Urnenfund Sedlitz N.-L.
Das Auffinden von Urnen in der Sedlitzer Gemarkung hat weitgehendes
Interesse bei der umliegenden Bevölkerung gefunden. Man darf erfreulicherweise
annehmen, daß der Sinn für Vorgeschichte im Wachsen begriffen ist. Tagtäglich
ist die Fundstelle von Besuchern umrahmt. Auch die Schuljugend wurde auf das
immerhin seltene Ereignis aufmerksam gemacht.
Die Vermutung, daß das Vorkommen von prähistorischen Gefäßen in der Nähe der
Sedlitzer Straße vor ein paar Jahren ein Fingerzeig für das Dasein eines
Urnenfriedhofes bei Sedlitz sei, hat sich bewahrheitet. Die jetzige günstige
Zeit des unbestellten Ackerfeldes und die Verwendbarkeit des örtlichen Gemeinde-
Arbeitsdienstes erleichterte die Inangriffnahme der Arbeiten. Der Urnenfriedhof
liegt dicht an dem alten Wege von Sedlitz nach Senftenberg auf dem Grundstück
von Paulick. Viel Dank gebührt unserem Heimatforscher A. Lukas in Sedlitz, der
seine Zeit der Sache lieh und die Grabung förderte.
Die Urnen - es sind bisher 21 geborgen - liegen ein halb Meter unter der
Erdoberfläche. Sie gehören dem Lausitzer Typus an, ein Name, den Virchow geprägt
hat. Damit ist zugleich das Zentrum und die Hauptfundstätte bezeichnet. Zahlreiche
Beigaben lehnen sich im Kreise um die Aschenurne an, darunter prachtvolle
Buckelurnen, im allgemeinen Urnen mit abgerundeten, weichen Formen aus der
Blütezeit des Lausitzer Typus. Was jeden schönheitsempfindenden Menschen an
diesen Resten der Lausitzer Kultur fesselt, ist die in ihrer Formgebung wie
Ausführung gleichartig vorzügliche Keramik. Es ist aller Grund vorhanden, diese
formschöne Tonware als das Gerät anzusehen, das im täglichen Leben gebraucht wurde.
Eine bisher in unserer Gegend nicht beobachtete Erscheinung sind die Steinpackungen
um das Grab. Flache, aufrecht stehende Granitsteine umstehen es schützend, bedecken
vorsorglich seine Oeffnung.
Naturgetreu erhalten sind zwei Urnengräber (Aschenurne, umgeben von Beigefäßen,
Steindeckel, Steinsetzung), durch A. Lukas in ihrem Fundament von einem Zementsockel
gefaßt und so dem Zerfall entrissen. Sie werden ein seltenes Objekt in der
vorgeschichtlichen Abteilung unseres Heimatmuseums sein.
Eigentümlich sind zwei Steinsetzungen, die kein Gefäß umschließen. Dann wieder
finden sich Einzelurnen, einsam und allein stehend. Ob schon in damaliger Zeit
ein Unterschied der Volksschichten üblich war?
Eine etwa 2 Meter lange und 1 Meter breite ebene, festgestampfte Fläche, unter der
eine etwa 30 Zentimeter dicke Aschen- und Holzkohleschicht lag, wurde ebenfalls
freigelegt und kann als Leichenverbrennungsstätte oder Ustrine angesehen werden.
Heute fand man bei Untersuchen des Inhalts einer Aschenurne 2 Bronzenadeln, 1
Bronzeperle, geschmolzene Bronzestücke und ein 15 Millimeter langes und 5 Millimeter
breites Stück Goldblech, ein Beweis, daß sich Handelsbeziehungen ferner Länder bis
in unsere Lausitzer Heimat erstreckt haben. Die Grabung wird fortgesetzt.
O. Mingau in "Aus der Heimat. Für die Heimat."
Beilage des "Senftenberger Anzeiger" - 8. Jahrg. Nr.2, 31.Januar 1934
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Skelettfunde in Sedlitz
Das durch die eigenartigen Urnenfunde noch in bestem Andenken stehende Dorf Sedlitz -
es sei an die Gräber mit Steinpackungen erinnert - ist wieder mit einer Seltenheit
in den Vordergrund getreten.
Landwirt A. Lukas hielt mit freundlicher Unterstützung von Gemeindevorsteher Kläuschen
(durch den örtlichen Arbeitsdienst) Nachgrabungen an einer Stelle nördlich der alten
Schule, wo schon bei früherem Hausbau Skelette gefunden waren. Es wurden neuerdings
3 vollständige menschliche Gerippe aufgedeckt. Richtungslage Nordost - Südwest. Die
Leichen sind s. Zt. ohne Sarg 1 Meter tief in die Erde gebettet worden. Die Bestattung
kann nur in einer leichten Stoffhülle erfolgt sein, da die Gebeine unmittelbar von
Sand umschlossen waren. Ein kleiner Flocken grünlicher Wolle, die bei einer 1,70 Meter
langen Leiche lag, läßt wohl den Schluß auf eine weibliche Person zu. Der bei allen
3 Ausgrabungen weit geöffnete Mund der Toten ist zweifellos auf Bodendruck zurückzuführen.
Eigentümlich ist, daß bei den Begrabenen teils der rechte, teils der linke Unterarm
fehlen und der Stumpf deutlich zu erkennen ist. Welche Erklärung für diesen mittelalterlichen
Brauch? Eine beiderseitig scharf glasierte Topfscherbe ist Anhalt für ungefähre
Zeitbestimmung.
Die Ansicht, daß es sich um Kriegsbestattungen handele, ist nicht zutreffend, weil sie
in ihrer durch die Not der Zeit gebotenen flüchtigen Art sofort herauszukennen wären. Dr.
Frenzel spricht von ähnlichen Bestattungen, die mit der Einführung der Reformation in
Zusammenhang stehen, indem damals den katholisch verbliebenen Dorfbewohnern die Bestattung
auf einem protestantisch gewordenen Kirchhof nicht zusagte und sie ihre letzte Ruhestätte
selbst wählten. Am nächsten kommen wir in diesem Falle wohl der Wahrheit, wenn wir die
Beerdigten als Pestleichen ansehen. Als in den Jahren 1567, 1571, 1630-1632 in Senftenberg
und Umgegend die furchtbare Seuche herrschte, durften die nach unserer Stadt eingepfarrten
Ortschaften ihre Toten nicht wie bisher auf dem hiesigen Gottesacker begraben. Jeder Ort
legte deshalb einen eigenen Pestfriedhof an, wo die an der ansteckenden Krankheit
Verschiedenen beerdigt werden mußten.
So lüftet die heimische Erde von Zeit zu Zeit ein wenig den Schleier des Geheimnisses
vergangener Zeiten, um ihn bald wieder zuzuziehen.
O. Mingau in "Senftenberger Anzeiger" - 7.Mai 1934
Wie kriege ich jetzt die Kurve zur dritten Ansichtskarte? Am besten versuche ich es erst
gar nicht, denn das Motiv ist inhaltlich, besonders aber zeitlich von anderem Kaliber...
Winkler & Voigt, Leipzig Nr. 32/L/59 III/18/2-11934 T 176/59 Nr. 22458 Aufnahme <= 19?? Sammlung Matthias Gleisner
Die Verwendung der Bezeichnung "Poliklinik" lässt eigentlich nur den Schluß zu, daß es sich
um eine DDR-Produktion handelt. Ich vermute, daß die "59" in den rückseitigen Angaben ein
Verweis auf das Produktionsjahr 1959 ist. Womit das Stück noch knapp unter meine zeitliche
Obergrenze fällt.
Eine Gemeinsamkeit zwischen der Nordansicht der Kirche und dem Poliklinik-Motiv besteht indes:
Die Fotografen beider Aufnahmen müssen sich an fast derselben Stelle befunden haben.
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