Aufnahme <= 1911 Sammlung Matthias Gleisner
Zwei Gründe warum es www.gruss-aus-senftenberg.de nach all den Jahren immer noch gibt:
1. ich habe noch immer eine unbändige Freude, Raritäten wie die oben abgebildete Fotopostkarte aufzustöbern und bestenfalls zu erwerben und
2. verspüre ich jedesmal eine tiefe Befriedigung, wenn nach stundenlanger "Pixelei" am Computer final eine Grafik vor mir liegt, der ich die
Spuren von über 110 Jahren gründlich ausgetrieben habe.
Ich kann mir vorstellen, daß das die allermeisten nicht nachvollziehen können, mich vielleicht sogar für leicht bescheuert halten, aber so
bin ich nun mal.

Jedenfalls haben sich die vielen Stunden, die nötig waren, um die zahlreichen Oberflächenschäden zu beheben, meiner Meinung nach gelohnt, denn die
Ansicht dieser beiden Häuser führt uns erstmalig in einen Bereich, der bislang ausgesprochen dürftig dokumentiert ist. Und das nicht nur hinsichtlich der
absoluten Frühphase dieses Straßenzuges. Derartig schlecht dokumentiert, daß sich sicher viele fragen "wo ist das denn?". Ich gebe zu, daß ich zu Beginn
auch nur eine ungefähree Idee hatte, die sich im Endeffekt aber als richtig herausstellte. Obwohl ich anfangs eigentlich eine andere Hausnummer in jenem
Straßenzug in Verdacht hatte. Das Problem ist nämlich, daß beide hier abgebildeten Wohnhäuser seit Anfang der 1980er Jahre nicht mehr existieren. An ihrem Platz
befinden sich heutzutage äußerlich nicht sonderlich attraktive 4-Geschosser, wobei jener, der das Haus im Vordergrund mit dem Balkon-gekrönten
Eingangsportal ersetzte, offensichtlich noch aus Bestandteilen des DDR-Wohnungs-Typenbaukasten zusammengestückelt wurde.
Ich will jetzt nicht weiter rumeiern und stattdessen die Katze aus dem Sack lassen... wir sehen hier um das Jahr 1911 die Hausnummern Laugkstraße 9 (vorn)
und 11 (hinten). Der Schreiber dieser Fotopostkarte, der gleichzeitig Bewohner der Nummer 9 war und mitsamt Gattin auf dem Balkon zu sehen ist,
war ein gewisser Ernst Laue, Prokurist von Beruf. Er bezeichnete im Text das Haus als "Villa Lenchen". Ich kann nicht wirklich erkennen, ob ein entsprechender
Schriftzug, wie man ihn an anderen Villen hier und da im Senftenberger Stadtgebiet sehen kann, angebracht war oder nicht.
Insgesamt gestaltete sich der Ausbau der Laugkstraße eher schleppend. Neben der Hausnummer 1 existierten zunächst nur die Häuser 9 und 11, wie auf dem Foto ersichtlich.
Einige Jahre später kam die benachbarte Hausnummer 7 hinzu und wiederum etwas später die Nummern 3 und 5. Die gegenüberliegende Straßenseite jedoch war über viele Jahrzehnte quasi unbebaut.
Dieser Zustand änderte sich erst, als man Anfang der 1970er Ersatzwohnungen für die Einwohner des dem Untergang geweihten Dorfes Sauo benötigte. Im Zuge der bergbaubedingten
Devastierung siedelte man nämlich die Dorfbewohner bis Mitte 1972 in die nähere Umgegend um. Eine signifikante Anzahl Ex-Sauoer fand sich letztlich in Senftenberg wieder und das zu großen
Teilen in dem extra dafür erbauten kleinen Neubaugebiet am Schnittpunkt zwischen Laugk- und Rathenaustraße.
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Und an eben jenen Anfang der 1970er entführt uns die nächste Abbildung. Norbert Jurk deklarierte das Foto
in seinem 2017er Opus mit = 1970. Und das glaube ich ihm auch. Die Version, die er auf Seite 12 präsentierte
und die mir bislang so noch nicht in die Finger gekommen ist, erweitert den Bildausschnitt stark nach links.
Dabei erkennt man, daß zu diesem Zeitpunkt bereits Teile der Neubauten in Höhe des Theaters errichtet worden waren.
Wie gesagt, sieht man hier heute leider nicht aber ohnehin finde ich den Blick auf die klassische Bebauung
der Laugkstraße wesentlich interessanter. Man erkennt unter anderem die Hausnummern 9 und 11, die wir auf der Fotopostkarte ganz oben schon
60 Jahre früher gesehen haben. Und diese 6 Jahrzehnte haben den Häusern nicht unbedingt gut getan. Die Fassaden sehen
mittlerweile ziemlich runtergekommen aus und auch der schöne Hauseingang mit dem Balkon ist verschwunden. Der ursprüngliche
Balkonzugang war kurzerhand zugemauert worden. Die Hausnummer 7, die schon am Baustil erkennbar, später erbaut worden war, macht noch einen
etwas besseren Eindruck. Vielleicht weil dort der FDGB residierte?
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Aufnahme = 1970 Archiv der Stadt Senftenberg
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Einige Zeit später - entgegen Norbert Jurks Datierung auf 1971 gehe ich mit <= 1974
etwas defensiver ins Rennen - betrachten wir die Szenerie aus Nordost. Konkret von der Ecke
Rathenaustraße/Laugkstraße.
Wie man erkennen kann, stehen die Neubauten mittlerweile. Das Umfeld - und
das schockiert mit ein ums andere mal - macht einen unfertigen Eindruck. Offenbar war man zu DDR-Zeiten
nicht einmal in der Lage ebene Fußwege anzulegen. An ein Provisorium, selbst wenn damit
das oben genannte 1971 plausibler erscheint, glaube ich ehrlich gesagt nicht. Was lag, das lag! Egal wie
schief und krumm.
Auf diesem Foto bekommt man auch einen Eindruck, wie das Haus Laugkstraße 11 im Zuge der Gerhart-Hauptmann-Straße
Anschluß fand. Davon hätte ich auch mal gerne eine historische Aufnahme gesehen.
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Aufnahme <= 1974 Archiv der Stadt Senftenberg
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Wer nun glaubt, daß das was heute die Gerhart-Hauptmann-Straße 2a/b ausmacht, die direkte Ablösung der klassischen Bebauung darstellt, der irrt sich. Es gab einen Zwischenschritt!
Und der stimmt mich gerade etwas bedenklich denn ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, wie sich das Areal "zu meiner Zeit" darstellte. Mein Gedächtnis ist
tatsächlich nicht das beste.

Ab Mai 1987 lag nämlich die Szenerie in meinem unmittelbaren Arbeitsumfeld. Zu diesem Zeitpunkt trat ich meinen Hilfsjob als Operator im Rechenzentrum des BKK Senftenberg an.
Meine Arbeitsstätte befand sich anfangs "unterirdisch" in den Katakomben der gegenüberliegenden "VVB Braunkohle" (die Liegenschaft wird heute durch die Senftenberger Stadtwerke genutzt).
Als 3-Schichtler muß ich also zwangsläufig mehrfach in der Woche an dieser Ecke mit meinem Drahtesel Marke "Diamant" vorbeigeradelt sein. Ich kriege es einfach nicht mehr zusammen.

Nur so viel ist halbwegs sicher: frühestens 1989 begann man in der Gerhart-Hauptmann-Straße einen Büro-Neubau hochzuziehen - 4-stöckig wenn ich mich nicht irre - der nach Fertigstellung von diversen
Abteilungen des BKK Senftenberg in Beschlag genommen wurde. Letzteres passierte aber erst nach der politischen Wende. Je länger ich darüber nachdenke, könnte der Bau aber durchaus auch erst
nach 1989 begonnen haben. Ich kann mich nur noch entsinnen, daß der Rechenzentrums-Betrieb irgendwann nach 1990 umzog und ich noch einige Monate/Jahre im neuen Gebäude Dienst am sowjetischen Großrechner
SM1420 (begehbar!) verrichtete. '93 oder '94 wurde ich dann in das "richtige" Rechenzentrum nach Lauchhammer versetzt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich schon längst "hochgedient" und arbeitete hauptamtlich
als Programmierer für die zu jener Zeit praktisch aus dem Boden sprießenden PC-Arbeitsplätze. Lauchhammer war dann aber auch nur für wenige Jahre aktuell. Danach wechselte ich zurück in Wohnortnähe,
nämlich in das LAUBAG-Gebäude in Buchwalde, wo ich weiterhin programmierte aber auch Aufgaben im Benutzerservice und der Administration übernahm. Aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte.
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