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Braunkohlengrube Marga bei Brieske
Im Jahre 1905 hatten Bohrungen in den Gemarkungen Brieske und Hörlitz unweit
Senftenberg ein großes Braunkohlenlager nachgewiesen, das bei 10 bis 13m Mächtigkeit
und 18 bis 30m Decke als ein gutes Tagebauvorkommen anzusprechen war. Leider lagen die
Kohlen mitten im Urstromtal, in das bisher sich noch kein Bergbautreibender der wegen
der sehr erheblichen Wassermengen, die zu erwarten waren, gewagt hatte. Fachleute waren
vielmehr der Ansicht, daß hier ein Bergbau, wenn auch technisch nicht völlig unmöglich,
so doch unter allen Umständen gänzlich unrentabel sein müsse.
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Verlag Erich Krause, Senftenberg Aufnahme <= 1912 Sammlung Norbert Jurk
Diese Ansicht hat die Verwaltung der Ilse, Bergbau-Actiengesellschaft
unter der damaligen Führung des Generaldirektors, Kommerzienrates Dr. Ing.
E.h. Gottlob Schumann, und seiner engeren Mitarbeiter Dr. Ing. E.h. Walther
Müller und Dr. Ing. E.h. Max Bähr, zunichte gemacht, und es wird - man darf
es ohne Überheblichkeit sagen - ein Ruhmesblatt in der Geschichte der Ilse,
Bergbau-Actiengesellschaft bleiben, daß, als in der Nähe von Brieske im Jahre
1906 mit der Aufschließung des Tagebaues Marga begonnen wurde, der Öffentlichkeit
gezeigt werden konnte, was menschliche Intelligenz und menschlicher Wagemut zu
leisten vermögen. Die Grube trägt den Namen der in jugendlichem Alter verstorbenen
Tochter des Kommerzienrates Schumann.
Zunächst versuchte man das Flöz durch Senkschächte im toten Wasser auszurichten.
Diese Methode versagte. Die Wasserzuflüsse waren so groß, daß in den Schächten
gar nicht genug Pumpen unterzubringen waren, um die zusitzenden Wasser zu heben.
Es wurden daraufhin andere bisher unbekannte Wege eingeschlagen, die zum Erfolge
führten: das Absenken des Grundwasserspiegels im Staffelverfahren durch Filterbrunnen
und Pumpen. Dieses bisher noch nie durchgeführte Verfahren wurde in den folgenden
Jahrzehnten für den Aufschluß neuer Tagebaue fast ausschließlich angewandt und ist
so zum Schulbeispiel geworden.
Am 14. September 1908 konnte dank dieses Verfahrens mit der Kohlenförderung aus
dem Tagebau Marga begonnen werden. ...
Während der Abraumbetrieb auf den alten Gruben in den Händen eines Abraumunternehmers
lag, wurde er mit Beginn der Abräumung auf Grube Marga in eigene Regie übernommen.
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Eimerkettenbagger der damaligen Bauart, so die ersten Doppeltorbagger von Lübeck und
Buckau, waren im Abraumbetrieb eingesetzt. Züge mit elektrischen Lokomotiven und
Holzkastenwagen, späterhin mit Selbstentladern von 5,3 cbm Inhalt, brachten die
gelösten Bodenmassen auf Trockenkippen, die in Etagen übereinander anfangs über
Terrainhöhe und dann im ausgekohlten Teil des Tagebaues angelegt wurden.
Die Kohle wurde zunächst mit der Hand, später im Löffelbaggerbetrieb gewonnen und
auf zwei Kettenbahnen nach den Wipperböden der Brikettfabriken befördert. ...
Als der Marga-Betrieb nahezu in voller Förderung stand, wurde seine Weiterentwicklung
jäh durch den Krieg (gemeint ist der 1. Weltkrieg) unterbrochen. Die Kriegsjahre
lasteten schwer auf ihm. Mit nur 984 deutschen Arbeitern und 698 Kriegsgefangenen mußte
er im Jahre 1918 durchgehalten werden. Dabei drängten neue Aufgaben. Das Abbaufeld
Brieske ging seiner Erschöpfung entgegen, der Übergang zum Feld Hörlitz nördlich der
Cottbus-Großenhainer Eisenbahn erforderte erhebliche Vorarbeiten, der Vorrat an freiliegender
Kohle nahm ständig ab. Dies führte dazu, daß bei Kriegsende wegen Kohlenmangels zeitweise
nur mit einer Fabrik gearbeitet werden konnte.
Hinsichtlich der technischen Vervollkommnung des Betriebes in diesen Jahren sei erwähnt,
daß die Kettenbahnförderung durch die Großraumförderung ersetzt und auch der Abraumbetrieb
mehr und mehr auf Großraumförderung umgestellt wurde. Veraltete Bagger haben neueren,
modernen Baggern weichen müssen. Die Leistungen konnten gesteigert werden. Die Kohlenförderung
erreichte mit 2,96 Millionen Tonnen im Jahre 1929 ihren seitherigen Höchststand. Von insgesamt
3875 Morgen Abbaufeld in den Gemarkungen Brieske und Hörlitz sind Ende 1937 rund 2285
Morgen abgebaut. Dabei liegen die Verhältnisse im Abbaufeld Hörlitz heute so, daß 30 bis 35m
Deckgebirge abzutragen sind, um den Abbau des 10m mächtigen Flözes zu ermöglichen.
Im Abraumbetrieb arbeiten drei Eimerkettenbagger der Type D 500, sowie einige elektrische
und mit Dieselmotoren betriebene Löffelbagger für Nachputz- und Nebenarbeiten. Die Abbeförderung
der Massen erfolgt in Zügen mit je zehn Großraumwagen (Druckluftkippern) von je 15 cbm Inhalt
mit elektrischen Lokomotiven von 44 t Dienstgewicht und 400 PS Leistung. Der Betriebsstrom ist,
da die elektrischen Anlagen immerhin schon älterer Art sind, noch 500 Volt Gleichstrom. Die
gelösten Bodenmassen werden zum überwiegenden Teil auf Spülkippen in den ausgekohlten Teil
des Tagebaues verstürzt.
Für notwendig werdende Trockenkippen sind Kippenräumer von Lauchhammer eingesetzt, die gleichzeitig
als Gleisrücker arbeiten und gute Kippenleistungen erbringen. Das Rücken der Baggergleise erfolgt
durch eine Brückengleisrückmaschine von Lauchhammer, die recht gut arbeitet und gegenüber den
vordem hier verwendeten Kleberschen Gleisrückmaschinen wesentliche Vorteile besitzt.
Auch in der Kohlengewinnung arbeiten Eimerkettenbagger als Hauptgeräte und einige Löffelbagger
als Hilfsgeräte für Nebenarbeiten. In Zügen zu 8 bis 10 Großraumwagen von je 20 bis 35 cbm Inhalt
wird die Kohle mittels elektrischer Lokomotiven zur Brikettfabrik befördert.
Mit dem Abbau des Hörlitzer Feldes wird das alte Dorf Hörlitz mehr und mehr umschnürt. Es muß
daher in einigen Jahren abgebrochen werden und wird damit das Schicksal mehrerer anderer Dörfer
in der Niederlausitz teilen.
Soweit ein leicht gekürzter Originaltext aus der Chronik zum 50-Jährigen Bestehen der Ilse
Bergbau-AG aus dem Jahr 1938. Ich finde den Inhalt nicht allzu technisch, wenn auch ein wenig repetitiv.
Er passt jedenfalls hervorragend zu den heutigen vier Ansichtskarten. Während wir beim ersten Exemplar
einfach auf den bildseitigen Titel vertrauen müssen, sind die beiden nachfolgenden Stücke eindeutig.
Wir schauen hier in das mehrfach erwähnte "Hörlitzer Feld" des Tagebaues Marga. Dies erkennt man unzweifelhaft
an der markanten Silhouette der beiden Brikettfabriken Marga 1 und 2.
Auf der oberen der beiden Produktionen erkennt man sogar vergleichsweise scharf den Kirchturm von Grube
Marga.
Was die vierte Ansichtskarte im Bunde betrifft, bin ich mir nicht sicher. Aufgrund des Produktionsjahres
vermute ich, daß es sich ebenfalls um den Marga-Tagebau handelt. Hundertprozentig gewiss bin ich mir indes
nicht. Das ist aber thematisch kein Beinbruch, da es so ähnlich wohl in den meisten Tagebauen rings um
Senftenberg ausgesehen haben dürfte.
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Postkartenverlag Otto Lieske, Papierhandlung, Senftenberg N.-L. Echte Hochglanz Photographie Aufnahme <= 1936 Sammlung Fred Förster
Mühlbach's Postkarte Verlag: Reinhard Rothe, Meißen R 7583 Aufnahme <= 1935 Sammlung Matthias Gleisner
G.R.Ziethe, Papierhdlg., Senftenberg N.-L. Ges. gesch. TRINKS-POSTKARTE Echte Photographie 23. Aufnahme <= 1928 Sammlung Norbert Jurk
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An diesem Punkt ist es an der Zeit, allen Besuchern, Freunden und Unterstützern von www.gruss-aus-senftenberg.de ein friedliches
und besinnliches Weihnachtsfest 2016 zu wünschen. Gleichzeitig geht ein herzliches Glück Auf an meine Kollegen, die dafür sorgen, daß
es auch an diesem Weihnachtsfest nicht dunkel und kalt in den heimischen Stuben wird. Und ich hoffe, daß Ideologie langsam wieder durch
Verstand ersetzt wird und die Braunkohleförderung und -verstromung noch eine Weile ein solides Standbein der deutschen Energieversorgung
bleibt.
In diesem Sinne...
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