03.04.2022
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Im Jahre 2006 erschien die nachfolgende Zeichnung in dem Buch "Senftenberger Rückblicke" :
Mir ist es bis auf den heutigen Tag nicht gelungen, die Provenienz dieser Grafik zu klären. Werner Forkert, den Autor des Buches, kann ich nicht mehr fragen.
Er starb 2008, also 2 Jahre vor meinem Einstieg in die Senftenberger Heimatgeschichte. Ich hätte mich gerne mit ihm über die Historie unserer Heimatstadt ausgetauscht.
Nicht nur über die Herkunft dieser Abbildung, sondern auch über das Eine oder Andere, das er publizierte und wo ich ggf. abweichender Meinung bin. Wahrscheinlich hätte
ich irgendwann auch mit Kritik hinsichtlich seiner Quellenangaben und Kennzeichnung von Zitaten, oder besser gesagt: die diesbezügliche Missachtung grundlegender Prinzipien,
nicht mehr hinterm Berg halten können. Es hat nicht sollen sein und so stehe ich im Jahre 2022 immer noch vor diesem, zugegebenermaßen: kleinen, "Rätsel".
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Wobei ich glaube, und ich denke da wird mir die Mehrheit zustimmen,
daß das Foto, das auf der rechts abgebildeten Ansichtskarte Verwendung findet,
als Vorlage für den Zeichner diente. Der Ausführende sparte sich zwar
einige Details wie die auf dem Foto sichtbaren Personen aber ansonsten
stimmt so ziemlich alles überein.
Die Aufnahme ist nicht neu. Vor fast 9 Jahren restaurierte ich digital
ein Originalfoto davon. Aufgrund der starken Beschädigungen mußte ich aber
kreativ werden und warf ein wenig über Bord (die Schranke rechts) und
erschuf auch einen gänzlich neuen Himmel. Die Arbeit nahm damals viele
Stunden in Anspruch aber das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.
Vor allem wenn man meine Vorlage zum Vergleich heranzieht. Diese ist
u.a. auf Seite 53 des Buches "Alt-Senftenberg - Eine Bilderchronik"
von Isolde Rösler (1992) abgebildet. Man sieht dort, daß jemand auf
das Original mit Filzstift ein "1929" geschrieben hatte. Abgesehen davon
daß ich dies für Frevel halte, ist die Datierung natürlich völliger Blödsinn.
Wobei ich selbst hinsichtlich der zeitlichen Einordnung bis vor kurzem
noch ziemlich vage bleiben mußte. Mit dem Auftauchen der kommerziellen
Ansichtskarte und dem darauf befindlichen Postausgangsstempel lässt sich
das Entstehungsjahr der Bahnhofsansicht nunmehr besser eingrenzen.
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Postkarten Versandhaus Otto Rechnitz, Cottbus Aufnahme <= 1902 Sammlung Matthias Gleisner
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Ich habe es in der Vergangenheit bereits mehrfach erwähnt: ich tat mich anfangs sehr schwer mit Ansichten vom alten Bahnhof. Ich
versuchte nämlich den Bau irgendwie auf die heutigen Gegebenheiten zu projizieren. Nicht ahnend, daß weder der Standort noch die
bauliche Hülle des abgebildeten Gebäudes etwas mit dem heutigen wohlbekannten Bahnhof Senftenbergs zu tun hat. Naja, jeder fängt
mal klein an und deswegen ist mir das auch nicht so wirklich peinlich.
Apropos "wohlbekannt"... irgendwie mehr "verschrien" würde ich sagen. Als täglicher Nutzer des Haltepunktes, mehr ist es ja nun
wirklich nicht mehr, sieht man wie das Gelände rings um den Senftenberger Bahnhof immer weiter verkommt. Und auch das
Empfangsgebäude nebst Zuwegung zu den Bahnsteigen hätte mal eine Generalüberholung nötig. Diese wird es meiner Meinung nach
erst mit einer Umwidmung des Gebäudes geben können. Die Deutsche Bahn als Eigentümer der Immobilie ist aktuell nicht daran
interessiert hier vor Ort mehr als das Allernotwendigste zu investieren.
Diese Botschaft ist mittlerweile auch in dem Amtsstuben Senftenbergs angekommen, weshalb man die Sanierung/Umgestaltung/Neuordnung
des Bahnhofsumfeldes als dringliche Maßnahme ansieht und kurzerhand zur "Chefsache" erklärte. Das ist aber auch schon ein paar
Monate, wenn nicht Jahre, her.
Jedenfalls ist bislang noch nicht so wirklich Zählbares an die Öffentlichkeit gedrungen. Es fand zwar ein studentischer Wettbewerb
statt, der die eine oder andere gar nicht einmal so schlechte Idee produzierte aber im Großen und Ganzen: still ruht der See. In den
letzten 2 Wochen gab es diesbezüglich ein mittleres Blätterrauschen in der Lausitzer Rundschau aber was dort preisgegeben wurde
zeigt mir, daß man hier vor Ort immer noch Höhenflüge (Parkhaus, Vergrößerung des Busbahnhofes) anstrebt. Wie wäre es mal
mit dem Backen kleinerer Brötchen? Dann müssten wir vielleicht nicht noch weitere Jahre warten, bis das Projekt startet.
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Eines der Häuser in direkter Nachbarschaft des Empfangsgebäudes ist das rechts abgebildete. Der heutige Zustand lässt sehr zu wünschen
übrig, ist aber noch nicht die schlimmste Ruine der Güterbahnhofstraße. Den ersten Platz nimmt nämlich das übernächste Haus, die
ehemalige Gatsstätte "Zur Eisenbahn", ein. Ortskundige wissen, was ich meine. Aber das soll heute nicht das Thema sein.
Viel lieber feiern wir diese einmalige Fotopostkarte, die den Sitz der Spedition August Pache vor oder in 1908 zeigt.
In unser Firmenregister ist zufolge Verfügung vom heutigen Tage unter Nr. 401 die Firma "A.Pache" mit dem Sitze zu Senftenberg
und als deren Inhaber der Spediteur August Pache zu Senftenberg eingetragen worden.
Senftenberg, den 7. Juni 1889.
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G.Gramsch, Dresden-N., Böhmischestr. 37 Aufnahme <= 1908 Sammlung Theodor Restel
Wie man am Faksimile aus dem Jahr 1914
vielleicht erkennen kann: das Speditionsunternehmen
A. Pache ging in seiner Geschichte unter Beibehaltung
des ursprünglichen Firmennamens durch mehrere
Hände.
Der Name Groeger klingt dabei vertraut, denn noch heute kann man an der
bröckligen Fassade diesen Namen als Nachf.olger angeschlagen sehen. Jedoch
nicht Adolf sondern Max steht dort in großen Lettern.
Die Übernahme der Firma durch Adolf Groeger fand am 1. Oktober 1912 statt. Sieben
Jahre später, am 1. Februar 1919 passierte der nächste Generationswechsel. Max Groeger
trat gemeinsam mit seinem Schwager Joseph Richter in die Fußstapfen des Vaters respektive
Schwiegervaters.
Danach gab es ein Hin- und Her. Mal war Max Groeger alleiniger Inhaber. Und mal war es
andersrum. Im September 1932 ging das Unternehmen alleinig auf Richter über. |
Und dies blieb mutmaßlich auch bis zum Ende des 2. Weltkriegs so. Ob und ggf. wie es nach dem Krieg weiterging,
entzieht sich aktuell meiner Kenntnis. Mir liegen leider keine Dokumente vor, die das weitere Schicksal der Firma
Pache beleuchten könnten.
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