Die Bevölkerung der Lausitz in der La -Tene -Kultur
… eine lange Epoche, Wir berühren hier die Zeit kurz vor -und kurz nach der Zeitrechnung
Auch die Lausitz gehörte zum ostelbischen La-Tene-Kulturkreis. Diese Kultur hat nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nur den östlichen Teil der Lausitz umfaßt.
Die ersten historischen Völker zwischen Elbe und Wislar.
Die Lausitz, das kleine mitteleuropäische Land, liegt auch bei Beginn der Zeitrechnung noch im Dunkel der Vorgeschichte, und von dem Lichte, das die Berichte der antiken griechischen und römischen Schriftsteller auf die dem römischen Reiche nördlich von Donau- und östlich der Rheingrenze benachbarte Gebiete werfen, fällt nur wenig aus sie.
Unklare antike Berichte, tendenziöse Berichte und Berichte mit unbescheidener Kombination der Wissenschaftler beurteilt, lassen viel ableiten, als vermutlich wirklich darin liegt.
Die Lausitz war in dieser Zeit nur ein winziger Teil eines riesiges Gesamtgebiet, dessen Grenzen im Süden die Donau, im Westen der Rhein, im Osten die Kämme der Karpaten und der Lauf des Wislastromes bildeten.
Dieses Gebiet wurde schon vor unserer Zeitrechnung in den antiken Quellen Germanien genannt.
„Germania“ war freilich für die griechischen und römischen Schriftsteller ein geografischer und keineswegs ein völkerkundlicher Begriff; einige Völker Germaniens werden ausdrücklich als nichtgermanisch bezeichnet, über andere liegen keine genauen Nachrichten vor.
An den Grenzen des Imperiums lernten die Römer vor allem die Germanen kennen und nannten darum das ganze Gebiet, aus dem diese kamen, Germania. Je weiter östlich und nördlich von den römischen Reichsgrenzen, desto größer die Unklarheit und Unzuverlässigkeit dieser Nachrichten.
Ostelbien gehörte zu den Gebieten, an denen Rom nicht unmittelbar ein besonderes politisches, militärisches oder wirtschaftliches Interesse hatte.
Aber da uns hier vor allen Dingen die Lausitz interessiert, erwähne ich hier nur die Völker, die hier oder in Nachbarschaft anzusetzen sind:
Der germanische Stamm der Bastarnen, der ursprünglich an der Ostsee saß, sich aber zwischen dem 5. und 3. Jahrhundert v.d.Z. in südöstliche Richtung begab. Er zielte nach der unteren Donau und berührte die Lausitz wohl nicht.
Denen folgten in gleicher Richtung bald die germanischen Skiren.
Bereits im vierten Jahrhundert v.d.Z. verzeichnet der Grieche Pytheas an Ostsee und Wisla germanische Goten (Tacitus erwähnt sie erneut im 1. Jh u.Z.). Am Ende des 2. Jh. setzen sich die Goten nach Südosten ab, haben also Ostgermanien frühzeitig, ohne die Lausitz zu berühren, verlassen.
Die Gepiden (ursprünglich an der Weichselmündung) ziehen im 3. Jh. nach Siebenbürgen. Vielleicht haben diese am östlichen Odergebiet vorbeiziehend, die Lausitz berührt.
Im 2. Jh. erwähnt Ptolemäus den germanischen Stamm der Burgunder an der mittleren Wartha,
Teile sind weiter Richtung Schwarzes Meer gezogen, Teile mit den Vandalen nach dem Main.
Man kann annehmen, dass die Burgundensiedlungen vor ihrer Wanderung bis in die nördliche Lausitz gereicht haben.
Von den Wandalen wissen wir, dass sie sich irgendwo im Riesengebirge aufgehalten haben (von Cassius „Vandalikon ore“ genannt).
Im 2. Jh. Bereits im Karpatenkessel verortet. Auch sie können die Lausitz zuvor bewohnt haben.
Die germanischen Silinger saßen irgendwo in Schlesien (Name). Im 2. Bis 3. Jh. abgezogen und bald in Spanien erwähnt. Auch sie könnten ursprünglich mal im Südosten der Lausitz gewohnt haben.
Die Langobarden sind lange durch Germanien gezogen.
Zu Beginn der Zeitrechnung Erwähnung im Lüneburger Gebiet. Nach ihrer langen Reise um 400 u.Z. auf dem Marchfelde.
Im 1. Jh. v.d.Z. waren etliche Stämme des großen germanischen Stammes der Sueben zwischen Elbe, Werra und Main. Die wohl westlichen Nachbarn der Lausitz.
Die suebischen Hermunduren hielten sich im 1. Bis 2. Jh.u.Z. im Raum zwischen Saale und am linken Elbufer auf. Ein Teil zieht nach Westen, ein Teil wird im 5.Jh.u.Z. als die mittelalterlichen Thüringer genannt.
Die Semnonen waren wohl der zentrale suebische Stamm. Sie siedelten an der mittleren Elbe (Karte von Ptolemäus aus dem 2. Jh.u.Z.). Auf dem Gebiet der Semnonen befand sich der kultische Mittelpunkt (heiliger Hain) aller suebischen Stämme.
Das Endschicksal der Semnonen ist rätselhaft. Wir wissen nicht, was aus ihnen geworden ist (blieben sie dort bis zur Assimilierung mit den Slawen, oder hat nur keiner von einer Wanderung etwas aufgeschrieben)
Tacitus, Strabo und Ptolemäus führen im ostgermanischen Gebiet das sehr große Volk der Lugierer an, das in mehrere Stämme zerfiel und, wie die Burgunder an der mittleren Watha saß.
Es kann angenommen werden, dass sie auch in der Lausitz gewohnt haben, obwohl ihr Heimatgebiet sich noch viel weiter nach Osten erstreckte.
Später werden sie an der Donau und in Dacien und auf dem Balkan erwähnt. Dass das Wohngebiet der Lugier bis zur Wisla reichte könnte dafür sprechen, dass sie ebenfalls Slawen waren. Zumal dort auch unstrittig die slawischen [b][color=#FF0000]Veneder saßen.
Schließlich haben wir hier noch den merkwürdigen Umstand, dass in der Zeit der geschichtlichen Besiedlung jener Länder durch die geschichtlichen Slawen gerade auf dem Gebiet der Lugier der slawische Stamm der[/color][/b] Lusitzer erscheint.
Ein selbständiger, oder zu den Lugiern gehörender Stamm, waren die Mugilonen (Slawisch Mogilaner), etwa an der Mittelelbe wie Strabo schildert. Auch dieser war nicht germanisch.
Überblicken wir alles, was aus antiken Quellen über das Gebiet der heutigen Lausitz und deren Nachbarschaft wissen, so können wir vom ethnologischen Standpunkt aus folgendes sagen:
Das Gebiet der Lausitz und ihre östliche Umgebung bewohnte das große, wahrscheinlich slawische Volk der Lugier.
Zeitweilig mögen sich auf Teilen dieses Gebietes auch germanische Wandalen (von Osten her) niedergelassen haben.
Die germanischen Silinger waren zeitweilige Nachbarn der Lausitz im Südosten, im Norden grenzten an die Lausitz die germanischen Burgunder, die sich im 3. Jahrhundert nach Südosten und (vielleicht durch die Lausitz) nach Südwesten verteilen.
Westliche Nachbarn der Lausitz waren die germanischen Semnonen, von deren Abzug wir nichts wissen, und die slawischen Mugilonen. Die übrigen Völkerstämme haben offenbar die Lausitz auf ihren Zügen nicht berührt, ausgenommen möglicherweise die germanischen Rugier und Langobarden.
Für die Zeit kurz vor und nach der Zeitrechnung dürfen wir also betreffs der Lausitz vor allem und hauptsächlichst mit den Lugiern rechnen; das übrige ist unsicher und aus antiken Quellen nicht belegt.
Für die Periode der La-Tene-Kultur ist darum die Zuteilung der Lausitz ausschließlich auf die Wandalen abzulehnen und für die folgenden Jashrhunderte kommt burgundische Besiedlung nicht in Betracht.
Die Lausitz zur römischen Kaiserzeit
Fast keine Quellen, oder Funde zur Zeit nach der Zeitrechnung-
Die Verhältnisse in der Lausitz hellen sich erst in der 2. Hälfte des 2. Und hauptsächlich im 3. Jahrhundert u.Z. auf.
Funde im 2. Bis 4. Jahrhundert sind in der ganzen Lausitz verbreitet. Aber vielleicht nur eine interimistische Erscheinung (hpts. Guben, Bautzen, Görlitz).
Keramik ist ziemlich selten, weil der Bestattungsritus ihrer Erhaltung nicht günstig war.
Die oberlausitzer Gefäße weisen zwar elbische Einflüsse auf, gleichen aber meistens den schlesischen.
Das Auftreten der Slawen im antiken Germanien
Als die slawischen Völker mit Griechen und Römern in kriegerische, politische oder wirtschaftliche Berührung kamen, fällt auf sie der erste Schein des Lichtes der Geschichte. Das gilt aber nicht für alle gleichermaßen.
Erste Nachrichten (wie oben bereits erwähnt) von Ptolemäus, Plinius und Tacitus aus dem 1. Und 2. Jh. u.Z. über die slawischen Veneden an der Wisla, östlich davon einen Stamm der Veltai genannt wird, vermutlich ist es der elbslawische Stamm der Velten (Lutizen), der sich schon damals in sein späteres albisches Siedlungsgebiet vorschiebt.
Zur selben Zeit das gewaltige Volk der Lugier an der mittleren Elbe.
Dann schweigen wieder die antiken Quellen für sehr lange Zeit. Die Römer haben im zerfallenen Imperium andere Sorgen, solche Berichte sind nicht mehr von Interesse.
Unterdessen besetzen in den Zeiten der großen Völkerwanderungen die Slawen mehr und mehr Boden in Ostgermanien.
Ihr geschichtliches Auftreten beweist ihre frühe Existenz.
Die Abwanderung der germanischen Stämme erfolgte auch auf ihren Druck hin.
Ab dem 3. Jh. gibt es erstmal keine historischen Nachrichten über germanische Stämme.
Ostgermanien verschwindet aus der Geschichte und Geographie Mitteleuropas, es heißt nur noch Sclavia (Sclavonia), also slawisches Land.
Die direkten Vorfahren der heutigen Lausitzer Sorben waren die zwei größ´ten auf dem Gebiet der jetzigen Lausitz ansässigen Stämme der Luzicaner (Lunsici, Lusici) und Milcaner (Milzane).
Am östlichen Rand gab es noch kleine Stämme, dieSlubjaner (Selpoli), die Zarowaner (Sarowe), Zegan (Sagan), die Trebovaner.