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Senftenberg, Chronik 750 Jahre, Ur-und Frühgeschichte, Partition

Verfasst: Mi 1. Nov 2023, 14:36
von Christian neu in SFB
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Ur- und Frühgeschichte der Niederlausitz und Senftenberg, kompakt

Und: Befestigte Anlagen von der frühen Eisenzeit bis ins Spätmittelalter bei Senftenberg und in der Niederlausitz

Die Burg- Wall-, oder Ringwallanlagen sind ein wichtiger Bestandteil des damaligen Gesellschaftskonzepts und geben, wenn sie nicht nur singulär betrachtet werden, interessante Einblicke in die Lebens- und Vorstellungswelt vor 3000 Jahren. Erst mit der Schnurkeramik (2800 – 2300 v.d.Z.) hatte sich die bäuerliche Lebensweise flächendeckend in der Lausitz durchgesetzt. Vermutlich aus Böhmen kommend, läuteten kurze Zeit später die Träger der sogenannten Aunjetitzer Kultur (2200–1500 v.d.Z.) den Beginn der Bronzezeit ein. Schnurkeramik und Aunjetitzer Kultur (Fundort in Böhmen) sind in der Lausitz eng verzahnt. (Friederike Koch-Heinrichs, Kamenz 2007).
Die klimatischen Verhältnisse der Bronzezeit boten den Menschen ab 1400 v.d.Z. optimale Lebensbedingungen. Es war trocken und warm. Das Grundwasser sank ab, so dass eine intensive Bodennutzung auch der tiefer gelegenen Regionen möglich war.
Die Urnenfelderzeit (etwa 1300 v.d.Z. bis 800 v.d.Z.) kannte nur einteilige Burgen, hob J. Herrmann hervor, was er auf die bescheidene herrschaftlich-soziale Differenzierung der burgenbauenden Gruppen zurückführte. Es sei nirgendwo „eine Gliederung der Befestigung in Burg oder Akropolis und Vorburg nachgewiesen worden“. ( J. Herrmann, Burgen 1969…, S. 78.)
„Welches die ursprünglichen Bewohner dieser einst so unwirtlichen Gegenden waren, darüber ist man lange Zeit verschiedener Meinung gewesen, ist aber schließlich zu dem Resultat gekommen, dass die Gegend zwischen Weichsel und Elbe, mithin auch unsere Lausitz, um die Zeit vor der Zeitrechnung und noch früher hinaus von Germanen bewohnt war“ (Paulitz, Chronik der Stadt Senftenberg, 2. Kapitel)
„Die Kelten“ als kulturell einheitliche Volksgruppe hat es wohl nie gegeben, wie die moderne archäologische Forschung zeigt. Die Bewohner der Landschaften nördlich der Alpen wurden von den antiken griechischen Autoren als Keltoi oder Celtae, von den Römern als Galli bezeichnet. Die keltische Kultur hat sich während der frühen Eisenzeit (8.– 6. Jahrhundert v. d.Z.) in Mitteleuropa entwickelt (vgl. „Keltenwelten“). Die Bezeichnung stammt von den antiken Griechen und Römern, die verschiedenste Stämme und Gruppen in Mittel- und Westeuropa als zusammengehörig empfanden und deshalb als „Kelten“ zusammenfassten. Zwar gab es einige Gemeinsamkeiten auf sprachlicher und kultureller Ebene, jedoch waren die Menschen in der späten Eisenzeit vermutlich unterschiedlicher, als man bisher angenommen hatte. (Katharina Rebay-Salisbury)
Die ersten befestigten Burgen- oder Wallanlagen gehen auf die späte Bronze- bzw. frühe Eisenzeit zurück, namentlich die Lausitzer Kultur (1300– 500 v. d.Z.) und deren Billendorfer Stufe (7. und 6. Jahrhundert v.d.Z.). Namengebender Fundort ist Billendorf, das historisch zur Niederlausitz gehört (östlich von Forst, heute in Polen liegt) und den Ortsteil Białowice der Stadt Nowogrod Bobrzanski (Naumburg am Bober) im Süden von Lebus bildet.
Es gibt viel weniger Burganlagen in der Eisenzeit als frühgeschichtliche Burgen in der Bronzezeit und davor, aber sie sind sehr groß und sehr mächtig ausgebaut. Es handelt sich um rundlich-ovale Befestigungen von 100 x 125 m bis zu 180 x 225 m Ausdehnung, deren Wälle teilweise 6–7 m hoch erhalten sind. Hervorzuheben ist, dass diese Burgen in aller Regel nur aus einem Ringwall bestehen. (Vgl. J. Herrmann, Burgen und befestigte Siedlungen) Die Größe der Häuser schwankte zwischen einer Länge von 8 bis 10 m und einer Breite von 5 bis 6 m. Zahlreiche Hausgrundrisse dürften nur unvollständig erhalten geblieben sein. Vor allem größere, durch die Lage ihrer Herdstellen bestimmte Wohnbauten zeigten kaum gesicherte Grundrisse (J. Herrmann 1973, S. 23 ff.). Die jungbronze- und früheisenzeitlichen Burgen der zerfallenden Gentilgesellschaft ist wohl auf den Sippenverband gegründet. Wehranlagen wurden, über den ostdeutschen Raum verbreitet, zuerst in der jüngeren Bronze- und frühen Eisenzeit errichtet. Eine Verbreitungsgrenze oder Burgenlinie an der Havel ist entgegen mehrfach geäußerter Auffassung nicht erkennbar. Die Kennzeichen (Lage, Form, Wall, Tore) der Wehranlagen nördlich und südlich der Havel sind nach dem bisherigen Forschungsstand im Wesentlichen gleichartig (Höhen- und Niederungsburgen, mehrfache Wälle, Wälle bei Höhenburgen z. T. nur auf flachem Hang, verschiedene Größengruppen). (Joachim Herrmann Phil. Diss. Berlin 1958)
Die genaue Datierung der Anfänge des Befestigungsbaus fällt aufgrund des typochronologisch unsensiblen Fundmaterials schwer. Radiokarbondaten sind unzuverlässig und ergeben kein klares Bild (O. Nakoinz et al., Befestigungen…, u. a. S. 30-34) Systematische Forschungen haben an diesen Burgen nicht stattgefunden, aber es gibt etliche Notgrabungen teils schon aus der archäologischen Frühzeit, namentlich am Burger „Schlossberg“, und am 1933 im Braunkohletagebau abgebaggerten „Alten Schloss“ von Senftenberg – mit fast kompletter Freilegung, sowie am „Horstberg“ von Zützen . (Zu den frühen Grabungen in Burg: A. Götze, Der Schlossberg bei Burg)

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Einige Spätbronze,- früheisenzeitliche Wallanlagen in der Niederlausitz ((Kartierung Felix Biermann auf Grundlage von Wikimedia. Commons)

In der jüngeren Bronzezeit (etwa ab 1200 v.d.Z.) setzte eine neue Trockenperiode ein, bevor es in der ausklingenden Bronzezeit im Übergang zur Eisenzeit (um 800 v.d.Z.) wieder feuchter wurde (ENNEN & JANSSEN 1979). Diese frühen Siedlungen, deren Einwohnerzahl in der Regel nicht mehr als 50-80 Personen betrug, bestanden in der Regel nicht länger als drei bis vier Generationen (JOCKENHÖVEL 1994a). Die Jagd spielte keine große Rolle in der bronzezeitlichen Ernährung. Vielmehr wurden Ackerbau und Viehzucht weiter ausgebaut und neben dem nun Gespann gezogenen Jochsohlenhaken neue Nutzpflanzen- und Tierarten eingeführt (JOCKENHÖVEL 1994b).
Die Siedlungen lagen zunächst meist in hochwasserfreiem Gelände, an Hängen oder auf Hügeln und in der Nähe fruchtbarer Böden. Mit zunehmender Trockenheit des Klimas in der Jungbronzezeit wurden jedoch gezielt feuchtere Lagen als Siedlungsstandorte gesucht (BÖNISCH 1996). Bekunden früheisenzeitliche Siedlungen der Billendorfer Kultur in der Neißeaue noch ausgesprochen trockene Klimaverhältnisse, erhöhte sich die Niederschlagsbilanz ab 700 v.d.Z. Aufgrund zunehmender Ozeanität des Klimas (BÖNISCH 2001a, SCHATZ 2000).
Das zunehmend feucht-kalte Klima hatte den Rückzug der spätbronzezeitlichen Höhenbesiedlung in die Täler und Niederungen zur Folge. Aufgrund erhöhter Wasserspiegel wurden auch die Seeufer-Randsiedlungen aufgegeben und trockene Böden in Tallagen bevorzugt besiedelt. In der vorrömischen Eisenzeit setzte sich der Zuwachs der Bevölkerung unter fortschreitender Spezialisierung fort. (Diss. Franka Woithe 2003, postglazialen Landschaftsentwicklung in der Niederlausitz)
In dieser Zeit entsteht in den von der Lausitzer Kultur geprägten Landschaften zwischen der mittleren Elbe und dem Bober mit den Niederungsburgen bzw. Sumpfschanzen ein neuer Burgentyp. Von feuchten Niederungen umgebene Kuppen bzw. in Feuchtgebieten und Seen hineinragende, flache Sporne werden mit einem ovalen Ringwall befestigt. Mit diesem neuen Burgentyp gründen nun auch die Gemeinschaften in den großen, kaum höhendifferenzierten Beckenlandschaften und Talweitungen der Urstromtäler befestigte Großanlagen.


Erster vorgermanischer Rundwall „Altes Schloß“ bei Senftenberg um 620 v.d.Z. (mit zwei Besiedlungsphasen)

Es war einmal, so fangen Geschichten gemeinhin an. …
Es gab einmal einen Ursprung nachgewiesener Besiedlung auf dem Gebiet unseres heutigen Senftenbergs. Das war vor 2600 Jahren, als Senftenberg, quasi noch, in den Windeln lag.


Dr. Eberhard Bönisch schrieb in einem Artikel des Heimatkalenders „Kippensand“ 2020 dazu: „Im ehemaligen Senftenberger Laugk, der weiten, von der Schwarzen Elster („Aelestra“) durchflossenen Niederung im Lausitzer Urstromtal, lag nahe der Einmündung der Wolschinka oder Sornoer Elster in den alten Lauf der Schwarzen Elster [ ] das „Alte Schloss“, eine Befestigungsanlage der Lausitzer Kultur. Sie befand sich zwei Kilometer nordöstlich der Stadt Senftenberg auf der Gemarkungsgrenze, unmittelbar neben der Stelle, an der Senftenberg und die eingemeindeten Dörfer Reppist und Buchwalde zusammentreffen.“
Der überlieferte Name „Altes Schloss“ wird immer wieder kolportiert von allen Chronisten und sogar den Archäologen. Der Name hat aber überhaupt nichts mit dem „Aussehen oder der Mächtigkeit“, oder dem „Glanz“ der Anlage zu tun. Schon in der Paulitzchronik wird dieser Name sogar für zwei Burgwälle benutzt. Jenem hier genannten in der Früheisenzeit (um 620 v.d.Z.) und für einen frühslawischen Rundwall, ebenfalls im Laugk, der von Paulitz in die Zeit um 700 n.d.Z. datiert wird (was mit Sicherheit nicht stimmt, wenn man nach neuesten Forschungen die Einwanderung der Slawen in die Lausitz erst ins späte 7. Jahrhundert datiert. (dazu später mehr in diesem „Kippensand“, d. A.) (Vergl. Auch Knothe, in Rechtsgeschichte der Lausitz.). PAULITZ schreibt dazu ebenfalls: „daher leben diese Hügel im Volksmunde als Hussitenschanzen und Schwedenschanzen fort. Andere heißen Schlossberg, Altes Schloss und dergleichen“.
Der nachfolgende „Burgenkatalog“ spiegelt viel mehr diese Deutung als einen kontinuierlichen Prozess der Identifizierung von vorgeschichtlichen Wehranlagen wieder, der im frühen 19. Jahrhundert begann, aber insbesondere im Lausitzer Raum im 20. Jahrhundert aus nationalistischen Erwägungen vorangetrieben wurde (Gebuhr 2oo7; Grunwald 2oo4; Nakoinz).


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Kat.81 „Altes Schloß“ Senftenberg, Kat. 36 Hohenmölsen, Kat. 5 „Orthenburg“ Bautzen. Kat. 6 „Proitschenberg Bautzen, Kat. 34 „Giebichenstein“. Kat. 44 Wittenberg, Kat. 55 „Batzlin“ bei Lübbenau, Kat. 100 „Horstberg“ bei Zützen, Kat. 32 „Groschkenberg“ bei Groß Mehsow, Kat. 70 „Pedroschke“ bei Görlitz
Der Burgenkatalog reflektiert ein historisch gewachsenes Einverständnis über die Datierungen und Laufzeiten von Anlagen, die in den meisten Fällen leider nicht auf Materialvorlagen oder den Ergebnissen von Ausgrabungen basieren (Louis D. Nebelsick und Anna Swieder „Über den Wallrand geschaut).
600 Jahre v.d.Z. befinden wir uns in der historischen Epoche der Eisenzeit. Diese folgte auf die Bronzezeit. Die Eisenzeit ist eine nach dem verwendeten Material Eisen zur Herstellung schneidender Waffen und Gerätschaften benannte Periode der Ur- und Frühgeschichte. Sie ist nach der Steinzeit und der Bronzezeit die dritte große Periode in der einfachen zeitlichen Gliederung des Dreiperiodensystems.
Professor Schuchhardt’s Karte in seiner „Vorgeschichte von Deutschland" (1.-3. Auflage 1928 – 1935) verzeichnet noch nicht einmal den Wall von Senftenberg (der zu jener Zeit jedoch schon bekannt war), und, obwohl er [Schuchardt], ihn in der 2. Auflage schon erwähnt hat. Der Wall ist erst auf der Verbreitungskarte der 4. und 5. Auflage zu finden (K. Tackenberg, 1950)
Es gab zwei Besiedlungszeiten von vorgermanischen Siedlern an dieser Stelle im Laugk. Die erste Siedlung etwa um 620 v.d.Z. Nach einem verheerenden Brand dieser Anlage, dessen Reste als fette schwarze Schicht bei den Ausgrabungen gefunden wurden, wurde diese Rundwallanlage aufgegeben. Es folgte eine siedlungsleere Phase von rund 200 Jahren, bis etwa 400 v.d.Z. Ab 400 v.d.Z. begann eine zweite Nutzungsphase an derselben Stelle. Dieses mal mit etwas weiniger Bewohnern und Häusern als während der ersten Besiedlung.
Diese Erste Ringwallanlage von Senftenberg ist bereits in einer frühen Phase des archäologischen Denkmalschutzes, vor der vollständigen Zerstörung, ausgegraben worden. Dafür kann man dankbar sein. Grabungsleiter war Prof. Dr. Alfred Götze (auch Goetze) (*1865 - 1948), ein deutscher Prähistoriker, einer der ersten promovierten übrigens. Götze ist sehr berühmt gewesen und hat auch bei Schliemann‘s Ausgrabungen von Troja mitgewirkt. A. Götze traf bei der Ausgrabung bei Senftenberg auf eine dichte früheisenzeitliche Befundlage (großen Mengen von bronze- und eisenzeitlicher Keramik), aber keine slawischen Funde an. (J. Herrmann, Podrosche…, S. 97-108).
Die innere Struktur diese ländlichen Siedlungen ist durch eine äußerst dichte Nutzung gekennzeichnet, wobei oft nur tief reichende Bodeneingriffe (z.B. Gruben oder Brunnen) erhalten sind. Spuren der Gebäude selbst sind archäologisch kaum fassbar, hölzerne Blockbauten werden nur wenig in die Erde eingetieft und manchmal mit Pfosten an den Wänden und Firstseiten verstärkt. Spuren der nicht unterkellerten Gebäude sind daher archäologisch meist kaum zu erkennen und können sich je nach Untergrund im Sand oder Lehm lediglich als unregelmäßige oder rechteckige, flache Grubenverfärbungen abzeichnen. (Thomas Kersting Slaven in Brandenburg, S. 18)
Eine dreikantige Pfeilspitze reiternomadischen Typs, die bei Untersuchungen in Zützen zutage kam, untermauert die Hypothese, dass der Untergang dieser Burgwalllandschaft im 6. vorchristlichen Jahrhundert bis um 500 v.d.Z. auch mit skythischen Einfällen zu tun gehabt hat (Vgl. A. Jaszewska, S. Kałagate, Wicina…, S. 265 f.).
Dass beispielsweise die Burgwälle von Falkenberg und Senftenberg nach der Eisenzeit nicht erneut besiedelt wurden, hat auch damit zu tun, dass sie sich in Gebieten befinden, die von den Slawen nur dünn oder gar nicht besiedelt wurden (Vgl. F. Biermann, Besiedlung…, S. 47-50)
Seit der Mitte der 1980ger Jahre sind in der Niederlausitz verstärkt Siedlungen der bronze- und früheisenzeitlichen Lausitzer Kultur gegraben worden. Hier hat sich die Quellenlage wesentlich verbessert, seitdem die Archäologie bewusst die Überbaggerung ganzer Landschaftsabschnitte durch den Braunkohlebergbau beobachtet und für die Forschung ausnutzt. Trotzdem steht die Erforschung der inneren Strukturen offener Siedlungen noch ganz am Anfang. Die Zahl sicher ermittelter Hausgrundrisse hält sich nach wie vor in Grenzen. Abgesehen von den vielen noch nicht ausgewerteten Grabungen mag das auch durch zeitspezifische Bauweisen begründet sein. Während der jüngsten Bronzezeit… war der Blockbau üblich. Dafürsprechen Lehmverstrich von Rundholzfugen. Pfostenbauten aus der Niederlausitz von Groß Jauer, Neuendorf, Senftenberg „Altes Schloss“ und andere.
Für die früheisenzeitliche Billendorfer Phase gibt es darüber hinaus vermutliche Pfostenbauten in Pritzen (Bönisch 1996 113 ff.; 361ff.) Halbkreisförmige Steinpflaster von Pritzen und Groß Jauer sind als Widerlager schräger Streifen oder Fundament für Ständerblockbauten wie in Biskupien oder Wicina zu deuten, wenngleich damit nur der Standort von Häusern angezeigt ist. Bronze- und früheisenzeitliche Siedlungsgebiete der Niederlausitz können also noch immer kaum mit den Gebäuden und Gehöften selbst, sondern nach wie vor nur in Form der Ausdehnung der Befunde bzw. als Symbol kartiert werden (Eberhard Bönisch Studien zur Lebenswelt der Eisenzeit RGA-E Band 40, 2006).
Bis auf wenige Burganlagen an der Oder werden alle Lausitzer Burgen sowie die der Nordharzgruppe am Ende der älteren Hallstattzeit aufgegeben oder zerstört. Eine fast 700 Jahre andauernde Tradition, mächtige Festungen anzulegen, erlischt damit (Louis D. Nebelsick und Anna Swieder „Über den Wallrand geschaut S. 95).


Beginn unserer Zeitrechnung

Zum Beginn der Zeitrechnung war im 1. bis 2. Jahrhundert unsere Gegend nur sehr gering bis gar nicht besiedelt. Die Wälder konnten sich fast wieder wie Urwälder entwickeln, Das Land versumpfte. Unter zusätzlichem Druck durch den Einfall der Skythen haben die Illyrer die Niederlausitz spätestens im 5. Jh. v.d.Z. verlassen. Mit Ausnahme einer kurzfristigen Besiedlung der östlichen Niederlausitz durch ostgermanische Vandalen vom zweiten Jahrhundert v.d.Z. bis in die Mitte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts blieb das Untersuchungsgebiet während der vorrömischen Eisenzeit kaum oder gar nicht besiedelt und die Wälder dehnten sich wieder aus Erst in der zweiten Hälfte des 2. Jh. u.Z. drang mit den Burgunden ein weiteres ostgermanisches Volk in die Niederlausitz ein (LEHMANN 1963).
Die danach folgende Völkerwanderung in Europa war ein vielschichtiger und zwei Jahrhunderte dauernder Vorgang (375–568 n. Chr.), der eine tiefgreifende Neuordnung der germanischen und romanischen Bevölkerungsgruppen zur Folge hatte. Die alte Heimat slawischer Stämme [vor der Wanderung nach Westen], sind in relativer Nähe zum Baltischen, in einer etwas weiteren Entfernung zum Germanischen und in der frühesten Entwicklung in Kontakt zu indo-iranischen Sprachen zu suchen (Vgl. BUFM 81, Jürgen Udolph, „Heimat und Ausbreitung slawischer Stämme aus namenkundlicher Sicht). Wanderten nur kleine Kriegergruppen oder komplette Stammesverbände? Darüber wird in der Forschung kontrovers diskutiert.
Die zahlreichen germanischen Siedlungsbefunde zwischen Elbe und Oder lassen für den nordostdeutschen Raum auf eine dichte Besiedlung während der römischen Kaiserzeit schließen (Leube 2009). Dabei erfolgte die Besiedlung der Niederlausitz durch elb- und ostgermanische Gruppen vom 1. bis 3. Jahrhundert. Am Ende des 4. bzw. mit Beginn des 5. Jahrhunderts setzten erste Abwanderungsbewegungen der germanischen Bevölkerungsgruppen ein, die allgemein als Völkerwanderung bezeichnet werden (Müller 1980b; Berg- Hobohm 2004: 154 ff; Leube 2009). In diesem Abschnitt verlässt die germanische Bevölkerung die Niederlausitz nahezu weitgehend, sie wird aber nicht siedlungsleer.
Ab dem vierten Jahrhundert ist eine weitere deutlich kühlere Klimaepoche mit zunehmenden Niederschlägen zu verzeichnen, die bis ins frühe Mittelalter anhielt (SCHÖNWIESE 1995, JÄGER 1994). Diese Zeit mit starken Klimaschwankungen begann 250 u.Z. und dauerte über 300 Jahre - und stimmt auffallend mit der Periode der Völkerwanderung überein (Kurt Nicolussi).
Auch über die freien, nicht von den Römern besetzten Gebiete Germaniens lassen sich Beschreibungen und Hinweise auf die Landnutzung finden. Demzufolge kontrastierten Räume geballter Bevölkerung mit siedlungsleeren und siedlungsverdünnten Wald- und Sumpfgebieten. Die Lage der Siedlungskammern orientierte sich am Angebot an fruchtbarem Ackerland und an Weideflächen, die vielfach entlang der Flussniederungen gefunden wurden. Bis in das fünfte Jahrhundert fiel dem Ackerbau im Vergleich zur Viehhaltung nur eine untergeordnete Rolle zu (Diss. Franka Woithe 2003, postglazialen Landschaftsentwicklung in der Niederlausitz). BÖNISCH (1996) betont, dass sich die Fundstellen der Römischen Kaiserzeit auffällig stark an Bachtälern orientieren. Vielfach ist eine Verlagerung der Gehöfte und Siedlungen, um wenige hundert Meter nachzuweisen, was zum einen mit der Erschöpfung der Ackerböden zum anderen mit einem steigenden Grundwasserspiegel mit Beginn einer feuchteren und kühleren Klimaepoche ab 300 u.Z. zu begründen ist (ENNEN & JANSSEN 1979).
Aus der Niederlausitz sind für die Zeit nach dem Abzug der Germanen bis zum Ende der Völkerwanderungszeit keine Funde bekannt. Frühestens im 6. und 7. Jahrhundert begannen slawische Siedler einzuwandern [zunächst ohne befestigte Burgen zu bauen, d.A.]. Die Hauptaktivität der slawischen Besiedlung begann jedoch erst im 9. Jahrhundert und hielt bis in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts an (HENNING 1998, HEUßNER 1998).
Die slawische Einwanderung im brandenburgischen Gebiet war eine späte Folge der Völkerwanderungszeit, die nach neuesten Forschungen nicht vor dem 7. Jahrhundert das europäische Siedlungsbild regelrecht durcheinandergewirbelt hatte. Primär ausgelöst durch die ins Karpatenbecken zielende hunnische Invasion aus Zentralasien und die Verlockung reicher, aber nur noch unzureichend beschirmter römischer Provinzen, waren große Gruppen von Menschen – hauptsächlich germanischer Sprache –in Bewegung geraten, wanderten in neue Siedlungsgebiete, verdrängten einander (Felix Biermann Frühmittelalterliche slawische Einwanderung in den brandenburgischen Raum).
Inwieweit es eine generelle Siedlungsunterbrechung im 6./7. Jh. gab oder ob Menschen kontinuierlich im heute nordostdeutschen Raum lebten, wird von der Forschung noch kontrovers diskutiert. Zeugen einer germanischen Besiedlung enden meist bereits im 4./5., teils erst im 6. Jh. Jene der slawischen Besiedlung setzen nicht vor dem späten 7. Jh. ein. Zwar liegen die germanischen und slawischen Wohnplätze nicht selten an denselben Stellen, doch hat das mit ähnlichen Ansprüchen an Siedlungs- und Wirtschaftsareal zu tun. (Biermann 2009a; Volkmann 2013, 63 f.; Jöns/Schneeweiß 2013, 35).


„Slawischer Burgwall Senftenberg nach 850 u.Z., auch „Altes Schloss“ genannt


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Von dieser Rundwallanlage gibt es keinen wissenschaftlichen Grabungsbefund. Sie befand sich in ziemlicher Nähe, der dort später von deutschen Rittern nach 1000 u.Z. erbauten „Sümpfenburg“, war aber zu diesem Zeitpunkt dann schon zerstört. Diese slawische Holz-, Erdrundwallanlage wird von Paulitz bereits in das siebente Jahrhundert verortet, also der Zeit als die Wenden einwanderten. Erwiesen ist auch, dass der Bau der slawischen Wallanlagen nicht sofort mit der Besiedlung der Gegend erfolgte, sondern es erst eine längere Zeit Siedlungen ohne Befestigungen gab.
Nach neuesten Dendrodaten ist dieser Zeitraum des Baues der Wallanlage nicht mehr haltbar und wir müssen wohl eher von einem Bau der Anlage im 9. Jahrhundert ausgehen. Auch die viel massivere slawische Burg von Raddusch ist erst um 880 erbaut worden.
Zu diesem hinter dem Wolfsgarten belegenen Slawischen Rundwall im Laugk schreibt Paulitz ausführlich: „Das der zweite Rundwall, [auch]: „altes Schloss“ genannt, nicht die Stätte sein kann, wo die erste feste „Sümpfenburg“ [die germanische Wallanlage, d.A.] gestanden hat. Es ist durch sachverständige Gelehrte, wie Friedel aufs klarste bewiesen worden, dass sie weiter nichts ist als ein slawischer Rundwall, da sie darin keinerlei Mauerwerk, auch nicht einmal den für die Holzburg nötigen massiven Unterbau vorgefunden hatten (Vergl. Auch Knothe, in Rechtsgeschichte der Lausitz.). Aus den verschiedensten Stammesfehden oder Angriffen durch die Deutschen mag sich wohl die Notwendigkeit der Errichtung von Erdschanzen ergeben haben. Und weiter in der Paulitzchronik: „Die vielfach verbreitete Meinung, dieser Rundwall sei die Stätte, worauf zuerst die Burg Senftenberg gestanden hat, beruht aber auf einem großen Irrtum“. Solche Rundstätten dienten früher auch als Gerichtsstätten (Senftenberg, in slawischer Sprache = Kommorow : Gericht). Auch waren sie vorläufige Zufluchtsstätten in Fehdezeiten, bei plötzlichen Überfällen. Und so ist es nicht verwunderlich, das unter der slawischen Bevölkerung das spätere Senftenberg noch lange den Namen Kommorow führte.
Im 16. Jhd. hieß es „beim alten Schloß“; 1745 „Alt Schloß“, 1551 „jenseits dem alten Schloß, 1586 „beym alten Schloß „(R. Lehmann, Niederlausitzer Mitteilungen 2, S. 369 ff). Auch ältere Erwähnungen als Burgwall aus der frühen Eisenzeit, der Lausitzer Kultur, gab es schon bei R. Bergau und H. Jentsch 1885 und R. Behla 1888.
In den slawisch besiedelten Gebieten im Osten Deutschlands nahm der Anteil des Ackerbaus in der altslawischen Phase bis 1.000 u.Z. stark zu und erreichte ähnliche Bedeutung wie die bis dahin dominierende Viehzucht (LANGE 1989). Ab 900 u.Z. begann eine auch als mittelalterliches Klimaoptimum bezeichnete Warm- und Trockenphase. Um 1-1,5 °C höhere Temperaturen im Sommer und Herbst, nur wenige strenge Winter, sowie die Seltenheit von Maifrösten (FLOHN 1967 und 1985, JÄGER 1994, SCHATZ 2000)
Das germanische, von Pfostenbau- Gehöften geprägten Siedlungsbild hat mit dem frühslawischen Gruben- und Blockhaus-Siedlungsmodell nichts gemein:


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Der slawischen Einwanderung ist die Abwanderung großer germanischer Bevölkerungsgruppen vorangegangen. Diese Prozesse sind sicherlich sukzessive und unter unterschiedlichen regionalen Bedingungen erfolgt, führten aber im ganzen hier betrachteten Raum zu einer mehr oder weniger lange währenden Phase geringster oder fehlender Besiedlung. Kontakte ergaben sich nicht während der Wanderungen, sondern erst im Ergebnis, nachdem slawische und germanische Siedlungsgebiete spätestens seit dem 8. Jh. im Elbegebiet aneinander grenzten (Felix Biermann, B. Biermann (Dülmen), Dr. K. Frey)
Die vorchristlichen Burgwälle waren bereits ca. 1200 Jahre zerstört, als die Slawen in die Lausitz einwanderten. Die verschütteten Überreste dürften bereits damals ähnlich wie heute ausgesehen haben – bewaldete Wall- und Grabenanlagen auf Erhebungen im Sumpf.
Vom 8. zum 9. Jahrhundert ist ein erster deutlicher Siedlungsausbau zu erkennen, doch ist dieser zeitliche Ansatz primär der „Periodengrenze“ geschuldet und deshalb suggestiv. Aufgrund der zahlreich vorliegenden Jahrringdaten ist nicht mehr daran zu zweifeln, dass die Ringwälle erst der mittelslawischen Zeit (9.ª/ª10. Jahrhundert) angehören. Ein regelrechter „Schub“ zeichnet sich für die Jahrzehnte um 900 ab, als im untersuchten Raum etwa 60 Wälle entstanden. Wenn Burgwälle erst ab 870 zu fassen sind, können mit den civitates des meist in die Mitte des 9. Jahrhunderts datierten Bayerischen Geographen nicht „Burgbezirke“ bezeichnet worden sein. Was dann damit gemeint gewesen sein kann, bleibt einstweilen offen, doch ist auch die Datierung dieser paläographisch in die Zeit um 900 gehörenden, inhaltlich wohl mehrere zeitliche „Schichten“ umfassenden Quelle seit langem umstritten (Brather : Biermann, Slawische Besiedlung zwischen Elbe, Neiße und Lubsza s. 493 ff.)


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Aus dem größten Stamm den Luzizern (Lusizi) entwickelte sich später das Gebiet der Niederlausitz. In der Oberlausitz siedelten sich die Milzener an. Zwischen beiden bestand lange Zeit ein siedlungsfreier Raum, das beweisen die Burgwälle zwischen Calau und Cottbus sowie Kamenz und Bautzen. Erst allmählich wurde unser Gebiet von beiden Seiten besiedelt (Helmut Ruhland, Heimatverein Kleinkoschen, Kippensand 2013)

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Ansicht eines Burgwallhügels vor der Ausgrabung (hier als Bsp. Poppschütz Niederschlesien, Foto Andreas Kieseler)

Die Burgen als auffälligste Bodendenkmale, nicht nur der Slawenzeit, regten schon früh die Fantasie der Bevölkerung und der Forscher an – hier seien stellvertretend die Namen Virchow, Götze, Schuchardt und Unverzagt für die frühe Phase der Forschung im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts genannt (Brather 2001, 18ff.). Zu dieser Zeit wurden die „Burgwall-Keramik“ und ihre drei Stilarten als slawisch erkannt, eine systematische Burgwallkartei begründet und erste Grabungen in den Havel- und Oderburgen sowie an der Römerschanze bei Potsdam-Sacrow und auf dem Reitweiner Sporn unternommen (Thomas Kersting Slaven in Brandenburg, 17)
Historische Burgen, deren Befestigung im Wesentlichen aus Wällen in Holz-Erde-Konstruktion besteht. Sie gehören zu den eindrucksvollsten frühgeschichtlichen Denkmalen der Lausitzen. In der Ober- und Niederlausitz sind mehr als 100 solcher „Schanzen“ des 8./9. bis 12. Jh. bekannt, wobei weitere, inzwischen abgetragene Wallburgen anzunehmen sind. (F. Biermann, Sorabicon, Burgwälle). Die frühmittelalterlichen Burgwälle unterscheidet von den spätmittelalterlichen Burgen formal, dass sie nicht in Stein errichtet wurden und deshalb allein wallartige Ruinen hinterlassen haben (Brather, Von der Fluchtburg zum Herrensitz). Kennzeichen sind daher Wall (in Holz-Erde-Konstruktion) und Graben; diese pragmatische Charakterisierung beschränkt sich auf die Bauform (Gebuhr/Gebuhr 2001).
„Das diese Wälle, sowie die an anderen Orten sich vorfindenden Ring-, oder Rundschanzen, Befestigungen waren, ist auch daraus zu vermuten, dass die Wenden, wenn sie von größerem Umfang sind, Rodzischezo, das heisst „festes Schloss“, und die von geringerer Bedeutung „Stroza“, dass heist ‚“Schrecken“, nannten und das wir sie überall da finden wo geschichtlich nachweislich Kämpfe zwischen Deutschen und Slawen stattgefunden haben. Das führt und gleichsam zu dem Schlusse, dass es größtenteils Slawen waren, welche die Wälle errichteten“ (Paulitzchronik).
Die Errichtung von Burgen scheint wohl selten ohne die planende und anordnende Gewalt von ’Grundherren' oder ähnlichen Schichten üblich gewesen zu sein (J. Herrman, Tornow). Eine an die Zyklen von Abwehr und Eroberung gebundene und daher eher diskontinuierliche Nutzung und bauliche Herrichtung von Ringwällen konnten für die Niederlausitz aufgezeigt werden (Beiträge von K.-U. Heußner/Th. Westphal und von J. Herrmann). Damit deutet sich an, dass in dieser Zeit weder für das germanisch-deutsche noch für das slawische Gebiet mit einer in jedem Fall voll ausgeprägten Zentralortfunktion der Burgwälle gerechnet werden kann. (F. Biermann) Das Fallbeispiel Niederlausitz zeigt, dass man in dieser slawischen Siedlungsgemeinschaft entgegen früheren Vorstellungen von Burgenbezirken, die hier seit der Einwanderungszeit bestanden haben sollen, zunächst mehrere Jahrhunderte ohne Burgen auskam. Und auch während der nur knapp 100-jährigen „Burgenwallzeit“ zeigt die Bau- und Nutzungsintensität der Anlagen eine starke Abhängigkeit vom Zyklus äußerer Bedrohung (Prof. Dr. F. Biermann, in J. Henning frühmittelalterlicher Burgenbau)
Alle Auffassungen einer frühslawischen Zeitstellung, verbunden mit einer Einwanderung im 6. oder 7. Jahrhundert, sind überholt (B r a t h e r Rez. Dissertation Biermann, Slawische Besiedlung zwischen Elbe, Neiße und Lubsza). Während man früher generell von einer raschen slawischen Ausbreitung noch während des 6. Jahrhunderts bis in die nordostdeutschen Gebiete ausging, legen die Dendrodaten nunmehr spätere Zeitansätze in der zweiten Hälfte des 7., teils erst im 8. Jahrhundert nahe. Seitdem sich die Dendrochronologie bald nach 1990 (vgl. Herrmann/HEUßNER 1991; Henning 1991) als sichere und exakte Datierungsmethode auch für die Völkerwanderungs- und frühe Slawenzeit etabliert hat, lassen sich damit – in Kombination mit traditionellen archäologischen Datierungsweisen und den schriftlichen Quellen – die Ausbreitung der Slawen vom 7. bis 9. Jahrhundert und ihre frühe sozioökonomische Entwicklung zuverlässiger rekonstruieren, als man es noch vor 20 Jahren für möglich gehalten hätte. Der Standardfehler von 14c-Daten ist von vornherein recht groß. Überdies fragt die Methode „nach dem mittleren Wachstumsjahr der Holzprobe […]. diese Methode wird also grundsätzlich – auch unter Berücksichtigung aller Korrekturen – ein höheres Alter liefern als das Fällungs- und Verwendungsjahr (H. Willkomm (1990, 23 f.)
Als Beispiel für die umfassende Reform der Datierung der frühmittelalterlichen Burgen sei angefügt: „Zu den archäologisch gut erforschten Burgen von Brandenburg und Spandau, früher bis ins 7. Jahrhundert datiert (Grebe 1973, 160; v. Müller/v. 1983, 25), haben die zahlreichen Holzfunde bisher überhaupt noch keine älteren Daten als solche aus dem beginnenden 10. Jahrhundert erbracht (Beitrag von K.-U. Heußner/Th. Westphal).
“Dass die Zuwanderer innerhalb des nördlichen ostdeutschen Raumes noch auf Germanen trafen, ist angesichts dieser Zeitverhältnisse unwahrscheinlich, denn trotz vieler neuer Ausgrabungen enden Zeugen einer germanischen Besiedlung in diesem Raum spätestens im 6. Jahrhundert (Prof. Dr. Felix Biermann) Mit fortwährenden Kommunikationswegen dürfte sich auch die Überlieferung einer Anzahl von Flussnamen erklären (Schneeweiß 2007)
Die Existenz eines größeren slavischen Herrschaftsbereiches zwischen mittlerer Elbe und Oder wird im Allgemeinen von der Forschung abgelehnt (L. Dralle 1980)


„Burgwallzeit“ in der Niederlausitz
1. Beginnender Burgenbau im letzten Viertel des 9. Jahrhunderts (ca. 875 bis gegen 900) Beispiele: Presenchen, Ragow, Lübbenau, Repten, Paserin -nicht ausreichend gesichert. Gipfel der Bautätigkeit zwischen 891 und 893. Die Entstehung von 9 Burgwällen lässt sich dendrochronologisch nachweisen
2. Früher Burgenbau nach 900 (ca. 901 – 916), Beispiele: Luckau, Duben, Kaden, Saßleben. Bis 916 kommen sieben weitere Anlagen dazu. Anlass könnten die sich zwischen 906 und 926 sich häufenden ungarischen Einfälle gewesen sein.
3. Burgenbau vor 932 (ca. 917 – 931), Beispiele: Groß Lübbenau, Raddusch, Gießmannsdorf, Möllendorf. Für vier weitere Burgen ist aus Gründen des stratigraphischen Gesamtbefundes trotz fehlender Dendrodaten mit einiger Wahrscheinlichkeit die Existenz in diesem Zeitabschnitt anzunehmen (Luckau, Beesdau, Langengrassau und Tornow)
4. Burgenbau nach 934 (ca. 932- 947) Beispiele Leuthen-Wintdorf, Alt-Golßen, Schönfeld.
Ein regelrechter „Schub“ zeichnet sich für die Jahrzehnte um 900 ab, als im untersuchten Raum etwa 60 Wälle entstanden. Wenn Burgwälle erst ab 870 zu fassen sind, können mit den civitates des meist in die Mitte des 9. Jahrhunderts datierten Bayerischen Geographen nicht „Burgbezirke“ bezeichnet worden sein. (B r a t h e r Rez. Biermann, Slawische Besiedlung zwischen Elbe, Neiße und Lubsza)
Um 938 steigen die Bauaktivitäten deutlich an und erreichen 943/945 einen erneuten Höhepunkt. Vier neue Anlagen kamen hinzu. Welche Ereignisse diese Aktivitäten ausgelöst und welche sie dann scheinbar wieder beendet haben könnten, bleibt unklar.
5. Burgenbau in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts (ca. 948 – 962) Beispiel: Gahrow. Die Zuordnung der Landschaft Lusizi zu dem im Jahr 948 geschaffenen Bistum Brandenburg scheint in eine allmählich politisch „beruhigte“ Entwicklungsphase der Lausitz zu fallen. Die Bauaktivitäten streben nach 955 einem nochmaligen letzten Höhepunkt etwa um 958/962 zu (Burg Gahrow). Auch die Wiedererrichtung älterer Burgen von Groß Lübbenau, Presenchen (wurde als Burgwall am längsten genutzt), Saßleben, Kasel- Golzig und Alt- Golzen ist aus Sicht der Dendrodaten besonders deutlich ablesbar. Das Bestehen von 11 Niederungswällen ist noch nachweisbar, also immerhin noch etwas mehr als die Hälfte der für den Burgengipfel um 19 bezeugten Anlagen.
(vgl. J. Henning Frf. /M. 1998)
Die zuweilen sehr geringen Abstände zwischen benachbarten, zeitgleichen Wällen lassen die zugehörigen Wirtschaftsflächen als sehr begrenzt erscheinen (B r a t h e r, Rez. Dissertation Biermann, Slawische Besiedlung zwischen Elbe, Neiße und Lubsza).
Im Norden ist das erste die Volksburg, „die einer sich bergenden Menge zur Verfügung steht“ (Schuchhardt 1931:1) Zu diesen „Volksburgen“ schienen bereits die großen umwallten Siedlungen der jüngeren Bronze- und älteren Eisenzeit zu gehören, die nicht selten im frühen Mittelalter erneut genutzt wurden.
Die Niederlausitz war im frühen Mittelalter keine wirtschaftlich prosperierende Region, sondern hinkte den Nachbargebieten deutlich hinterher. Dies gilt für den Gang der Besiedlung selbst, ebenso für die wirtschaftliche und Keramikentwicklung sowie für die sozialen Veränderungen. Die Vielzahl von Burgwällen reflektiert die Kleinräumigkeit von Siedlung, Wirtschaft und Herrschaft. (Behla, r. 1888. die vorgeschichtlichen rundwälle im östlichen Deutschland).
Übergreifende Geltung erlangte offenbar der Name der Sorben, der erstmalig bei Fredegar (IV/68) zum Jahr 631/32 genannt wird (gentis Surbiorum) und auch sonst Surbi, Sorabi, Surabi lautet. Der Sorbenname dürfte mit der Herausbildung stärkerer Verkehrsbeziehungen zwischen den altsorbischen Landschaften nach und nach verallgemeinert und so zu einem Verbandsnamen geworden sein. Er ist zunächst nur im Bereich der mittleren Saale bezeugt (J. Herrman, Die Slaven in Deutschland 1985, S.12)
Der unspezifische „Wenden“-Begriff der Vormoderne – unter dem pauschal eine ganze Reihe slawischer Völker subsumiert wurde– erlaubte es den Geschichtsforschern hierbei, großzügig aus den zeitgenössischen Berichten der mittelalterlichen Chronisten zu schöpfen, allen voran der Slawenchronik des Helmold von Bosau, der Chronik des Thietmar von Merseburg oder auch dem Bericht des Saxo Grammaticus (aus Steinacher „Wenden“). Dass sich die Autoren bei ihren Darstellungen der slawischen Vorgeschichte Sachsens und der Lausitzen häufig großzügig und verallgemeinernd auf die deutsche chronikalische Überlieferung des Mittelalters stützten, lag nicht zuletzt im Fehlen einer slawischen Gegenüberlieferung begründet (STEINACHER: Wenden, S. 329–348)
Die Bezeichnung Lausitz, die sich vor Mitte des 11. Jahrhunderts durchsetzte, bezog sich ursprünglich nur auf die Niederlausitz (BOBKOVÁ /BŘEZINA /ZDICHYNEC : Horní a Dolní Lužice, S. 10 u. 17 f.). Die Niederlausitz war damit seit dem späten 7. Jahrhundert für ein halbes Jahrtausend im Wesentlichen slawisch besiedelt. Daran hatte die ostfränkisch-deutsche Eroberung im 10. Jahrhundert zunächst wenig geändert.
In der mittelslawischen Zeit nahm die Besiedlung der Niederlausitz stark zu. Seit jener Zeit wurde eine große Anzahl Burgwälle erbaut. Zwischen 880 und 970 prägten 40 – 50 kleine, stark mit Wällen und Gräben bewehrte, einander recht ähnliche Rundwälle das Siedlungsgebiet. Das sind dann schon richtige Burgen, allerdings in Holzbauweise. Der Siedlungszuwachs und die herrschaftliche Konsolidierung der Niederlausitz gingen mit einem wirtschaftlichen Aufschwung einher. Hoch gelegene und trockene Regionen wie der Niederlausitzer Landrücken blieben unbesiedelt und dürften in der Slawenzeit regelrechte Urwälder gewesen sein (Biermann slaw. Frühgeschichte)
Die schwerpunktmäßige Verbreitung der heute bekannten slawischen Fundplätze mit offenbar (und nicht nur scheinbar) fundleeren Zwischenräumen scheint durch Waldgebiete abgegrenzte Siedlungsareale anzudeuten, die gerne mit den in zeitgenössischen Quellen aufgezählten „Stämmen“ in Verbindung gebracht werden (seit Herrmann 1985, T. 1 ein feststehendes Kartenbild, hier nach Gringmuth-Dallmer 2000, 97). Wenn auch in manchem Einzelfalle strittig, dürfte eine solche Karte (siehe folgende Abb.) im Großen und Ganzen den wahren Verhältnissen Rechnung tragen, wobei von der Frage nach der eigenen Selbstwahrnehmung der „Stämme“ und ihrem Zugehörigkeits- oder Abgrenzungsgefühl hier abgesehen werden muss. Häufig handelt es sich um Fremdbenennungen, also den Versuch, den unübersichtlichen Verhältnissen von „außen“ eine Ordnung überzustülpen.


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Sorbische Stammesgebiete nach Gringmuth-Dallmer

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(Slavische Burganlagen, Quelle: Landesamt für Denkmalpflege, Zentrale Archäologische Orte)

Zu einer Siedlung dürfte ungefähr ein Quadratkilometer Ackerland, Wald und Nutzfläche als Wirtschaftsareal gehört haben. Als Feldfrüchte sind neben Weizen vor allem Roggen und Hirse von Bedeutung. Der Hakenpflug wird durch hölzerne Stielscharen und eiserne Pflugscharen ergänzt, der Boden wird aber nur kreuzweise geritzt und noch nicht gewendet. Ab dem 10. Jahrhundert ist Obstanbau nachgewiesen (zu den Aspekten der Fauna Jahns 2009). Der Bevölkerungszuwachs erfordert mehr Fleisch, die ökonomisch günstigere Schweinehaltung überwiegt nun gegenüber der Rinderzucht (vgl. Hanik 2009). Die Pferdezucht spielt nach Schriftquellen und Knochenfunden eine große Rolle, offenbar auch aus kultischen Gründen. (Kersting Slaven in Brandenburg, 20). Auch Ofenanlagen für die Verarbeitung von Raseneisenerz sind durch Funde von Schlacke und Tondüsen von Blasebälgen belegt (Knaack 1996); das Material konnte ebenfalls fast überall in feuchten Niederungen gewonnen werden. Aus dem so gewonnenen Eisen wird Gerät für den Alltagsbedarf gefertigt, wobei von der früh- zur spätslawischen Zeit eine beträchtliche Zunahme in Qantität und Qualität zu verzeichnen ist. Eigentliche Keramikbrennöfen fehlen im Befundspektrum, Gefäße konnten offenbar in Gruben im offenen Feuer gebrannt werden –wie moderne Versuche zeigen, führt dieses Verfahren zu guten Ergebnissen (frdl. Mitt. St. Dalitz über Experimente der unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Brandenburg a. d. H.).
Eisen wurde aus dem allerorten anstehenden Raseneisenerz gewonnen. Daraus schmiedete man Pfeilspitzen, Messer, Sicheln und Ähnliches. Mit der Spindel und dem horizontalen Webstuhl wurden aus Wolle Textilien erzeugt. Des Weiteren gewann man Holzteer, brannte Kalk, gerbte Leder und schnitzte Holz.
Wahrscheinlich als Getreidespeicher werden gerade in der Frühzeit fest eingebaute „Lehmwannen“ benutzt die in die Erde eingegraben und mit Flechtwerk ausgekleidet waren. Neben Backöfen benutzt man auch Dörröfen zur Haltbarmachung von Vorräten wie Getreide oder Obst (Kersting et al. 2007). Brunnen wurden sicherlich schon bei oder bald nach der Gründung neuer Siedlungen errichtet, denn man bevorzugte in der Regel das gefilterte Grundwasser gegenüber jenem aus Seen oder Bächen. Das ist dem Sachverhalt zu entnehmen, dass Brunnen auch bei gewässernahen Siedlungen häufig nachgewiesen sind (Biermann 2005 b, 152).
Gräber spielen in der Slawenzeit als archäologische Quelle im Vergleich zu anderen Perioden eine eher untergeordnete Rolle. Vor allem die Brandschüttungsgräber der Frühzeit sind kaum auffindbar (Wetzel 1979) Zudem sind wegen meist fehlender Beigaben kaum Einblicke in die Ausstattung der Menschen möglich. Die Bestattungen enthalten – wenn überhaupt – nur ein wenig Ringschmuck und Perlen bei den Frauen, sowie Messer und einzeln beigegebene Gefäße bei Männern und Frauen. Waffen und Gerät fehlen in der Regel. Das Gleiche gilt grundsätzlich auch für die Körpergräber, die unter christlichem Einfluss ab dem (fortgeschrittenen) 10. Jh. angelegt werden (Grebe 1999; Pollex 2007).
Die gesamte Slavenzeit dominieren die Blockhäuser, wie sie auch in der Neuzeit für die sorbische Niederlausitz bezeichnend waren. Meist waren es kleine Gebäude von 12 bis 25 qm Grundfläche, die selten über mehr als einen Raum verfügt haben dürften, und mit Feuerstellen beheizt waren (ganz im Gegensatz zu den sehr großen Häusern aus unserer ersten Ringwallanlage d.A.) (Felix Biermann: „Die slavische Frühgeschichte“)
Bestimmend sind die zahlreichen kleinen, recht gleichartigen Rundwälle in Niederungslage, die seit den bedeutenden Ausgrabungen J. Herrmanns in Tornow bei Calau in den 1960er Jahren als Burgwälle vom Tornower Typ (Fundplatz bei Calau) bezeichnet werden. (J. Herrmann, Tornow und Vorberg. Ein Beitrag zur Frühgeschichte der Lausitz, Berlin 1966). Wenn das Ackerland erschöpft war, wurden auch schonmal ganze Dörfer umgesiedelt („Wanderdörfer“)


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(Quelle: Wikipedia, mögliches Aussehen einer mittelslavischen Burg in der Lausitz)

Diese Burgen sind als Sitze kleiner Herrschaftsträger im Stammesgebiet der Lusizi, „Sumpfbewohner“, zu deuten. Die Vielzahl der Burgwälle in der Niederlausitz spricht für eine kleinteilige, segmentäre Herrschaftsstruktur bei den Lusizi, die von Konflikten zwischen Herrschaftsträgern geringer Reichweite geprägt war. Tatsächlich ist auch keine Hauptburg der Lusizi nachweisbar. (J. Herrmann, Tornow und Vorberg. Ein Beitrag zur Frühgeschichte der Lausitz, Berlin 1966). Diese kleinteiligen Herrschaftsverhältnisse erwiesen sich als recht widerstandsfähig gegen äußere Gegner – fremde Heere mussten es mit zahlreichen Herren aufnehmen. Asymmetrische Kriegsführung verbrauchte die Kräfte im noch urtümlichen, sumpf- und waldreichen Land, und die relativ geringe wirtschaftliche Bedeutung der Region verlockte nicht zu kriegerischen Bemühungen. Ein erster überlieferter Feldzug des ostfränkischen Königs Heinrich I. († 936) im Jahre 932 etablierte allenfalls nur eine lose Ober- und Tributherrschaft. An den Herrschafts- und Burgenstrukturen im Lande änderte sich wenig. (Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae/Die Sachsengeschichte, übersetzt und hrsg. von E. Rotter, B. Schneidmüller, Stuttgart 1981, III, 67).

Die „Feste Sümpfenburg“, das feste Haus, germanisch um 1000 u.Z.

Die Germanen die ebenfalls der ingogermanischen Völkerfamilie angehörten, sind verwandt mit den Kelten und Slaven. Der Name selbst ist keltischen Ursprungs und bedeutet „Schreier“, nach dem Kampfgeschrei, durch welches sich die Germanen bei ihren Nachbarn furchtbar machten.
Bald nach der Besiegung der Wenden durch die Deutschen legten die Ritter im Auftrage des Landesherren eine feste Burg an (Paulitzchronik S.8). Diese Burg führte den Namen „Sümpfenburg oder Sümptenburg“, die Burg im Sumpf. Die Gründung der Burg Senftenberg ist jedenfalls nach der Besitznahme um das Jahr 1000 u.Z. erfolgt. Diese Burg stand [ ] mutmaßlich an derselben Stelle an der das gegenwärtige Schloss steht. Dies geht auch schon daraus hervor, dass die Stadt wohl nie an einer anderen Stelle gestanden hat und Stadt und Burg gehörten [ ] zusammen.“ (Paulitzchronik Seite 885). Diese ursprüngliche Ritterburg war ebenfalls noch eine Rundwallanlage aus einer Holz-, Erde-, Pallisadenbauweise, aber bereits massiver und vermutlich, in verschiedenen Bauzeiten, schon mit mehreren Wällen und Gräben umgeben. Die Burg Senftenberg ist mitten in die Sümpfe und Gewässer der Elster und der Wolschinka hineingebaut die gleich neben der Stadt begannen. Die Gegend war zur Anlage einer Ritterburg vorzüglich geeignet. Nicht nur Wall und Graben umgaben dieselbe, sondern ein dichter Wald, der Burgwald. Den einzigen Zugang nach der Stadtseite bildete ein tiefes Tor, dort wo sie an der der Stadt zugekehrten Seite an festes Land stieß. Da war ein breiter tiefer Graben, über welchen eine Zugbrücke führte. Einen für Uneingeweihte nur schwer, oder gar nicht aufzufindenden geheimen Ausgang hatte die Burg aber auch. Die Burg stand mit dem schon vorerwähnten alten slawischen Rundwall „das Alte Schloss“ in der Golitza durch einen unter dem Wasserspiegel der Elster hinführenden Pfahlwege oder Knüppeldamm in Verbindung zur alten Straße (Räuberstrasse) zwischen Koschen und Sorno nach Richtung Hoyerswerda. An der Außenseite, hinter der Brücke, befand sich jenseits des Grabens, hart am Ufer desselben auf dem festen Land zum Schutz der Brücke noch ein Gegenwall, Conter-Scarp genannt. Auch ein Wartturm soll sich in der Burg befunden haben (Paulitzchronik).
Der schrittweisen Festigung der fränkisch-deutschen Macht entsprach auf der anderen Seite das ständige Zurückdrängen des slawischen Einflusses. Der slawische Adel wird nach und nach aus seiner Position gedrängt (W. Schlesinger 1961 c, S. 48ff.). Die verwaltungsmäßige und politische Gliederung wird den neuen Erfordernissen angepasst (Schlesinger, 1961 b, S. 212ff.; J. Brankack 1964). Die Lausitz stand offenbar schon unter deutschem Einfluss. Unter Papst Johann VIII. wurde Ottos Hofkaplan Burkard erster Bischof der Lausitz. Damit gelangte die Lausitz unter die die geistliche Oberaufsicht des Bischofs von Meißen. Er und die weiteren Bischöfe waren aus dem von Bonifatius gegründeten Kloster Fulda hervorgegangen (Paulitzchronik, S. 332). Die Liudolfinger waren für dieses Gebiet Erben der Franken. Für Poppo, den letzten genannten Grafen der Sorbischen Mark, konnte H. Patze (1962, S.63ff.) darüber hinaus verwandtschaftliche Beziehungen zum liudolfingischen Haus wahrscheinlich machen. (Die Wallburg „Der Kessel“ Hansjürgen Brachmann).
Die schriftlichen Quellen berichten zwar von einem Feldzug des ersten Herrschers aus sächsischem Hause 928/29 gegen die Daleminzier (Widukind I/35), nicht aber von Kriegen mit den Sorben in Saalenähe. Im Gegenteil, Heinrich I. kann sich in die Wallburg Püchau (den „Kessel“ ) an der Mulde zurückziehen (Thiemar I/15). Erst in den 960er Jahren unterwarf Markgraf Gero († 965) die Lusizi in einem harten Feldzug um die Lausitz „ad ultimam servitutem“ (in totale Knechtschaft) zu bringen, wie es bei Widukind von Corvey heißt. (Thietmar von Merseburg II,14/9/). Markgraf Gero merzte die Oberschicht der Lusitzi heimtückisch weitgehend aus. Die Niederlausitz gehörte nun zur Mark Lausitz oder auch Markgrafschaft Lausitz, die 965 als östliche Grenzmark im römisch-deutschen Kaiserreich entstand und vom Bober im Osten bis ins Anhaltische im Westen, von der Spree im Norden bis zur Mark Bautzen im Süden reichte. Bekanntlich war vor allem die Zeit vom späteren 9. bis früheren 11. Jahrhundert von einiger Dramatik; Im 10. Jahrhundert wurden große Teile des slawischen Siedlungsraumes von den ottonischen Herrschern in harten Kämpfen unterworfen. Erst seit 1031 erfreute sich die Region unter vorwiegend wettinischer Landesherrschaft stabilerer politischer Verhältnisse (Spazier Diss.1999/2001).
Im frühen 11. Jahrhundert kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Boleslaw dem Tapferen von Polen (Burg Siciani) und dem Kaiser Heinrich II. um die Niederlausitz. Die wohl bekannteste Burganlage war wohl die bei Burg im Spreewald auf dem heutigen Schlossberg. Die ursprünglich einteilige, großräumige jungbronze-früheisenzeitl[iche] Burganlage wurde im frühen Mittelalter durch Abzweigung zur Hauptburg im S[üd] O[osten] verändert“. J. Herrmann vermutete darin nicht nur eine Hauptburg der Lusizi, sondern auch Sciciani: „Als der polnische Herrscher Boleslaw im ersten Viertel des 11. Jh. die Niederlausitz […] in den polnischen Feudalstaat einzugliedern versuchte, ließ er in der Niederlausitz die Burg Ciani (Cziczani, Sciciani, von polnisch, trzcini‘ – Schilfrohr) erbauen. (Vgl. zum Überblick: D.-W. Buck, Billendorfer Gruppe I…, S. 32 f.; H. Rösler). Auf einer Befestigungsruine der jüngeren Bronzezeit bzw. der frühen Eisenzeit entstand die polnische Burg mit etwa 60–80 m Durchmesser. Aber schon in den 1030er Jahren endete diese Episode. (Vgl. I. Spazier, Burgen…, S. 26-41). Nach 1018 wird Sciciani nicht wieder schriftlich erwähnt. Diese für die polnische Westpolitik jener Zeit bedeutende Burg ist bislang nicht eindeutig lokalisiert (G. Wetzel, Schloßberg…, S. 201-20)
Im Anschluss ließ Kaiser Heinrich II. eine Zwingburg über der Niederlausitz errichten: Die zum Jahre 1010 erstmals erwähnte Burg Jarina. Archäologische und historische Forschungen konnten sie auf dem „Grünen Berg“ bei Gehren unfern Luckaus lokalisieren. (R. Gebuhr, Jarina und Liubusua. Kulturhistorische Studie zur Archäologie frühgeschichtlicher Burgen im Elbe-Elster-Raum). Diese Burg war für die Region nach Gestalt und Geländeposition neuartig: Die etwa 160 x 160 m Fläche umfassende Abschnittsbefestigung überblickte als Höhenburg auf einem Ausläufer des Lausitzer Grenzwalls das Land und verdeutlichte in ihrer beherrschenden Lage, herausragenden Größe und Stärke die neuen Machtverhältnisse. Im Zuge der politischen Neuordnungen kam es auch zur Aufgabe der meisten kleinen Niederungswälle die in den neuen Machtstrukturen keine Funktion mehr hatten. Kaum ein Burgwall des Tornower Typs wird über das dritte Viertel des 10. Jahrhunderts hinaus weitergenutzt (Vgl. I. Spazier, Burgen…, S. 37-41; F. Biermann, Besiedlung…, S. 62 f., 102.)
Mit der ostfränkischen Unterwerfung der Niederlausitz in den 960er Jahren endete im Großen und Ganzen die Phase kleiner Herrschaftsträger in der Niederlausitz, und damit auch diejenige ihrer Burgen. Die neue Herrschaft war zunächst nicht allzu intensiv. (Vgl. F. Biermann, Besiedlung…, S. 283 f.)
1897 nahm A. Götze auch in Burg/ Spreewald archäologische Untersuchungen vor, als die Trasse einer Bahnlinie durch die nördliche Großburg geschachtet wurde, und war dort 1909 nochmals zusammen mit C. Schuchhardt aktiv. Götze publizierte die Resultate beider Maßnahmen im Jahre 1912. Die ovale, hoch ausgebaute, von Wall und Graben umgebene Burg von 95 x 140 m Fläche entspricht dem Typus spätslawischer Wallanlagen, den wir weiträumig für das späte 10. und 11. Jahrhundert belegen können. (Siehe F. Biermann, Burg…, S. 30 f.) Dass von hier aus 1015 ein Ausfall auf ein ostfränkisch-deutsches Heer erfolgte, das den Spreewald zu queren beabsichtigte, ist ebenso plausibel wie die Vorstellung, dass die Anlage mitten in den Mooren des Spreewalds einen großen Eindruck machte, gerade hell erleuchtet in der Nacht (Nach Thietmar VII, 16, erfolgte der Angriff, als das deutsche Heer den Gau Lausitz erreichte).
Im 11. Jahrhundert gab es viel weniger Burgen als in der vorangehenden Zeit, die dafür aber deutlich größer waren als die Tornower Ringwälle. Seit dem fortgeschrittenen 12. Jahrhundert setzten sich nach und nach dann neue Formen des Befestigungsbaus durch. (Vgl. I. Spazier, Burgen…, S. 26-41.)
Erst im späten 12. und 13. Jahrhundert kam es im Zuge der deutschen Ostsiedlung zur namhaften Zuwanderung fremder Bevölkerungsgruppen und auch zur Veränderung der sprachlichen Verhältnisse, der sich die in der Region bis heute lebenden Sorben aber zu entziehen vermochten. An die slawische Frühgeschichte der Region erinnern nicht nur Orts- und Flurnamen, sondern auch archäologische Denkmale, unter denen die Burgwälle besonders hervorragen. (Felix Biermann Szcezin, 2020)


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Es gab wohl nur zwei bekannte, länger benutzte Siedlungen, beide nicht sehr groß, um 620 v.d.Z. und nach 700 n.d.Z. bei Senftenberg. Zwischenzeitlich und davor haben mit Sicherheit auch Siedler hier gelebt. Aber die Gegend mit nicht sehr fruchtbarem Boden, dichten Wäldern, sumpfigem Umland und schlechter Infrastruktur hat es den Menschen hier nicht leicht gemacht zu überleben. Paulitz schrieb: „Die Wege und Straßen waren einen Großteil des Jahres hindurch aufgeweicht und fast grundlos. Ein großer Theil des Verkehrs konnte nur zu Wasser vermittelt werden.“
Also halten wir fest es gab mindestens drei Wallanlagen im Senftenberger Laugk. Zu unterschiedlichen Zeiten- und auch nicht immer an derselben Stelle, aber alle im Laugk. Bewohnt ist unser Gebiet also seit weit über dreitausend Jahren (mit siedlungsleeren Phasen)
Eine Burg zu bauen war von der Zustimmung des Landesherren abhängig. So verhinderte das 1208 erstmals genannte markgräfliche Burggrafenamt in Lübben, das ein großes Gebiet nördlich und östlich des Ortes umfasste, bis ins 14.Jahrhundert die Errichtung kleiner Herrenburgen; eine ähnliche Wirkung hatte das im zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts eingerichtete königliche Cottbuser Burggrafenamt. Vergleichbare "burgenfreie Zonen" um Senftenberg (S. 115) deutet R. Spazier als Resultat der starken Herrschaft der gleichnamigen Ministerialen Familie. In den Besitztümern des Zisterzienserklosters Doberluk entstanden ebenfalls keine frühen Burgen. Das bereits im 12. Jahrhundert gestiftete Kloster unterband grundherrschaftlichen Burgenbau von vornherein und erstickte bei seiner Herrschaftsausdehnung einige solche Ansätze. Erste Vorläufer des späteren Schlosses und der Festung gab es aber schon im 12. und 13. Jahrhundert. Darüber ist sehr wenig überliefert. Reste der Vorgängerbauten wurden bei Ausgrabungen unter den Kellerböden des Westflügels des jetzigen Schlosses in Form von Bodenverfärbungen festgestellt, die von den Spitzen der hölzernen Palisaden stammen. Unter dem Nordflügel befindet sich das Fundament eines rechteckigen Turmes. Im 13. Jahrhundert wurde eine Burg errichtet, deren Ziegelringmauer beim Bau des Schlosses zum großen Teil als Fundament weitergenutzt wurde. Man geht davon aus, dass das Schloss ab 1570 seine grundsätzliche Gestaltung erfahren hat, so, wie es Dilich 1628 gezeichnet hat.
Ich fasse zusammen:
Erste Ringwallanlage (vorgermanisch) mit Palisaden in der frühen Eisenzeit, etwa 620 v.d.Z., also vor 2.600 Jahren in der von den Kelten begründeten Hallstattkultur. „Altes Schloss“ genannt. Gebaut von vorgermanischen Stämmen im Laugkfeld: lokalisiert 51° 31,584 N, 14° 1,997 O, Höhe über NN 101,5 m, ergraben 1931/32 von Prof. Goetze
Zweite Ringwallanlage (slawisch) nach 850 u.Z. lt. Paulitzchronik. Nach der neueren Forschung der Dendrochronologie sollte aber eher eine Zeit nach 900 heute angenommen werden. Diese zweite Ringallanlage wird bei Paulitz ebenfalls gemeinhin „Das Alte Schloss“ genannt. 51° 31’20.6“ N, 14°02’32.1“ O - 51,522389 ° N, 14,042264 ° O. Gebaut von dem slavischen Stamm der Lusitzi, gebaut im Laugkfeld.
Dritte befestigte Anlage (deutsche Ritter) ist die erste feste „Sümpfenburg“, erbaut von deutschen Rittern um etwa 1.000 u.Z, gebaut im Laugkfeld. Anfangs ebenfalls noch als Palisaden- Erdwallanlage. Sie ist die in unterschiedlichen Zuständen, aber immer an derselben Stelle, sich befindende heutige Festung mit dem Schloss Senftenberg, Gebaut direkt neben der Stadt Senftenberg. Ab dem 12. Jahrhundert über viele Jahrhunderte hinweg ausgebaut. Dann ab dem 16. Jahrhundert als Festungsbau.

Skythische Kultur am Rande der Lausitz etwa bis 200 v.d.Z.

Verfasst: Sa 2. Mär 2024, 14:08
von Christian neu in SFB
Skythische Kultur am Rande der Lausitz

Zwischen dem 6. Und 2. Jahrhundert v.u.Z. reichte der Einfluss der osteuropäischen skythischen Kultur bis nach Mitteleuropa Die in den Steppen des Schwarzmeergebietes zwischen Dnepr und Don nomadisierenden iranischen Skythen besaßen eine hohe Kultur, deren Grundlage allerdings aus den griechischen Städten an der Nordküste des Schwarzen Meeres stammte. Charakteristische Elemente der skythischen Kultur und Kunst sind das Tierornament und die reichliche Verwendung kostbaren Metalls. Berühmte Kunstschätze stammen aus den skythischen Grabhügeln. Die Skythen nahmen keine ständigen Wohnsitze ein; sie lebten auf Pferden und Wagen, von der Jagd und von Kriegsbeute. Mit der Zeit rückten sie nach Westen und Südwesten vor, und einer ihrer Feldzüge nahm seine Richtung längst des Nordhangs der Karpaten. Skythische Grabhügel finden wir in Ostgalizien und Einzelerscheinungen bis nach Mähren, Schlesien und Böhmen, sowie bis an den Ostrand der Lausitz, die nur durch Vermittlung der Skythen hierher gelangt sein können. Denken wir aber auch der skythische Speerspitze die bei Burgwall aus der Eisenzeit gefunden wurde.

Aber wie lässt sich der reiche Fund typisch skythischen Kulturgutes bei Vettersfelde, Guben, erklären? Der Fund bei Vettersfelde wurde schon 1883 gemacht, und damals ist nichts festgestellt worden, was ihm zur gebührenden historischen Würdigung verholfen hätte. Er bestand, insoweit er ins Berliner Museum gelangte, aus goldenen Gegenständen: Kette Halsring, Dolch mit Scheide, auf der Tiere abgebildet waren, Schwertgriff, Armring, Anhängseln, verschiedenen Zierbeschlägen und anderen Kleinigkeiten. Das kostbarste Stück der ganzen Sammlung ist eine 40 cm lange Kunstschmiedearbeit aus Goldblech in der Gestalt eines Fisches- offenbar Zierde eines Pferdegeschirres. Der Fisch, ein Karpfen, ist genau mit Schuppen, Maul und Flossen dargestellt. Das Auge ist mit einem Ring umgeben, der in zwei Spiralen verläuft. Der Karpfenleib ist mit weiteren Tiergestalten ausgefüllt. Im oberen Teil laufen in ihre Beute verbissene Raubtiere hintereinander, im unteren erblicken wir zwei Paare schwimmender Fische die der Gestalt eines bärtigen Mannes mit Fischleib folgen.

Der Charakter des Fundes von Vetternfelde ist ein dem mitteleuropäischen Geiste völlig fremder Fund. Dieser Fund kommt aber in der Bedeutung und seiner Kunstfertigkeit den berühmten Kunstschätzen, die in der Ukraine gefunden wurden, gleich. Beweist dieser herrliche Schatz die Anwesenheit nomadisierender Skythen, oder war er nur ein Handels- oder Beutestück? Wir können diese Frage noch nicht beantworten, weil uns weiteres Material und weitere Ergebnisse fehlen.

Auch in Kleinneundorf bei Görlitz wurden kleine skythische Dolche gefunden.

Wie dem auch sei. Der Ostrand der Lausitz erscheint in der Zeit vor der Zeitrechnung als das Gebiet wo der Einfluss der skythischen Kultur zum Stehen kam.


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