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Älteres


Da wir gerade bei Federzeichnungen waren... Ich präsentiere heute eine weitere Abbildung Senftenbergs, die in der gleichen Technik ausgeführt wurde. Nur fast 300 Jahre früher! Gleichzeitig markiert das nachfolgende Panorama auch die erste bildliche Darstellung unserer Stadt. Zumindest eine von der wir Kenntnis haben. Und sie blieb auch die einzige für sage und schreibe gut 250 Jahre, denn in der Zwischenzeit entstanden nach unserem Wissensstand keinerlei weitere Zeichnungen oder Gemälde. Von Fotografien ganz zu schweigen. Erst um 1890 können wir die nächsten Ansichten Senftenbergs nachweisen. Die Original-Federzeichnung, deren Entstehungsjahr allgemein mit 1628 angegeben wird, stammt von Wilhelm Dilich (1571-1650).

Senftenberg
Aufnahme = 1628
Sammlung Matthias Gleisner
Dilich war der Sohn des Pfarrers Heinrich Scheffer von Wabern bei Kassel. Er besuchte die Gelehrtenschule in Kassel und studierte von 1589 bis 1590 an der Universität Wittenberg und bis 1591 an der Philipps-Universität Marburg. Dort lernte er den späteren Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel kennen, für den er ab 1592 als Abreißer (Grafiker) tätig war. Im Auftrag des Landgrafen unternahm Dilich Reisen und hielt sich unter anderem in Leipzig, Hamburg und Bremen auf. Er fertigte dort Zeichnungen der lokalen Gegebenheiten an. 1622 fiel er aufgrund der Überschreitung seiner Befugnisse beim Landgrafen in Ungnade und wurde inhaftiert. 1625 gelang ihm die Flucht nach Kursachsen wo er fortan als Kriegsingenieur, Kartograph, Baumeister und Vedutenzeichner im Dienst des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. in Dresden tätig war. Er stieg schließlich zum Leiter des gesamten Festungswesens und Oberlandbaumeister in Sachsen auf. Nach dem Erhalt des am 28. Juni 1627 ausgestellten Reisebriefes durch Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen reiste er durch Kursachsen, um insgesamt 17 Stadtansichten für die Dekoration des Riesensaals im Dresdner Schloss anzufertigen. Dieser Saal wurde 1627 bis 1630 von Dilich erhöht und eingewölbt. 1633 wurde das Gewölbe von Kilian Fabritius nach Dilichs Vorlagen mit sächsischen Stadtansichten ausgemalt und fertiggestellt.
Wilhelm Dilich
(Porträt von S.Fürck - 1637)

Im Zuge dessen, kam Wilhelm Dilich auch nach Senftenberg, welches zu diesem Zeitpunkt zu Kursachsen gehörte. Dabei entstand die oben abgebildete Federzeichnung. Da der besagte Saal des Dresdner Schlosses 1701 bei einem Brand zerstört wurde, können wir heute nicht mehr mit Gewissheit sagen, ob die Senftenberger Ansicht Bestandteil der Fresken war oder nicht.
Aufgrund der Tatsache, daß wir es hierbei mit der frühesten Darstellung Senftenbergs zu tun haben, dürfte die Zeichnung den meisten stadthistorisch interessierten Senftenbergern bekannt sein. Reproduktionen hiervon tauchten in einer Vielzahl von Publikationen zu diesem Thema immer wieder auf. Zuweilen fand dabei aber auch die Nachbearbeitung eines Herrn Jänichen Verwendung. Jänichen simplifizierte die Vorlage leicht und arbeitete dabei die Konturen etwas stärker heraus. Zudem verschwanden dabei die linke Legende und die rechte Beschreibung und Darstellung des Stadtwappens. Seine Version ist spätestens seit der Chronik der Stadt Senftenberg und der zum ehemaligen Amte Senftenberg gehörigen Ortschaften von Paulitz bekannt. Die "Paulitz-Chronik" erschien zunächst in Form dünner Heftchen von denen das erste 1892 veröffentlicht wurde. Sukzessive wurden über einen langen Zeitraum von Jahren weitere Fortsetzungen gedruckt, die irgendwann 1925 in eine gebundene Ausgabe mündeten. Diese Ausgabe kann man sich übrigens hier in digitalisierter Form zu Gemüte führen. Jedenfalls erschien in Heft Nummer 7 (1892) besagte Jänichen-Fassung.

Doch zurück zum Thema! Meine "Arbeitsgrundlage" ist natürlich auch kein Original. Ein solches wäre bestimmt ein kleines Vermögen wert und ich bin mir nicht einmal sicher ob das Dilich-Original überhaupt noch existiert. Irgendwann las ich, daß die Originale 1945 beim Angriff der alliierten Bomber auf Dresden vernichtet wurden. Kann aber auch sein, daß das nur Verkaufstaktik war, um Reproduktionen an den zahlenden Käufer zu bringen. Und eine solche Reproduktion befindet sich in meinem Besitz. Höchstwahrscheinlich stammt sie aus dem Buch "Wilhelm Dilichs Federzeichnungen kursächsischer und meissnischer Ortschaften aus den Jahren 1626-1629". Das Buch, welches 1907 beim Dresdner Verlag Meinhold erschien, enthält 142 von Dilichs Zeichnungen, die darin in Originalgröße reproduziert wurden. Die 31, die wir auf der Zeichnung neben dem Namen der Stadt finden, stammt sicher nicht von Dilich. Stattdessen wurden wohl für das Buch sämtliche Einzelzeichnungen durchnummeriert. Insofern ist es auch fraglich, ob der Schriftzug "Senftenberg" Bestandteil des Originals war/ist oder im selben Atemzuge nachträglich hinzugefügt wurde. Besagtes Buch kostet im Original auch schon einen dreistelligen Euro-Betrag. Da das Interesse zumeist nicht dem gesamten Werk gilt, sondern Heimatforscher und -sammler immer nur explizit an einer, nämlich DER Darstellung ihres Heimatortes, interessiert sind, werden die einzelnen Blätter des Buches auch schon einmal separat angeboten. Und so war es mir möglich die Senftenberger Ansicht für vergleichsweise wenig Geld zu erwerben.

Nachdem ich ziemlich viel drumherum zum Besten gegeben habe, möchte ich natürlich auch einige Hinweise zur Darstellung selbst liefern. Diese enthält eine Reihe interessanter Details, für die diese Zeichnung der einzige bildliche Nachweis zu sein scheint. Da wäre zum Beispiel das "Creuz Thor" (in der Zeichnung mit C gekennzeichnet). Oder aber die fremd anmutende Darstellung des Schlosses mit Türmchen und Schaufassaden. Während wir die Amtsmühle (K) am rechten Rand so ähnlich auch noch aus späterer Zeit kennen, ist der Turm auf dem Koschenberg (L) nur durch Dilich nachgewiesen. Diesen Turm, ein Wartturm, der im wesentlichen militärischen Zwecken diente, ließ zwischen 1596 und 1591 der Kurfürst Christian I. von Sachsen errichten. 1601 befand sich der Turm schon wieder in einem baufälligen Zustand. Ob das Bauwerk danach wieder auf Vordermann gebracht wurde ist unklar. Immerhin stammt aus 1628, also zu Zeiten von Dilichs Anwesenheit in Senftenberg, ein weiterer Bericht des Amtsschössers Abraham Herisch, der den schlechten Zustand des Turmes beklagt.
Eine Erneuerung des damals wieder baufälligen Turmes hat dann nicht mehr stattgefunden. Wahrscheinlich waren in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges weder Mittel noch Arbeitskräfte dazu vorhanden. Die Ruine verfiel mehr und mehr und wurde vermutlich 1633 von den Kroaten gänzlich zerstört.
Um den Bogen zur Windmühlen-Darstellung vom Sonntag zu spannen... Wir finden in Dilichs Zeichnung zwei Hinweise auf eine Windmühle, ohne daß eine solche zu sehen ist...

Vielleicht ist das ganze diesbezüglich aber auch so eine Art Suchbild, bei dem man die Zeichnung drehen und wenden muß. Gibt es so etwas heute überhaupt noch?

Achso... ich habe es auf die Titelseite geschafft... zwar nur auf die der April-Ausgabe der "Lausitzer Wasser Zeitung", aber immerhin!


Manchmal geht es echt schnell. Vor 6 Wochen habe ich an dieser Stelle versprochen "ich bleibe dran!"... Gemeint waren die bis zum damaligen Zeitpunkt abgängigen restlichen Federzeichnungen von Hermann Lorenz. Diese Federzeichnungen tauchten auf meinem Radar zuerst in Form von Ansichtskarten auf. Später fand ich weitere als Illustration in den Niederlausitzer Heimatblättern, einer periodischen Veröffentlichung aus den Jahren 1921/22, die vom Senftenberger Verlag der Gebrüder Grubann herausgegeben wurde.
Insgesamt waren mir somit vier Motive bekannt. Zwei hatte ich auf Ansichtskarten nachgewiesen. Die anderen beiden erschienen mit Sicherheit ebenfalls als Ansichtskarte. Bei dem fünften bin ich mir da nicht so sicher. Es taucht im Online-Katalog des Brandenburgischen Landeshauptarchivs auf. Und genau aus diesem Archiv habe ich mir digitale Versionen aller dort lagernden Originale kommen lassen. Dabei handelt es sich im Original nicht um Ansichtskarten sondern um Drucke, die von der gleichen Vorlage erzeugt wurden, die auch für die Ansichtskartenproduktion anno 1920 verwendet worden sind.
Ich muß gestehen, daß ich von der Qualität der Scans, wie sie von den Kollegen des Archivs angefertigt wurden, nicht zu hundert Prozent begeistert bin. Ich schiebe das auf die Verwendung dieser neumodischen Scantechnik, die in den Bibliotheken und Lesesälen Einzug gehalten hat. Buchscanner, die großformatige Scans erlauben und bei denen sich die Scaneinheit quasi freischwebend über der Vorlage befindet. Das schont zwar die teilweise wertvollen Originale, ist dann aber auch eher mit einer Fotografie zu vergleichen - Zwischen Vorlage und Scaneinheit liegen anders als beim klassischen Flachbettscanner mehrere Zentimeter Luftlinie. Und das wirkt sich auf die Schärfe und die Farbkonsistenz der Scans aus. Leider!
Aber ich schweife ab. Jedenfalls sind diese Scans das beste, was ich bis zum Auftauchen von (Ansichtskarten-) Originalen in meinen eigenen vier Wänden anbieten kann...

Senftenberg
Aufnahme <= 1920
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Senftenberg
Aufnahme <= 1920
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Beginnen möchte ich mit den beiden bekannteren Zeichnungen. Ich habe sie, genauso wie die folgende, auf das Format gebracht, in welchem auch die zwei bereits als echte Ansichtskarten vorliegenden Motive, veröffentlicht wurden. Dabei musste ich lediglich alle vier Seiten beschneiden. Das Auftauchen von Ansichtskartenversionen dieser beiden Abbildungen ist wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit. Bei dem nachfolgenden Exemplar bin ich mir, wie schon oben gesagt, nicht sicher.

Senftenberg
Aufnahme <= 1920
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Da ist zum Einen das Motiv an sich, welches schon irgendwie seltsam ist. Und dann noch der fehlerhafte Untertitel... Mühle auf den Rauöner Weinbergen.!
Ich weiß nicht so recht, was ich von der Zeichnung halten soll. Fantasie? Angesichts der Tatsache, daß die anderen vier Motive der Serie sehr realistisch sind, fällt es schwer zu glauben, daß der Künstler für Motiv Nr.5 dem Realismus abgeschworen haben soll.
Daß es in der Geschichte in unserer Gegend Windmühlen gab ist tatsächlich unstrittig. Der Windmühlenweg in Senftenberg erinnert zum Beispiel daran. Aber war das 1920, zur Zeit der Entstehung der Zeichnungen, noch so? Ich habe ehrlich gesagt meine Zweifel.
Sachdienliche Hinweise werden unter der bekannten Nummer entgegengenommen.