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Älteres


- Senftenberg, 27. Dez. 1926 - Gerade saß die Bevölkerung gemütlich beim Karpfenabendbrot am heiligen Abend, als um 7.15 Uhr die Sirene der Feuerwehr ertönte und die Mitglieder der Wehr aus ihrer Gemütlichkeit aufscheuchte. Gleich darauf erscholl in den Straßen der inneren Stadt auch schon der Schreckensruf: "Die Deutsche Kirche brennt!" Gottseidank bewahrheitete sich dies nicht. Es handelte sich vielmehr um einen einfachen Brand des Schornsteins links vom Chor mit starker Rauchbildung, der durch nachfeuern von Hobelspänen beseitigt werden konnte, sodaß die Wehr mit ihren Schlauchleitungen nicht erst einzugreifen nötig hatte.

- Senftenberg, 28. Dez. 1929 - Ein Schadenfeuer entstand gestern kurz vor Mitternacht auf dem Grundstück Wiesenstr. 15 (Besitzer Hallesche Pfännerschaft). Es war der Hühnerstall in Brand geraten. Die Feuerwehr war schnellstens zur Stelle, so daß größerer Schaden vermieden werden konnte. Bei dem Brande kamen mehrere Hühner ums Leben. Die erste Hilfe bei einem Unfall während der Löschhilfe leistete die Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz.

- 1931 Schadenfeuer. Gestern nachmittag gegen 15.45 Uhr wurde die Freiwillige Feuerwehr nach der Calauer Straße in die Laubenkolonie nächst der Werksbahn der Halleschen Pfännerschaft gerufen. Hier war der dem Sattler G. gehörige Schuppen in Brand geraten. Das Feuer breitete sich schnell aus. Es gelang gerade noch, von dem Viehbestande zwei Schweine zu retten. Eine größere Anzahl Kaninchen kamen in den Flammen um. Vermutlich hat das Feuer von einem kleinen eisernen Ofen seinen Ausgang genommen. Der Brand wurde durch die Werksfeuerwehr der Halleschen Pfännerschaft gelöscht. -
(Stubenbrand.) Im Haushalt L. in der Lessingstraße ereignete sich gestern nachmittag ein Stubenbrand, der leicht schlimme Folgen hätte zeitigen können. Nach den bisherigen Ermittlungen haben Kinder in der Nähe der Gardinen mit brennenden Kerzen gespielt. Dabei fing die Gardine Feuer, fiel auf das Bett und setzte auch dieses in Brand. Auf die Hilferufe der Kinder eilten hilfsbereite Nachbarn herbei. Die Gefahr konnte dann schnellstens beseitigt werden. Zum Weihnachtsfest ist besondre Vorsicht am Platze.

Mit diesen Tatsachenberichten aus dem Senftenberger Anzeiger aus Zeiten "zwischen den Jahren" möchte ich auf die nachfolgenden Motive einstimmen, die alle mehr oder weniger mit Feuerwehr zu tun haben.

Den Anfang macht eine sehr frühe Aufnahme, die ich bereits schon einmal in der colorierten Fassung vorstellen konnte. Ich habe mich bezüglich des Motivs mittlerweile auf <= 1905 festgelegt, weil Anzeichen an den ungelaufenen Postkarten selbst darauf schliessen lassen. Sie verfügen nämlich (noch) nicht über eine geteilte Adressseite. Diese wurde erst im Jahre 1905 eingeführt.
Verlag v. C.G. Grubann
720
Aufnahme <= 1905
Sammlung Erika Fischer
Senftenberg
Senftenberg
Datumstechnisch noch schwieriger gestaltet sich die rechte Abbildung. Dass es sich tatsächlich um die Senftenberger Wehr handelt, dafür steht der Herr in der 2. Reihe von unten, 5. von rechts - Oberbrandmeister Wilhelm Kaiser. Ihn habe ich schon auf den meisten anderen Fotografien mit Feuerwehrbezug identifizieren können.
"Gefühlt Ende der 1930er Jahre" würde ich sagen. Wo das Ganze aufgenommen wurde, bleibt solange im Dunkeln, bis sich jemand findet, der sich mit schemenhaften Hausfassaden auskennt...

Emil Weissgärber
Photograph
Senftenberg N/L
Aufnahme <= 19??
Sammlung Frank Vogel
Senftenberg
Nicht nur die Senftenberger verfügten über eine schlagkräftige Wehr. Auch die umliegenden Gemeinden "hielten" sich eine respektable Anzahl Floriansjünger. Auf nebenstehend abgebildeter Fotopostkarte sehen wir die versammelte Freiwillige Feuerwehr Grosskoschen, die im Oktober 1924 gegründet wurde. Das Spritzenhaus, welches ebenfalls zu sehen ist, wurde am 30.06.1929 eingeweiht und ich behaupte, dass die Aufnahme exakt an diesem Datum gemacht wurde.

Die Chronik "Historische Einblicke Großkoschen 1408 - 2008" liefert zu besagtem Ereignis ein Foto, das deutliche Parallelen zu der Postkarte aufweist.

Senftenberg
Leonar
2986
Aufnahme = 30.06.1929
Sammlung Fred Förster
Senftenberg
Z 42
Photo-Atelier Ernst Wenzel,
Senftenberg, Calauerstr. 13,
Tel. 283
Aufnahme <= 1940
Sammlung Christian Petsch
Ich habe den abgedroschenen Spruch "Nicht schön, aber selten" in der Vergangenheit hin und wieder verwendet. Auch für diese Ansicht aus Buchwalde trifft dieser meiner Meinung nach ins Schwarze. Nicht nur, dass das Motiv an sich extrem selten ist, auch sehen wir erstmals nicht den Gasthof "Drei Linden" auf einer Ansichtskarte aus Buchwalde.
Über die Aufschrift Buchwalde über Senftenberg/L. habe ich mir auch so meine Gedanken gemacht... Ich kenne eine ähnliche Postkarte auf welcher "Sorno über Neu-Petershain" steht. Nimmt man die Himmelsrichtung Norden als "oben" an, so lag Sorno geografisch unter Neupetershain, wie auch Buchwalde neben Senftenberg liegt. Das kann es also nicht gewesen sein!
Vielmehr deutet das Wort "über" an, über welches Postamt Karten und Briefe nach Buchwalde bzw. Sorno liefen.
Warum man diese Information jedoch auf Ansichten verewigte, die aus dem enstprechenden Ort verschickt wurden, erschliesst sich mir noch nicht so recht.

Der Feuerwehrbezug ist bei diesem seltenen Motiv auch gegeben... der Steigerturm des Buchwalder Spritzenhauses ist in der Mitte der Ansicht erkennbar.
In diesem Zusammenhang hätte ich nur allzu gern auch die drei unten abgebildeten Motive vorgestellt, aber meine Bemühungen den Verbleib der Originale zu ermitteln, führten bislang ins Leere...


Mit diesem Inserat aus der Weihnachtsausgabe des Senftenberger Anzeiger des Jahres 1912 begann vor 101 Jahren die Erfolgsgeschichte des Senftenberger Passage-Kinos.
In den Anfangsjahren war das Lichtspieltheater eines von mehreren, wobei die Konkurrenz im Wesentlichen in bestuhlten und zum Kintopp umfunktionierten Sälen von Gastwirtschaften in und um Senftenberg bestand. Ein "richtiges" Kino war dabei höchstens das, unter unterschiedlichen Namen agierende Kino im Stadtkeller am Senftenberger Neumarkt. Und selbst bei dem habe ich derzeit keine gesicherten Informationen, ob das nicht im Grunde auch nur ein multifunktional genutzter Saal war.
Ganz anders also das Passage-Kino in der Kaiser-Friedrich-Strasse 3. Die beiden nachfolgenden Abbildungen illustrieren den Zustand des Hauses kurz nach Eröffnung. Links das Eingangsportal und rechts ein Blick in den Zuschauerraum.

Senftenberg
Aufnahme <= 1913
Sammlung Wilhelm Petsch
Senftenberg
Aufnahme <= 1913
Sammlung Wilhelm Petsch
Inspiziert man die Wandmalerei auf der Innenansicht, kann man die kleine Luke erkennen, hinter der sich das Reich des Filmvorführers und seiner Technik befand. Selbige ist auf der rechten Abbildung zu sehen. Derartige Apparaturen werden heutzutage überhaupt nicht mehr eingesetzt. Die Streifen, die in den heutigen Filmtempeln laufen, werden auf Festplatten angeliefert!

Senftenberg
Aufnahme <= 1913
Sammlung Wilhelm Petsch
Die Frage, warum die Betreiber den Namen Passage - Kino wählten ist auch relativ schnell beantwortet: Um zum eigentlichen Kinogebäude zu gelangen, mussten die Besucher zunächst durch das oben links erkennbare Portal, eben die Passage, laufen. Dahinter befand sich ein kleiner Innenhof. Dieser ist auf den nachfolgenden beiden Aufnahmen aus zwei entgegengesetzten Positionen abgebildet, welche die Gegebenheiten ca. 1924 wiedergeben. Ich habe Aufnahmen vom Anfang der 1970er Jahren vorliegen, die zeigen, dass sich das Ganze zu dieser Zeit auch nicht wesentlich anders darstellte.
Senftenberg
Aufnahme <= 1924
Sammlung Wilhelm Petsch
Senftenberg
Aufnahme <= 1924
Sammlung Wilhelm Petsch
Persönlich kenne ich diese baulichen Gegebenheiten überhaupt nicht. Meine Kinozeit begann erst nachdem das an der Strasse liegende Gebäude und dessen Nachbarhäuser bereits abgerissen waren.
Das Passage-Kino überlebte relativ unbeschadet den 2. Weltkrieg und nahm schon kurze Zeit danach den Betrieb mit Genehmigung der SMA wieder auf. 1949 verpachtete die Familie Petsch das Lichtspielhaus und 1981 erfolgte der Verkauf an den Bezirkslichtspielbetrieb Cottbus. Zwei Jahre darauf erhielt das Kino den Namen "Filmtheater Freundschaft". Nach der politischen Wende in der DDR kehrte man zum alten Namen zurück. Vor allem die nachfolgenden demografischen Veränderungen, sowie die plötzlich wachsenden Alternativen der Freizeitgestaltung machten dem einzigen Kino im Jahr 1998 jedoch den Garaus. Seitdem ist Senftenberg "kinofreie Zone"...

Damit verabschiede ich mich für die Feiertage vom aktuellen Geschehen auf www.gruss-aus-senftenberg.de. Ich wünsche allen Unterstützern und Freunden dieses Projektes ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest. Wem die Zeit bis zur nächsten Neuvorstellung zu lang ist, der kann sicher innerhalb der zurückliegenden Beiträge das Eine oder Andere (wieder) entdecken.


Christmarkt im Kabarett "Vaterland" Senftenberg

... wurde auf die bildabgewandte Seite der heutigen Postkarte gedruckt.
Bildseitig erhalten wir einen Blick auf das leidlich weihnachtlich/winterlich geschmückte Interieur besagten Etablissements.
Wer genau hinschaut, erkennt auf dem grossen Wandteppich eine Zeichnung, die den Senftenberger Marktplatz darstellen soll.
Die Aufnahme wurde wahrscheinlich im Jahr 1926 gemacht. Anhaltspunkt dafür ist unten abgebildetes Inserat aus dem Senftenberger Anzeiger. Vergleichbares konnte ich in keinem anderen (in Frage kommenden) Jahrgang entdecken.

Senftenberger Anzeiger (1926)
Senftenberg
Photograph Käding, Senftenberg
R 6581 25
Aufnahme <= 1927
Sammlung Norbert Jurk

Schon gespenstisch wie da der Rauch von Friedrich Ernst langsam westwärts weht...
Das heutige Bild wurde vom Kirchturm der Deutschen Kirche gemacht und zeigt die Bahnhofstrasse mit (vor-)weihnachtlicher Illumination. Das damalige Wetter ist augenscheinlich mit dem aktuellen konform. Wann die Aufnahme konkret gemacht wurde, ist nicht ganz sicher. Die <= 1936 ist zugegeben eine vorsichtige Schätzung von mir.
Einziger Anhaltspunkt: Das Motiv wurde in einem 4-fach-Faltblatt des Wirtschafts- und Verkehrsvereins e.V. Senftenberg N.-L. verwendet. Alle Anzeichen darin sprechen für eine Veröffentlichung desselben nach 1933.

Mit Hilfe der Aufnahme wollte man die jährliche Aktion "Senftenberg im Weihnachtslicht" illustrieren. Diesbezüglich möchte ich wieder einmal auf die bewegten Bilder zum Thema verweisen, die man ebenfalls hier finden kann.

Die Berichterstattung des Senftenberger Anzeiger zu Senftenberg im Weihnachtslicht 1936 liest sich auszugsweise folgendermassen:

Die Vorbereitungen des Städtischen Verkehrsamtes für einen schönen und würdigen Rahmen der diesjährigen Advents- und Weihnachtszeit sind abgeschlossen. Die ersten Vorboten des ewig grünen Tannenbaums haben bereits ihren Einzug gehalten. Senftenberg, der Mittelpunkt des heimischen Braunkohlenbergbaus, wird damit auch in diesem Jahre wieder ein schönes festliches Gewand anlegen. Die Häuser der Innenstadt werden über und über mit Weihnachtsbäumen und Adventskerzen geschmückt, Tausende Kerzen werden im weihnachtlichen Glanze erstrahlen, den Senftenberger Markt wird ein überlebensgroßer Bergmann zieren, der zugleich Symbol und Mahner für Senftenberg als Bergmannsstadt sein wird.
...
Zur Erleichterung des Verkehrs ist es dem Städtischen Verkehrsamt gelungen, eine Reihe von Verkehrserleichterungen bei der Reichsbahn und bei der Reichspost zu erzielen und an den Hauptverkehrstagen aus Richtung Annahütte, Klettwitz, Lauchhammer, Zschornegosda, Naundorf b.R., Renate, Dobristroh einschl. Grube Ilse Sonderfahrten einzurichten.

Senftenberg
Aufnahme <= 1936
Archiv der Stadt Senftenberg
Senftenberger Anzeiger (1936)