09.08.2020

Nachdem ich in der Vorwoche in Zeiträumen unterwegs war, für die es rasant unwahrscheinlicher wird, noch lebende Zeitzeugen zu finden, bewege ich mich heute in einer Zeit, die selbst ich "junger Hüpfer" halbwegs aktiv miterlebte... Und nicht nur die Zeiten sind mir in Erinnerung sondern auch das oben abgebildete Gebäude, die sogenannte Stumpf-Kaufhalle.
Alte Senftenberger wissen natürlich, warum die Kaufhalle so genannt wurde. Manfred Stumpf war der erste und einzige Leiter dieser Verkaufsstelle und das sage und schreibe für mehr als 25 Jahre. "Geboren" wurde die Stumpf-Kaufhalle jedoch als "Kathrin" am 24. August 1967.

Senftenberg
VEB BILD UND HEIMAT - REICHENBACH i. V.
Foto: Bild und Heimat (Darr)
III/18/98 A 1/B 306/73 01 06 11 094
Aufnahme <= 1973
Sammlung Matthias Gleisner
Der rechts abgebildete Bericht aus der "LR" liefert einige Eckdaten, die zum Beginn des Betriebs maßgeblich waren. Über die Jahre erhielt die Kaufhalle nicht nur besagten Schriftzug sondern auch immer mal wieder eine Überarbeitung. Bereits 1974 erfolgte eine Renovierung des Inneren. Regale und Beleuchtung, eine größere Lagerfläche, sowie runderneuerte Aufenthaltsräume für das Personal wurden innerhalb von fünf Wochen realisiert.
Auch später spielte die Kaufhalle in der einen oder anderen "Initiative" eine Rolle. Das größte Manko: die doch vergleichsweise geringe Verkaufsfläche, liess sich aber nicht wegzaubern. Und so sah das Ganze, wie man anhand des nachfolgenden Faksimiles vielleicht erkennen kann, alles andere als "übersichtlich" aus.
Den dekorativen Kathrin-Schriftzug, den wir auf den beiden Abbildungen links und rechts erkennen können, erhielt das Gebäude nicht sofort. Auf obiger Aufnahme (ca. 1969) fehlt er nämlich.
Lausitzer Rundschau (28.08.1967)
Senftenberg
Aufnahme <= 1976
Archiv der Stadt Senftenberg
Lausitzer Rundschau (1985)
Senftenberg
Aufnahme <= 19??
Archiv der Stadt Senftenberg
Das Ende kam mit der Wende bzw. in den Jahren danach. Am 27. November 1991 endete eine Ära und aus der "Kathrin-Kaufhalle" wurde ein "OK"-Markt. Bereits im März 1993 übernahm EDEKA die Verkaufstelle und hiess einige Wochen später "Super 2000". Das Jahr 2000 sollte der Laden nicht mehr erleben, denn am 14. Dezember 1999, nachdem zwischenzeitlich ein gewisser Matthias Dathe (wahrscheinlich im Zuge eines EDEKA-Franchisings) den Markt gekauft hatte, schloß die "Stumpf-Kaufhalle" ihre Türen. Danach soll sich noch eine Zeitlang ein Getränkehandel und ein Bäcker die Verkaufsfläche geteilt haben doch irgendwann war endgültig "Schicht im Schacht". Seitdem bildet das Gebäude einen der zahlreichen Senftenberger Schandflecke.
Noch kurz zum dritten Foto. Das zeigt nicht die Kaufhalle aber Senftenberger wissen die Aufnahme einzuordnen. Datumstechnisch bin ich dabei nicht ganz sattelfest. Insgeheim ordne ich die Aufnahme in die Zeit der späteren Kaufhallen-Ansicht ein, die aufgrund der Symbole des IX. Parteitags der SED (Mai 1976) ziemlich treffsicher zu fixieren ist. Unabhängig davon, daß ich das Foto an der selben Stelle im Senftenberger Stadtarchiv aufstöberte wie das Kaufhallen-Foto, glänzt die Straßenansicht auch mit Fähnchen und links mit so etwas wie einer "Straße der Besten", was eine inhaltliche Nähe zu einem 1. Mai oder besagtem Parteitag nahe legt.