Neues 200 - 2015-11-01

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Matthias
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Neues 200 - 2015-11-01

Beitragvon Matthias » Sa 31. Okt 2015, 16:17

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Harald
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Re: Neues 200 - 2015-11-01

Beitragvon Harald » So 1. Nov 2015, 09:27

Da wir kürzlich von JUGENDTREFFS sprachen, bietet sich das heutige Thema für eine Fortsetzung an. Es war der Jugend ja schon immer ein Bedürfnis, nach Möglichkeit unbeobachtet & unbelauscht von den Erwachsenen unter ihresgleichen zu sein. Als ein beliebter und zentraler TREFFPUNKT für die Jugendlichen des Ortes wurde daher das BUSWARTEHÄUSCHEN, sofern vorhanden, auserkoren.
Es diente weitestgehend als Schutz vor Regenwetter & Schneefall und hielt vor allem einige mehr oder weniger gemütliche Sitzplätze bereit.
Die wenigsten wissen allerdings, dass sich die DORFJUGEND nach getaner Arbeit auf den Bauernhöfen an der MILCHRAMPE traf, um sich darüber auszutauschen, was man am Tage erlebt hatte. Die größeren
Jungs neckten die Mädels, man "poussierte" miteinander, wie es damals hieß oder heckte gelegentlich auch irgendwelche "Dummheiten" aus.
Die kleineren Kinder tobten wie die Wilden um die Rampe herum, kletterten rauf, sprangen runter, spielten Hasche und andere Spiele,
was die "Großen" allerdings nur selten störte.
Ich habe es alljährlich als FERIENKIND im kleinen Dörfchen Reuden bei Calau miterleben dürfen und empfand es in den Abendstunden als sehr "romantisch", aber auch spannend, denn die "Großen" erzählten den "Kleinen" auch schon mal Schauergeschichten, um sie zu vertreiben.
Schließlich sollten die "Steppkes" nicht alles sehen & hören und es womöglich zu Hause weiter erzählen...

alte Milchrampe.jpg


In den fünfziger Jahren diente solch eine MILCHRAMPE, die aussah wie ein riesengroßer, sehr stabiler, aus starken Balken & Brettern gezimmerter Tisch, als Sammelplatz für die gemolkene Milch.
Die Bauern brachten täglich frühmorgens ihre gefüllten, nummerierten 20-Liter-MILCHKANNEN hierher und fuhren sie abwechselnd, jahraus & jahrein, bei Wind & Wetter und miserablen Straßenverhältnissen mit Pferdegespannen zur nächstgelegenen MOLKEREI.
Für den Rücktransport der Kannen konnte dann Butter~ & Magermilch oder Molke als Kälberfutter und wöchentlich Butter bestellt werden,
die dann im Ort verteilt wurde.

In SENFTENBERG erfolgte allerdings schon 1934 der Übergang vom PFERDEFUHRWERK zum MILCHAUTO, wie uns ein Bericht des >Senftenberger Anzeiger< vom 6. Oktober wissen lässt:

Hof Molkerei SFB 1934.jpg


"Wer in den letzten Tagen in den frühen Morgenstunden an unserer
SENFTENBERGER MOLKEREI
mit aufmerksamen Augen vorbei gegangen ist, oder offenen Sinnes den Straßenverkehr in dieser Zeit beobachtet hat, konnte feststellen, daß die

>EINFÜHRUNG DES SCHIENENERSATZVERKEHRS FÜR DEN MILCHTRANSPORT<

Tatsache geworden ist.
Seit Mitte vorigen Monats sind bei der SENFTENBERGER GÜTERABFERTIGUNG vier Lastkraftwagen in den Dienst gestellt worden, die in der Hauptsache den MILCHTRANSPORT vom Erzeuger über die verarbeitenden Molkereien zum Milchhändler ausführen.
Die Vorzüge sind von großer wirtschaftlicher Bedeutung, denn
die Verkraftung des Milchtransports ermöglicht den reibungslosen Verkehr zwischen den bäuerlichen Betrieben, die ungünstig zum eigentlichen Verkehrsnetz liegen, und den Molkereien.
Die MOLKEREIEN gewährleisten durch diesen zuverlässigen Transport die sichere Milchversorgung des Senftenberger Industriegebietes.
Von den 4 reichsbahneigenen Kraftfahrzeugen, die auch auf schlechten Landwegen Verwendung finden können, werden nach einem Plane, der mit bewundernswerter Pünktlichkeit eingehalten wird, insgesamt 6 Anlieferungs~ (vom Erzeuger zur Molkerei) bzw. Belieferungsfahrten (von der Molkerei zum Milchhändler) ausgeführt.
Die Besonderheit des VERKEHRS MIT MILCH bedingt, daß sich die Reichsbahnkraftfahrer und die in den Molkereien Beschäftigten lange vor 1 Uhr morgens den Schlaf aus den Augen gerieben haben müssen.
Bereits um 1.30 Uhr beginnt die erste Fahrt in die Gegend um KOSTEBRAU und RUHLAND, die zweite Fahrt führt in die Gegend um LAUTAWERK, die dritte berührt SALLGAST, anschließend führt sie bis STÖBRITZ - TORNO, die vierte GÖLLNITZ - BRONKOW - LIPTEN,
die fünfte die Gegend um DREBKAU und GREIFENHAIN und die sechste Fahrt NEUDÖBERN - LUCKAITZ - ALTDÖBERN - GROSSJAUER.
Es sind dies nur die hauptsächlichsten Anlegestellen; rund 40 Dörfer gehören zum Verkehrsnetz der 4 Kraftfahrzeuge.
Mit dieser Einrichtung ist der erste erfolgreiche Schritt getan, die heimische Milchwirtschaft zu zentralisieren. Um weitere Verbesserungen zu erzielen, ist geplant, in jedem Dorfe des hiesigen Milchversorgungsbezirks eine MILCHLIEFERUNGSGENOSSENSCHAFT zu gründen.
Rund 75% der an die Molkereien zu liefernden Milch werden bereits durch den SCHIENENERSATZVERKEHR befördert, 20% werden auf dem Schienenwege und die restlichen 5% werden noch auf dem Wege der Selbstanlieferung nach Senftenberg gebracht.

So ist hier in aller Stille eine Einrichtung entstanden, die den Stempel der neuen Zeit trägt."


In meinen Kindheitserinnerungen kommen auch MILCHKANNEN vor, denn:

"Mit der Kanne in der Hand, ich dereinst beim Milchmann stand, und erbat als kleiner Knilch einen Liter blaue Milch..."

(so hieß in der Nachkriegszeit die MAGERMILCH, weil sie so bläulich schimmerte ;-)


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