Ich gebe zu, ungeachtet aller Ernsthaftigkeit des Themas musste ich ein wenig schmunzeln... Das Basis-Foto, das als Aufmacher für einen Artikel der Online-Ausgabe der Lausitzer
Rundschau Anfang September verwendet und von mir thematisch etwas manipuliert wurde, hat so ein bisschen was von "Klagemauer"...

Da der zugehörige Text leider hinter der "Paywall" versteckt wurde (man kann ja mittlerweile so gut wie gar nichts mehr vollständig und kostenfrei bei der LR lesen)
weiss ich leider nicht, was dem Vorsitzenden des Senftenberger Heimatvereins in diesem Moment durch den Kopf ging...
Vielleicht dachte er sich Es wäre ein gute Idee in der zu schreibenden Stadtchronik von Senftenberg ein spezielles Kapitel über zerstörte oder gestohlene Objekte
der darstellenden Kunst oder Erinnerungskultur im Stadtgebiet einzubauen... ICH hielte dies für durchaus sinnvoll denn mittlerweile verliert man ja den Überblick
was alles so weggeräumt oder gar auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist.
Vielleicht dachte er auch eigentlich müsste der Bürgermeister an meiner statt mit betretenem Gesicht stehen... Hatte doch dessen Amtsvorgänger Ziehm am
Tag der Einweihung, jenem 20. August 1911, versprochen "... das Kleinod als Zierde der städtischen Anlagen stets in Ehren zu halten und zu schützen ..."
Tja, das ging ja auch über 100 Jahre gut... Der Gedenkstein überstand den 1. Weltkrieg, die Weltwirtschaftskrise, den 2. Weltkrieg, die turbulente Nachkriegszeit und 40 Jahre DDR
um dann in unserem hochtechnisierten 21. Jahrhundert, in dem man alles und jeden bis auf wenige Zentimeter tracken kann, von irgendwelchen Spitzbuben in aller Seelenruhe
demontiert zu werden.
Es ist so erbärmlich... Für ein paar Euro, die man von einem Schrotthändler erhält, der skrupellos genug ist, derartige Stücke aufzukaufen, wird binnen Minuten Stadtgeschichte zerstört.
Und der Stadtverwaltung fällt hierzu nicht viel mehr ein als diesen erneuten Diebstahl schulterzuckend zur Kenntnis zu nehmen und zum Tagesgeschäft überzugehen. Der
Raub der Jahn-Plakette im August diesen Jahres war mal wieder einer "mit Ansage". Ich bin gespannt, was als nächstes dran glauben muß. Vielleicht sollte man noch einmal alles
gut dokumentieren, damit man, wenn der Tag kommt, Repliken aus Kunststoff fertigen und anbringen kann. Mit großem Schild davor: Diese Plastik ist nichts wert. Stehlen sinnlos!.
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Naja, was rege ich mich eigentlich auf?
Zeige ich doch lieber ein paar Aufnahmen des intakten Gedenksteins
und gehe dabei chronologisch rückwärts...
Den Anfang macht dabei ein Farbdia aus den 1960ern. Wann genau die Aufnahme entstand
kann ich nicht sagen. Dazu ist das Ganze zu unspezifisch. Man erkennt jedoch, dass man
damals noch die ursprüngliche Gestaltung mit dem verdeckten Sockel hatte, die ja
mittlerweile aufgegeben wurde und die Sicht auf das Mauerwerk freigibt. Finde
ich ehrlich gesagt keine gute Idee. Aber mittlerweile ist das ja auch egal.
Wie der Gedenkstein anfangs aussah, können wir auf den beiden folgenden Fotos begutachten.
Die Aufnahmen sind von Ansichtskarten bekannt. Ich präsentiere heute aber die zugrundeliegenden
Fotovarianten. Diese sind naturgemäß schärfer und zeigen etwas mehr Bildinformation. Man
kann auch gut die großen Steine erkennen, die man damals aus den umliegenden Gruben herangekarrt
und um den eigentlichen Gedenkstein drapiert hatte.
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Aufnahme <= 1969 Archiv der Stadt Senftenberg
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