Wir
HEIMATFORSCHER wandern gelegentlich auch durch unsere Heimatstadt, doch nur sehr wenige Orte zeigen sich in der Gegenwart noch so, wie wir sie von unseren historischen Studien und Recherchen im „Dunkel der Geschichte“ her kennen. Dabei sind es dieselben
STRASSEN & GASSEN, wo seit Jahrhunderten die Tritte unserer
VORFAHREN nachhallen. Hier lenkten sie in bunter Farbenpracht mit langen
SCHNABELSCHUHEN behutsam ihre Schritte, klirrten stolz mit den
SCHELLEN oder wirbelten mit langen
SCHLEPPGEWÄNDERN den Staub empor. Aber die
GESCHLECHTER sind nach und nach ins Grab gesunken, die
HÄUSER alterten ebenso und machten eines dem anderen Platz, zusehends verwischte neue Architektur die alten Erinnerungen. Wenig ist übrig geblieben vom ehemals
MITTELALTERLICHEN STADTBILD. Eigentlich haben nur 2 riesige
GOTTES~ sowie einige
GESCHÄFTSHÄUSER dem Untergang getrotzt. Den
STRASSEN ist es kaum besser als den
HÄUSERN ergangen.
Die mittelalterliche Stadt bestand aus einem Gewirr von
STRASSEN & GASSEN. Die
HAUPTSTRASSEN liefen auf den
MARKTPLATZ zu. Nur sie waren – wenn überhaupt – mit
STEINEN gepflastert. Die anderen
STRASSEN & WEGE waren unbefestigt und bei Regen oft matschig wie heute ein einfacher
FELDWEG.
Oft mussten sie ihre Grenzen verändern, um sich einer geraden Linie zu nähern, oft einrücken, vor oder zurück, um schnurgerade zu verlaufen.
Damals sonderten sich die
STÄNDE & GEWERBE voneinander ab, jedes fand sich für sich zusammen, nahm seine
STRASSE ein, seinen besonderen
LADEN, bildete eine
ZUNFT mit eigenem
VERGNÜGUNGSLOKAL. Daher rührten auch die Bezeichnungen Töpfer~, Bader~, Schmiede~, Brauhausgasse, sodass sich jedermann in der Stadt auch ohne angeschriebene Namen & Hausnummern leicht zurechtfinden konnte.
Als im 17./18. Jh. alte finstere
TORE und feste
MAUERN verschwanden, konnten sich in der modernisierten Stadt nur wenige
STRASSEN ihre Namen und Individualität bewahren.
Wir betrachten heute allerdings keine „
HANDWERKERGASSEN“, sondern die etwas „höfisch klingende“
BURGLEHNSTRASSE, die samt ihrer Fortsetzung, der
RITTERSTRASSE, von der
SCHLOSSSTRASSE abgeht. Leider hat sich bis heute nicht mehr viel erhalten, um das alte Bild dieser
STRASSE,
zumindest in der Phantasie, vor unserem geistigen Auge entstehen zu lassen.
Aus historischer Sicht betrachtete sie einst Dr. Rudolf Lehmann nach einem
>Spaziergang durch Alt-Senftenberg & Umgebung< wie folgt:
Dagegen kommt die im
WWW an der sogenannten
WIKIWAND in der
>Liste der Straßen in Senftenberg< propagierte
„
LAGE-Beschreibung der BURGLEHNSTRASSE“ ziemlich verwirrend daher:
„Die BURGLEHNSTRASSE verläuft von KIRCHPLATZ in östliche Richtung bis zum STEINDAMM; weiterer Verlauf in Richtung Osten als AM GERICHT; ebenfalls als westliche Parallelstraße zum STEINDAMM als Bogen im Uhrzeigersinn in Richtung Süden ab BURGLEHNSTRASSE bis zur SCHLOSSSTRASSE (nördlich der BURGLEHNSTRASSE als Stichstraße); weiterer Verlauf ab SCHLOSSSTRASSE als Bogen im Uhrzeigersinn in Richtung Westen als RITTERSTRASSE.
Der Name bezieht sich auf das ehemalige BURGLEHN, das sich zwischen STADT & SCHLOSS vor dem ehemaligen SCHLOSSTOR am Schweine- oder Ferkelmarkt erstreckte.“Die untenstehende
KARTENSAMMLUNG der
>Burglehnstraße im Wandel der Zeit< zeigt dafür mehr als deutlich die baulichen
VERÄNDERUNGEN in der einstigen mittelalterlichen
INNENSTADT auf.
Im 2. Teil meiner Betrachtungen wenden wir uns dem geheimnisvollen
NAMENSGEBER >BURGLEHN< zu:
Der Begriff
BURGLEHN bezeichnete im mittelalterlichen Recht u.a.
das einem
BURGMANN zu dessen
UNTERHALT verliehene
LEHEN, sofern dieser auf einer
BURG zu deren Verteidigung ansässig war.
Im 13./14. Jahrhundert diente es als übliche wirtschaftliche
AUSSTATTUNG der adeligen
BURGBESATZUNG.
Sie setzte sich aus dem Burgkommandanten, weiteren (ritterbürtigen) Burgmannen und niederem Hilfspersonal (z. B. Burgpförtner, Türmer) zusammen.
Das
BURGLEHEN bestand aus
GRUND & BODEN außerhalb der
BURG, zumeist in einem abgegrenzten
BEZIRK vor den Mauern einer
BURG,
in dem die Häuser der
BURGMANNEN standen, die sie vom Burgherren als Teil ihrer Vergütung als
LEHEN erhielten.
Zumeist forderte der Lehnsherr die sogenannte
„BURGHUT“ – also die Bewachung und Verteidigung der
BURG ein. Aus diesem Grunde wurden die
BURGGÜTER oftmals direkt an die
STADTMAUER gebaut, um als kleine
VORBASTEI für die eigentliche
BURG zu dienen. Die
BURGMANNEN wurden im Kriegsfalle auch zur Verteidigung der Stadt eingesetzt.
Das Gebiet des
BURGLEHNS und seine
BEWOHNER standen unter besonderem
RECHT, d.h. sie waren weder von einem
GRUNDHERREN abhängig,
noch dem
STADTRECHT unterworfen – selbst dann nicht, wenn das
BURGLEHN innerhalb der
STADTMAUERN lag.
Bereits im 17., spätestens im 19. Jahrhundert wurden die
BURGLEHNBEZIRKE aufgelöst und der
KOMMUNALVERWALTUNG unterstellt. Manche hatten gleichwohl viel länger existiert als die zugehörigen
BURGEN, die oft schon vorher ihre militärische Funktion verloren hatten. Heute erinnert meist nur noch ein
STRASSENNAME an die Lage des ehemaligen
BURGGUTS – wie eben auch in
SENFTENBERG .