Senftenberger Molkereigenossenschaft (ca. 1925)

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Bei dem gut 3 Minuten langen Filmstreifen haben wir es quasi mit einem Werbefilm für die Senftenberger Molkereigenossenschaft zu tun. Das Filmchen ist durch den Einschub von Texttafeln in 4 Kapitel eingeteilt, die jedoch nicht lückenlos die "Wertschöpfungskette" wiedergeben:

Kapitel 1 ist zweifellos auf dem Senftenberger Güterbahnhof gefilmt worden. Wir wohnen dem Umladen von Milchkannen aus dem Güterwagen auf die Ladefläche eines Pferdefuhrwerks bei. Dieses Fuhrwerk sehen wir in Kapitel 2 erneut, als es in der Senftenberger Molkerei in der Spremberger Straße anlangt.
Nun fehlen uns Aufnahmen von den Verarbeitungs- und Abfüllvorgängen im Inneren des Molkereibetriebes. Höchstwahrscheinlich wurden sie nie gefilmt. Stattdessen geht es im Kapitel 3 mit dem Bestücken eines Milchautos weiter. Ob dabei tatsächlich immer vier Personen von Nöten waren? Möglicherweise wurde hier für den Film etwas dicker aufgetragen.
Das vierte und längste Kapitel möchte uns einen Eindruck über die Leistungsfähigkeit des Vertriebs geben, indem wahrscheinlich alle verfügbaren Transportmittel - Autos und Pferdewagen - in die Kaiser-Friedrich-Straße beordert wurden, um unter Anteilnahme der Bevölkerung einen kleinen Korso abzuhalten.
Aus welchem Jahr der Film stammt, ist derzeit nicht ganz klar. Ein Anhaltspunkt ist die Drogerie "Glück Auf" in der Kaiser-Friedrich-Straße, die für eine gewisse Zeit ins Bild kommt. Das Haus ging 1924 "in Betrieb". Da ich glaube, daß man die Milchtrinkhalle in der Bahnhofstraße mit Sicherheit in Szene gesetzt hätte, gehe ich davon aus, daß wir das Jahr 1926 noch nicht erreicht hatten, als der Film gedreht wurde.
Ein wenig Kopfzerbrechen bereitet mir ein Vorspann, der dem eigentlichen Film vorausgeht. Ich habe ihn für meine Zwecke entfernt, da er erstens nicht zum Molkerei-Film passt und zweitens für (zeitliche) Verwirrung sorgt. Mir ist auch nicht klar, ob Vorspann und Film überhaupt zusammengehören oder einfach nur durch Zufall "aneinandergeraten" sind. Besagter Vorspann ist ein durchlaufender Text, in welchem vor dem Verlust von Ober-Schlesien gewarnt wird. Nach meinen Recherchen passt dies aber vielmehr in die Zeit 1921/22. In jenen Jahren ging es im Gefolge der Verträge von Versailles um die Abtretung großer Gebiete des Deutschen Reiches an Polen. 1922 wurde in Genf ein Teilungsvorschlag (2/3 Deutschland, 1/3 Polen) unterzeichnet. Beim Deutschen Reich verblieb der zwar flächen- und bevölkerungsmäßig größere, vor allem jedoch eher agrarisch strukturierte Teil des Gebiets. Große industrielle Komplexe gingen an Polen.
Mit meinem veranschlagten 1925 für den Molkerei-Film passt das natürlich überhaupt nicht zusammen.