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Älteres


Senftenberg   Senftenberg   Senftenberg
Verlag: Erich Krause,
Papierhandlung, Senftenberg, N.-L.
Aufnahme <= 1918
Sammlung Fred Förster
Senftenberg
Mühlbach's Postkarte,
Verlag Reinhard Rothe, Meissen.
R 46196
Nr.954
Aufnahme <= 1922
Sammlung Erika Fischer
Senftenberg
Verlag von Br. Pulczynski,
Senftenberg, Lausitz.
R 13420
98892
Aufnahme <= 19??
Sammlung Matthias Gleisner
Darf ich vorstellen? Das 1. Senftenberger Heimatmuseum. Klingt komisch, ist aber so. In diesem kleinen Bauwerk, gemeinhin als Pulvertürmchen bekannt, begann die Geschichte des Senftenberger Heimatmuseums, welches heutzutage das gesamte Gebäude des Schlosses einnimmt.

Wir schreiben den 3. Oktober 1907 und auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung steht an 5. Stelle der Antrag des Herrn Lehres Mingau um vorläufige Überlassung des Pulvertürmchens zur Benutzung für Sammlungen von Altertümern, welche auf die Geschichte Senftenbergs Bezug haben. In der Berichterstattung über die Versammlung ist davon die Rede, dass besagter Antrag sympathisch aufgenommen wurde und auch Kollegium erkennt dies an und tritt dem Beschlusse des Magistrats genehmigend bei.

Schon wenige Tage nach dem Beschluss begann Mingau die Werbetrommel zu rühren, um die Sammlung von Dingen mit heimgeschichtlichem Bezug zu forcieren. Im Senftenberger Anzeiger erschien folgender Aufruf:

Senftenberger Anzeiger (1907)

Heimatmuseum

Senftenberg, 18. Oktober. Rastlos schnell eilt unsere Zeit dahin, fortwährende Aenderungen schaffend, Altes verwerfend, Neues wirkend. Das Alte, oft Schöne, verschwindet, kommt aus der Mode, um nach Jahrzehnten wieder ans Tageslicht gezogen und als modern gepriesen zu werden oder uns die Kunstfertigkeit längst entschwundener Geschlechter zu offenbaren.
Ortschaften bekommen ein anderes Aussehen; das Alte stürzt, es ändern sich die Zeiten.
Ob es sich nicht lohnte, Erinnerungen an vergangene Tage und Stätten zu sammeln und für die Allgemeinheit zugänglich zu machen, dem Nachwuchs zu zeigen, wie manches früher aussah, wie der Fortschritt auf den einzelnen Gebieten schrittweise erfolgt ist? Wäre es nicht dankbar, planmäßig daran zu gehen, hier in Senftenberg eine Sammlung zu schaffen, wie es an vielen Orten schon geschehen ist? Cottbus, Lübbenau, Forst, Guben besitzen bereits Museen für Altertümer - Heimatmuseen. Senftenberg mit seiner wechselvollen Geschichte, seinem veränderten Erwerbsleben, seiner an kulturhistorischen Objekten reichen Umgebung hat noch kein derartiges Institut. So manches Volksaltertum könnte der Vergessenheit entrissen und für unseren Ort erhalten geblieben sein, das von umherschwärmenden Händlern leider fortgeschleppt worden ist. Aber trotzdem ist unsere Stadt und Umgebung nicht so abgegrast, daß nichts mehr zu finden wäre.
Der Zweck dieser Zeilen soll sein, das Interesse auf dieses Gebiet zu lenken resp. für dasselbe zu erwecken. Es muß und wird auch bei uns dahin kommen, daß, wenn sich jemand solcher Sammlungsgegenstände entäußert, er sie lieber im Heimatmuseum pietätvoll aufbewahrt wissen will, als daß sie in die Hände der Antiquitätenhändler kommen. Hoffen wir, daß der Lokalpatriotismus sich auch nach der Hinsicht willig zeige, Kultur- und Wirtschaftsaltertümer, die oft nur noch in der Rumpelkammer ein wenig rühmliches Dasein fristen, bereitwillig für das im Entstehen begriffene Heimatmuseum zu spenden.
Und wieviel höher sieht ein solches inbezug auf Nutzen für die Allgemeinheit, den Heimatort, als Sammlungen reicher Privatpersonen, denen derartige Objekte manchmal zugewiesen werden. Niemand kann ihr Bestehen verbürgern. Wie oft ist der Tod des Besitzers die Veranlassung zum Veräußern der Gegenstände. Auch der Gedanke muß Raum gewinnen, daß eine von einer Privatperson dargebotene Gabe zum Besten der Allgemeinheit dieser nicht in späteren Jahren entzogen werden darf, wie es z.B. heute nicht selten von den rechtlichen Mitgliedern alter Innungen geschieht. Oder ist es im Einklang mit unserm Rechtsbewußtsein, wenn Zunftgegenstände, die vor Jahrhunderten mit Opfern, aber sicher auch mit Freude für das Allgemeinwohl gestiftet worden sind, von den wenigen zufälligen Mitgliedern der Zunft heute zu ihrem Besten, vielleicht gar nach auswärts, veräußert, anstatt dem Heimatmuseum zugeführt zu werden?

Was könnte wohl einem solchen Museum überwiesen werden?
1) Möbel und Hausgeräte (Urväterhausrat): Truhen, Tische, Stühle, Schränke, Kommoden, Wiegen, Uhren.
2) Prähistorische Funde: Urnen, Waffen, Werkzeuge und Geräte aus der Stein-, Bronze- und ersten Eisenzeit.
3) Gegenstände, die an geschichtliche Ereignisse erinnern: Kleider und Waffen aus den Freiheitskriegen, Erinnerungszeichen an die Kriege 1864, 1866, 1870/71.
4) Gegenstände, die die Entwicklung der Beleuchtung veranschaulichen: Feuerstein, Stahl und Schwamm, Spanhalter, Oellicht, Leuchter, Lichtputzscheren, Lampen.
5) Gegenstände, die uns erinnern an Einrichtungen im Leben der Gemeinde: Kerbholz, Spieß und Horn des Nachtwächters, Handfeuerspritze.
6) Alte historische Trachten: Dreieckiger Hut, langer Rock, Weste mit Messingknöpfen, Kniehosen, Schnallen-Schuhe, schöne eigenartige Frauen-Kleider, bunte Tücher, Bänderhauben, Perlenkappen, Stickereien.
7) Münz-Sammlungen.
8) Alte wertvolle Gefäße: Zinn, Porzellan, Ton- und Glaswaren, Krüge, Becher, Leuchter, Terrinen, Kannen, Tassen.
9) Bilder, welche den Ort oder Teile desselben in früheren Jahrhunderten darstellen.
10) Alte Bücher aller Art, Bibeln, Ortschroniken, Aufsätze und Aufzeichnungen, die den Ort und das örtliche Leben betreffen.
11) Urkunden: Kauf-, Vertrags-, Schenkungs- und Wappen-Urkunden; Lehr-, Gesellen- und Meisterbriefe auf Pergament oder Papier.
12) Ortspläne, geologische und Flurgemarkungskarten.
13) Alle Waffen von Pfeil und Bogen und Feuersteingewehren an.
14) Tier- und Pflanzenversteinerungen.
15) Erzeugnisse häuslichen Kunstfleißes z.B. Schnitzereien.
16) Gegenstände, die an Flachsbau und Flachsverarbeitung erinnern. Erzählungen vom Spinnen auf dem Spinnrad werden später wie Märchen klingen. Gar bald wird die Fabrikarbeit die Handarbeit noch mehr als heute verdrängt haben. Spinnmaterial, Spinnrad, Riffel, Brache, Hechel, Weise, Webschiffchen und dergl. werden dann interessante Anschauungsobjekte sein.
Damit ist die Reihe der sammelnswerten Objekte aber noch lange nicht erschöpft.
Ein demnächst ins Leben zu rufender "Geschichtsverein" soll sich die Pflege des neuen Museums besonders angelegen sein lassen.

Der Beitrag enthält, wie ich finde, eine Reihe von interessanten Aussagen, die auch hundert Jahre danach noch ihre Gültigkeit haben.

Doch kurz zurück zum eigentlichen Bauwerk, dem Pulvertürmchen auf dem Schlosswall: Im Zusammenhang mit diesem ist oft von einem Neubau die Rede. Neubau im Sinne von nicht so alt wie der Rest der Schlossanlage. Konsens besteht, dass das Häuschen Umbauten aber auch einen oder mehrere Neuaufbauten erfuhr. Wann und in welchem Maß ist indes rein spekulativ. Eine Publikation wirft das Jahr 1907 für den Aufbau des Türmchens in den Raum, was natürlich blanker Unsinn ist. Andere Veröffentlichungen sprechen vom "Anfang des 20 Jahrhunderts". Auch das können wir, glaube ich, in das Reich der Mythen und Legenden verdammen. Fakt ist, dass es Postkarten gibt, die nachweislich <= 1897 aufgelegt wurden und bereits das Türmchen abbilden. Ja ich gehe sogar soweit, zu behaupten, dass Camillo Ehregott Zschille das Häuschen sah, als er es vor 1890 zeichnete. Gemeint ist die Abbildung, die ich oben als Hintergrund verwendet habe und welche Bestandteil eines 18 Zeichnungen umfassenden Blattes aus dem Zyklus Getreue Abbildungen von ehemaligen und gegenwärtigen Ansichten preussischer Städte nebst deren denkwürdigsten Bauwerken ist.

Senftenberg
Aufnahme u. Verlag:
Kaufhaus Waldschmidt, Senftenberg
Aufnahme <= 1932
Sammlung Norbert Jurk
Senftenberg
Verlag: G.R. Ziethe, Senftenberg.
08 63442
Aufnahme <= 1909
Sammlung Fred Förster
Senftenberg
Verlag Erich Krause,
Papierhandlung, Senftenberg, N.-L.,
Markt 9
62729
Aufnahme <= 1929
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
E1502 12
Aufnahme <= 1913
Familie Grubann
Der Eingang zum Schloss war zu allen Zeiten der Senftenberger Ansichtskartengeschichte ein sehr beliebtes Motiv. Der Sandstein-Bau, der vermutlich aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt, trägt auf den hier vorgestellten Ansichten noch einen Kurfürstenhut. Dieser war bis zum Jahr 1815 mit einem kursächsischen Wappen versehen. Danach wurde dieses durch den hier erkennbaren preußischen Adler ersetzt. Auch auf späteren Aufnahmen aus DDR-Zeiten ist das Ensemble noch vollständig erhalten. Durch Vandalismus wurde der Wappenstein zerstört. 1999 war noch die Rede davon, den Verlust durch eine Nachbildung wett zu machen und das Walltor insgesamt wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen. Schaut man sich heute das Schlosstor an, ist vom Wappenstein weit und breit nichts zu sehen und auch das ganze Drumherum erinnert nur noch entfernt an die bekannten Postkartenmotive. Stattdessen besann man sich während der Restaurierungsarbeiten auf den Zustand der Festungsanlage, wie er sich zu Zeiten des 30-jährigen Krieges (1616 - 1648) darstellte. Das Tor ist nunmehr wieder der Eingang zu einer Poterne. So nennt man diesen leicht links verlaufenden 30 Meter langen überdachten Durchgang in das Innere der Festungsanlage.
Auf dem nachfolgenden Plan (ca. 1632) kann man den Verlauf des Ganges gut erkennen.