Neues 568 - 2023-06-11

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Matthias
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Neues 568 - 2023-06-11

Beitragvon Matthias » Sa 10. Jun 2023, 09:20

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Frank66
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Re: Neues 568 - 2023-06-11

Beitragvon Frank66 » Sa 10. Jun 2023, 10:19

Das Gelände, was Du als extrem gruselig empfunden hattest, war für uns Reppister Jungs in den 70er Jahren so etwas wie ein Abenteuerspielplatz.

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Matthias
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Re: Neues 568 - 2023-06-11

Beitragvon Matthias » Sa 10. Jun 2023, 10:26

Hallo Frank,
schliesst sich ja nicht gegenseitig aus :D. "Geisterbahn Reppist" halt. :lol:

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Harald
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Re: Neues 568 - 2023-06-11

Beitragvon Harald » Mi 14. Jun 2023, 16:24

Reppist Karte_resize.jpg

WER, WIE WIR unmittelbar auf KOHLE geboren wurde, war dem Einfluss des BERGBAUS unvermeidbar stets & ständig ausgesetzt;
er berührte fast alle LEBENSBEREICHE der Menschen in unserer REGION. Das Wort „BRAUNKOHLE“ hatte für uns fast schon etwas Mystisches an sich, denn
KOHLE BEDEUTETE ARBEIT & BROT.


ROHBRAUNKOHLE wurde gefördert, gebrochen, gemahlen, getrocknet & schließlich brikettiert.
Der lästige STAUBNIEDERSCHLAG, verursacht insbesondere beim An~ und Abfahren der TROCKNUNGSANLAGEN, war ganz sicher ein untrügliches Markenzeichen des von Frank66 erwähnten ABENTEUERSPIELPLATZES der „REPPISTER JUNGS“ in den 70er Jahren, wie selbstredend auch schon in den 50ern unseres FREIZEITAREALS in SENFTENBERG-WEST.
Bereits 1893 bestätigte die >Zeitschrift für das Berg~ & Hüttenwesen<, dass „die BRIKETTFABRIKEN durch den ihr entweichenden STAUB die anliegenden GRUNDBESITZER in hohem Maasse schädigen.“
In den FABRIKEN gab es zwar schon ENTSTAUBUNGSANLAGEN, doch so richtig zuverlässig arbeiteten diese offenbar nicht, da vor allem durch die erhebliche DAUERBELASTUNG weiterhin hohe Emissionen von STAUB, ABGASEN & LÄRM produziert wurden, wobei das Wohlbefinden der Anwohner selbstredend von der jeweiligen WINDRICHTUNG abhing.
Kein Wunder also, dass sich die ANWOHNER wiederholt über den „SCHWARZEN KOHLENDRECK“ beschwerten, der zumeist über Nacht ihr ZUHAUSE heimsuchte. Da ihr Unmut aber auf taube Ohren stieß, klagte schließlich, im Namen seiner 716 REPPISTER Mitbürger, im NOVEMBER 1900 der HANDELSMANN August B r a c h w i t z vor GERICHT gegen die >Anhaltinische Kohlenwerke AG.<.

Klage_resize.jpg

Da ihm in mehreren VORINSTANZEN kein Erfolg beschieden war, legte letztendlich das REICHSGERICHT die KLAGE endgültig mit folgender, unternehmerfreundlichen BEGRÜNDUNG zu den Akten:

„Der EIGENTHÜMER eines Grundstücks kann die ZUFÜHRUNG von GASEN, DÄMPFEN, GERÜCHEN, RAUCH, WÄRME, GERÄUSCH, ERSCHÜTTERUNGEN und ähnliche, von einem anderen Grundstücke ausgehende EINWIRKUNGEN insoweit nicht verbieten, als diese die Benutzung seines Grundstückes nur unwesentlich beeinträchtigen oder nach den ÖRTLICHEN VERHÄLTNISSEN bei Grundstücken dieser LAGE gewöhnlich sind.
Der Berufungsrichter stellt fest, daß die Benutzung von Grundstücken zur FABRIKATION von BRIQUETTES, soweit ihre LAGE sie dazu geeignet macht, in REPPIST gewöhnlich ist, und ferner die auf das Grundstück des KLÄGERS erfolgende ZUFÜHRUNG von STAUB u.dgl. nach den örtlichen Verhältnissen in REPPIST nicht als das GEMEINGEWÖHNLICHE überschreitend anzusehen ist. Die von den WERKEN der Beklagten ausgehenden BELÄSTIGUNGEN durch Immission könne man in REPPIST als gemeingewöhnlich ertragen, mit Rücksicht auf die VORTHEILE, die für REPPIST durch den Betrieb der BRIQUETTEFABRIKATION erwachsen…“

Das SELBSTBEWUSSTSEIN und der STOLZ der hart arbeitenden BERGLEUTE, der sich nicht nur am alljährlichen >TAG DES DEUTSCHEN BERGMANNS< zeigte, hatten maßgeblichen Einfluss auf alle Bewohner unserer Region, grub sich sozusagen in ihre GENE ein.

Heimattreffen 1996_resize.jpg

Im Jahre 1986 wurde REPPIST abgebaggert, der Ort musste dem TAGEBAU MEURO weichen. Ein großer Teil der ehemaligen BEWOHNER fand nach Verlassen ihres Geburts~, Schul~, Wohn~ oder Arbeitsortes eine NEUE HEIMAT in der Kreisstadt SENFTENBERG, fühlte sich aber weiterhin eng mit der ALTEN HEIMAT verbunden.
Man stöberte in der ORTSGESCHICHTE, verfasste eine CHRONIK und erinnerte sich vor allem bei HEIMATTREFFEN an das einstige ZUSAMMENLEBEN in der Gemeinde. Für viele TEILNEHMER waren diese TREFFEN immer ein EREIGNIS, an das sie sich lang & gern erinnerten.
Den BERICHTEN der >Lausitzer Rundschau< über die HEIMATTREFFEN konnte man entnehmen, dass ehemalige REPPISTER inzwischen über ganz Deutschland verstreut leben.
Was mich allerdings bei meinen RECHERCHEN sichtlich überraschte, war der Umstand, dass sich scheinbar auch die um 1900 nach den USA ausgewanderten REPPISTER gern das GESCHEHEN IN DER ALTEN HEIMAT auch weiterhin in Augenschein nahmen. Ich fand 3 Meldungen aus REPPIST in der in CHICAGO produzierten deutschsprachigen Zeitung >SONNTAGPOST<, die deutlich machen, dass den HEIMATTREUEN AUSWANDERERN sogar eine KURZFASSUNG des im >Senftenberger Anzeiger< erschienenen langen ARTIKELS, auch noch mit 6-wöchiger VERSPÄTUNG, glücklich machte...

Inserate_resize.jpg

Der AUSSICHTSPUNKT REPPIST entstand an jener Stelle, an der sich früher der WEINBERGSWEG befand. Ein FINDLING mit dem alten GEMEINDEWAPPEN, ein 8-eckiger PAVILLON, ein SCHACHTGERÜST mit GLOCKE, sowie die Nachbildung eines STOLLENS und eine BOCKWINDMÜHLE sollen kommende Generationen an den BRAUNKOHLEBERGBAU von einst erinnern …

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