Gegenwärtig steht das Wort
>CHRONIK< in Senftenberger
HEIMATFORSCHERKREISEN hoch im Kurs, wenngleich jeder
"SCHREIBAKTIVE HISTORIKER" weiß, dass es nicht ganz so einfach ist, eine solche zu schreiben, oder gar "aus dem Ärmel zu schütteln". Dies liegt vor allem daran, dass bestimmt werden muss, welche zeitlichen Abschnitte die Chronik thematisieren soll und welche besonderen Ereignisse es im Laufe der Geschichte gab, die unbedingt erwähnt werden müssen, um der Chronik den roten Faden vorzugeben. Es gilt natürlich auch zu klären, welche Zielgruppe die Chronik ansprechen soll. Der
CHRONIST muss alte Schriften lesen, viele Informationen zusammentragen, Dokumente, Fotos, Urkunden & ähnliche Belege beschaffen. Unabdingbar ist selbstredend die SICHTUNG VON UNTERLAGEN IN ARCHIVEN – für Vater & Sohn GLEISNER von Beginn an das
STADTARCHIV SENFTENBERG mit seiner, von der HEIMATFORSCHER-GILDE verehrten LEITERIN:
Augenscheinlich waren seit grauer Vorzeit überwiegend MÄNNLICHE „Bücherwürmer“ in den
ARCHIVEN zugange, wobei aber vor allem die
ARCHIVARINNEN von heute in der Regel als sanfte, milde & ruhige PERSONEN porträtiert werden, die mit ihrer ARBEIT zufrieden sind, obwohl sie von vielen Zeitgenossen ignoriert und von Amtspersonen unterschätzt werden. Es reicht ihnen aber zu wissen, dass ihre MÜHE eines Tages nützlich sein könnte/wird – auf RUHM zu Lebzeiten sind sie nicht erpicht. Ich lernte bei meinen Recherchen DREI sehr hilfsbereite DAMEN im KREISARCHIV SFB sowie in den STADTARCHIVEN SFB & RUHLAND kennen, und kann dies nur bestätigen.
Ein ARCHIVAR sieht sich als HISTORIKER und somit BEWAHRER & HÜTER von TRADITION & GESCHICHTE.Bei den MÄNNLICHEN "Fußnotensklaven", wie sie sich scherzhaft nannten, von anno dunnemals passte NEUES & MODERNES nicht so recht in das IMAGE: sie trugen eine BRILLE, wodurch suggeriert wurde, dass man sehr INTELLIGENT sei. Bereits im 16. Jh. musste der ARCHIVWALTER „hochgelehrt in Recht & Politicis“, von gestandenem Alter & aus ehrbarem Hause sein. Er sollte zudem seinem DIENSTHERRN Treue & Verschwiegenheit entgegenbringen „biß in seinen todt“, weshalb eine vilschwetzende & gesellige Person keinesfalls zu einem REGISTRATOR taugte.
Zitat:
„Er muß sich mehr bey seiner REGISTRATUR dann bey guten GESELLEN & ZECHBRÜDERN,
denn bey den schönen FRÄWLIN, dann bey zechen, spilen, tantzen, singen & springen finden lassen…“In seinem Werk >Quellen zur Geschichte der Niederlausitz< äußerte sich der verdienstvolle Historiker Dr. RUDOLF LEHMANN u.a. auch
>ZUR GESCHICHTE DES SENFTENBERGER STADTARCHIVS< DAS KLEINE SENFTENBERG,
welches man allerdings schon 1279 als CIVITAS (Stadt) bezeichnete, besaß selbstverständlich ein den bescheidenen Verhältnissen entsprechendes ARCHIV, in dem vor allem die URKUNDEN / PRIVILEGIEN / STADTBÜCHER & ~RECHNUNGEN sowie wichtiger SCHRIFTWECHSEL aufbewahrt wurden. Die BESTÄNDE betreute seit 1542 ein besonderer STADTSCHREIBER, der damals an die Stelle des geistlichen SCHULMEISTERS trat, welcher die STADTSCHREIBEREI mitbesorgt hatte. Untergebracht war das ARCHIV in einem älteren Gebäude mit Türmchen, dem RATHAUS, das 1641 beim STADTBRAND zerstört wurde, 40 Jahre später in sehr schlichter Form neu erbaut wurde und bis um 1930 seinen Zwecken diente.Über die UNTERBRINGUNG DES SCHRIFTTUMS im ausgehenden 17. Jh. 1680 = ein großer SCHRANK von 42 Fächern & 2 Schubläden, „worinnen die STADTACTA und des Rats briefliche URKUNDEN & DOCUMENTA verwahrlich gehalten werden – beschlagen und mit einem Schloß versehen.“
1750 = „Anschaffung eines hölzernen, grün angestrichenen, mit Eisen beschlagenen KÄSTCHENS zur Verwahrung der STADT-DOCUMENTA;
1780 = „zwei SCHRÄNKE mit Schließern & Bändern verwahrt, worinnen das Stadtarchiv & ~akten verwahrt wurden“;
1832 = „Das ARCHIV wird aufbewahrt im Sitzungszimmer des Rathauses in 3 großen AKTENSCHRÄNKEN & 2 kleinen WANDSCHRÄNKEN, welche sämtlich verschlossen sind, sowie einem unverschlossenen REGAL, worin sich Akten bis zur Decke stapeln, feuerfest, zwar etwas feucht, jedoch ist deren Verderben nicht zu befürchten.“
Im RATHAUS blieben das ARCHIV bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, einzelne BESTANDTEILE danach noch im BODENRAUM eines HINTERGEBÄUDES...
Die VERANTWORTUNG für das ARCHIV lag natürlich in erster Linie in der Hand des jeweiligen BÜRGERMEISTERS selbst, und es ist daher nicht verwunderlich, wenn er mitunter bzw. zeitweise die für die jeweiligen Obliegenheiten nötigen SCHRIFTSTÜCKE in der eigenen BEHAUSUNG hatte, wie z.B. im Jahre 1512, wo daraufhin wertvolle DOKUMENTE beim großen STADTBRAND zugrunde gingen.
Erst im Jahre 1832 zog mit einem „besonderen schriftlichen PLAN“ die dringend erforderliche ORDNUNG im ARCHIV ein, um jeglichem MISSBRAUCH vorzubeugen:
„Ohne Vorwissen & Einwilligung des Bürgermeisters, der die SCHLÜSSEL zum Archive aufbewahrt, kann aus diesem NICHTS entnommen werden. Wird aber ein AKTENSTÜCK an jemand ausgehändigt, so geschieht dies nur gegen eine schriftliche EMPFANGSBESCHEINIGUNG“. Früher soll der UNBESCHRÄNKTE GEBRAUCH des Archivs frei gestanden haben, woraus die Stadtverordneten die Vermutung zogen, dass auf diese Weise einige ALTE AKTENSTÜCKE VERLOREN gingen…
DIE ODYSSEE DES STADTARCHIVS
Im Jahre 1907 wurde in SENFTENBERG mit der Gründung einer ALTERTÜMERSAMMLUNG im SCHLOSS begonnen, wobei in einem KLEINEN ZIMMER des Oberstocks, später einem GRÖSSEREN des Erdgeschosses auch eingelieferte städtische ARCHIVALIEN für die nächsten Jahrzehnte zum INVENTAR gehörten.
Anfang 1936 musste das ARCHIV dem sich stark ausbreitenden MUSEUM IM SCHLOSS Platz machen und bezog einen nicht ausreichenden RAUM im Erdgeschoß eines städtischen Gebäudes an der OSTPROMENADE.
Im Jahre 1944 ließ es die Wahrscheinlichkeit verstärkter LUFTANGRIFFE auf das Senftenberger INDUSTRIEGEBIET geboten erscheinen, wenigstens den wertvollen Teil der ARCHIVALIEN zu verlagern. So wurde dieser im Juni d.J. in 4 großen KISTEN nach dem im Wald liegenden SCHLOSS GUTEBORN verbracht und dort in einem tief gelegenen festen KELLERRAUM deponiert. Die in SFB verbliebenen ARCHIVALIEN hatte man schon vorher nach dem städtischen WIRTSCHAFTSHOF verfrachtet. Bei der RÜCKHOLUNG der KISTEN am 30. März 1946 erwies es sich, dass eine KISTE erbrochen, zum Glück aber nicht ausgeraubt war. Ein Teil des SCHRIFTGUTES hatte allerdings durch Nässe infolge eines Rohrbruchs stark gelitten. Rudolf Lehmann deponierte es, da zunächst kein anderweitiger RAUM zur Verfügung stand, im KELLERRAUM seines Hauses, später in einem großen RAUM der neuen OBERSCHULE.
Im Juli 1950 ging, da die SCHULE den RAUM benötigte, das ARCHIV wieder retour ins SCHLOSS.
Laut RUDOLF LEHMANN spielten bei VERLUSTEN in den Folgejahren vor allem GLEICHGÜLTIGKEIT & VERSTÄNDNISLOSIGKEIT eine nicht unwesentliche Rolle. Verbucht wurde alles unter „UNAUFFINDBARKEIT“
- wovon auch >gruss-aus-senftenberg.de< mit TRÄNEN IM KNOPFLOCH berichtete…