... steht urplötzlich und völlig unerwartet Weihnachten vor der Tür.
Und man hat eine Woche vor dem heiligen Abend immer noch kein passendes Geschenk für die Eltern oder Großeltern. Was haben wir echte Senftenberger es gut,
daß ebenfalls alle Jahre wieder mein Heimatforscher-Kollege Norbert Jurk ein neues Buch auf den Markt wirft. Randvoll mit alten und nicht so alten
Bildern aus Senftenberg und Umgebung, hier und da ein paar Texte für ein bisschen Hintergrundwissen und fertig ist die perfekte Weihnachtsgabe für die ältere
Generation. Der Preis für so ein Buch ist okay und reißt jetzt nicht gerade ein Loch in die Haushaltskasse des Schenkenden. Insofern immer wieder eine Kaufempfehlung
meinerseits, denn man erhält hier ziemlich viel für sein Geld.
Das 2018er Opus behandelt ein ziemlich dankbares Thema: Die Senftenberger Schulgeschichte. Wenn man nicht gerade Zugezogener ist, dann hat wohl jeder Senftenberger mindestens
eine der hiesigen Lehranstalten besucht. Die Erinnerungen daran dürften individuell verschieden sein, aber verschüttet sind sie mit Sicherheit bei keinem. Insofern ist dieses
Buch wohl für jeden ein Pflichtkauf, um in Erinnerungen zu schwelgen und vielleicht anhand der darin enthaltenen Fotos die eine oder andere Episode seiner Schulzeit nochmals Revue
passieren zu lassen.
Aber hundertprozentig ungeschoren kommt Norbert bei mir ja nie weg...
Mein Hauptkritikpunkt an seinen Büchern ist der, daß sie in meinen Augen sehr, sehr bildlastig sind. Das ist aber nur ein Teil meiner Kritik. Neben erstklassigem und
historisch bedeutendem Material schleichen sich verstärkt Abbildungen ein, die uns heimatgeschichtlich nicht so wirklich vorwärts bringen. Hier hätte man für meinen
Geschmack das Gewicht (Größe und Anzahl) des "Beifangs" reduzieren sollen. Klassische Vertreter dafür sind diejenigen Fotografien, die zwar jede Menge
Personal, dafür aber wenig Architektur vorweisen können und eigentlich nur denjenigen etwas bringen, die sich darauf wiedererkennen.
Und davon gibt es in dem Buch summa summarum relativ viel. 
Um zu verdeutlichen, was ich meine, präsentiere nachfolgend genau so ein Foto, das darüber hinaus auch noch etwas mit dem Thema des Buches zu tun. Wir sehen
partiell nämlich eine Senftenberger Schule...
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Erkennen Sie es? Nein? Es ist aber auch schwierig.
Erstens ist das Gebäude im Hintergrund nur sehr schlecht zu identifizieren und zweitens bringt
das Haus auch kaum noch jemand mit einer Schule in Verbindung. Die im Vordergrund versammelten
Personen hatten, wenn überhaupt, auch nicht so wirklich etwas mit dem Schulgebäude zu tun.
Man könnte den handschriftlichen Text dahingehend deuten, daß mindestens eine der Personen
im Schulgebäude wohnte. Etwas, was ja selbst zu DDR-Zeiten nicht ungewöhnlich war, denn da
existierte in dem einen oder anderen Bau auch noch eine Hausmeister-Wohnung. Möglich aber auch,
daß das Schulhaus nur zufällig als Kulisse diente.
Aber um welches Gebäude handelt es sich nun konkret? Ohne den Kartentext wäre es wohl fast unmöglich gewesen, die Bestimmung
vorzunehmen, aber glücklicherweise wurde als Absenderadresse Senftenberg N.L. (kath. Schule) angegeben.
Es sei mal dahin gestellt, daß sich besagte katholische Volksschule zum damaligen Zeitpunkt in Thamm, welches
erst später nach Senftenberg eingemeindet wurde, befand. Jedenfalls war dies der entscheidende Hinweis,
dem ich nachgehen konnte. Und es ist wahr. Das Haus in der Calauer Straße, welches heutzutage Bestandteil
des Klinikums Niederlausitz ist, beherbergte einst die erste katholische Schule der Stadt. Und vor allem,
die Hinteransicht (und nichts anderes sieht man auf dem Foto) ist auch noch wiederzuerkennen.
Für diejenigen, die gedanklich immer noch so ein bisschen auf dem Schlauch stehen, hier eine seitliche Gesamtansicht
des Hauses aus den 1930er Jahren. Zu dieser Zeit war dort schon längst keine katholische Schule mehr
untergebracht. Stattdessen wurde das Gebäude zu Berufschulzwecken genutzt.
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Atelier Weißgärber, Thum i. Sa. Aufnahme <= 1915 Sammlung Erika Fischer
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Aus derselben Zeit stammt ein Ansichtskartenmotiv, das wir natürlich sofort mit dem Thema
"Schule" in Verbindung bringen. Ich stellte bereits die eine oder andere Ansicht der Rathenau-Schule vor,
die der heutigen teilweise sehr nahe kommt. Aber dieses Motiv war noch nicht darunter.
Ehrenwort! Es gibt eine zum Verwechseln ähnliche Postkarte. Nämlich diese hier...
Beide Fotografien liegen zeitlich nicht so sehr weit auseinander, was man an der Wuchshöhe der
Bäume festmachen kann. Beim heutigen Stück hat man auch darauf verzichtet, die Schornsteine
der Brikettfabriken im Hintergrund wegzuretuschieren.
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Mühlbach's Postkarte, Verlag Reinhard Rothe, Meissen R 51683 Aufnahme <= 1938 Sammlung Erika Fischer
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