03.05.2020

Ich gebe zu, ich war einigermaßen überrascht als vor einigen Tagen das rechts abgebildete Stück auftauchte. Das Motiv ist seit langem bekannt jedoch eine farbige Fassung davon hatte ich bisher nicht auf meinem Schirm.
Die Colorierung ist im Detail zwar reichlich nachlässig ausgeführt worden doch im Gesamteindruck macht dieses Teil zweifellos mehr her als die schwarz-weiße Variante.
Diese Version scheint auch ziemlich obskur zu sein, denn sie taucht nicht in dem in den Jahren 2015/2016 digitalisierten Gesamtbestand des Meissner Verlags Brück & Sohn auf. Wobei dort auch schon andere farbige Senftenberg-Ansichten fehlen, weshalb man dieses Bestandsverzeichnis bezüglich seiner Vollständigkeit mit Vorsicht genießen muß. Da habe ich mit meinem Verzeichnis schon ein paar Lücken mehr geschlossen. Ich würde mir wünschen, daß noch von weiteren Brück & Sohn - Motiven eine mehrfarbige Variante existiert, die dann wie obiges Stück irgendwann mal bei mir an die Tür klopft.

Was mir an dem Motiv generell etwas merkwürdig vorkommt ist die abgebildete Frauenperson...
Sie passt für mein Gefühl größentechnisch nicht zur Umgebung, weshalb ich lange Zeit davon ausging, daß sie nachträglich ins Bild eingefügt wurde. Da wir mittlerweile aber über die originale Fotoplatte bzw. einen Scan derselben, verfügen, lässt sich diese Vermutung irgendwie nicht mehr so recht halten.
Wobei ich aber auch eingestehen muß, daß ich nicht weiß, in welchem Stadium derartige Manipulationen damals vorgenommen worden sind. Betrachtet man sich die nachfolgende Basis-Aufnahme, dann müssen da schon wirkliche Meister am Werke gewesen sein, falls die Dame nicht schon zum Zeitpunkt der Fotografie existierte...

Senftenberg
19747
Brück & Sohn, Meissen
Aufnahme <= 1915
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg
Senftenberg
Aufnahme = 1915
SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / Brück & Sohn
Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, daß man das so akkurat hätte hinein fälschen können. Mir kommt die Person aber auch hier immer noch im Vergleich zu der um den Baum angebrachten Sitzbank viel zu klein vor...

Exakte Größenverhältnisse hinsichtlich Personen und Bank finden wir auf der rechts dargestellten Privatfotografie. Ja es ist genau dieselbe Bank! Aus der Gegenrichtung und einige Jahre später. Wieviele genau, kann ich nicht sagen. Meine Zeitbestimmung ist äußerst grob, wenn ich auch aufgrund der Bekleidung auf Ende 1920er/Anfang 1930er tippen würde.

Senftenberg
Aufnahme <= 1945
Museen OSL
Als nächstes präsentiere ich noch zwei Ansichten aus demselben Areal. Beide Motive sind ebenfalls schon länger hier im Archiv abgelegt.
Während es sich rechts "nur" um die mehrfarbige Variante einer schwarz-weißen Basis handelt, ist das linke Stück etwas spezieller. Leider kann der leichte metallische Effekt, den die Produktion aufweist, durch den Frontalscan nicht ordentlich wiedergegeben werden. Aber ich versichere: er ist da. Wenn ich auch keine Ahnung habe, wie die das hinbekommen haben.
Senftenberg
Verlag Erich Krause,
Papierhandlung, Senftenberg N.-L.
31133 G. g.
Aufnahme<= 1927
Sammlung Matthias Gleisner
Senftenberg Senftenberg Senftenberg
Senftenberg
Verlag: G.Raatz,
Senftenberg L.
J 1774 15
Aufnahme <= 1916
Sammlung Erika Fischer
Senftenberg

Abschließend noch zwei Informationen in eigener Sache: Neben dem "Normalbetrieb" verstärke ich in der letzten Zeit meine Arbeiten an den ersten 170 Motiven. Sporadisch hatte ich schon in der Vergangenheit immer mal wieder eine dieser frühen Restaurierungen wiederholt, da sie zum allergrößten Teil nicht mehr meinen Qualitätsansprüchen gerecht werden. Ich habe zwei Ursachen für die vergleichsweise schlechte Qualität ausgemacht. Erstens waren die ursprünglichen Scan-Einstellungen falsch und dann konnte zweitens die mangelhafte und von mir nicht sehr routiniert eingesetzte Grafiksoftware auch nichts mehr retten.
Beides habe ich nunmehr seit vielen Jahren im Griff so daß ich mir die ganz frühen Sachen nochmals vornehmen kann und muß. Die neuen Restaurierungen werden sukzessive und ohne großes Tamtam die alten Arbeiten ablösen und damit irgendwann ein konsistentes digitales Archiv bilden.

Außerdem bin ich aktuell damit beschäftigt, wesentliche Teile der Internet-Seite auf eine veränderte technische Basis zu heben. Hierzu programmiere ich mir gerade einige Hilfsprogramme, mit denen die Umstellung vorbereitet wird. Danach wird die Seite selbst modifiziert, wobei nach Möglichkeit für den Betrachter keine Umgewöhnung notwendig wird. Zumindest keine im negativen Sinne.