 3 eine Zahl von 60 an.
    Im Vergleich dazu:
  • Marie I bei Reppist - 395
  • Henckels Werke b. Senftenberg - 345
  • Anna Mathilde bei Sedlitz - 502
  • Reschkes Grb. Marie b. Reppist - 283
  • Friedrich Ernst bei Senftenberg - 285
  • Meurostolln bei Senftenberg - 362
  • Stadtgrube bei Senftenberg - 190
  • Hörlitzer Werke - 126
  • Bertha bei Sauo - 380
  • Weitere Informationen zu Marie 3 sind lückenhaft und teilweise widersprüchlich, weshalb ich mich nicht weiter guten Gewissens in die Dokumentation vertiefen möchte.

    Senftenberg
    Verlag G.R. Ziethe, Senftenberg
    07 24623
    Aufnahme <= 1907
    Sammlung Matthias Gleisner
    Senftenberg

    Begeben wir uns mittels AK_Hoe 016_2 auf etwas vertrauteres Terrain. Das Motiv als solches ist bereits bekannt. Abgebildet sind wieder einmal gleich zwei Brikettfabriken die in enger Nachbarschaft in Senftenberg II lagen. Links sehen wir die Fabrik Stadtgrube und rechts die Fabrik Meurostolln.
    Die Informationslage bzgl. Stadtgrube ist dünn. Angeblich wurde die Fabrik 1878 erbaut. Sie produzierte nach derselben Quelle bis 1925 und war auch unter dem Namen "Leuter(t)s Werke" bekannt.

    Senftenberger Anzeiger (1900)
    Die Förderleistung, sowie die Produktionszahlen an Briketts der Stadtgrube rangierten eher am unteren Ende. Im Jahre 1900 belegte die Stadtgrube den letzten Platz unter den Gruben des Senftenberger Reviers.


    Mehr Informationen gibt es zur Brikettfabrik Meurostolln. Diese wurde im Jahr 1889 in Betrieb genommen und bestand unter diesem Namen (was eine absolute Ausnahme ist) bis zum Jahr 1995. Im Laufe dieser langen Geschichte wechselten mehrmals die Besitzer und die Produktion wurde technisch kontinuierlich aufgerüstet.
    1945 wurden die Anlagen sogar im Rahmen von Reparationen an die Sowjetunion vollständig abgebaut. In den Jahren 1946/47 erfolgte der Wiederaufbau unter dem altbekannten Namen und die Produktion wurde nach der Zwangspause wieder aufgenommen.

    Zwei weitere Brikettfabriken, die Hörlitzer Werke und Elisabethglück befanden sich ebenfalls im Bereich Hörlitz/Senftenberg II. Von beiden kann ich leider mangels Masse keine (neuen) Motive vorstellen. Von den Hörlitzer Werken fehlt bislang jegliche Abbildung auf einer Postkarte.
    Bevor ich zur letzten Brikettfabrik komme, möchte ich dem interessierten Publikum die Lage und Verteilung der heute vorgestellten, und auch der beiden nicht vorgestellten, Fabriken auf einem Lageplan vor Augen führen.

    Ganz am unteren Ende des Lageplans finden wir einen grünen Kreis für die Brikettfabriken Marga 1 und 2. Ich denke, jeder der eine gewisse Zeit in Senftenberg oder Brieske verbracht hat, kann sein eigenes Lied über dieses Werk singen...
    Senftenberg
    Verlag: Wilhelm Brückner,
    Buch- u. Papierhandlg., Senftenberg, N.-L.
    5747
    Aufnahme <= 1919
    Sammlung Fred Förster
    Die beiden Brikettfabriken Marga I und II, die 1906 bis 1908 und 1910 bis 1912 errichtet wurden, waren damals mit folgenden Hauptausrüstungen die leistungsfähigsten Anlagen ihrer Art:
    50 Röhrentrockner
    39 Buckenauer Pressen, davon eine Doppelpresse
    8 Naßdienstaufbereitungssysteme und
    4 Jalousiekühlhäuser.
    Aufgrund der günstigen Absatzlage konnte die Jahresproduktionsmenge an Briketts bedeutend erhöht werden. Sie stieg von 10 464 t im Jahr 1908 auf 1 039 902 t 1929.
    In den Jahren 1936/37 wurde ein umfangreicher technischer Umbau der Fabriken durchgeführt. Das geschah auch deshalb, um die höheren Qualitätsanforderungen der Braunkohle-Benzin-Aktiengesellschaft (BRABAG), Werk Schwarzheide, zur Herstellung von synthetischem Benzin aus Braunkohle zu erfüllen.
    Mit dem Einbau von zwei Zwillingspressen 1940 ist eine weitere Leistungssteigerung erreicht worden. Die Produktionsmenge stieg auf 1 212 849 t im Jahr 1944. Im Rahmen der Reparationsleistungen nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte im Jahr 1945 die Demontage eines Teils der Ausrüstungen. Die Jahresproduktionsmenge betrug bis dahin nur noch 447 581 t.
    1946 konnte man die Fabrik I mit drei Pressen wieder in Betrieb nehmen. In den Jahren 1947/48 wurde die Fabrik II wieder aufgebaut, so daß Ende 1948 die ursprüngliche Kapazität wiederhergestellt war. (Produktionsmenge 1950: 1 146 727 t).
    Die gesellschaftlichen Veränderungen im Jahr 1989, der folgende Rückgang der Industrieproduktion, der Wegfall energieintensiver Prozesse und der Umstieg auf andere Energieträger hat zu maßgeblichen Bedarfsrückgängen bei Braunkohle und Braunkohleprodukten geführt. Die direkten Auswirkungen auf die Brikettproduktion in Brieske waren deutlich. Die Jahresmengen sanken von 1 428 000 t 1990 auf 400 381 t 1992. Die Fabriken Brieske stellten 1991 (I) und 1992 (II) die Produktion ein.
    aus "Brikettfabriken und Kraftwerk Brieske" , LMBV (1999)