Persönlichkeiten von Senftenberg Teil 1

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Christian neu in SFB
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Persönlichkeiten von Senftenberg Teil 1

Beitragvon Christian neu in SFB » Mo 21. Mär 2022, 20:06

Senftenberger Persönlichkeiten

(Liste ausgesucht und erstellt von Hans Peter Rößiger 03/2022, Recherche nach dieser Vorgabe von Christian Hübner)


I. Wissenschaftler

1.
Prof. Peter Thomäus (* 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts in Senftenberg; † 1588 in Meißen) war ein deutscher Professor der Dialektik.
Leben:
Thomäus studierte an der Universität Leipzig unter anderem Theologie. 1544 erlangte er die Magisterwürde und wurde Professor der Dialektik an dieser Universität. In seiner Funktion als Professor an der philosophischen Fakultät übertrug man Thomäus 1550 das Rektorat der Leipziger Hochschule.
1553 wurde Peter Thomäus an die fürstliche Landesschule St. Afra nach Meißen berufen und erhielt die Stelle eines Konrektors. Er unterrichtete neben den Sprachen Griechisch, Latein und Hebräisch die Naturwissenschaften Mathematik, Erdkunde und Astronomie.
Wegen Altersschwäche wurde Thomäus 1588 in den Ruhestand versetzt. Im selben Jahr starb er in Meißen.
Kein Bild vorhanden

2.
Johann Gottfried Michaelis (* 20. Mai 1676 in Senftenberg; † 24. April 1754 in Dresden) war ein sächsischer Hofopticus (Optiker) und Kirchner.
Leben
Sein Vater war zur Zeit von Johann Gottfried Michaelis Geburt Stadtsoldat in der damals kursächsischen Stadt Senftenberg. Später siedelte er mit der Familie wieder in seine Heimatstadt Dresden über, wo er ein Haus erwarb und das Bürgerrecht erhielt.
Johann Gottfried Michaelis wurde 1702 Adjunkt des an der alten Frauenkirche tätigen Kirchners Thomas Solger. Von diesem wurde Michaelis auch in Optik unterrichtet. Durch ein Dekret des sächsisch-polnischen Kurfürst-Königs August des Starken wurde er 1722 Hofopticus. Nach Solgers Tod erhielt Michaelis dessen Posten als Kirchner der Frauenkirche und wechselte 1741 in gleicher Position an die Kreuzkirche, nachdem der dortige Kirchner Johann George Keubier starb. In dieser Stelle war Michaelis bis zu seinem Tod tätig.
Michaelis starb einen Monat vor seinem 78. Geburtstag. Die Leichenpredigt hielt der Superintendent in der barocken Frauenkirche am 28. April 1754 über Joh 3,16 EU. Die dazu gespielte Trauermusik wurde durch Reinhold in den Druck gegeben. Bereits vor ihm starben seine Ehefrau sowie sein einziger Sohn Johann Gottlieb Michaelis (auch Johann Gottlob Michaelis; 1704–1740), der Geheimkämmerer am sächsischen Hof und seit 1739 Inspektor des mathematischen, optischen und physikalischen Kabinetts war.
Werk
Neben den von ihn hergestellten Vergrößerungsgläsern ist Johann Gottfried Michaelis vor allem durch die Überlieferung der zeitgenössischen Grabsteininschriften und Epitaphien der alten Frauenkirche und des sie umgebenden Frauenkirchhofs von geschichtlichem Interesse:
• Dreßdnische Inscriptiones und Epitaphia,. Welche Auf denen Monumentis derer in GOtt ruhenden / so allhier in und außer der Kirche zu unser Lieben Frauen begraben liegen, und eine fröliche Aufferstehung erwarten, zu finden / Denen Verstorbenen zu immerwährenden Andencken / denen Lebendigen aber zum Spiegel und willigen Nachfolge, mit allen Fleiß zusammen gesucht / und zum öffentlichen Druck / Nebst einer Historischen Vorrede von gedachter Kirche dargestellet worden. Selbstverlag des Autors, Dresden 1714 (Digitalisat der SLUB Dresden; Online in der Google-Buchsuche).
• Monumenta Dresdensia, Oder Grab- und Ehren-Mahle der Haupt-Stadt und Vestung Dresden /. Besonders derer daselbst in GOtt Ruhenden / in und ausser der Kirchen zur Lieben Frauen / Denen Verstorbenen zu immerwährendem Andencken / denen Lebendigen aber zum Spiegel und willigen Nachfolge, mit grosser Mühe zusammen getragen, Und Nebst einer histor. Vorrede von gedachter Kirche dem Druck übergeben. David Richter, Budisin 1718 (Digitalisat der ULB Sachsen-Anhalt).

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3.
Hermann Kuhnt (* 14. April 1850 in Senftenberg; † 31. Oktober 1925 in Bonn) war ein deutscher Ophthalmologe und Hochschullehrer in Jena, Königsberg und Bonn.
Leben
Kuhnt wurde als sechstes von acht Kindern in der Provinz Brandenburg in Senftenberg geboren. Die Schule besuchte er in Cottbus. Er begann an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Medizin zu studieren. 1870 wurde er im Corps Rhenania Bonn aktiv.[1] Als Inaktiver wechselte er an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und die Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Seine Doktorarbeit schrieb er bei Friedrich Sigmund Merkel am Anatomischen Institut der Universität Rostock. 1874 wurde er zum Dr. med. promoviert. Anschließend war er Assistent des Augenarztes Otto Becker an der Augenklinik der Universität Heidelberg.
1880 ging er an die Universität Jena, die ihn 1881 zum Extraordinarius ernannte. Ein Jahr später dort zum ersten Ordinarius für Augenheilkunde ernannt, leitete er als Direktor die neugegründete Augenklinik. Kuhnts Pläne für ein eigenes Gebäude der Universitätsaugenklinik wurden erst durch seinen Nachfolger August Wagenmann umgesetzt. Die neue Klinik wurde am 1. Oktober 1898 bezogen. 1886 wurde er in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt.
Kuhnt wechselte 1892 an die Albertus-Universität Königsberg und wurde Direktor der dortigen Universitätsaugenklinik. Er war Nachfolger von Arthur von Hippel (1841–1916), der dort nur für 2 Jahre tätig war, und Julius Jacobson (1828–1889), der von 1877 bis 1889 einziger Ordinarius einer eigens für die Augenheilkunde errichteten Universitätsklinik in Preußen war. Kuhnt war 1906/07 Rektor der Albertus-Universität.[2][3]
1907 folgte er schließlich dem Ruf der vertrauten Universität Bonn. Dort erwarb und bewohnte er die Villa Coblenzer Straße 89a.


4.+5.
Max Kurt Kirchbach (zuweilen auch Max Curt; * 23. Februar 1891 in Senftenberg; † 9. Februar 1967 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Unternehmer, Erfinder und Kunstsammler. Er war der Begründer der Produktion von Bremsbelägen und Kupplungsbelägen in Deutschland.
Leben und Wirken bis 1933
Kurt Kirchbachs Eltern waren Alma geborene Musäus (1853–1927) und der Kaufmann Julius Hermann Kirchbach (1855–1913).[1] Julius Hermann stammte aus einer in Roßwein ansässigen Tuchmacherfamilie und hatte ein Tuchhandelsgeschäft in Senftenberg in der damaligen Kreuzstraße 4.[2] Die 1891 geborenen Zwillinge (Max) Kurt und (Paul) Ernst wuchsen in Senftenberg auf.[3] Julius Hermann verkaufte im Jahre 1900 Grundstück und Geschäft an den Tuchhändler Max Goldmann (1872?–1950),[4] der noch bis in die 1920er Jahre in Senftenberg als Max Goldmann vorm. H. Kirchbach firmierte.[2] Die Zwillinge besuchten in Dresden das König-Georg-Gymnasium und die Höhere Handelsschule.[5] Julius Hermann gründete 1910 in Coswig bei Dresden die Firma Kirchbach & Co.[6] Die Firma stellte säurefeste Verpackungen, Dichtungen aus Asbestgewebe sowie technische Fette her. Nach der Volljährigkeit mit 21 Jahren wurden die Zwillinge Mitinhaber der kleinen Fabrik und übernahmen diese vollständig, nachdem der Vater 1913 gestorben war.

Logo der Kirchbachschen Werke
Einen ersten Auftrag zur Produktion von Reibmaterialien erteilte das Militär. Es bestellte im Jahre 1914 10.000 m Bremsband.[7] Grund war der Ausfall der Lieferungen der Firma Ferodo nach dem Kriegseintritt Großbritanniens.[5] Kirchbachs ließen die Asbestbänder in sächsischen Bandwebereien weben und begannen in Coswig mit deren Imprägnierung, Formung und Härtung.[5] Seit 1915 lieferte Kirchbach & Co. Bremsbeläge unter dem neuen Markennamen Jurid für die Automobilindustrie, insbesondere an die Firmen Büssing AG, Neue Automobil-Gesellschaft AG (NAG) und Wanderer-Werke AG.[5]
Die Kirchbach-Zwillinge wohnten mit ihrer Mutter Alma in Niederlößnitz.[8] 1919 heiratete Kurt Kirchbach seine erste Ehefrau, die 1892 im oberschlesischen Gleiwitz geborene Meta Marie Leonore Fischer, genannt Lore.[9] Gegen Ende des Ersten Weltkriegs begannen die Zwillinge, neben gewebten Bremsbelägen auch gepresste zu fertigen. Außerdem wurde eine eigene Spinnerei und Weberei eingerichtet.[5] Der Verlust des Zwillingsbruders im Jahre 1920 wog in dieser Zeit besonders schwer.[5] 1921 zogen Kirchbachs in eine Villa in die Radebeuler Kaiser-Friedrich-Allee 1b (heute Dr.-Schmincke-Allee 1b).[10]
Für den weiteren Aufbau des Werkes stellte Kurt Kirchbach im Jahre 1923 den Automobilingenieur Hans Kattwinkel (1883–1958) ein. Kattwinkel kam von der Firma Hansa-Automobil in Varel.[11] Unter Kattwinkel und Kirchbach nahmen die Firma Kirchbach'sche Werke einen großen Aufschwung und es wurden seit 1923 zahlreiche Patente angemeldet. Gleichzeitig fertigte man Kupplungsbeläge für Kraftfahrzeuge, wie sie erst Jahre später in den Vereinigten Staaten auftauchten.[5]
Im Privaten fand Kurt Kirchbach im vier Jahre jüngeren Kunsthistoriker und Kunstsammler Hildebrand Gurlitt (1895–1956) einen guten Freund.[12]
Hildebrand Gurlitt war Hitlers Kunsthändler... / Judenenteignung.../ Raubkunst...
Kirchbach interessierte sich besonders für die Werke von Lovis Corinth, Emil Nolde, Christian Rohlfs und Franz Marc. Gurlitt war damals Direktor des König-Albert-Museums in Zwickau. Bei einem gemeinsamen Besuch der internationalen Ausstellung Film und Foto des Deutschen Werkbunds im Jahre 1929 reifte der Gedanke des Aufbaus einer Sammlung avantgardistischer Fotografien der zwanziger Jahre aus aller Welt.[12] Es entstand bis 1932 die erste bedeutende Fotosammlung in Deutschland, die in einer Ausstellung in Hamburg mündete.[13] Es wurden unter anderem Fotografien von László Moholy-Nagy, Man Ray, Umbo und Albert Renger-Patzsch gezeigt.[12] Gurlitt war 1930 in Zwickau entlassen worden und war von 1931 bis 1933 Leiter des Kunstvereins in Hamburg. In dieser Zeit wurde er durch Kurt Kirchbach finanziell unterstützt.
Leonore Kirchbach hatte einen Liebhaber. Nachdem sie schwanger wurde, ließ sich Kurt Kirchbach scheiden.[12] Die Scheidung wurde 1934 rechtskräftig und Leonore nahm 1939 wieder den Namen Fischer an.[9] Kirchbach reiste in der Zwischenzeit zu seinem Freund Gurlitt nach Hamburg. Beide begaben sich Ende Dezember 1933 auf eine längere Bildungsreise nach Neapel, während Gurlitts Frau Helene (1895–1967) mit ihrem noch nicht einmal einjährigem Sohn Cornelius (1932–2014) in Hamburg blieb.[14] In Neapel entstand auch der Gedanke zum Umzug Kurt Kirchbachs in eine 1912 erbauten Villa in die damalige Scheubnerstraße 10 in Oberloschwitz, in der sich vorher das Sanatorium von Dr. Friedrich Kraeger befand.[15] Für die Umgestaltung der neu erworbenen Villa empfahl Gurlitt den Architekten Hans Gerlach, seinen Onkel mütterlicherseits. Kirchbach beorderte Gerlach noch vor Silvester 1933 zur Besprechung nach Neapel.[14]

Von 1935 bis 1945 wohnte Kirchbach in der damaligen Scheubnerstraße 10 (heute Paulus-Villa, Preußstraße 10)
Villa und Terrassengarten in Oberloschwitz
Kirchbach ließ ab 1934 in der Villa ein holzgetäfeltes Sammlungszimmer mit zwei Betrachterpulten für Graphiken und Fotografien einrichten.[14] Da viele der Kunstwerke bald zur so genannten Entarteten Kunst gehörten, gab es offenbar keine weiteren Ausstellungen. Unterhalb der Stützmauer für die Terrasse lagen verwilderte Weingärten, die fast bis hinunter zur Grundstraße reichten. Dieser Bereich wurde vom Dresdner Gartengestalter Hans Felix Kammeyer (1893–1973) im Auftrag Kirchbachs zu einem parkähnlichen Garten umgestaltet.[14] Der Terrassengarten Am Sonnenhang gilt als Kammeyers bedeutendste und gartenkünstlerisch wertvollste Anlage.[16] Die 1946 beschlagnahmte Villa wurde Unterkunft für sowjetische Offiziere und danach Gästehaus der Landesregierung. Hier wohnten zeitweise der damalige sächsische Ministerpräsident Max Seydewitz, der Schriftsteller Martin Andersen Nexø und von 1953 bis zu seinem Tode 1957 der Generalfeldmarschall a. D. Friedrich Paulus. Die seitdem so genannte Paulus-Villa dient heute Wohnzwecken und steht zusammen mit Resten des Terrassengartens unter Denkmalschutz.[17]
Kirchbachsche Werke in Coswig bis 1945
Das Kirchbachsche Unternehmen wurde 1936 von einer Kommanditgesellschaft in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, an der Kurt Kirchbach noch zu 45 % beteiligt war.[5] Das Unternehmen wurde, vermutlich aus steuerlichen Gründen, aufgespaltet in die drei Firmen Kirchbachsche Werke AG, Jurid Vertriebsgesellschaft mbH[18] und später noch in eine Patentverwertungsgesellschaft mit dem Namen Kattwinkel, Kirchbach & Co.[19] 1944 waren rund 2000 Arbeiter und Angestellte im Unternehmen beschäftigt.[5]
Das Werk in Coswig überstand den Zweiten Weltkrieg völlig unbeschädigt, wurde danach jedoch weitgehend demontiert.[5]
Verdacht der Beschäftigung von Zwangsarbeitern im 2.WK führte zur Demontage durch die SMAD
Nach dem Kriege wurde unter dem Namen Cosid am gleichen Standort in einem Volkseigenen Betrieb weiter produziert.[5]

Neubeginn von Jurid nach 1945 und Verkauf der Firma
Kurt Kirchbach ging nach einem kurzen Aufenthalt in Duderstadt nach Düsseldorf-Benrath, wo man schon im Spätsommer 1945 mit fünf Arbeitern unter dem Namen Juridwerk Kurt Kirchbach neu begann.[5] 1949 zog die Fabrik nach Düsseldorf-Grafenberg in die Hohenzollernwerke, die bis 1929 der Aktiengesellschaft für Lokomotivbau Hohenzollern gehörten und während des Krieges für die Rüstungsproduktion genutzt wurden.[20] 1950 hatte man schon wieder 376 Beschäftigte und erzielte einen Umsatz von rund einer Million D-Mark.[5]
Kurt Kirchbach heiratete 1949 zum zweiten Mal, diesmal in Düsseldorf. Seine Ehefrau Hildegard (1907–1995) war die Tochter des Oberlehrers Gustav Reinhold Schmidt. Da weder Kirchbachs noch seine beiden Mitaktionäre Kinder hatten, wurde die Firma im Jahre 1953 an Berthold von Bohlen und Halbach verkauft.[5] Dieser verlagerte die Fabrik im darauf folgenden Jahre nach Glinde bei Hamburg in die Gebäude der 1935 errichteten Kurbelwellenfabrik der Friedrich Krupp AG, die nach 1945 vollständig demontiert wurde.[5] Seit 1957 heißt die Firma Jurid Werke GmbH.[21] 1961 wurde Bernd von Brauchitsch geschäftsführender Direktor der Jurid Werke, die damals eine Schwestergesellschaft der WASAG waren.[22]
Die 1921 beim Reichspatentamt eingetragene Wort-Bildmarke „Jurid“ wurde 1952 im Internationalen Markenregister als IR163201 registriert. Sie wurde mehrfach umgeschrieben. 2000 übernahm die Honeywell International Inc. Jurid. Aktuell (Stand 2021) ist die Inhaberin der Marke die Federal-Mogul Bremsbelag GmbH, die 2018 an Tenneco verkauft wurde und nach wie vor in Glinde Bremsbeläge produziert.[23]
Cosid nach der Wiedervereinigung

Werksgebäude der ehemaligen VEB Cosid-Werke, in 2015 mit Zeichen von TMD Friction.
Der Markenname Cosid blieb nach der Wiedervereinigung Deutschlands erhalten. Die früheren VEB Cosid-Kautasit-Werke am Standort Coswig wurden 1991 von der Rütgers Pagid AG Essen übernommen. Ab 2001 wurde das Werk von TMD Friction weiter geführt und 2010 wurde das 100-jährige Jubiläum der Werke bekannt gegeben, deren Produktion und Entwicklung in Coswig an der Industriestraße 9 weiteren Bestand fand.[24][25]

Ruhestand und Tod
Das Ehepaar Kirchbach wohnte noch einige Jahre in der Düsseldorfer Arnoldstraße 20.[26] Im Jahre 1956 holte Hildegard Kirchbach einen Teil der Fotosammlung aus Dresden nach Düsseldorf.[12] 1957 zogen Kirchbachs nach Freiburg im Breisgau in die Silberbachstraße 11, wo Kurt Kirchbach zehn Jahre später verstarb.[12] Wenige Jahre nach Kurts Tod ließ sich seine Witwe in Basel nieder. Sie nahm die bedeutende Kunstsammlung mit, die neben der Fotosammlung auch noch Skulpturen von Ernst Barlach, hunderte Zeichnungen und Graphiken von Corinth, Aquarelle von Nolde sowie Gemälde von Marc, Hans Thoma und Ferdinand Hodler beinhaltete.[12] Nach einem Unfall in ihrer Wohnung zog Hildegard Kirchbach im Dezember 1993 in die Baseler Seniorenresidenz Sanapark.[12] Dort verstarb sie im Juli 1995 im Alter von 88 Jahren.[12]
Kirchbachs Erbe
Rund um die Kirchbachsche Fotosammlung gab und gibt es verschiedene Rechtsstreitigkeiten. Schon im Jahre 1997 wurden große Teile als Helene Anderson Collection bei Sotheby’s verkauft.[27] Für einzelne Fotos wurden von teilweise prominenten Käufern wie Elton John umgerechnet mehr als 100.000 Euro geboten.[28] Erst der Kunsthistoriker Herbert Molderings deckte die wahre Provenienz auf, die offenbar von der in Heitersheim wohnenden damaligen Leiterin der Baseler Seniorenresidenz Angelika Burdack und ihrem Ehemann Hans-Joachim Burdack gefälscht wurde.[12] In die Erbstreitigkeiten um das Kirchbach-Erbe war auch der Schweizer Rechtsanwalt Werner Stauffacher (1945–2012) als Erbe der anderen Kunstwerke seiner Mandantin Hildegard Kirchbach involviert. Das Schweizer Bundesgericht erklärte Stauffacher 2006 für erbunwürdig.[29][30]

Kein Foto der Person vorhanden

Oberloschwitz Villa in der damal. Scheubnerstr. Heute Paulusvilla,
Preußstr. 10

6.
Friedrich Adolf Rudolf Lehmann (* 16. September 1891 in Staßfurt; † 14. Januar 1984 in Marburg) war ein deutscher Historiker und Archivar.
Leben
Geboren als Sohn des Volksschullehrers und Kantors Rudolf Lehmann, siedelte er im Juli 1900 mit seinen Eltern nach Senftenberg über. Er besuchte von 1904 bis 1911 das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Cottbus und begann, sich für die Niederlausitzer Heimatgeschichte zu interessieren. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und der Lateinischen Sprache in Leipzig, Heidelberg, München und Berlin wurde er 1917 mit der Dissertation Die ältere Geschichte des Cisterzienserklosters Dobrilugk in der Lausitz bei Karl Ludwig Hampe magna cum laude zum Dr. phil. promoviert. Wegen eines Herzklappenfehlers blieb ihm der Kriegsdienst erspart – seinen Berufswunsch Archivar konnte er sich trotzdem nicht erfüllen, und so schloss sich eine pädagogische Ausbildung an. 1926 wurde er Studienrat am Reformrealgymnasium in Senftenberg. Bereits 1920 trat er in den Vorstand der Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde ein, deren Vorsitzender er 1930 wurde und bis zur Auflösung 1945 blieb. Zum Jahresende 1946 wurde er aus dem Schuldienst entlassen.
Erst 1949 wurde er Archivleiter in Lübben. Er betrieb den Ausbau des alten Niederlausitzer Ständearchivs zu einem Landesarchiv. Wegen Publikationstätigkeit in Westdeutschland wurde er 1958 im Alter von 67 Jahren genötigt, seinen Beruf aufzugeben, und die gesamten historischen Bestände des von ihm aufgebauten Lübbener Landesarchiv wurden ans Brandenburgische Landeshauptarchiv Potsdam überführt. Nach dem Mauerbau 1961 wurden wissenschaftliche Kontakte über die innerdeutsche Grenze immer schwerer, und als 1962 auch die Archivbibliothek nach Potsdam verbracht wurde, war an eine Weiterarbeit in Lübben nicht mehr zu denken. Er fasste den Entschluss, die DDR zu verlassen, und siedelte 1964 nach Marburg über. Dort konnte er dank der Förderung des Historikers Walter Schlesinger noch mehrere große Projekte fertigstellen und zur Veröffentlichung bringen. Sein Nachlass wurde in der Forschungsstelle für Geschichtliche Landeskunde Mitteldeutschlands in Marburg aufbewahrt und später an das Brandenburgische Landeshauptarchiv in Potsdam abgegeben.
Seit 1921 war er mit der Cottbuser Lehrerin Erna Kieschke verheiratet, mit der er vier Kinder hatte. Seine Tochter Anna Maria Lehmann heiratete den Niederlausitzer Heimathistoriker Fritz Bönisch.
Mitgliedschaften und Ehrungen
• 1925 Historische Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin (auch deren Nachfolgeinstitutionen Historische Kommission der Provinz Mark Brandenburg und 1959 Historische Kommission zu Berlin)
• 1939 Sächsische Kommission für Geschichte
• 1973 Landesgeschichtliche Vereinigung für die Mark Brandenburg, hier Ehrenmitglied seit dem 27. Mai 1984.

In seiner ehemaligen Heimatstadt Senftenberg wurde 1995 im Ortsteil Buchwalde eine Straße nach ihm benannt. An seinem Wohnhaus wurde 2004 eine Gedenktafel enthüllt.[1] Lehmann war Mitglied der NSDAP.[2]
Werke
• Die ältere Geschichte des Cisterzienserklosters Dobrilugk in der Lausitz (= Niederlausitzer Mitteilungen. Band 13), Koenig, Guben / Schmersow, Kirchhain N.L. [Niederlausitz] 1917, OCLC 263617478 (Dissertation Universität Heidelberg 1916, 144 Seiten).
• Aus der Vergangenheit der Niederlausitz. Vorträge und Aufsätze. A. Heine, Cottbus 1925
• Die Urkunden des Gubener Stadtarchivs in Regestenform. Magistrat, Guben 1927 (Separatdruck aus: Niederlausitzer Mitteilungen. Band 18, Hälfte 1)
• Bibliographie zur Geschichte der Niederlausitz. Gsellius, Berlin 1927 (= Brandenburgische Bibliographien, Band 3; Veröffentlichungen der Historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Hauptstadt Berlin, Band 2); Band 2, Böhlau, Münster-Köln 1954 (= Mitteldeutsche Forschungen, Band 2); Nachdruck unter dem Titel: Zwei Bibliographien zur Geschichte der Niederlausitz bis 1945. Niederlausitzer Verlag, Guben 2012, ISBN 978-3-943331-02-8
• Geschichte des Wendentums in der Niederlausitz bis 1815 im Rahmen der Landesgeschichte. Julius Beltz, Langensalza 1930 (= Die Wenden, Heft 2)
• Geschichte des Markgraftums Niederlausitz. Der Schicksalsweg einer ostdeutschen Landschaft und ihrer Menschen. Baensch Stiftung, Dresden 1937
• Urkundenbuch des Klosters Dobrilugk und seiner Besitzungen. B. G. Teubner, Leipzig-Dresden 1942 (= Urkundenbuch zur Geschichte des Markgraftums Niederlausitz, Band 5)
• Die Verhältnisse der niederlausitzischen Herrschafts- und Gutsbauern in der Zeit vom Dreißigjährigen Kriege bis zu den preußischen Reformen. Böhlau, Köln-Graz 1956 (= Mitteldeutsche Forschungen, Band 6)
• Quellen zur Lage der Privatbauern in der Niederlausitz im Zeitalter des Absolutismus. Akademie-Verlag, Berlin 1957 (= Schriften des Instituts für Geschichte / Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Reihe 2, Band 2; Veröffentlichungen des landesgeschichtlichen Forschungsstelle für Brandenburg, Band 1)
• Die Niederlausitz in den Tagen des Klassizismus, der Romantik und des Biedermeier. Böhlau, Köln-Graz 1958 (= Mitteldeutsche Forschungen, Band 13); Nachdruck: Trautmann, Sonneberg 2014, ISBN 978-3-00-046449-2
• Die Urkunden des Luckauer Stadtarchivs in Regesten. Akademie-Verlag, Berlin 1958 (= Schriften des Instituts für Geschichte / Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Reihe 2, Band 5; Veröffentlichungen des landesgeschichtlichen Forschungsstelle für Brandenburg, Band 2)
• Übersicht über die Bestände des Landesarchivs Lübben/NL. Böhlau, Weimar 1958 (= Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Band 1)
• Geschichte der Niederlausitz. de Gruyter, Berlin 1963 (= Veröffentlichungen der Berliner Historischen Kommission beim Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin, Band 5; erweiterte Neuauflage der Geschichte des Markgraftums Niederlausitz); Nachdruck in zwei Bänden: Klaus D. Becker, Potsdam 2013, ISBN 978-3-88372-064-7, ISBN 978-3-88372-065-4
• Die Herrschaften in der Niederlausitz. Untersuchungen zur Entstehung und Geschichte. Böhlau, Köln-Graz 1966 (= Mitteldeutsche Forschungen, Band 40)
• Urkundeninventar zur Geschichte der Niederlausitz bis 1400. Böhlau, Köln / Graz 1968 (= Mitteldeutsche Forschungen, Band 55)
• Vorfahren und Jugend. Erinnerungen eines Niederlausitzers. Selbstverlag, Marburg 1968 (erster Teil seiner Autobiographie)
• Lebensweg und Arbeitsgang. Rückblicke eines Niederlausitzers. Selbstverlag, Marburg 1970 (zweiter Teil seiner Autobiographie)
• Quellen zur Geschichte der Niederlausitz. 3 Bände, Böhlau, Köln / Wien 1972, 1976 und 1979, ISBN 3-412-90972-6, ISBN 3-412-05175-6, ISBN 3-412-05778-9 (= Mitteldeutsche Forschungen, Band 68)
• Untersuchungen zur Geschichte der kirchlichen Organisation und Verwaltung der Lausitz im Mittelalter. Colloquium-Verlag, Berlin 1974, ISBN 3-7678-0339-9 (= Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Band 13), auch: St-Benno-Verlag, Leipzig 1986, ISBN 3-7462-0127-6 (= Studien zur katholischen Bistums- und Klostergeschichte, Band 28)
• Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz. Band 1: Einleitung und Übersichten. Die Kreise Luckau, Lübben und Calau. Hessisches Landesamt für Geschichtliche Landeskunde, Marburg 1979, ISBN 3-921254-96-5 Nachdruck: Klaus Becker Verlag, Potsdam 2011, ISBN 978-3-941919-89-1, doi:10.35998/9783830542971 (Open Access).
• Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz. Band 2: Die Kreise Cottbus, Spremberg, Guben und Sorau. Hessisches Landesamt für Geschichtliche Landeskunde, Marburg 1979, ISBN 3-921254-96-5 Nachdruck: Klaus Becker Verlag, Potsdam 2011, ISBN 978-3-941919-90-7, doi:10.35998/9783830542988 (Open Access).
• Michael Gockel (Hrsg.): Rudolf Lehmann, ein bürgerlicher Historiker und Archivar am Rande der DDR. Tagebücher 1945–1964 (= Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Band 70). BWV, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3745-8. (Open Access)

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7.
Karl Wilhelm Freiherr von Bormann (* 1. April 1796 in Senftenberg in der Niederlausitz; † 25. November 1874 in Brüssel) war ein deutsch-belgischer General.
Bormann diente zunächst in der königlich-sächsischen Artillerie und trat später als Hauptmann zur belgischen Artillerie über. Hier erfand er 1835 für die Schrapnells glatter Geschütze den ringförmigen Zeitzünder mit fester Satzdecke, an deren Stelle Breithaupt 1854 die drehbare Tempierplatte setzte. Bormann wurde 1859 in den belgischen Adelsstand erhoben.
Karl Wilhelm von Bormann starb am 25. November 1874.
• Paul Adolf Kirchvogel: In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 465 ().

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8.
Heinz-Werner Robert Baer (* 7. Dezember 1927 in Senftenberg; † 3. Mai 2009 in Rostock) war ein deutscher Pädagoge und Naturwissenschaftler.
Leben
Heinz-Werner Baer wurde als Sohn des Oberschullehrers Willi Baer und dessen Frau Martha Baer, geborene Schulz, am 7. Dezember 1927 in Senftenberg geboren. Bis zu seinem sechsten Lebensjahre bildeten ihn seine Eltern aus, dann besuchte er eine Volksschule in seiner Heimatstadt und schließlich seit Ostern 1938 die dortige Oberschule. 1943 wirkte er als Luftwaffenhelfer. Im Juli 1944 musste er die Schule mit dem Reifevermerk verlassen und beendete den Luftwaffenhelferdienst vorzeitig, weil er in den Reichsarbeitsdienst berufen wurde. Seit Herbst fungierte er bei der Wehrmacht, wobei seine Einheit an der Ostfront kämpfte. Dabei zog er sich in den letzten Kriegstagen Arm- und Rückenverletzungen zu.
Nach Kriegsende wurde Baer in seiner Heimatstadt sechs Wochen lang zum Hilfslehrer ausgebildet. Im Oktober 1945 wurde er schließlich Lehrer einer Hormersdorfer Grundschule. In dieser Stellung verweilte er zwei Jahre, anschließend bestand er in Stollberg seine erste Lehrerprüfung. Im Sommer 1947 wurde er für acht Wochen in Lichtenstein/Sa. fortgebildet und begann ein Studium der Biologie, der Chemie, der Pädagogik und der Psychologie an den Universitäten Leipzig, Rostock und Jena. Während des Studiums war er je in den Semesterferien Lehrer. 1951 schloss er sein Studium an der Universität Jena mit einem Staatsexamen für das Lehramt in den Fächern Biologie und Chemie ab.
Anschließend wurde er an der Universität außerplanmäßiger Aspirant für Zoologie und Oberassistent Abert Uhligs. Außerdem erhielt er einen Forschungsauftrag, in dessen Rahmen er 1960 seine Dissertation Anopheles und Malaria in Thüringen verfasste. Nach seiner mündlichen Prüfung in Zoologie, Botanik und Pädagogik promovierte ihn die mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät der Universität zum Doktor der Naturwissenschaften.
1959 wurde Baer als Dozent für Biologie-Methodik an die Universität Rostock berufen. 1964 habilitierte ihn die Universität anhand der Schrift Experimenteller Biologieunterricht zum Dr. sc. paed. Seit 1965 war er an der Universität als Professor mit Lehrauftrag tätig, vier Jahre später wurde er zum ordentlichen Professor befördert. Zwischendurch hatte er das Pädagogikinstitut der Universität von 1964 bis 1967 geleitet. 1967/1968 leitete er das Institut für mathematisch-naturwissenschaftliche Methodik und die folgenden vier Jahre die Sektion für Biologie. Daneben war er Mitglied des Universitätssenats.
1982 und 1985 war Baer außerdem für je vier Wochen Gastprofessor an der Universität Riga. Nach mehreren langen, schweren Krankheiten rieten ihm Ärzte, in den Ruhestand zu treten, sodass er 1988 emeritiert wurde. Trotzdem war er noch zwischen 1992 und 1995 dreimal für je zwei Wochen Gastprofessor an der Universität Salzburg. Auch an anderen Universitäten, zum Teil in weiteren Ländern, lehrte Baer zwischendurch als Gastdozent oder -Professor. Am 3. Mai 2009 verstarb er in Rostock.
1969 erhielt er anlässlich der 450-Jahr-Feier der Universität Rostock den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze.[1]
Wirken/Lehre
Baer lehrte die Didaktik des Studiums für angehende Biologielehrer. Dabei legte er Schwerpunkte auf die Probleme bei der Gesundheits- und Sexualerziehung, bei dem Bildungsinhalt der Biologie, bei dem koordinieren naturwissenschaftlicher Fächer und auch bei der Entwicklung eines Lehrplanes. Er forschte im Gebiet der medizinischen Insektenkunde und der menschlichen Biologie, er befasste sich mit verschiedenen Arbeits- und Experimentiertechniken in der Biologie.
Baer veröffentlichte laut eigener Aussage über 100 Werke über Pädagogik und Naturwissenschaften. Darunter seien 14 Bücher, bei denen er (Mit-)Autor oder Herausgeber war, diese hätten insgesamt über 40 Auflagen erlebt. Während seiner Laufbahn hatte er insgesamt über 30 Doktoranden betreut und im Rahmen dessen zahlreiche Gutachten erstellt.
Außerdem war Baer mehrere Jahre lang Mitglied mancher wissenschaftlicher Kommissionen. Selbst hebt er seine Mitgliedschaft der UNESCO und der Berliner Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR hervor. Er wirkte in der Redaktion der wissenschaftlichen Zeitschrift der Rostocker Universität und in der Redaktion der Zeitschrift Biologie in der Schule.
Veröffentlichungen (Auswahl)
• Anopheles und Malaria in Thüringen. Gustav Fischer Verlag, Parasitologische Schriftenreihe, Band 12, 1960.
• Biologische Schulexperimente. Handbuch für den Lehrer. Volk und Wissen Verlag Berlin, sieben Auflagen von 1962 bis 1986
• mit O. Grönke: Biologische Arbeitstechniken. Handbuch für den Lehrer. Volk und Wissen Verlag Berlin, fünf Auflagen von 1974 bis 1981
• Herausgeber und Mitautor: Anatomie, Physiologie und Hygiene des Menschen. Lehrbuch Biologie Klasse 8 Volk und Wissen Verlag Berlin, 13 Auflagen von 1969 bis 1990
• Herausgeber und Mitautor: Unterrichtshilfen für den Lehrer Biologie Klasse 8 Volk und Wissen Verlag Berlin, sechs Auflagen 1969 bis 1979
• Mitautor und Redakteur: Didaktik des Biologieunterrichts. Handbuch für den Biologielehrer Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin, 1962

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9-
Hansjürgen Brachmann (auch in der Schreibweise Hans-Jürgen Brachmann; * 11. März 1938 in Senftenberg; † 5. Juni 1998 in Berlin) war ein deutscher Mittelalterarchäologe.
Hansjürgen Brachmann wuchs in schwierigen Verhältnissen auf. Er legte 1956 sein Abitur ab und machte anschließend bis 1957 ein Praktikum am Museum für Ur- und Frühgeschichte Schwerin. Von 1957 bis 1961 studierte er an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg unter anderem bei Friedrich Schlette Ur- und Frühgeschichte sowie Geschichte und schloss das Studium als Diplom-Historiker ab. Daran schloss sich eine planmäßige wissenschaftliche Aspirantur in Halle-Wittenberg an, 1964/65 war er wissenschaftlicher Sekretär im Dekanat der Philosophischen Fakultät. 1965 wurde Brachmann wissenschaftlicher Oberassistent am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Promotion erfolgte im Juni 1969 in Halle mit einer Arbeit zum Thema Zur Geschichte der Slawen des Mittelelb-Saale-Gebietes im 6. bis 10. Jahrhundert (Auf Grund archäologischer Quellen). Gutachter waren Schlette und Joachim Herrmann.
Nach der Promotion und kurzer Assistentenzeit an der Humboldt-Universität zu Berlin wurde er wissenschaftlicher Sekretär am Institut für Alte Geschichte und Archäologie der Deutschen Akademie der Wissenschaften und nach der Umstrukturierung dieser Institution Leiter des wissenschaftlichen Sekretariats am Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie (ZIAGA) der Akademie der Wissenschaften der DDR. Mit der Arbeit Der mittelalterliche Befestigungsbau. Untersuchungen zu Stellung und Funktion der Wehrbauten im Geneseprozess der mitteleuropäischen Feudalgesellschaft habilitierte Brachmann sich an der Akademie, wo er im September 1985 zum Professor ernannt wurde. 1985 wurde er auch stellvertretender Direktor des ZIAGA. Gegen Ende der DDR war Brachmann Mitglied des Präsidiums der Historiker-Gesellschaft der DDR. Von 1991 bis 1993 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Forschungsschwerpunktes Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas in Leipzig. Hier wirkte er vor allem als Organisator und war Mitherausgeber vieler Schriften, in denen archäologische Ergebnisse aufgearbeitet wurden. Kurz vor seinem 60. Geburtstag schied er aufgrund einer schweren Erkrankung aus dem Arbeitsleben aus.

10.
Ingo Hofmann (* 1943 in Senftenberg) ist ein deutscher Physiker.
Ausbildung und Tätigkeiten
Hofmann studierte Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und wurde 1972 am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching bei München in theoretischer Plasmaphysik promoviert. Er habilitierte sich 1984 und ist außerplanmäßiger Professor an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. 1983 bis 2013 war Hofmann am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt tätig,[1] zuletzt als Leiter der Beschleunigertheorie. 1994 bis 1998 leitete er (mit G. Plass, CERN) die europäische HIDIF-Studie zur Energiegewinnung durch Trägheitsfusion mittels Beschleunigern.
Hofmann ist Fellow der American Physical Society.[2] Er war in Review Komitees verschiedener Großbeschleuniger tätig, so beim J-PARC und zuletzt 2012 bei dem in Planung befindlichen Chinese ADS-Beschleuniger.[3] Er ist seit 2019 Vorsitzender des Beam Dynamics Panels[4] beim International Committee for Future Accelerators[5] (ICFA). 1998 bis 2013 war Hofmann Mitglied und 2008 bis 2013 Vorsitzender der Inertial Fusion Energy Working Group von EURATOM. Seit 2013 ist er in beratender Funktion an der Technischen Universität Darmstadt und am GSI-Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung tätig.
Hofmann war an großen Beschleunigerzentren und Universitäten in verschiedenen Ländern als Gastforscher tätig, so im Lawrence Berkeley National Laboratory (USA), Los Alamos National Laboratory (USA), im Brookhaven National Laboratory (USA), im CERN (Schweiz) an der Universität Tokio (Japan) und zuletzt (2018) am Institute of Modern Physics Lanzhou (China)[6].
Im Zeitraum 2005 bis 2019 war Hofmann Beauftragter für Menschenrechtsfragen der Bahá’í-Gemeinde in Deutschland und ihr Sprecher gegenüber Politik, Nichtregierungsorganisationen und Medien. Sein Schwerpunkt hierbei lag auf dem Thema Religionsfreiheit, besonders in der Islamischen Republik Iran.
Leistungen
Hofmanns wegweisende Arbeiten zu kollektiven Instabilitäten und Anisotropieeffekten fanden über die „Hofmann stability charts“ Anwendung beim Design moderner Groß-Beschleunigeranlagen für hohe Intensitäten wie Spallationsneutronenquellen (J-PARC/Japan, SNS/USA oder ESS/Schweden) oder ADS-Beschleunigern zur Transmutation von nuklearem Abfall.
Privates
Hofmann ist vierfacher Vater und dreifacher Großvater. Er kann sich auf englisch, italienisch, persisch und französisch unterhalten.

11.
Gerhard Lukas (* 21. Mai 1914 in Sedlitz in der Niederlausitz; † 9. März 1998 in Halle an der Saale) war ein deutscher Historiker und Sportwissenschaftler.
Leben
Gerhard Lukas, der Sohn des Landwirts Christian Lukas, besuchte die Gymnasien in Senftenberg und Hoyerswerda und studierte nach halbjährigem Arbeitsdienst ab 1934 Geschichte, Germanistik und Sportwissenschaft an der Universität Halle und Marburg. Aus beruflichen Überlegungen trat Lukas am 1. Mai 1937 der NSDAP bei. Seine Promotion erreichte er 1939 bei Martin Lintzel mit der Dissertation Die deutsche Politik gegen die Elbslawen vom Jahre 982 bis zum Ende der Polenkriege Heinrichs II., die zwei Jahre später gedruckt wurde.
Nach der Promotion und dem Ersten Staatsexamen arbeitete Lukas als Referendar an der Hans-Schemm-Oberschule. Nach dem Zweiten Staatsexamen (1941) wurde er zur Wehrmacht eingezogen und nahm am Zweiten Weltkrieg teil. Nach seiner Rückkehr arbeitete er ab August 1945 wieder an der Hans-Schemm-Oberschule, die bald in Thomas-Müntzer-Schule umbenannt wurde. Ein russischer Schuloffizier empfahl ihn als Dozent für die Neulehrerausbildung, die Lukas ab 1946 in Halle wahrnahm. Seit dem Herbst 1946 leitete er den Landesausschuss für den Geschichtsunterricht. Seit Herbst 1945 war Lukas Mitglied der SPD. Nachdem Wilhelm Henze, der in Abwesenheit 1942 zum Institutsdirektor ernannt worden war, wegen seiner politischen Überzeugungen die Stelle in der SBZ nicht antreten wollte bzw. konnte, wurde Lukas 1948 zunächst kommissarischer Leiter.[1]
1951 habilitierte sich Lukas an der Universität Halle für Sportwissenschaft. Noch im selben Jahr wurde er zum Direktor des Instituts für Körpererziehung ernannt. Ein Jahr später erhielt er den Lehrstuhl dieses Faches. 1959 wurde Lukas jedoch von jungen Mitarbeitern, angeführt von Willi Schröder wegen seiner Westkontakte und der unzureichenden Entnazifizierung aus dem Amt getrieben. Als Lukas jedoch als IM für die Stasi unterschrieben hatte und Schröder mit der Leitung des Sportinstituts in Jena entschädigt werden konnte, konnte Lukas von 1961 an wieder als Direktor fungieren[2], zudem wurde Lukas auch zum Dekan der Philosophischen Fakultät und auch zum Prorektor der Hochschule ernannt.[3] Von 1957 bis 1963 war Lukas Präsident des Studentensports in der DDR. Für seine Tätigkeit für die Stasi erhielt er 1968 den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze. Er wurde zweimal mit dem GutsMuths-Preis der DDR ausgezeichnet und war Ehrendoktor der Sporthochschulen in Posen und in Budapest.[4] 1979 trat er in den Ruhestand.
Lukas’ Forschungsarbeit konzentrierte sich auf die Geschichte der Körpererziehung von der Antike bis zur Gegenwart. Besonders Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Olympischen Spiele und Sport im alten Rom.

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12.
Hans von Polenz (* um 1380/85; † 1437) war Landvogt der Niederlausitz und kurzzeitig auch der Oberlausitz.
Hans von Polenz stammte aus der sächsisch-meißnischen Adelsfamilie von Polenz, deren Stammsitz der Ort Polenz war. 1407 ist er in den Diensten Friedrichs des Streitbaren, Markgraf von Meißen, bezeugt und 1412 als Amtmann von Dresden. Polenz war Marschall am Hof des Markgrafen und leistete diesem auch Kriegsdienste. 1415 begleitete Hans von Polenz den Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg und späteren brandenburgischen Kurfürsten Friedrich I. zum Konzil nach Konstanz.
Hans von Polenz war wohlhabend. Dank seines Vermögens konnte er seinen Landbesitz immer mehr erweitern, indem er verschuldeten Adligen die Güter abkaufte. 1419 kaufte er einen Teil des Gutes Wiesa bei Pulsnitz von den Herren zu Kamenz, das er später an die Stadt Kamenz weiterverkaufte. Um 1425 konnte er das Oberlausitzer Städtchen Königsbrück erwerben, das von Georg von Waldau veräußert wurde. Auch Senftenberg brachte Polenz durch Kauf von den Herren von Penzig und von Gorenz in seinen Besitz. Dort zeugen noch heute eine Gedenktafel am Schloss und das Polenzhaus von seiner Herrschaft. Schließlich brachte Hans von Polenz auch die Herrschaft Finsterwalde in seinen Besitz. Am 19. November 1416 wurde er vom böhmischen König Wenzel mit Besitzungen in den Lausitzen belehnt.
1421 hatte Polenz gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Stadt Lübben wegen der Nutzung des Spreewaldes.
Im September 1413 war er Landvogt der Niederlausitz, wobei er eventuell bereits 1406/1408 in diesem Amt tätig war. Dieses böhmische Nebenland wurde in seiner Amtszeit von allen Seiten bedrängt; die benachbarten Fürsten strebten danach, es zu erobern. Hans von Polenz hatte große Schwierigkeiten, das Markgraftum gegen die äußeren Feinde zu verteidigen. Er sah sich außerstande, in der Niederlausitz den Frieden zu wahren und suchte daher Hilfe beim Oberlausitzer Sechsstädtebund, insbesondere bei den Bürgern von Bautzen. Zu dieser Zeit mangelte es dem damaligen Landesherren der Niederlausitz, dem späteren Kaiser Sigismund, an Geld, so dass er 1422 die Lausitz an den wohlhabenden Landvogt für ein Darlehen von 7854 Schock Böhmische Groschen verpfändete. In dieser Zeit hatte Polenz zeitweise auch die Verweserschaft der Oberlausitzer Landvogtei inne.
Während der Hussitenkriege brachte Hans von Polenz ein Bündnis des Adels und der Städte beider Lausitzen zustande und leitete die Verteidigung der beiden Länder. Am 11. November (nach anderen Angaben 16. November) 1428 konnte er bei Kratzau ein hussitisches Heer zurückschlagen. Zu Ostern 1432 gelang es ihm, einen zweijährigen Friedensvertrag mit den Hussiten abzuschließen. Darin verpflichteten sie sich, die Güter von Hans von Polenz und die Lausitz zu verschonen.
1437 starb Hans von Polenz und wurde vermutlich unter dem Taufstein der Peter-Paul-Kirche in Senftenberg begraben. Seine Witwe Margarethe von Dohna hatte Streitigkeiten um das Erbe u. a. mit dem Abt von Dobrilugk auszufechten. Er hinterließ einen Sohn Jacob von Polenz.



13.
Jakob Meiland (* 1542 in Senftenberg; † 31. Dezember 1577 in Hechingen) war ein deutscher Komponist des 16. Jahrhunderts.
Leben
Meiland kam als Sängerknabe nach Dresden und erhielt hier eine Ausbildung in der Dresdner Hofkantorei. 1558 wechselte er an die Universität Leipzig. Anschließend unternahm er Studienreisen nach Italien und Flandern. 1563 wurde er am Hofe des Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg in Ansbach als Hofkapellmeister angestellt. Am 22. Januar 1565 heiratete er in Nürnberg Klara Marschalin. Mit ihr hatte er zwei Kinder, Dorothea und Ursula. Nach 1568 war Meiland im Auftrag des Markgrafen in Stuttgart, Meißen und München tätig, um unter anderem Sängerknaben anzuwerben. 1571 erkrankte er gefährlich und wurde durch seinen alten Gönner Markgraf Georg Friedrich gepflegt. Meiland siedelte mit seiner Familie nach Frankfurt am Main um. Trotz seiner Tätigkeit als Komponist war die Familie notleidend. Von 1576 bis 1577 war er Hoforganist in Celle bei Wilhelm dem Jüngeren, dem Schwiegervater von Georg Friedrich. Während dieser Anstellung schrieb er zahlreiche Lieder mit überwiegend traurigen Texten. Anschließend war er in Hechingen in der Grafschaft Hohenzollern-Hechingen als Hofkapellmeister angestellt, wo er 1577 starb.
Wirken
Meiland war einer der ersten deutschen Tonsetzer, bei dem venezianische Einflüsse in den Kompositionen nachweisbar sind.


14.
Herbert Windt (* 15. September 1894 in Senftenberg; † 22. November 1965 in Deisenhofen) war ein deutscher Komponist.
Leben
Der Sohn des Kaufmanns Georg Windt und seiner Ehefrau Hedwig begann 1910 ein Musikstudium am Stern’schen Konservatorium. Der Musikstudent meldete sich beim Kriegsausbruch 1914 freiwillig an die Front. In der Schlacht um Verdun wurde er am 16. August 1917 als Vizefeldwebel eines Reserve-Infanterieregiments schwer verwundet und verlor ein Auge. Danach wurde er mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet.
Nach dem Krieg studierte er 1921/1922 an der Hochschule für Musik in Berlin bei Franz Schreker und erhielt mehrere Auszeichnungen. Sein bedeutendstes Werk wurde die Oper Andromache, zu der er auch das Libretto verfasste. Die Oper wurde schon nach vier Vorstellungen vom Spielplan genommen. Im Publikum befand sich jedoch ein UFA-Filmproduzent, der Windt anbot, zu dem U−Boot Film Morgenrot die Musik zu komponieren.
So wurde nicht die Oper, sondern der Film in der Zeit des Nationalsozialismus die Domäne von Herbert Windt, der im November 1931 in die NSDAP (Mitgliedsnummer 698.452) eingetreten war. Windt wurde neben Wolfgang Zeller, Michael Jary, Franz Grothe und Georg Haentzschel einer der prominentesten Filmkomponisten des Dritten Reichs.
Vor allem mit Leni Riefenstahl verband ihn eine enge Zusammenarbeit
(Riefenstahl:“der geniale Komponist der Filmmusik für unsere Stukahelden“)
(Triumph des Willens 1934/35, Olympia 1936–1938, Tiefland 1940/54), aber auch Wolfgang Liebeneiner (Die Entlassung, 1942), Georg Wilhelm Pabst (Paracelsus, 1943), Frank Wisbar (Die Unbekannte, 1936, Fährmann Maria, 1936) oder Gustav Ucicky (Morgenrot, 1933) setzten ihn mit Vorliebe für ihre Filme ein. Auch für die Propagandafilme von Karl Ritter, hier insbesondere die Vorbehaltsfilme Besatzung Dora, GPU, Im Kampf gegen den Weltfeind, Kadetten, Legion Condor, Pour le Mérite, Stukas, Unternehmen Michael und Über alles in der Welt lieferte Herbert Windt die Musik.
Besonders seine Partituren zu Propagandafilmen wie Feldzug in Polen (1940) oder Sieg im Westen (1941) erregten schon während des Zweiten Weltkrieges die Aufmerksamkeit des Filmsoziologen Siegfried Kracauer, der dem Komponisten in seinen Abhandlungen Von Caligari zu Hitler und Theorie des Films ausführliche Analysen widmete.
Windts Stil orientiert sich nur selten an Vorgaben seines Lehrers Schreker (wie etwa in der Einleitungssequenz von Triumph des Willens), vielmehr ist seine Musik mikro-motivisch geprägt (vgl. die Olympia-Partituren, die nur auf einem einzigen achttönigen Grundmotiv basieren) und zeichnet sich durch eine ausgefeilte Rhythmik (z. B. in Friedrich Schiller – Triumph eines Genies, 1940) aus. Neben seiner Filmmusik komponierte er zahlreiche Soldatenlieder. Windt stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[1]
Nach mehrjährigem Berufsverbot wegen seiner NS-Vergangenheit komponierte er auch in der Nachkriegszeit wieder Filmmusik, u. a. für Frank Wisbars Stalingrad-Film Hunde, wollt ihr ewig leben (1958). Daneben schrieb er etwa 40 Hörspielmusiken.
Herbert Windt war seit 1921 mit der Altistin Friedel Bosch verheiratet. Seine zweite Ehefrau Else war die Mutter seiner gegen Kriegsende geborenen Tochter.
Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Zehlendorf in Berlin.

15
Gerhard Elsner (* 30. Oktober 1930 in Senftenberg, Niederlausitz; † 15. September 2017 in München) war ein deutscher Maler und Graphiker.
Leben
Gerhard Elsner wurde am 30. Oktober 1930 in Senftenberg geboren. Von 1952 bis 1954 studierte er Kunst und Geschichte an der Universität Freiburg, sowie Malerei an der Freiburger Staatlichen Akademie der Künste bei Rudolf Dischinger und Heinrich Wittmer. Von 1954 bis 1956 war er Schüler von Wilhelm Schnarrenberger, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Nachdem er das Staatsexamen für das Lehramt in Kunst (Karlsruhe) und für Geschichte (Freiburg) abgelegt hatte, absolvierte er von 1957 bis 1960 sein Referendariat für Kunstgeschichte in Offenbach. Von 1960 bis 1970 war er als Kunstlehrer in Frankfurt am Main tätig, später wechselte er als Gymnasiallehrer für Kunst nach Überlingen an den Bodensee. 1992 beendete er seine pädagogische Tätigkeit, um sich ganz der Malerei zu widmen. 1997 zog Gerhard Elsner nach München um. Von 1972 bis 1997 war er Mitglied im Verband Bildender Künstler Baden-Württemberg und gehörte dem Internationalen Bodenseeclub an, der mit zahlreichen Ausstellungen dazu beitrug, das Werk Elsners in die Öffentlichkeit zu tragen. Er starb am 15. September 2017 in München.[1]
Werk
„Die Entwicklung des Elsnerschen Werks vollzieht sich in Wellen und Schüben. Ein Aspekt der Wirklichkeit wird nach allen Seiten hin durchforscht, seine Möglichkeiten werden unermüdlich ausgelotet. Dann ist der Punkt erreicht, an dem der Abstoß zu etwas Neuem erfolgt. Ein solcher Schritt geschieht in Augenblicken des Stagnierens […], einer inneren Ratlosigkeit, in der sich auf einmal etwas Neues anbietet, das leidenschaftlich ergriffen wird und die Stagnation zum Schwung neuer Produktion löst.“[2]
Die in den 1950er Jahren entstandenen frühen Werke zeigen mit den stillebenhaften Motiven und der gedämpften Farbigkeit noch den Einfluss des Karlsruher Lehrers Wilhelm Schnarrenberger. Anfang der 1960er Jahre tritt eines der künftig werkbestimmenden Motive auf: die Stadt. Die Bilder dieser Zeit sind flächig angelegt und betonen das struktive Element. Der kleinteilig-verschachtelte Aufbau zielt auf eine Ornamentalisierung des Stadtmotivs. In den 1970er Jahren wird das feste Gerüst durch einen impulsiveren Strich aufgebrochen, die Konturen durch eine monochrome Farbgebung verwischt. Elsner bevorzugt gebrochene Farben in Braun, Grau und Schwarz. Er nutzt den Kontrast zwischen den Nichtfarben Schwarz und Weiß und ihren Übergängen. Seit Mitte der 1970er Jahre stellt Elsner die Stadt nicht mehr in der aufrisshaften Totalen dar, sondern einzelne Straßen, die von hohen Fassaden gesäumt werden und in denen der Blick des Betrachters durch Ecken und Winkel gehemmt wird. Die Straßen werden bevölkert von nur umrisshaft gestalteten, wie in einer Momentaufnahme erstarrten Figuren. Ihr Weg auf der einen Straße ohne Ausweichmöglichkeit scheint unveränderlich vorgezeichnet. Die Großstadt wird zur Chiffre für Vereinsamung und Entseelung des modernen Lebens.
Mit den Bildern der 1980er und 1990er Jahre nimmt Elsner weitere Symbole hinzu: Unterführungen, U-Bahn-Schächte oder Rolltreppen sind Chiffren für das Gefangensein des Menschen in einer mechanisierten, blind beschleunigten Welt. Unterschwellig thematisiert der Maler auch den Übertritt in eine von Schatten bevölkerte Unterwelt. Die Stadt gilt ihm als Metapher für das Eingeschlossensein des Menschen in seiner privaten und gesellschaftlichen Vorhölle und für seine Erlösungssehnsucht. Die seit Mitte der 1990er Jahre entstandenen Bilder zeichnet die Rückkehr zu stärkerer Farbigkeit aus. Häufig sind es Darstellungen von Figurenpaaren oder -gruppen. Elsner kommt hier durch Reduzierung und Betonung der Linearität häufig zu charakteristischen Gestaltungslösungen. Entscheidend für den Gesamteindruck ist auch die vom Maler mit großer Aufmerksamkeit behandelte Oberflächenstruktur: durch pastosen Auftrag bis hin zur Reliefwirkung wird sie zum ausdrucksbestimmenden Faktor. Die Rückkehr zur Flächigkeit, eine glatte Oberfläche und die Nutzung des Hell-Dunkel-Kontrasts sind charakteristisch für die späten Landschaftsbilder. Sie wurden entscheidend durch eine 2004 unternommene Reise nach Norwegen und auf die Lofoten angeregt. Als Techniker ist Elsner ein aufgeschlossener Experimentator. Neben den Gemälden in Öl entstanden zahlreiche Arbeiten in Mischtechnik, in denen der Künstler auch außermalerische Medien und Bildträger einbezieht. Zu Elsners Schaffen gehören auch Graphiken (vorwiegend Radierungen und Linolschnitte). In den 1990er Jahren entstanden mehrere Kreuzweg-Zyklen für Kirchen.
Werkeinordnung
Wegen seines unermüdlichen Interesses am Menschen ist Elsner als moderner Realist zu verstehen. Ihm geht es jedoch nicht um die naturgetreue Abbildung oder ein konkretes Einzelwesen, sondern um die Bedingung der menschlichen Existenz in der Moderne selbst. Malerei soll nach Elsners Ansicht „Probleme der Zeit wiedergeben und ausdrücken.“[3] In den alltäglichen Situationen, die Passanten in Straßenschluchten, beleuchteten Schaufenstervitrinen oder durch U-Bahn-Geschosse hastende Menschen zeigen, wird ein symbolischer, sogar mythischer Untergrund sichtbar. Elsner schöpft seine Inspiration etwa aus den Carceri von Piranesi, aber auch aus literarischen Quellen wie mittelalterlichen Legenden[4] oder Hermann Kasacks Roman Die Stadt hinter dem Strom. Besonders in den Bildern der 1990er Jahre geht Elsner sehr weit in der Auflösung der dinglichen Formen, überschreitet jedoch niemals die Grenze zur reinen Abstraktion.

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16.
Kurt Natusch 12.6.1921 – vor 3.6.2008
Musiker mit großem Herz
Als Kurt Natusch im Sommer 1949 einen Besuch seiner Eltern in Senftenberg nutzt, um sich das neu entstandene Theater anzusehen, führt dies zu einer glücklichen und über Jahrzehnte bestehenden außergewöhnlichen Verbindung des Musikers.
Der damalige Intendant Heinz Zimmermann bittet jenen „Westbesucher, in seiner Heimatstadt den hiesigen Klangkörper doch einmal zu dirigieren“. Zimmermann glaubt nämlich, mit Kurt Natusch, der damals noch in Wilhelmshaven engagiert ist, besonders viele Zuschauer in die schon mehr als 40-mal aufgeführte Operette „Frau Luna“ von Paul Linke in das hiesige Stadttheater verführen zu können. Ein Senftenberger, noch dazu einer aus dem Westen, das muss die Zuschauer doch einfach anlocken, denkt er sich. Und er soll Recht behalten.
Natusch nimmt an und schon die Proben lassen sein außergewöhnliches musikalisches Empfinden deutlich werden. Er spürt nicht nur die schlechte Akustik, sondern auch die dies befördernde Differenz zwischen gesanglicher Verstehbarkeit und zu kraftvollem Orchester. Sofort verändert er, der räumlichen Situation entsprechend, die Lautstärke der Musiker dahingehend, dass erstmals auch Sänger und Sängerinnen sprachlich wunderbar zu verstehen sind. Und er verändert die Tempi, so dass die Operette noch schwungvoller über die Rampe kommt. So überzeugt Kurt Natusch nicht nur Musiker, Sänger und Sängerinnen, sondern auch die Senftenberger selbst vom ersten Tag an. Sie sind von seiner Interpretation der „Frau Luna“ ebenso begeistert, wie der damalige Intendant, welcher ihm sofort einen Vertrag anbietet.
Kurt Natusch wird diesen fast 40 Jahre erfolgreich erfüllen. Er wird „sein“ Orchester – ein aus 19 Musikern bestehenden Kammerorchester – zu einem 46 Mitglieder zählenden Sinfonieorchester und weithin geschätzten Klangkörper entwickeln. Gleichzeitig wird er, 1950 beginnend, eine glanzvolle und wahrlich einmalige Ära in der Theatermusikgeschichte unseres Hauses festschreiben. Dabei entwickelt sich Natusch selbst zu einer Persönlichkeit jenes Genres, die schnell im gesamten Land Aufmerksamkeit und höchste Wertschätzung erfährt. Dies von den musikalischen Kollegen ebenso wie von jenen der darstellenden Zunft.
Viele Geschichten gäbe es hier zu erzählen. Eine von Dietlind Stahl sei stellvertretend erzählt: „Reiher machte die ,Lady' („My Fair Lady“ von Loewe), und wir waren unglücklich, dass diesmal der 1. Kapellmeister dirigierte und nicht Natusch selbst. Als jener dann erkrankte, musste Natusch übernehmen. Wir haben uns nicht wiedergefunden. Das war plötzlich ein Tempo, das war ein Schmiss, das war toll und hat uns einen großartigen Spaß gemacht. Das war wirklich ein Unterschied von Tag und Nacht. Wir wollten dann Natusch überreden weiter zu machen, aber er hat aus Rücksicht auf seinen Kollegen abgelehnt.“
Es sind neben musischen Fähigkeiten wohl die großen menschlichen Werte, welche Natusch zu einem der beliebtesten Künstler des Theaters werden lassen, zum geschätzten Kollegen, Freund und Vertrauten.
Gerade deshalb gelingt es ihm immer wieder, das Orchester zu musikalischer Meisterschaft zu führen. Nationale und internationale Spitzensolisten bestätigen dies immer wieder. Dieter Zechlin, gefeierter Pianist, sagt über ihn: „Kurt Natusch ist so ein vorzüglicher Musiker, dass sich jeder Solist bei ihm wirklich geborgen fühlen kann.“
Und sein langjähriger Freund und Kollege im hiesigen Theaterorchester Siegfried Schlechte: „Tiefe Liebe zur Musik, abgesicherter Taktwechsel, sicherer Instinkt für musikalische Übergänge. Die Tempi oft etwas schneller als gewöhnlich. Mehr den jugendlichen Schwung, als abgestandenen, müden Perfektionismus des Musikers liebend, packt er das Stück, trifft die ihm eigene Atmosphäre, reißt mit, programmiert den Erfolg.“
Große Opern- und Operettenerfolge reihen sich an stets ausverkaufte Sinfoniekonzerte. Ein Höhepunkt sicherlich auch die Aufführung der „IX. Sinfonie“ von Beethoven.
Nach seinem altersbedingten Ausscheiden aus dem Theater wird er zu dessen „Ehrenmitglied“ ernannt. Er selbst bleibt „seinem“ Haus noch lange und auf unterschiedlichste Weise verbunden, denn er ist immer bereit, die musikalische Bearbeitung mancher „Cafe-Produktion“ zu übernehmen, die „Kinder-Musicalgruppe“ von Heidi Gork mit zu betreuen oder den Theaterjugendklub bei der Erarbeitung und musikalischen Begleitung eines Vorprogramms für dessen Inszenierung „Frühlingserwachen“ persönlich zu unterstützen.
Kurt Natusch, geboren am 12. Juni 1921 in Senftenberg, fällt bereits als Kind ob seiner musikalischen Begabung auf und wird vom damaligen Bürgermeister gefördert. Natusch wurde dem gefürchteten Direktor des Musikgymnasiums in Cottbus vorgestellt, welcher ihm nach erfolgtem Vorspiel ein Studium in Berlin empfiehlt. Und so studiert Natusch bereits mit 14 Jahren an der dortigen Staatlichen Akademischen Hochschule für Musik in den Fächern Klavier, Geige und Waldhorn. Als er schließlich15-jährig als Solist eines Hochschulkonzertes mit Mozarts Hornkonzert Nr. 3 und eigenen Kadenzen nicht nur die Lehrer, sondern auch die Berliner begeistert, erhält er das Beethoven-Stipendium der Stadt Berlin. Über ein Engagement in Wilhelmshaven kehrt er schließlich 1950 in seine Heimatstadt zurück. Begleitet von seiner Familie, welche ihm in all den Jahren neben seiner Musik immer das Wichtigste sein wird.
Mit 18 Jahren komponiert Natusch seine erste sinfonische Dichtung „Der Brief“. Viele weitere Kompositionen folgen. Darunter seine „Senftenberger Sinfonien“. Sein wohl größter Erfolg als Komponist, welcher ihn bis nach Japan bekannt machen wird, ist der 1. Preis für ein von ihm komponiertes Fagottquartett für einen Wettbewerb 1996.
Als langjähriger Vorsitzender des Fördervereins der Musikschule setzt er sich mit dessen Direktor, Ernst- Ullrich Neumann, mit seiner ganzen Persönlichkeit immer wieder für noch großzügigere Möglichkeiten der musikalischen Ausbildung und Erziehung gerade für die Jüngsten ein. Auch hierbei erfolgreich.
Auch die Stadt Senftenberg würdigt ihren Sohn und dessen außergewöhnliches Engagement für seine Heimatstadt und ernennt ihn im Jahr 2000 zum Ehrenbürger.
Er selbst sagt von sich: „Was ich liebe: Den großen Atem, keine Musik ohne Singen, die Harmonie der Welt, Charme, das Erlebnis Mensch, Du, Ich, Wir.“ (hpr)

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Matthias
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Re: Persönlichkeiten von Senftenberg Teil 1

Beitragvon Matthias » Di 22. Mär 2022, 10:38

Zu Kirchbach(s) wurde ich vor einigen Monaten kontaktiert. Ich muss mal schauen, ob
mir da weiterführendes interessantes Material zur Verfügung gestellt wurde.

Weitere Senftenberger "Berühmtheiten" ...

Herbert Windt
Harun-el-Raschid Bey ;-)

Christian neu in SFB
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Re: Persönlichkeiten von Senftenberg Teil 1

Beitragvon Christian neu in SFB » Di 22. Mär 2022, 10:44

danke Matthias, der smile hinter Harun sagt alles, Kirchbach ist auch so ein Kandidat gewesen,
aber erst recht Windt, der auf der "Gottbegnadetenliste" des Reichspropagandaministeriums stand :geek:

...... und die andere Liste, die im Internet steht, ist auch nicht schlecht


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