Die dem MENSCHEN eingepflanzten GEFÜHLE & TRIEBE brachten SITTEN hervor. Nichts beherrschte seit jeher gewaltiger das LEBEN DER MENSCHEN als die Affekte von FURCHT & HOFFNUNG, wobei die ABWEHR der FEINDSCHAFT übermenschlicher Wesen in Gestalt von GEISTERN & DÄMONEN, andererseits aber auch die GEWINNUNG ihrer GUNST & HILFE, namentlich in den wichtigen und entscheidenden Augenblicken des Lebens, vordergründig waren. Solche HANDLUNGEN werden von einer zusammengehörigen GRUPPE von MENSCHEN bis heute gewohnheitsmäßig ausgeübt. In vielen Fällen ist der RELIGIÖSE URSPRUNG EINER SITTE längst völlig in VERGESSENHEIT geraten, aber die SITTEN & BRÄUCHE selbst bestehen als feste LEBENSNORMEN noch lange weiter, weil „es immer so gewesen ist“ und vielleicht doch noch „zu irgendetwas gut ist“…
Wer denkt aber noch, wenn in den GRUNDSTEIN eines Gebäudes oder in den KIRCHTURMSKNOPF Münzen & Urkunden als HISTORISCHE ERINNERUNGEN hineingelegt werden, an einen Zusammenhang mit ursprünglichem BAUOPFER oder ZAUBERRITUS? Kurioserweise sind im Laufe der Zeit aus einstigen FROMMEN ÜBUNGEN nicht selten sinnlose, rein instinktmäßige GEWOHNHEITEN geworden: vielerorts sieht man im FRÜHLING & HERBST die JUGEND aus verschiedenen Dörfern, Schulen oder Straßen in heißen KÄMPFEN & PRÜGELEIEN aneinander geraten. Ein besonderer GRUND liegt nicht vor, aber ein unwiderstehlicher DRANG scheint die PARTEIEN alljährlich von neuem aneinander zu treiben – und nach einiger Zeit tritt wieder FRIEDE ein. Einstmals aber stellten diese KÄMPFE den STREIT zwischen SOMMER & WINTER dar und sollten EINFLUSS auf VEGETATION und kommende ERNTE ausüben…
Ich habe mich in meinen KOMMENTAREN bereits einige Male mit der GESCHICHTE, dem ALLTAGSLEBEN, speziell aber den meist stimmungsvollen, ausgelassenen VOLKSBRÄUCHEN der WENDEN / SORBEN beschäftigt, so u.a. mit den in der FRÜHLINGSZEIT traditionell gefeierten Ptači kwas (VOGELHOCHZEIT) Zapust (FASTNACHT), & den zahlreichen OSTERBRÄUCHEN. Ich recherchierte hierzu meist online und stieß dabei auf eine Vielzahl von BÜCHERN & SCHRIFTEN, die mir einen probaten Einblick in das WENDISCHE VOLKSLEBEN gestatteten; nachfolgend ist davon eine kleine AUSWAHL zu sehen:
Außer Acht gelassen hatte ich bislang allerdings die jahrhundertealten TRADITIONEN & RITUALE rund um die Themen STERBEN, TOD & TRAUER, die uns selbstredend auch heute noch den Umgang mit dem Tod erleichtern. Da in dem vordem vom Admin vorgestellten Geschäftsgebäude / Bahnhofstraße 36 einstmals auch ein SARGMAGAZIN seine Angebote im Schaufenster offerierte, nutze ich dies heute als „Aufhänger“ für das hierzu passende Thema >TOD & BEGRÄBNIS BEI DEN WENDEN<. Den nachfolgenden gleichnamigen TEXT mit sehr ausführlichen ERLÄUTERUNGEN aller wichtigen RITUALE entnahm ich Ewald Müller’s Buch >DAS WENDENTUM IN DER NIEDERLAUSITZ<:
Ich möchte diesem informativen TEXT lediglich noch einige BEMERKUNGEN zum sogenannten TOTENFEST, welches neben dem ERNTEFEST als einer der wichtigsten FESTTAGE der alten Wenden galt, hinzufügen: Erwachte im FRÜHLING die NATUR, so gedachte man mit Wehmut derer, für die es hienieden kein Erwachen mehr gibt. ALT & JUNG zog dann mit FACKELN nach dem PLATZE, wo in irdenen Gefäßen die ASCHE der Verstorbenen, unter einem HÜGEL vergraben, ruhte. Dort angekommen, rühmte man durch REDEN & GESÄNGE die Taten der Entschlafenen und stärkte sich in der HOFFNUNG auf ein einstiges WIEDERSEHEN. Es wurde wohl auch mancherorts einer STROHPUPPE ein Hemd angezogen, welches das HAUS liefern musste, das die letzte LEICHE gehabt, und ein SCHLEIER übergehangen, den die letzte BRAUT hergeben musste. Die PUPPE wurde von einer starken DIRN in vollem Laufe fortgetragen. Dabei begleiteten sie singend die JUNGEN LEUTE und warfen mit STEINEN nach dem STROHMANN – wer ihn traf, starb in diesem Jahre nicht… Die PUPPE wurde schließlich ins WASSER getragen oder über die DORFGRENZE geworfen, wobei es nicht selten „Händel“ (Raufereien) mit denen des NACHBARDORFES gab. Diese ZEREMONIE nannte man das TODAUSTREIBEN.
Für heute sagen wir aber nun dem gefürchteten SCHNITTER, GEVATTER TOD oder SENSENMANN endgültig "ADIEU !" und erfreuen uns lieber an FROHSINN & KINDERTANZ. Ein beliebter jahrhundertealter BRAUCH ist nämlich die „VOGELHOCHZEIT, zu der die VÖGEL alljährlich am 25. Januar die MENSCHEN zum DANK für deren WINTERFÜTTERUNG einladen !