Über die Dinge, die auf dem Markt vor sich gingen, berichtete der
Senftenberger Anzeiger einige Tage später:
... Gegen ½3 Uhr hielt der Festzug seinen Aufmarsch vor der
Rednertribüne auf dem Marktplatz. Hier trug der M.-G.-V. Senftenberg
den Begrüßungschor "Gott grüße Dich" vor. Nach Beendigung des
Gesanges bestieg der Festpräsident Herr Bürgermeister Ziehm die
Rednertribüne. Er hieß alle Sänger und diejenigen, welche zum Feste
unsere Stadt mit ihrem Besuch beehrt haben, namens der städtischen
Behörden und Bürgerschaft herzlichst willkommen. Redner mahnte die
erschienenen Sänger, auch ferner ihrer guten Sache treu zu bleiben
und den echten deutschen Männergesang noch weiter auszubauen und
zu pflegen. Unser Kaiser sei ein Verehrer des wahren deutschen
Gesanges, und wie Se. Majestät sollte sich jeder Deutsche die
Pflege des Männergesangs am Herzen gelegen sein lassen. Nachdem in das
Hoch auf Se. Maj. den Kaiser begeistert eingestimmt worden und die
Musik die Nationalhymne beendet, gedachte der Herr Präsident noch
mit warmen Worten des Jubelvereins. Er wünschte dem M.-G.-V. Senftenberg
ein weiteres Blühen und Gedeihen und schloß mit einem "Lied hoch".
Auch der Bundesvorsitzende, Herr Hauptlehrer Schiller-Finsterwalde,
gedachte in einer Ansprache des Jubelvereins.
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Ab Anfang Juni 1904 bereitete der Senftenberger Anzeiger die Bevölkerung der Stadt
auf das Sängertreffen der Niederlausitzer Chöre, welches der Einfachheit halber auch
gleich noch als 50. Geburtstagsfeier des Senftenberger Männer-Gesangsvereins fungierte,
vor. Es wurden 31 Vereine mit insgesamt 822 Sängern erwartet. Die schiere Menge an Teilnehmern
brachte die Unterbringungskapazitäten schnell an ihre Grenzen. Es gelang nicht, sämtliche
Beteiligte in "Bürgerquartieren" unterzubringen und man richtete deshalb 8 Massenquartiere ein.
Für die beiden Veranstaltungstage wurde die Senftenberger Bevölkerung gebeten, Straßen und Häuser
zu schmücken. Entsprechende Materialien wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt. Maßgebliche
Lokalität war das Schützenhaus und die zugehörigen Freiflächen wo die beiden Festkonzerte
stattfanden, bei denen sich die einzelnen Chöre ablösten und ihr Können vor den anderen
Teilnehmern und dem interessierten Publikum unter Beweis stellten. Abends fand in den beiden
Sälen ein großer Ball statt, zu dem die Sänger und ihre Quartierwirte freien Eintritt hatten.
Sonstigen Besuchern wurde für einen Obolus von 30 Pfennigen Einlaß gewährt.
Ein weiterer Veranstaltungsort war der Senftenberger Marktplatz, der zu diesem Zweck mit ca. 30 grün
umwundenen Masten versehen wurde, die untereinander mit Girlanden verbunden waren. Bevor sich
die versammelten Chöre, die aus allen Ecken der Niederlausitz kamen, hier vereinten, zogen sie
in einem Festzug durch die Innenstadt (beginnend auf dem Neumarkt über Schmiedestraße-Ritterstraße-
Rathausstraße-Schloßstraße-Burglehnstraße-Kirchplatz-Baderstraße-Töpferstraße-Salzmarktstraße-Kurze
Straße-Schmiedestraße bis zum Markt).
Von der Zusammenkunft auf dem Markt existieren zwei Fotos, die ich nachfolgend präsentieren kann:
Aufnahme = 19.06.1904 Sammlung Klaus Hauptvogel
Aufnahme = 19.06.1904 Sammlung Klaus Hauptvogel
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Und wenn man das zugehörige Inserat richtig deutet,
sind dies auch tatsächlich die beiden einzigen Aufnahmen
von diesem Ereignis...
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Er beglückwünschte den M.-G.-V. Senftenberg namens des Bundes und sprach die herzliche Mahnung aus, die Mitglieder
des Vereins möchten weiter in dem Dienst des deutschen Liedes bleiben, dann werde nichts das Blühen und Gedeihen des
Vereins beeinträchtigen. Gestiftet wurde dem Jubelverein von den Festjungfrauen eine Fahnenschleife, von der Stadt,
dem Sängerbunde und der Ortsgruppe Forst je ein Fahnennagel, und vom benachbarten M.-G.-V. "Arion"-Annahütte ein
Pokal. Zum Schluß dankte Herr Beigeordneter Jurisch noch namens des Jubelvereins für alle Geschenke und alle Beihilfe,
namentlich den Festjungfrauen für ihre zahlreiche Beteiligung. Als dann bewegte sich der Festzug nach dem Festplatz,
dem Schützenhaus. ...
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