Senftenberg, Chronik 750 Jahre, Slawischer Rundwall, Partition

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Christian neu in SFB
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Senftenberg, Chronik 750 Jahre, Slawischer Rundwall, Partition

Beitragvon Christian neu in SFB » Fr 8. Mär 2024, 15:12

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Slawischer Rundwall bei Senftenberg

Seit erst fast drei Jahren beschäftige ich mich mit der Senftenberger Geschichte, genauer, mit der wirklich alten Geschichte.

Was mir auffällt ist, dass es hier keine Beiträge gibt, die sich mit dem Slawischen Burgwall direkt bei Senftenberg beschäftigen.

Auch im Heimatverein sieht man da eher nur Staunen!

Es mag daran liegen, dass so gut wie nichts davon überliefert ist. Und unsere Stadt wurde auch erst mehr als 300 Jahre später erstmals urkundlich als civitas erwähnt.

Die Gegend hier war also noch unbedeutend in der Geschichte.

Mir hat es die Paulitzchronik angetan. Der arme Mann, der so viel für unsere Senftenberger Geschichte geforscht hat (sicher auch abgeschrieben, dafür sind Historiker allgemein bekannt, aber auch dafür darf man sie nicht schelten, denn wo wäre sonst das ganze Wissen heute). Er wird heute aber kaum mehr zitiert. Oder auch der Heimatforscher Johann Gottfried Schulz (LUSATICA et SILESIACA). Das Gleiche gilt auch für die Großen wie Schuchardt, Goetze und Unverzagt, oder andere.

Ich bin strikt dagegen seine Chronik heute pauschal abzuwerten, nur weil es sicher Teile gibt, die als überholt gelten. Dann soll man ehrlicherweise sagen Paulitzchronik: Ja, aber Einschränkungen bei dem und dem Thema (ganz konkret, nicht pauschal). Weil, neuere Erkenntnisse, die ihm damals nicht vorlagen. Und sich nicht pauschal über ihn erheben und damit die gesamte Chronik verdammen. Und ich finde auch er hätte einen Beitrag in der Wikipedia verdient, wie z.B. Liebusch auch.

Man ist in der Jetztzeit.
Man liest von Professor Biermann, Professor L.D. Nebelsick, von Frau Professor Metzner- Nebelsick, von Dr. Gebuhr, Dr. Herrmann, Dr. Henning, Dr. Kersting um nur einige der Wichtigsten zu nennen, die sich intensiv mit der Lausitz beschäftigt haben und die ich sehr schätze, teilweise mit ihnen auch in Kontakt bin.

Ich finde wir sollten aber unsere Altvorderen nicht vergessen. Auch, wenn sich das Wissen immer weiterentwickelt und immer konkreter wird.

Denken wir nur an die neue moderne Dendrochronologie, die so fast alles über den Haufen wirft, woran wir Jahrhunderte geglaubt hatten.
Sicher zu Recht, weil, wir wollen ja wissen „wann“ und möglichst nicht spekulieren.

So, wie jahrhundertelang nur mit dem Vergleich der Keramik oder Metallfunden, das Alter des Fundplatzes geschätzt wurde.

Bis C14 kam, und die ist nun auch schon wieder überholt.



Ich habe mal alle mir jetzt bekannten Quellen, einschließlich der KI durchwühlt, nach einem Slawischen Burgwall, hier bei Senftenberg.


Slawischer Rundwall im Senftenberger Luch

Es gibt so gut wie nichts, außer das hier von mit Zitierte, was darüber geschrieben wurde.
Aber ich bin sicher, den Burgwall hat es hier gegeben. Und zwar im frühen bis späten 10.Jahrhundert (mittelslawische Zeit).

Die Lausitzer, ihr Schicksal ahnend, legten nun an geeigneter Stelle, wobei sie selbstverständlich die geeignete Terrainlage berücksichtigten,
Verschanzungen, resp. Befestigungen an.
So mag Komorow (Senftenberg) um diese Zeit schon einige Befestigungen erhalten haben (Paulitzchronik S.33)

Wenn, dann war es mit Sicherheit nur eine Miniausgabe eines Rundwalles in dieser Zeit.
Längst nicht mit z.B. Raddusch (erbaut um 880) zu vergleichen.

Allein schon, weil hier bei Senftenberg das Dorf der Siedler viel zu klein gewesen ist.

Größere Ring-, oder Rundschanzen wurden im wendischen Rodzischezo, d.h. festes Schoß genannt.
Kleine nannten sie Stroza, d.h. Schrecken).

Das führt gleichzeitig zu dem Schlusse, dass es Slawen waren die diese Befestigungen im später zehnten Jahrhundert bauten.

Landbuch der Mark Brandenburg dritter Band 1856:
„Die Zeit der Erbauung des Alten Schlosses ist unbekannt, reicht aber gewiss, wie schon die Lage andeutet, in die slawische Periode hinein.

"Noch jetzt ist der Ort, wo es gestanden hat, bemerkbar, aber durch Ausgrabungen nichts weiter als verrottetes Baumaterial zu finden".
(auch am 22. Mai 1887 untersuchte Friedel sehr oberflächlich den Rest des slawischen Rundwalls). Ergraben wurde der slawische Rundwall nie.

Aber zum Zeitpunkt als Prof. Friedel, der Direktor des preußischen Provinzialmuseums, den slawischen Rundwall besichtigte, war dieser auch
schon mehr als 800 Jahre alt. Sein Zustand also kein Wunder.

Und man darf mit Sicherheit davon ausgehen, dass diese Wallanlage, nach der Installierung einer dauerhaften Besatzung in der Lausitz, durch die deutschen Ritter selbst,
aus militärischen Gründen, absichtlich zerstört und unbrauchbar gemacht wurde


Die Rundwallanlage befand sich eine halbe Stunde entfernt von der Stadt Richtung Osten.“
(die KI gibt diesen Standort im Laugk an: 51° 31’20.6“ N, 14°02’32.1“ O - 51,522389 ° N, 14,042264 ° O)

Aus Paulitzchronik 1923: „Zum alten ausgedienten Slawischen Rundwall gab es zu der Zeit als die Deutschen Ritter bereits die Sümpfenburg in ersten Bauabschnitten
(ebenfalls als Palisadenanlage) angelegt hatten, eine Knüppeldammverbindung.
Von dort ab ging der Weg (die sog. Räuberstraße) ostwärts zu der Straße die zwischen Koschen und Sorno die Niederung der Schwarzen Elster und Wolschinka überschreitet.

Der Pfahlweg durch Sumpf und Moor, zwischen hohen dumpfigen Tannen, Eichen, Erlen und Buchen hinführend, gab der Ritterburg einen nicht schwer zu sperrenden Ausgang in ein unzugängliches Waldterrain in die Richtung nach Hoyerswerda. Dieser unter der Wasseroberfläche verlaufende Knüppeldamm [Richtung altem slawischen Rundwall]
diente den ersten deutschen Rittern im Falle des Angriffs ihrer Burg als Fluchtweg.“

Zu diesem hinter dem Wolfsgarten belegenen Slawischen Rundwall im Laugk schreibt Paulitz ausführlich:


„Das der zweite Rundwall, [auch]: „altes Schloss“ genannt (sicher vom slawischen: "festes Schoß" abgeleitet),
nicht die Stätte sein kann, wo die erste feste „Sümpfenburg“ [die von den deutschen Rittern erbaute !] gestanden hat.

Es ist durch sachverständige Gelehrte, wie Friedel aufs klarste bewiesen worden, dass sie weiter nichts ist als ein slawischer Rundwall,
da sie darin keinerlei Mauerwerk, auch nicht einmal den für die Holzburg nötigen massiven Unterbau vorgefunden hatten
(Vergl. Auch Knothe, in Rechtsgeschichte der Lausitz.).

Aus den verschiedensten Stammesfehden oder Angriffen durch die Deutschen mag sich wohl die Notwendigkeit der Errichtung von Erdschanzen ergeben haben.

Und weiter in der Paulitzchronik:
„Die vielfach verbreitete Meinung, dieser Rundwall sei die Stätte, worauf zuerst die Burg Senftenberg gestanden hat, beruht aber auf einem großen Irrtum“.
Solche Rundstätten dienten früher auch als Gerichtsstätten (Senftenberg, in slawischer Sprache = Kommorow : Gericht).

Auch waren sie vorläufige Zufluchtsstätten in Fehdezeiten, bei plötzlichen Überfällen.
Und so ist es nicht verwunderlich, das unter der slawischen Bevölkerung das spätere Senftenberg noch lange den Namen Kommorow führte.
Hier wird eindeutig auf die mittelslawische Zeit Bezug genommen.

Paulitz: „Alle diese Schanzen haben eine kreisrunde Form [mehr, oder weniger, d.A.] und finden sich meist in der Nähe jetzt bewohnter Ortschaften,
und zwar größentheils mitten in sumpfigen, schwer zugänglichen Terrain.“

Auch hier beschreibt er die mittelslawische Zeit, denn in der Eisenzeit waren die Rundwallanlagen SELBST [die] ständig bewohnten Ortschaften!


Weiter: „Um den Wall führte wohl mitunter ein Graben und ein Kranz aus Palisaden.“

Aus der Eisenzeit [der ersten Rundwallanlage bei Senftenberg, 620 v.d.Z.] ist bekannt, dass es keine Gräben um die Rundwallanlagen gab
(die damaligen Pallisaden dienten vor allem der Abwehr wilder Tiere)
(vgl. Biermann, Nebelsick, Gebuhr, Kersting). Also ist es die Slawenzeit.

[b]Paulitz unterscheidet in seiner Chronik (S.40) auch explizit zwischen vorslawischen und slawischen Rundwällen.
Er hat auch den ersten Rundwall bei Senftenberg richtig in die Eisenzeit eingeordnet (er schreibt: Mitte des 1. Jahrtausends vor der Zeitrechnung)!

Zu den slawischen Rundwällen schreibt er deshalb auch zutreffend:
„Steinerne Burgen gab es Anfangs nur sehr wenige, da man den Gebrauch des Mörtels zum dauerhaften Verbinden der Steine noch nicht kannte,
daher errichtete man jene Erdschanzen ….... in Holz- Erde- Konstruktionen“

Im 16. Jhd. hieß es „beim alten Schloß“; 1745 „Alt Schloß“, 1551 „jenseits dem alten Schloß, 1586 „beym alten Schloß „ [slawisch Schoß]
(Harald Gleisner, R. Lehmann, Niederlausitzer Mitteilungen 2, S. 369 ff).

F.W. Ziethe schreibt: "Halbe Std. vor der Stadt lag einst das „alte Schloß“. Er vermutet, dass der wendische Name Komorow von den einst in Ungarn lebenden Slaven,
die von den Ungarn dann in die Lausitz vertrieben wurden, hierher mitgebracht wurde."
Er verbindet also auch "wendisch" und "altes Schloß".

Bei Dr. Lehmann findet sich nichts Erhellendes. In seiner „Geschichte der Niederlausitz“ die immerhin 850 Seite stark ist.
Er ist aber auch bei seiner Seite 27 bereits im Jahre 1146 angekommen.
Für die Ur- und Frühgeschichte der Niederlausitz eine eher sehr geringe Valenz.



„Durch die natürliche Umgebung und Lage der Schanzen geschützt, konnte die darin geflüchtete Bevölkerung, in dieser Sumpfburg
lange Widerstand leisten und waren dieselben oft von entscheidender Bedeutung."
(auch „Volksburg, die einer sich bergenden Menge zur Verfügung steht“ (Schuchhardt 1931:1, bzw. „Fluchtburgen“, Herrmann 1960:53 f.)).

Hier wird wieder Bezug auf die mittelslawische Zeit genommen, weil, wie oben erläutert, in der Eisenzeit, 620 v.d.Z.,
waren die Burgwälle ständig bewohnt, man musste also nicht erst dorthin flüchten.


Hatte eine solche slawische Verschanzung im Frühmittelalter sich für längere Zeit als Schutzwall bewährt, so errichtete man auch in deren Nähe gern eine deutsche Ritterburg.“

Und, wenn man sich die Koordinaten anschaut, kommt auch das hin.
Die zweite, die slawische Rundwallanlage, liegt von der etwas späteren deutschen Ritterburg keine 1000 Meter entfernt.


Es ist sogar möglich, dass die slawische Rundwallanlage erst nach dem Feldzug Heinrichs I. nach „Lonsicin“, also nach 932 u.Z., erbaut wurde.
(vgl. Sage von der Schlacht am Koschenberg)

Denn dieser Feldzug von 932 führte nur zu einer Tributpflicht für die geschlagenen Slawen.
Eine „Besatzung“ hatten die Eroberer damals noch nicht hiergelassen
. Das geschah erst weit nach den Feldzügen 963 und 990 u.Z.

Also hatte die Lusitzi bis dahin noch immer die Möglichkeit Burgwallanlagen zu errichten.

Viele andere Wälle wurden erst Anfang des 11. Jh. erbaut.


Es ist wie mit der Schlacht am Koschenberg. Ja, diesen militärischen Überfall von Heinrichs Truppen wird es bestimmt gegeben haben,
aber in ebenso einer Miniausgabe, dass damalige Historiker es nicht für nötig erachteten sie zu erwähnen. Selbiges wird auch für die slawische Rundwallanlage zutreffend sein.

Aber diese Ereignisse waren für die slawischen Menschen hier existenziell. Und es ist bei Ihnen eine Schlacht gewesen, die sie schmerzlich verloren.
Und bei der geringen Bevölkerungszahl damals, kann und hat, so eine kriegerische Fehde auch schon zum völligen Auslöschen eines ganzen Ortes geführt.
Es war schon aus diesem Grunde ein einprägsames Ereignis für die Geschlagenen. Für die Angreifer war es hingegen nur ein kleines Scharmützel.

Wann die slawische Rundwallanlage genau gebaut wurde, lässt sich nicht mehr beziffern, da sie zu ihren „Lebzeiten“ nie ergraben wurde
und durch den Braunkohleabbau devastiert ist.
Frühes bis spätes 10.Jahrhundert ist am wahrscheinlichsten.


Warten wir weitere Forschungen ab! Keiner hat es erlebt und wir können uns nur auf wenige Quellen stützen.

Und derzeit spricht viel mehr für die These, als gegen sie spricht.

Ich bin jedenfalls dabei noch mehr Quellenmaterial zu sichten, denn das gibt es mit Sicherheit noch.

Für mich ist diese Geschichte noch nicht erledigt !

Nur anhand der politischen Geschichte werden wir aus grauer Zeit herausgeführt, hinein in die Ortsgeschichte.

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