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Aufnahme <= 1945
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Im Westen nichts Neues ? Und ob! Naja. Konkret im Südwesten hat sich das Gebiet von www.gruss-aus-senftenberg.de erweitert. Etwas das so eigentlich nie geplant war. Und falls jemand fragt, nein, es ist auch nicht die neue Ausrichtung dieser Internet-Seite. Daß ich heute das historische "Amt Senftenberg" mit seinen Gemeinden verlasse, was man spätestens an der Aufschrift der oberen Ansichtskarte ("b. Ruhland") erkennen müsste, hat einen speziellen Grund. Das Ganze ist eine etwas längere Geschichte. Bevor ich diese weiter unten in verkürzter Form erzähle, möchte ich noch drei weitere Ansichtskarten aus Biehlen präsentieren:
Das Konvolut aus vier - vermutlich sehr seltenen - Ansichtskarten mit Motiven aus dem kleinen Dörfchen Biehlen habe ich für eine geplante Veröffentlichung aufbereitet. Da alles
was über meinen Tisch geht und "irgendwie" veröffentlicht werden soll, mein Hauptquartier nicht ohne meinen "magic touch", also die digitale Aufbereitung verlässt (man hat ja einen
Ruf zu verlieren) steckte ich ca. 8 Stunden Arbeit am Computer in die Dinger. Dabei machte mir das Exemplar ganz oben die meiste Mühe, da das mir zur Verfügung gestellte Original
etwas gelitten hat. Wahrscheinlich Wasser gezogen, weshalb das Ding auch physisch repariert wurde indem eine andere Ansichtskarte hinten dagegen geleimt wurde. Das Stück verfügt also
nicht mehr über die originale Rückseite, weshalb ich auch keine gesicherten Angaben hinsichtlich Verleger oder Veröffentlichungsjahr machen kann. 5 Stunden Arbeit stecken in der
Grafik.
Gut, ich weiß jetzt nicht so wirklich viel über Biehlen, daß ich die Ansichten substantiell mit Informationen unterlegen kann. Deshalb versuche ich das auch gar nicht erst, sondern
komme zu meiner angedrohten "Geschichte", die ich persönlich für durchaus erzählenswert halte. Auch wenn sie im Grunde nichts mit Senftenberg zu tun hat sondern - wer hätte es gedacht? -
mit Biehlen. Und Grube Ilse. Vor ca. 6 Wochen bekam ich eine Mail von einem polnischen (Hobby-)historiker mit folgendem Wortlaut:
Guten Morgen,
Ich bin ein Historiker aus Polen. Ich gestehe, beim Namen "Fuldner" klingelte bei mir erst einmal absolut nichts. Aber man ist ja freundlich und versucht zu helfen wo man kann. Es ging eMail-technisch dann so ein bisschen hin und her, wobei wir der Einfachheit halber schnell auf englisch umschalteten. Im Laufe der nächsten Wochen in denen mir mein polnisches Gegenüber sein Leid klagte, daß er hier vor Ort nicht so wirklich vorankommt, fragte ich ihn ganz unbedarft was denn (für ihn) so speziell an der Familie Fuldner sei, daß er so verzweifelt agiert. Und er offenbarte mir seine Beweggründe... Seit 5 Jahren sammelt er Material über die polnische Gutsbesitzer-Familie Horodynsky. Martin Fuldner war verantwortlich für die Ermordung von Mitgliedern dieser Familie im Jahr 1943. Er entsandte eine SS-Einheit in der Nacht vom 24. auf den 25. Juni 1943 zu deren Gutshaus und die Soldaten ermordeten dort 19 Menschen während einer Hochzeitsfeier. Ein halbes Jahr darauf, am 13.10.1943, exekutierte einer der überlebenden Horodynski-Söhne auf Betreiben des damaligen polnischen Untergrunds, Martin Fuldner, dessen Frau und deren sechsjährigen Adoptivsohn. Die Rache der deutschen Besatzer ließ nicht lange auf sich warten und resultierte eine Woche später in der Exekution von 25 sogenannten "Partisanen". (siehe hier). Dier Geschichte ist zumindest in Polen bekannt (siehe hier) aber zumindest mir war sie zu diesem Zeitpunkt völlig neu. Grundsätzlich erforscht der polnische Historiker die 200-jährige Geschichte der Horodynskis, die jedoch auf so tragische Weise mit der der Familie Fuldner verbunden ist. Und um diesen Aspekt größtmöglich zu beleuchten, bemüht er sich verzweifelt in deutschen Archiven oder eben bei Heimatforschern vor Ort Informationen zusammenzutragen, die helfen das Bild der Familie Fuldner zu zeichnen. Es war wohl eine Mischung aus persönlichem Interesse und Mitleid mit dem polnischen "Kollegen" die mich veranlasste, in die Recherchen einzusteigen. Tatsächlich konnte ich einige Informationen beisteuern, die neue Stoßrichtungen eröffneten. Hierbei zahlte sich das Training in Sachen Recherchen, das ich selbst seit 13 Jahren in meinen zwei eigenen Projekten betreibe, aus. Darüberhinaus konnte ich bei der Übersetzung von Dokumenten oder dem Entziffern von Sütterlin-Handschriften oder Texten in Fraktur - was Polen, aber auch vielen Deutschen sehr schwer fällt - behilflich sein. Auch ein Foto konnte mit meiner Hilfe verortet werden. Etwas das gar nicht so trivial war aber mit ein bisschen Glück und meinem Archiv gelang. Ich könnte an dieser Stelle den bisherigen Forschungsstand in Sachen "Fuldner" hier ausbreiten, möchte aber meinem polnischen Kollegen nicht vorgreifen. Vielmehr möchte ich hier den Aufruf starten, daß sich jeder, der etwas beitragen könnte, bei mir meldet. Hierbei kommt potentiell die Biehlener und Großräschener (Otto Fuldner war Direktor der Ilse-Wohlfahrtsgesellschaft zu Grube Ilse und lebte und arbeitete ab 1907 in Grube Ilse) Bevölkerung in Frage, was nicht heißen muß, daß nicht auch andere etwas beisteuern können. Die Familie Fuldner war übrigens durch Heirat mit Julius Klitzing verbandelt. Seines Zeichens Direktor der Grube Marga und zuvor in Grube Erika tätig. Etwas das dann doch wieder eine kleine Senftenberg-Verbindung herstellt. Ein erste externe Hilfeleistung geschah bereits durch die Bereitstellung der vier Ansichstkarten, von denen diejenigen mit Bildern des Gutes Biehlen, dem Besitz der Fuldners, für das Projekt am interessantesten sind. Sehr gerne mehr davon! |
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