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Senftenberg, Chronik 750 Jahre, Völkerwanderung, siedlungsleere Räume , Partition

Verfasst: Di 26. Mär 2024, 11:10
von Christian neu in SFB
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Völkerwanderung: Wie kam es hier zu den siedlungsleeren Räumen über zwei Jahrhunderte ?

Vielfach wurde spekuliert und seit einigen Jahren intensiv debattiert.
Jetzt liegt eine ganz neue Siedlungsraumanalyse von Armin Volkmann von der Universität Heidelberg vor, der dieses Schwerpunktthema wissenschaftlich analysiert hat.
In der frühen Völkerwanderungszeit ab der Mitte des 5. Jahrhunderts, gab es eine drastische Klimaveränderung innerhalb nur weniger Jahrzehnte hin zu einem sehr kalten, sehr trockenen Klima.

Das bedeutete sehr schlechte Bedingungen für Ackerbau und Viehzucht. Es waren also nicht Verdrängungsprozesse durch einwandernde Völkergruppen, oder Kriege, sondern der Subsistenzwirtschaft der germanischen Stämme an Wartha und Oder wurde schlichtweg die Lebensgrundlage entzogen.

Es würde mich jetzt sehr interessiert, was die "Grünen" dafür für menschengemachte Gründe anführen (wieder der Diesel?)

Ein starkes Zusammenschrumpfen der Siedlungskammern auf Restbereiche, in denen ein agrarisches Wirtschaften noch möglich war, gab es vereinzelt noch („Restsiedlungsinseln“).
In der späten Völkerwanderungszeit des 6. Jhs. u.Z. führte dies zur weitgehenden Auflösung der Siedlungskammern und einhergehenden Entsiedelung.
Im späten 6. Jhs. AD ist von einer nahezu unbewohnten Region an Oder und Warthe auszugehen.

Gleichzeitig nahmen die Flächen der weitgehend anthropogen unbeeinflussten Waldgesellschaften wieder stark zu.

Eine erneute Aufsiedelung der Region erfolgte erst zum beginnenden Frühmittelalter im 8. Jh. und diese ist im Zusammenhang der slawischen Migration zu verstehen, wie nun zahlreiche Siedlungsbefunde verdeutlichen.

Das war also ein wesentlichen Wendepunkt in der Besiedlungsgeschichte der Oderregion.
Eine weitere Ausgangsposition der o.g. Debatten stellt die Überprüfung der These dar, ob nennenswerte Wanderungen denn “überhaupt stattgefunden haben und somit der historischen Realität entsprechen. Die Mehrzahl der Mediävisten wendete sich in den letzten Jahren hin zu einem Bild einer eher statischen, “überwiegend lokal verhafteten Siedlungs‐ und Bevölkerungsentwicklung in der römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit. Dabei kamen sie zur Auffassung, dass nur kleine elitäre
Gefolgschaftsgruppen gewandert seien, und es sich hauptsächlich um allmähliche Transformationsprozesse und weitgehend kontinuierlich bestehende Bevölkerungsgruppen innerhalb Germaniens handele, wobei man die Aussagen antiker Schriftsteller zu „Völkerwanderungen“ stark korrigieren müsse.


Die Idee einer allmählichen Transformation ist aber auf der Grundlage der vorliegenden archäologischen Befunde wohl nur für die römische Kaiserzeit in den westlichen Grenzgebieten zum Limes, beispielsweise im Zuge der Romanisierung der dortigen germanischen Gruppen, zutreffend.

Die Befunde des Untersuchungsgebietes verweisen dahingegen auf drastische Umwälzungsprozesse zum Ende römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit, die sich partiell innerhalb von nur wenigen Dekaden oder gar Jahren ereignete.


der kpl. Artikel (nur in neuem Tab öffnen)
siehe: https://www.academia.edu/10738575/Neues ... card=title