In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden auf Initiative gemeinnütziger Gesellschaften oder von Unternehmern
WOHNSIEDLUNGEN gebaut,
um preiswerten
WOHNRAUM für die unteren Schichten der Bevölkerung zu schaffen.
Unweit der Brikettfabrik
>MEUROSTOLLN< stand einst meine Wiege, wobei allerdings die kleine
INDUSTRIE-ANSIEDLUNG gleichen Namens ab 1906 bis zu meinem Geburtsjahr 1944
SENFTENBERG II hieß und kurze Zeit später in
SENFTENBERG – WEST umbenannt wurde -
HEUTE ZU HÖRLITZ GEHÖRIG !Die einst in
ZIEGELBAUWEISE errichtete
FABRIK-KOLONIE mit den heute teilweise schon verputzten
HÄUSERN steht noch immer in der
WREDESTRASSE. In der
HAUSNUMMER 5, in einer der einstmals recht preiswerten
50 WERKSWOHNUNGEN, in der sich lange vor meiner Zeit eine kleine
KNEIPE namens
>KANTINE MEUROSTOLLN< befand, verlebte ich meine Kindheit mit freier Sicht zur
BRIKETTFABRIK inklusive
„KOHLENSTAUB aus erster Hand“. Die
MIETE betrug monatlich 10 Mark, Wasser, Strom und der
KOHLENDRECK von der
„BRIKETTBUDE“ waren gratis. Letzterer war insbesondere für die
HAUSFRAUEN ein riesengroßes
ÄRGERNIS, speziell bei der „großen Wäsche“. Dagegen schien er für uns
KINDER ein wahres
HEILMITTEL zu sein, denn von
ERKRANKUNGEN DER ATEMWEGE blieben wir weitestgehend verschont.
Dank
GERINGER FLÄCHE & EINFACHER HAUSREIHUNG war die
MINI-SIEDLUNG überschaubar und man konnte ohne Schwierigkeiten fast durchgängig von Hof zu Hof (Hausnummer 1,3,5,7,9,11,13) gelangen, was eine ideale Voraussetzung für bewegungsintensive
KINDERSPIELE á la „Räuber & Gendarm“ darstellte. Man hatte ein „erweitertes zu Hause“ und nutzte dessen Gegebenheiten vor allem für
VERSTECKSPIELE & BUDENBAU.
Nun kann aber die Aneinanderreihung von insgesamt
7 WOHNHÄUSERN zu einer
FABRIK-KOLONIE nicht gerade mit den nachfolgend aufgeführten
WERK~ & ARBEITERSIEDLUNGEN oder auch
FABRIK~ & ARBEITERKOLONIEN unserer Bergbauregion wetteifern, denn von deren moderner
AUSSTATTUNG konnten wir ob unserer Plumpsklos über den Hof nur träumen. Meine Großeltern hatten einstmals noch einen Bäcker, Fleischer & kleinen Kolonialwarenladen in der
WREDESTRASSE…
Abschließend noch ein interessanter
ARCHITEKTEN-TRICK:
Wenn man sich die HÄUSERREIHE auf der leicht ansteigenden WREDESTRASSE (FOTO links) anschaut, wird er sichtbar:
der ZWEIGESCHOSSER mit begehbarem DACHBODEN verliert „bergauf“ nämlich zunehmend an HÖHE bis sich der DACHBODEN letztendlich in eine WOHNUNG für Kleinwüchsige verwandelt… Die heute weithin bekannte „GARTENSTADT“ in BRIESKE wurde zwischen 1907 und 1915 von der ILSE Bergbau AG. ursprünglich als WOHNSIEDLUNG („ARBEITERKOLONIE“) auf einem kreisförmigen Grundriss erbaut. Sie bestand aus 78 zwei~ & dreigeschossigen, in 15 architektonisch verschiedenen HAUSTYPEN klassifizierten WOHNHÄUSERN – für ARBEITER mit 10, MEISTER 2-4, und BEAMTE jeweils 2 WOHNUNGEN. Das ANGEBOT reichte von der Wohnküche mit 2 Kammern (42 qm) bis zu 9 Zimmern mit Küche & Bad (196 qm).
Zu jeder WOHNUNG gehörte ein kleiner GARTEN plus ANTEIL an den WIRTSCHAFTSGEBÄUDEN (Abort, Waschküche, Taubenschläge & Kaninchenställe) Zusätzlich hatten die Häuser gemeinschaftliche VORGÄRTEN, an allen Wegen einheitliche ZÄUNE und an Straßenkreuzungen SITZBÄNKE & PERGOLEN.
Um den zentralen MARKTPLATZ gruppierten sich kreisförmig angeordnet KIRCHE, POST, KAUFHAUS & diverse LÄDEN, eine SCHULE sowie ein GASTHAUS mit angegliedertem Hotelbetrieb.
(2) WOHNKOLONIE GRUBE ILSE BÜCKGEN
Die WOHNKOLONIE GRUBE ILSE wurde zwischen den Dörfern BÜCKGEN & KLEIN-RÄSCHEN erbaut. Sie war geprägt von BAUSTILEN unterschiedlicher Epochen, wovon die zahlreichen WOHN~ & GESELLSCHAFTSBAUTEN zeugten, die sich ihren Standort zwischen Brikettfabriken, Ziegeleien und Bahntrassen erstreiten mussten. Die ersten ARBEITER~ & BEAMTENHÄUSER wurden 1905/06 in der ILSE-Straße errichtet, denen in den 1920/30er Jahren Siedlungserweiterungen folgten. In etappenweisem AUSBAU über 5 Jahrzehnte erhielt die SIEDLUNG noch diverse GEMEINNÜTZIGE EINRICHTUNGEN wie Kindergarten (Kinder-Bewahrschule), Schulen, Turnhalle, Sportplatz & Freibad, Volkspark, Ledigenheim, Kirche mit Pfarrhaus, Apotheke, Kaufhaus & Gasthaus.
(3) KOLONIE ERIKA LAUBUSCH
Nachdem 1909 bei LAUBUSCH Braunkohle gefunden wurde, begann die ILSE Bergbau AG. ab 1913 mit dem Aufschluss ihrer GRUBE ERIKA und nahm 1919 die gleichnamige Brikettfabrik in Betrieb. Bereits 2 Jahre zuvor wurde mit dem Bau der KOLONIE ERIKA begonnen, die sich danach zu einer ansehnlichen WOHNANLAGE mit 550 WERKWOHNUNGEN entwickelte. Auffällig ist das Netz leicht geschwungener WOHNSTRASSEN, auf denen sich villenartige ZWEIFAMILIENHÄUSER für Meister & leitende Angestellte und symmetrisch angeordnete MEHRFAMILIENHÄUSER mit Wohnhöfen, Gärten & Schuppen abwechseln. Bemerkenswert ist auch der große MARKTPLATZ, um den sich markante ÖFFENTLICHE GEBÄUDE (Mittelschule, Kulturhaus, Kirche) und eine 2-geschossige WOHNZEILE mit 3 LÄDEN im Erdgeschoss gruppieren.
(4) KOLONIE RENATE-EVA FREIENHUFEN
Am Rande des Dorfes DOBRISTROH, westlich von GROSSRÄSCHEN, ließ die ILSE Bergbau AG. ab 1898 für ihre Gruben & Brikettfabriken RENATE & EVA eine gleichnamige „ARBEITERWOHNKOLONIE“ errichten.
1904 waren bereits 21 kleine & große ARBEITERHÄUSER mit je 4 bzw. 8 Wohnungen fertiggestellt, wenig später 25 plus 13 BEAMTENHÄUSER. Letztere hatten gewissermaßen die WERKSTRASSE besetzt und behielten so die dahinter liegenden WOHNSTRASSEN unter Kontrolle. An den Rückseiten der durchweg 2-geschossigen HÄUSER befanden sich die obligatorischen Stallungen, Abortanlagen & kleine Gärten
Im Jahre 1913 konnte man auf insgesamt 234 WERKWOHNUNGEN verweisen. Die WOHNUNG für Arbeiterfamilien (40 qm) bestand aus einer Wohnküche und 2 Zimmern. Hinzu kamen ein Schuppen für Kohle & Vorräte, Verschläge für Kaninchen & Tauben sowie 24 qm Gemüseland.
BEAMTENHÄUSER verfügten auch über Bad, Kinderzimmer & separaten Keller.
(5) KOLONIE ANNA MATHILDE SEDLITZ
ANNA-MATHILDE befand sich ungefähr 2,6 Kilometer nordwestlich von Sedlitz und 3,2 Kilometer südlich von Großräschen an der Eisenbahnstrecke Senftenberg – Lübbenau.
Im Jahr 1900 wurden die ersten 3 WOHNHÄUSER für Beschäftigte der Grube & Brikettfabrik Anna-Mathilde errichtet. 3 Jahre später begann die ILSE Bergbau AG. 1903 mit dem Bau der ARBEITERKOLONIE Anna-Mathilde. Bis 1906 entstanden 7 BEAMTENHÄUSER mit 17 Wohnungen sowie 17 ARBEITERHÄUSER mit 97 Wohnungen. Die Bevölkerung wuchs auf über 500 an, so dass zur Versorgung ein KAUFHAUS, ein POSTAMT, ein GASTHAUS sowie eine BÄCKEREI gebaut wurden. 1919 kam ein großes BADEHAUS hinzu, das von der gesamten Bevölkerung des Ortes genutzt werden konnte.
1935 wurden soziale Einrichtungen wie KINDERGARTEN & AMBULANZ geschaffen.
(6) KOLONIE ZECHE HEYE ANNAHÜTTE
Die ARBEITERKOLONIE ANNAHÜTTE entstand auf Initiative des Glasfabrikanten Theodor HEYE, der die im kleinen Dörfchen SÄRCHEN seit 1870 bestehende, nach der Ehefrau des Gründers benannte Glasfabrik ANNA-HÜTTE gekauft hatte. Für GLASARBEITER, aber auch BERGLEUTE der BRAUNKOHLENGRUBE sowie Arbeiter der Heyeschen BRIKETTFABRIK wurden 103 Wohnungen in 38 Häusern zur Verfügung gestellt. Die KOHLEKUMPEL wohnten in der KOLONIE ZECHE HEYE in 3 schnurgeraden HÄUSERREIHEN, die GLASARBEITER in rechtwinklig kompakten BLÖCKEN der GLASWERKSIEDLUNG. Die BEAMTENHÄUSER in graugelbem Klinker standen außerhalb der strengen Blockbebauung, die streng typisierten 1-geschossigen ZWEI~ & VIERFAMILIENHÄUSER dagegen in abgetrennten Bereichen. Zur WOHNANLAGE gehörten außerdem Arzthaus, Post, Apotheke, eine Schule sowie ein Konsum-Verein mit werkseigenem Laden. 1905 krönte der Konzernchef sein Siedlungswerk mit der nach seiner Ehefrau benannten HENRIETTEN-KIRCHE.
Fazit: WERKSIEDLUNGEN waren im Gefolge der FABRIKEN entstanden und haben nach deren Verschwinden DASEINSPROBLEME.
Im Grunde teilen die SIEDLUNGEN die PROBLEME all ihrer alten GRUBEN, ZECHEN & FABRIKHALLEN.
Als diese zu DINOSAURIERN der zu Ende gegangenen EPOCHE wurden, musste man sich mit viel Fantasie neue NUTZUNGEN ausdenken
- andernfalls wurden sie dem ERDBODEN gleichgemacht...LEIDER !