Neues 196 - 2015-10-04

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Matthias
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Neues 196 - 2015-10-04

Beitragvon Matthias » So 4. Okt 2015, 08:39

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Harald
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Re: Neues 196 - 2015-10-04

Beitragvon Harald » So 4. Okt 2015, 09:53

Ausguck_resize.jpg
LUEG INS LAND

heißt es auf dieser alten Postkarte und jeder meint, das Ursprungswort >LÜGEN< darin zu entdecken. Der Ausrufer auf dem Bild sollte wohl eine weitere, vom Burgvogt ausgeheckte und "lügenhaft begründete" Steuererhöhung kundtun.
Weit gefehlt.
LUEG INS LAND heißt vielmehr "Lug (Schau) ins Land" und ist ein veralteter Ausdruck für einen AUSGUCK an Land, einem erhöhten Platz mit schöner Aussicht.
So nannte der Volkswitz im 15./16. Jahrhundert die sog. "WARTTHÜRME, die bei befestigungen zu äuszerst angelegt waren und einen freien blick über die gegend gewährten, heranziehende feinde und kriegswetter zuerst bemerken lieszen".


"Ein Luginsland ist bald errichtet,
um ins Unendliche zu schaun"


konstatierte der Volksmund, doch können derartige "Ein~ & Ausblicke"
mitunter auch große Probleme bereiten, wie der Bau eines "Luginsland" in Hörlitz im Jahre 2003 bewies, als sieben Familien gegen den Bau des 30 Meter hohen Aussichtsturmes Einspruch erhoben, weil ihre Grundstücke von der 21 Meter hohen Aussichtsplattform bestens einsehbar waren.
Zudem wurde befürchtet, dass der Turm zu einem beliebten Jugendtreffpunkt avancieren würde und die Lärmbelästigung direkt hinterm Gartenzaun wollten die Betroffenen nicht hinnehmen.
Mit diesbezüglicher Klage hatten die Hörlitzer Turm-Anwohner
sogar einen "hochherrschaftlichen" Vorgänger,
wie folgender Bericht beweist:

Lug ins Land 1372_resize.jpg

Nur gut, dass vom Dach des ehemaligen KAUFHAUS WALDSCHMIDT kaum intime Einblicke möglich waren. Einzig und allein die BAHNHOFSTRASSE war von oben einsehbar. Sie wies zu allen Zeiten regen Publikumsverkehr auf und bot somit den Fotografen lohnende Ziele für ihre diversen Schnappschüsse. Deshalb warb wohl auch der >Senftenberger Anzeiger< in zahlreichen Beiträgen für die einst nicht nur längste, sondern auch schönste "Einkaufsmeile" unserer Stadt,
wie z.B. in einem Artikel von 1936:

"Der Städte Zier sind schöne, ebene Straßen.
Sie sind nicht nur eine Annehmlichkeit für die Einwohner, sondern auch für die Besucher, die sich wohler fühlen als in einer Stadt mit holprigem Straßenpflaster, mit schadhaften Bürgersteigen und anderen Fehlern, die besonders bei schlechtem Wetter offenbar werden.
SENFTENBERG ist sich der Notwendigkeit, für ordentliche und saubere Straßen zu sorgen, erst in den letzten Jahren bewußt geworden. Vor allem mußten die Hauptverkehrsstraßen neuzeitlich hergerichtet werden. Einen recht ansprechenden, einladenden Eindruck macht jetzt auch die BAHNHOFSTRASSE, die mit ihren Grünanlagen und Radfahrwegen alle anderen Straßen übertrifft. Auf breiten, sauberen Bürgersteigen, gleichsam auf Gartenwegen gehen Einwohner und Fremde einher, die sich mit Ruhe und Andacht die Auslagen in den vielen Schaufenstern betrachten. Nicht allzu lange mehr wird es dauern und die Kronen der Linden werden ihren Balsamduft ausströmen.
Aber durch den Willen zum Aufbau hat auch mancher Bürger zum Ansehen dieser Straße beigetragen. In den Blumenläden prangen die Kinder Floras, die Anlieger ließen sich die bessere Ausgestaltung der Läden und Häuserfronten angelegen sein, die Gärten an der Westseite der unteren BAHNHOFSTRASSE erhielten die notwendige Ergänzung, auf dem freien Platz, auf dem die Baubude für den Straßenbau stand, ersteht ein neuer Garten. Die Firma Karl P u s c h hat ihr Grundstück mit einer Mauer angegrenzt, die an Festtagen mit Blattpflanzen geziert ist.
Recht ansprechend wirkt auch die Kolonade der Konditorei B o d e,
die zur Erfrischung einladet..."

Bhf.straße_resize.jpg


Übrigens wurde aus dem >LUGINSLAND< des Mittelalters in der Rokokozeit, als Französisch an den Fürstenhöfen die Oberhand gewann, das >BELVEDERE< als Ort oder Gebäude, aus welchem man eine schöne Aussicht hat.
Mundartlich eingedeutscht hieß es bald darauf >SIEH-DICH-UM<
- na und das tun wir Historiker ja zur Genüge, oder ? ;-)


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