Die Verbindung von
BERGBAU & FRAUEN erscheint auf den ersten Blick befremdend, gibt es doch den überlieferten
ABERGLAUBEN, dass Frauen im Bergbau
UNGLÜCK bringen, obwohl ja die
SCHUTZPATRONE meist weiblich waren – allen voran die heilige
BARBARA. Der
BERGBAU stellte sich dessen ungeachtet stets als reine
MÄNNERSACHE dar. In Kultur und Brauchtum der Bergleute gab es für Frauen keinen Platz. Erst mit dem Tragen des
BERGKITTELS sollten
FRAUEN „würdig“ werden, in ein
BERGWERK einzufahren.
Doch wie die
HISTORIE beweist, war der
BERGBAU keineswegs nur eine
MÄNNERDOMÄNE, denn im 19. Jahrhundert war es die Regel,
dass auch
FRAUEN IN BERGWERKEN, in Oberschlesien sogar unter Tage, arbeiteten – bis es ihnen durch das >Allgemeine Berggesetz für die preußischen Staaten< im Jahre 1865 verboten wurde. Dennoch blieben sie als
HILFSARBEITERINNEN ÜBER TAGE, und als
ERSATZ für männliche Arbeitskraft in
KRIEGSZEITEN präsent. Erst seit 2009 ist es
FRAUEN in Deutschland gesetzlich erlaubt,
UNTER TAGE zu arbeiten, was allerdings durch die
SCHLIESSUNG der letzten Steinkohlebergwerke in Deutschland hinfällig wurde.
Was aber bewog nun die
FRAUEN überhaupt, in gefährliche
GRUBEN einzufahren, wo überaus schlechte Arbeitsbedingungen herrschten,
die
STRECKEN & STOLLEN relativ schlecht ausgebaut waren und sie oftmals bis zu den Hüften im
WASSER standen ?
Das
LEBEN DES BERGARBEITERS wurde einstmals gern festgemacht an dessen Trunksucht und Liebe zu Müßiggang & Zerstreuung, dem Leichtsinn & der Verschwendung seines Lohnes, an seinem Umgang mit Mädchen & Frauen, sowie seiner schlechten Ernährung, Wohnung & Kleidung.
FRAUEN wählten einen so wenig für sie geeigneten
BERUF nicht nur aus
NOT – entscheidend war auch der hohe
LOHN und die
EITELKEIT.
Sie zeigten wenig
ABNEIGUNG gegen diesen schweren Beruf, weil sie schon als
KINDER ihre
MÜTTER & BRÜDER in die
GRUBEN hatten einfahren sehen.
Es gab kein
GEWERBE, welches mehr
FREIHEIT neben höherem
LOHN gewährte, als das des
BERGARBEITERS. Was die
GRUBENARBEITERINNEN erarbeiteten, reichte zum
WOCHEN-UNTERHALT und verschaffte ihnen darüber hinaus das nötige
„KLEINGELD“, um auch ihrer angeborenen
EITELKEIT und der damit einhergehenden
LIEBE ZU PUTZ & SCHMUCK zu frönen, weshalb einige angeblich sogar das
DOPPELTE TAGWERK eines Mannes schafften, d.h. 24 Stunden in den
GRUBEN schufteten.
Die
MÄDCHEN IN DER KOHLENGRUBE trugen eine
HOSE, die von einem
ROCK bedeckt wurde, der bis knapp unter die
KNIE reichte.
Ihr
KOPF war mit einem
TUCH verbunden, welches das
HAAR vor
KOHLENSTAUB schützte. Eine
FLANELLJACKE vervollständigte schließlich das Kostüm. Sie mussten, sowohl am Tag, als auch in der Nacht, oftmals lange
WEGE gehen, um zur Arbeit bzw. nach Hause zu gelangen. Diese legten sie gemeinschaftlich mit männlichen
BERGARBEITERN zurück, mit denen sie häufig nach der Schicht auch die
SCHÄNKEN besuchten, wodurch eine alltägliche
VERTRAULICHKEIT entstand, bei der nicht immer alles nach den
GEBOTEN von
ANSTAND & SITTLICHKEIT ablief.
Die
JUNGFRAU ging ohne Aufsicht allein zur & kehrte ebenso heim von der
GRUBE. Sie wußte nichts von den 1000 Dingen der
HAUSARBEIT, der Ordnung, Reinlichkeit, Behaglichkeit. Für sie war es angenehmer, die Arme zu kreuzen, wie es die
ELTERN machten und es einst ihre
KINDER machen würden.
Der
GATTE, der schon vorher die
KNEIPE liebte, fühlte sich immer weniger zur
HEIMKEHR geneigt, ein Teil seines Lohnes spülte er runter, die
FRAU musste
SCHULDEN machen, es gab
ZANK & STREIT, fast täglich
PRÜGEL, sehr oft
TRENNUNG, gefolgt von
NOT & ELEND.
Eindrucksvoll beschrieben wird das trostlose
FAMILIENLEBEN EINER GRUBENARBEITERIN in einem traurigen
>SITTENGEMÄLDE<, das ich in der Broschüre
>Die Beschäftigung der Frauen und Mädchen beim Bergbau unter Tage< aus dem Jahre 1869 fand:
„Die GLOCKE hat das Zeichen gegeben; die FAHRT hält an im Aufsteigen; sie entleert sich einer Gruppe von ARBEITERN, deren SCHICHT zu Ende. Andere ersetzen sie. Einige begeben sich zu ihrer WOHNUNG. Treten wir mit ihnen ein in den Teil der KOHLENGRUBE, den man >SCHLAFZIMMER< nennt, wo ein KOHLENFEUER glüht, denn es ist frisch draußen.
Da lagern gemischt MÄNNER, FRAUEN, BURSCHEN, MÄDCHEN, KINDER, die zu Hause weder heißes Wasser, noch Feuer, noch Kaffee finden würden; sie warten auf die Stunde,
wo man ZU HAUSE sich betten wird. Sie erheben sich endlich und entfernen sich gruppenweise, wandern lustig dahin, ihren MARSCH mit Liedern & Späßen belebend.
Alle FREIHEITEN & VERTRAULICHKEITEN sind erlaubt. Während dieser HEIMKEHR im Dämmerlicht geht das GRUBENMÄDCHEN oft ein wenig seitab, um sich ohne Scheu und Scham, fast unter den Augen seiner Arbeitsgenossen, einem Manne hinzugeben.
Endlich betritt sie ihre SCHLAFSTELLE, steigt auf in ihre enge KAMMER. Sie sucht hier eine MATRATZE, wo sich ein LEERER PLATZ findet. Da ist eine, die eben ein ARBEITER verlassen hat, um zur Schicht zu gehen. Wer liegt auf der anderen – ihr Bruder, Vater, Vetter oder auch ein FREMDER ? Sie hat keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, ist ermüdet und nimmt den ersten besten PLATZ, ohne daß ihre MUTTER sich darüber beunruhigt, welche FOLGEN daraus entstehen können. –
Aufgestanden macht sie TOILETTE und tut, als wäre sie allein; dicht bei ihr waschen sich MÄNNER halb entblößt gleich ihr. Warum sollte sie erröten ?
Ihre SCHWESTERN sind bei ihr, die es ebenso machen; die HANDLUNG verschwindet in den GEWOHNHEITEN !
Ihre MUTTER, die die PFANNE hält, in der ein Stück SPECK bratet, ist auch da, einfach bekleidet mit einem HEMDE und einem UNTERROCK, den BUSEN entblößt !
Die MAHLZEIT ist beendet, es ist 1 Uhr. Die MUTTER hat keine Strümpfe an den Füßen, die der KINDER sind zerrissen, des VATERS JACKE wäre zu flicken, aber dazu muß man stricken, stopfen, nähen gelernt haben. Die FRAU versteht das nicht, weil sie es als MÄDCHEN nicht gelernt hat. Ihre TOCHTER, ebenso unwissend wie sie, wartet müßig mit Ungeduld auf die Stunde, wo es zur ARBEIT geht – sie würde früher gehen, wenn sie könnte, denn Sonntag ist KIRMES und eine doppelte Schicht würde ihr gestatten, eine MÜTZE mit Band & Schleifen, einen ROCK, weiße STRÜMPFE zu kaufen und zum BALL zu gehen.
Doch da gibt’s SCHREIEN & FLUCHEN, SCHLÄGE rechts & links, der MANN kommt von der Arbeit und findet den TOPF nicht am FEUER. Die KINDER weinen, flüchten, die MUTTER macht es ebenso, läuft auf die STRASSE, wo sie kaum einige NACHBARN versammelt findet, die dergleichen SZENEN schon gewohnt sind.
Ist dann der VATER müde, Stühle, Töpfe, Schüsseln zu zerschlagen, nimmt er einige PFENNIGE aus dem Kasten und läuft in die SCHÄNKE,
um seinen ÄRGER zu ersäufen…“Wesentliche
VERÄNDERUNGEN gab es dann erst 1894 mit der Verabschiedung eines
>ARBEITERSCHUTZGESETZES FÜR BERGLEUTE<, aus dem ich die ersten 3 Paragraphen zitiere:
Ich möchte meine
HISTORISCHE BETRACHTUNG mit einem optimistischen
>GLÜCK AUF< und einem kleinen
LIEBESLIED aus jener Zeit ausklingen lassen:
„Ich habe einen SCHATZ gefunden !
Ach, könntest du nur meine LIEBSTE
zwischen den KOHLENKÜBELN sehen.
In hochgekrempeltem ROCK & HOSEN
sieht sie überaus drollig aus.
Ihr GESICHT ist mit KOHLENSTAUB beschmiert,
so schwarz wie schwarz nur sein kann.
Sie ist zwar ein GRUBENBRAUTMÄDCHEN,
aber sie ist die ganze Welt für mich.“