Diese FRAGE stellte der >Senftenberger Anzeiger< im Februar des Jahres 1929 und mit Sicherheit hat sich auch GEORG HIRSCH verwundert die Augen gerieben, da er eigentlich vorhatte, in seinem eigenen GESCHÄFT vorrangig auf FLÜGEL & KLAVIERE zu setzen. ERFAHRUNGEN hatte er mit einer kleinen VERTRETUNG der >PIANOFABRIK E.F. GRUSS< in Frankfurt a.O. / Bahnhofstraße 23/24, gemacht und übernahm am 1. April 1936 jene FIRMA, deren TASTENINSTRUMENTE bereits Weltruf genossen. Um nicht vorschnell zu entscheiden, studierte ER zunächst erst einmal die KOLUMNE aus dem Lokalanzeiger…
„EIN GUTES TIER IST DAS KLAVIER, STILL, RUHIG & BESCHEIDEN, UND MUSS DABEI DOCH MANCHERLEI ERDULDEN & ERLEIDEN.“
So oder ähnlich hat einmal ein DICHTER das so oft ZUR GERINGEN FREUDE DER MITMENSCHEN MISSHANDELTE KLAVIER besungen. Es scheint nun, als ob auch für dieses INSTRUMENT die Zeiten recht schwer geworden sind, denn es lässt sich nicht leugnen, dass der ABSATZ von KLAVIEREN unaufhaltsam zurückgeht. Im Jahre 1913 konnten in Deutschland etwa 60 000 Klaviere abgesetzt werden, 1926 sank die Ziffer auf 45 000, im Jahre 1927 war dann allerdings wiederum eine STEIGERUNG auf rund 60 000 Stück zu verzeichnen, was aber wohl nur auf die Absatzfinanzierung zurückzuführen ist. Man ging bekanntlich in immer stärkerem Maße dazu über, KLAVIERE AUF TEILZAHLUNG zu verkaufen, sodass heute mehr als ¾ aller KLAVIERE AUF RATEN, oder wie der Volksmund sagt, AUF STOTTERN gekauft werden, wobei sich die RATEN oft auf 2 Jahre erstrecken. Dieser ANSTIEG im INLANDSABSATZ hielt aber nicht lange an: bereits 1928 ging der ABSATZ wieder sehr stark zurück, was zweifellos auch darauf zurückzuführen ist, dass die VERMÖGENSVERHÄLTNISSE heute außerordentlich ungünstiger sind, als VOR DEM KRIEG, wodurch weite Kreise gezwungen sind, auf die ANSCHAFFUNG eines KLAVIERES zu verzichten. Darüber kann auch das ABZAHLUNGSSYSTEM nicht völlig hinweghelfen, da ja schließlich auch die RATEN bezahlt werden müssen, was sich bei den häufig anzutreffenden niedrigen GEHÄLTERN & EINKOMMEN schon sehr stark bemerkbar macht. Zum andern aber geht man wohl auch nicht fehl in der Annahme, dass sich die wesentlich billigeren GRAMMOPHONE & RUNDFUNKAPPARATE als KLAVIER-GEGNER erweisen, da sie zahlreichen Menschen, zumal all jenen, denen das KLAVIERSPIELEN keine reine Freude bedeutet, zur musikalischen Berieselung genügen. Das KLAVIER scheint somit wohl ein OPFER der ganzen Entwicklung geworden zu sein, wenngleich es natürlich weder GRAMMOPHON noch RADIO gelingen wird, das KLAVIER völlig aus dem Felde zu schlagen, obwohl mittlerweile schon in jedem 4. Haushalt ein RADIO dudelt…“
…und nach diesem letzten denkwürdigen SATZ entschied er sich recht optimistisch für ein PIANOMAGAZIN - anfangs MORITZSTR.4, später SCHLOSSSTR.23 !
Bald darauf zogen jedoch „WIRTSCHAFTLICHE GEWITTERWOLKEN“ auf, und Senftenbergs zu jener Zeit residierender BÜRGERMEISTER L i n d e m a n n äußerte sich zur kommunalpolitischen Lage wie folgt:
„Was ich zum Jahre 1931 für unsere Stadt zu sagen habe, lässt sich sehr einfach zusammenfassen: die LAGE wird infolge der WIRTSCHAFTSKRISE nicht leicht sein, und solange HANDWERK & KAUFMANNSCHAFT durch die verminderte KAUFKRAFT der Bevölkerung SCHLECHTE GESCHÄFTE machen, werden wir aus den SORGEN nicht herauskommen. Dennoch wird es am guten Willen der Stadtverwaltung nicht fehlen und: WO EIN WILLE IST, DA GIBT ES AUCH EINEN WEG.“
Da GEORG HIRSCH ein KÄMPFERTYP war, fand er auch einige AUSWEGE, um sein GESCHÄFT – allerdings nur durch einschneidende SONDERANGEBOTE, RABATTE & INVENTUR-AUSVERKÄUFE – auch durch die nachfolgende HARTE ZEIT zu bringen…die jedoch 1933 gottlob seiner eigenen HOCHZEITSFEIER ein wenig verblasste. Zum Glück sah man im Hause HIRSCH auch schon dem 3 Jahre später terminierten, ersten GESCHÄFTSJUBILÄUM freudig entgegen… Das FOTO des EHEPAARS HIRSCH wurde anlässlich ihrer GOLDENEN HOCHZEIT 1983 aufgenommen !
Dabei gab es allerdings eine kleine IRRITATION meinerseits, weil das anvisierte EREIGNIS laut INSERAT zwar für den Zeitraum 1926 – 1936 festgelegt, jedoch verspätet erst 1937 veröffentlicht wurde, und ich den ersten Auftritt des G. HIRSCH mit der 1928 erfolgten ERÖFFNUNG seines SENFTENBERGER Verkaufs~ & Ausstellungsraumes verband. Die flugs durchgeführte RECHERCHE im >Senftenberger Anzeiger< klärte mich jedoch dergestalt auf, dass HIRSCH seine „Karriere“ bereits 1926 in ORTRAND gestartet hatte…
Ich bin mir sicher, dass GEORG HIRSCH es stets auf ehrbare MUSIKER - MANIER anging, auch wenn manchmal die ZEITEN alles andere als ROSIG waren: ER setzte sich an seinen wohl gehüteten STUTZFLÜGEL, griff munter in die Tasten und ließ die SORGEN einfach hinter sich... ÜBRIGENS HALTE ICH ES GENAU SO !