Beitragvon Christian neu in SFB » So 24. Sep 2023, 12:38
.
.
Meinen vorangegangenen Beitrag möchte ich an dieser Stelle mal durch ein paar ergänzende
Hinweise zum Thema:
die drei befestigten Anlagen Senftenbergs
erweitern. Das dürfte nicht nur für mich, sondern für viele neu sein, denn da wird doch schon immer so einiges durcheinander geworfen.
.......Und, wenn man die Paulitzchronik, die in diesem Jahr immerhin 100 Jahre alt geworden ist, sich genauer ansieht,
dann muß einem eine Doppelung auffallen.
Und zwar: Es gab anscheinend drei Ringwallanlagen von Senftenberg.
Die Bezeichnungen „Altes Schoss, Alte Burg“ beziehen sich bei Paulitz auf gleich zwei Rundwallanlagen.
Der überlieferte Name „Altes Schloss“ wird immer wieder kolportiert von allen Chronisten und sogar den Archäologen. Der Name hat aber überhaupt nichts mit dem „Aussehen oder der Mächtigkeit“, oder dem „Glanz“ der Anlage zu tun.
Paulitzchronik: Zum ersten für den Burgwall der Früheisenzeit (um 620 v.d.Z.)(Koordinaten siehe Grafik) und zum zweiten für einen frühslawischen Rundwall, ebenfalls im Laugk(Koordinaten siehe Grafik).
der von Paulitz in die Zeit um 700 n.d.Z. datiert wird (was mit Sicherheit nicht stimmt, wenn man nach neuesten Forschungen die Einwanderung der Slawen in die Lausitz erst ins späte 7. Jahrhundert datiert (Vergl. Auch Knothe, in Rechtsgeschichte der Lausitz.). Die eingewanderten Slawen haben fast 200 Jahre auch ohne Burgen hier gelebt. Erst im späten 8. Jahrhundert fing der Burgenbau in der Niederlausitz wieder an, was mit den äußeren Umständen zu tun hatte. „Aus den verschiedensten Stammesfehden oder Angriffen durch die Deutschen mag sich wohl die Notwendigkeit der Errichtung von Erdschanzen ergeben haben. Eine solche Erdschanze ist auch der im Senftenberger Laugk hinter dem Wolfsgarten belegene Rundwall, welcher gemeinhin „Das alte Schloss“ heißt.“
PAULITZ schreibt dazu ebenfalls: „daher leben diese Hügel im Volksmunde als Hussitenschanzen und Schwedenschanzen fort. Andere heißen Schlossberg, Altes Schloss und dergleichen“.
Im Frühmittelalter gab es insgesamt ca. 40-60 ringförmige Wallanlagen in der Niederlausitz. Sie wurden z.B. vom slawischen Stamm der Lusitzi errichtet und waren meist nur „Fluchtburgen“.
D.h. die Bevölkerung wohnte in unmittelbarer Nähe und nutzte die Anlage nur zum eigenen Schutz während einer Bedrohung. Solche Rundstätten dienten früher als Gerichtsstätten ( vgl. Senftenberg, in slavisch Kommorow : Gericht), oder vorläufige Zufluchtsstätten in Fehdezeiten bei plötzlichen Überfällen.
Und so ist es nicht verwunderlich, das unter der slawischen Bevölkerung das spätere Senftenberg noch lange den Namen Kommorow führte.
Dann gab es noch eine dritte Wallanlage die nach dem Sieg über die Slawen, von deutschen Rittern auch in den Sumpf gebaut wurde. Um 1000 u.Z. [die "Sümpfenburg]
Und darauf bezieht sich die verklausulierte Beschreibung von Paulitz: „Das der zweite Rundwall , „altes Schloß“ genannt [der slawische Rundwall!], nicht die Stätte sein kann, wo die erste feste „Sümpfenburg“ gestanden hat [der dritte Rundwall]. Das geht schon daraus hervor, daß die Stadt wohl nie an einer anderen Stelle gestanden hat, und Burg und Stadt gehören, wie überall, so auch hier, unmittelbar zusammen.“ Er schreibt dazu: „ Bald nach der Besiegung der Wenden durch die Deutschen legten die Ritter im Auftrage des Landesherren mitten in die Sümpfe
der schwarzen Elster eine Burg an, die ist die „Sümpfenburg“, die Burg im Sumpf. „
Und weiter:
„Die vielfach verbreitete Meinung, dieser Rundwall [ hier bezieht sich Paulitz wieder auf den zweiten, den slawischen Rundwall !] sei die Stätte worauf zuerst die Burg Senftenberg gestanden hat, beruht aber auf einem großen Irrtum.
Es ist durch sachverständige Gelehrte, wie Friedel [Direktor des Provinzialmuseums] aufs klarste bewiesen worden, dass sie weiter nichts ist als ein vorslawischer Rundwall war, da sie darin keinerlei Mauerwerk, auch nicht einmal den für die Holzburg nötigen massiven Unterbau vorgefunden hatten" (Vergl. Auch Knothe, in Rechtsgeschichte der Lausitz).
Erste Vorläufer der Festung [damit ist die Sümpfenburg gemeint] gab es schon im 11. und 12. Jahrhundert. Darüber ist sehr wenig überliefert.
Reste der Vorgängerbauten wurden bei Ausgrabungen unter den Kellerböden des Westflügels in Form von Bodenverfärbungen festgestellt,
die von den Spitzen der hölzernen Palisaden stammen. Unter dem Nordflügel befindet sich das Fundament eines rechteckigen Turmes.
Im 13. Jahrhundert wurde eine Burg errichtet, deren Ziegelringmauer beim Bau des Schlosses zum großen Teil als Fundament weitergenutzt wurde.
Für meine Begriffe hat dies schon oft zu Irritationen und Verwechslungen geführt und zwar weil:
- auch der dritte Rundwall, "Sümpfenburg" anfangs eine Holz-, Erdekonstrution war ! Erst später ist diese deutsche Ritterburg nach und nach aus Stein gebaut und im Laufe der Jahrhunderte zu unserer jetzigen Festung Senftenberg geworden.
- auch die Verortung dieser dritten Wallanlage, "Sümpfenburg" immer mit dem Sumpf.... irgendwo da draußen... , wie Paulitz schreibt "mitten in die Sümpfe" assoziiert wird.
Dabei hat der Sumpf unmittelbar neben der späteren Stadt bereits angefangen Schauen wir uns heute nur mal die winzige Entfernung vom ehem. Schloßtor zur Festung an.
Nur die ersten beiden Wallanlagen waren in 1, bzw. 2 km Entfernung von der späteren Stadt im "tiefen" Sumpf.
.
.
Also halten wir fest es gab drei bekannte Wallanlagen im Senftenberger Laugk.
Zu unterschiedlichen Zeiten- und auch an drei verschiedenen Stellen, aber alle in der nahen sumpfigen Umgebung Senftenbergs !!
Ich fasse zusammen:
Erste Rundwallanlage mit Palisaden in der frühen Eisenzeit, etwa 620 v.d.Z., also vor 2.600 Jahren in der von den Kelten begründeten Hallstattkultur.
Welche gemeinhin auch „Das alte Schloss“ heißt.
Gebaut von vorgermanischen Stämmen im Laugkfeld. 51° 31,584 N, 14° 1,997 O, Höhe über NN 101,5 m
Zweite Rundwallanlage nach 850 u.Z.. Welche gemeinhin auch „Das alte Schloss“ heißt. Gebaut von dem slavischen Stamm der Lusitzi, gebaut im Laugkfeld.
Dritte befestigte Anlage ist die erste feste „Sümpfenburg“, erbaut von deutschen Rittern ab/ um etwa 1.000 n.d.Z, gebaut im Laugkfeld.
Ebenfalls noch als Palisadenanlage errichtet. In unterschiedlichen Zuständen, aber immer an derselben Stelle, die heutige Festung mit dem Schloß Senftenberg,
gebaut direkt neben der Stadt Senftenberg im Sumpf. Ab dem 12. Jahrhundert über viele Jahrhunderte hinweg. Dann ab dem 16. Jahrhundert als Festungsbau..