Der aktuelle, gottlob demnächst zu Ende gehende BUNDESTAGSWAHLKAMPF, der eingebettet war in mehrstündigen HAU-DRAUF-REDEN im Bundestag, unzähligen TALKSHOWS, sowie wortreichen DUELLEN & QUADRELLEN, geheimnisvoll anmutenden UNTER-VIER-AUGEN-GESPRÄCHEN in diversen TV-Studios, sowie offenen SCHLAGABTAUSCH in der einem Zirkus nachempfundenen WAHLARENA, erinnerte mich irgendwie an >SCHROTTWICHTELN< in der Adventszeit, d.h. EIGENE politische MISSGRIFFE steckt man seinen GEGNERN in die Aktentasche…Apropos ZIRKUS: Da ich noch nie einen solchen mit FLACHDACH gesehen habe, kann ich mir zusammenreimen, weshalb unser BUNDESTAG gleichfalls ein KUPPELDACH vorzuweisen hat…
In meinem heutigen KOMMENTAR möchte ich am Beispiel der am 17. NOVEMBER 1929 durchgeführten KOMMUNALWAHLEN (verbunden mit KREIS~ & PROVINZIALLANDTAGSWAHLEN) veranschaulichen, dass der diesbezügliche WAHLKAMPF schon vor 100 Jahren wie im gesamten Deutschen Reich, so auch in SENFTENBERG, nach ähnlich gestricktem MUSTER ablief wie heutzutage, wobei sich die WAHLPROPAGANDA damals hauptsächlich auf ZEITUNGSINSERATEN, FLUGBLÄTTERN, PLAKATEN und bei MASSENVERSAMMLUNGEN & KUNDGEBUNGEN austobte. Der >Senftenberger Anzeiger< lieferte mir reichhaltiges TEXTMATERIAL, leider keines der typischen >EXTRABLÄTTER<, die in mehreren Folgen, an den Hauptverkehrspunkten in der Stadt und in den verschiedenen Lokalen kostenlos verteilt wurden…“
Wer nachfolgend ins TURBULENTE KOMMUNALWAHLGESCHEHEN von 1929 eintaucht, wird erstaunliche ÄHNLICHKEITEN
mit unserem politischen >HIER & HEUTE< feststellen können:
Montag, 18. November 1929:
„Man hatte gedacht, daß durch die Tätigkeit der Unterzeichner des
VOLKSBEGEHRENS die breiten Massen der
BÜRGERLICHEN WÄHLER in den Wochen vor den
KOMMUNALWAHLEN genügend politisch interessiert & mobilisiert worden seien, um die
WICHTIGKEIT dieser
WAHLEN richtig einzuschätzen, wie es nötig gewesen wäre, um eine
BÜRGERLICHE MEHRHEIT zu erzielen. Das war jedoch hier in
SENFTENBERG leider nicht der Fall. Es sind rund
700 BÜRGERLICHE STIMMEN weniger abgegeben worden, als bei der
WAHL von
1924. Die
MAHNUNG am Morgen des Wahltages:
„IHR SEID GEWARNT, LERNET DARAUS!“ ist also nicht befolgt worden. Dabei war dem
BÜRGERTUM in aller Deutlichkeit & verschiedenster Form gründlich auseinandergesetzt worden,
UM WAS ES GEHT. Aber eine gewisse
WAHLMÜDIGKEIT & unselige
ZERSPLITTERUNG, sowie das
SCHLECHTE WETTER in den Nachmittagsstunden haben bewirkt, daß die
BÜRGERLICHE STIMMENZAHL von
1924 nicht erreicht wurde.
Die
SOZIALDEMOKRATEN haben, gestützt auf disziplinierte
WÄHLERMASSEN und völliges
ÜBERLAUFEN der
KOMMUNISTISCHEN WÄHLER zur
SPD, einen sehr bemerkenswerten
WAHLERFOLG erzielt. Sie hatten in der vorigen StVo-Versammlung
6 SITZE, in der neuen werden es
15 sein. Die
BÜRGERLICHE EINHEITSLISTE kam nur auf
8 MANDATE, was für die Zusammensetzung des
MAGISTRATS von großer Bedeutung sein wird…
„Der gestrige
WAHLSONNTAG nahm, abgesehen von den üblichen
REIBEREIEN vor den
WAHLLOKALEN und auf dem
WEGE dazu, rein äußerlich betrachtet, einen
RUHIGEN VERLAUF. Am Samstagabend erreichte die Flutwelle der
WAHLPROPAGANDA ihren
HÖHEPUNKT:
Nochmals wurden auf den
STRASSEN tausende von
FLUGBLÄTTERN den
FUSSGÄNGERN in die Hand gedrückt, und in den
LOKALEN an die
GÄSTE verteilt.
PROPAGANDA–UMZÜGE belebten mit Pauken & Trompeten das Straßenbild, und auch in unserem
HEIMATBLATT, dem im >Senftenberger Anzeiger<, nahmen
WAHLPROPAGANDA-ANZEIGEN so umfangreich wie noch niemals zuvor die
VORMACHTSTELLUNG ein:
„Am
WAHLSONNTAGMORGEN zeigte der Himmel ein überaus freundliches Gesicht. Das günstige
WETTER mag nicht zuletzt, neben
AUFRUFEN in Wort & Schrift, dazu beigetragen haben, daß ein großer Teil der
WAHLBERECHTIGTEN bereits in den Vormittagstunden ihrer
WAHLPFLICHT genügten. Vor den im Norden & Westen gelegenen
WAHLLOKALEN wurde von früh bis spät unermüdlich
MÜNDLICHE WAHLPROPAGANDA getrieben, die teilweise das erlaubte Maß überschritt. Als der Nachmittag zur Neige ging, wuchs allerseits die
SPANNUNG in immer stärker werdendem Maße:
„WIE WIRD DIE WAHL WOHL AUSFALLEN?“ und damit stieg die Arbeit der
>WAHLSCHLEPPER<, die sich in den
DIENST der Sache gestellt hatten, und unermüdlich den Alten & Gebrechlichen, am Laufen behinderten, und soweit möglich, auch den Kranken dazu verhalfen, ihrer
WAHLPFLICHT nachzukommen.
So rückte dann der
SCHLUSS der
STIMMZETTELABGABE heran,
REGENWETTER setzte ein, der
VERKEHR auf den Straßen nahm schnell ab, die
LOKALE füllten sich.
Und als sich dann die
ERGEBNISSE aus den einzelnen
WAHLLOKALEN zu dem eingangs erwähnten
GESAMTERGEBNIS formten, gab es im wahrsten Sinne des Wortes in allen
PARTEI~ & WIRTSCHAFTSLAGERN die große
ÜBERRASCHUNG, an die niemand geglaubt hatte:
die
ABSOLUTE SOZIALDEMOKRATISCHE MEHRHEIT IM STADTPARLAMENT.“
AN DIE ARBEIT !
Wenn der RAUSCH DES SIEGES oder die ENTTÄUSCHUNG über die NIEDERLAGE verflogen ist und der POLITISCHE ALLTAG sein Recht fordert, dann steht unter den FORDERUNGEN an allererster Stelle eine solche, die man in die bekannte SKATREGEL kleiden möchte:
„BITTE KEINE LEICHENREDE HALTEN !“, d.h. bei der ersten Sitzung der neuen VOLKSVERTRETUNG sich nicht gegenseitig allerhand nichtige oder falsche SÜNDEN aus dem WAHLKAMPF vorzuwerfen und womöglich noch laut auszuführen, was für ein GEMEINER KERL eigentlich der andere sei. Solche >LEICHENREDEN< sind die Luft nicht wert, die sie erschüttern – sind nur zeitraubend, und ZEIT ist angesichts der FINANZIELLEN LAGE der KOMMUNEN etwas SEHR KOSTBARES.
Man kann nämlich gleich bei den WAHLEN der STADTRÄTE & KOMMISSIONSMITGLIEDER etc. einmal zeigen, ob man aus den leider Gottes so zahlreichen gewordenen KORRUPTIONSFÄLLEN etwas gelernt hat.
Für die Übernahme eines solchen, häufig finanziell so überaus bedeutsamen AMTES muß ganz allein die BEFÄHIGUNG dafür ausschlaggebend sein und nicht irgendwelche VERDIENSTE um die PARTEI. Nicht auf die sogenannte GUTE GESINNUNG darf es also ankommen, sondern nur auf das KÖNNEN.
Die WÄHLER sind ja in dieser Hinsicht VOR DER WAHL massenhaft mit donnernden VERSPRECHUNGEN überflutet worden; jetzt ist es an der Zeit zu beweisen, daß dies nicht nur WAHLVERSPRECHEN im üblichen Sinne waren, also RASCH VERGESSENE WAHLLOCKMITTEL.
SORGEN genug werden ja bald auf die Häupter der Neugewählten hinabsinken: mit dem ANWACHSEN der wirtschaftlichen NOT wächst die FINANZIELLE BEDRÄNGNIS, die ZAHL der ERWERBSLOSEN schwillt in raschem Tempo an, und damit auch die ZAHL derer, die der öffentlichen WOHLSTANDSPFLEGE der Kommunen anheimfallen.
Dabei sind die FINANZEN wohl fast aller KOMMUNEN derart gespannt, daß mancherorts der Bogen zu brechen droht. HILFE von außen ist gar nicht zu haben oder nur unter sehr hohen, fast würgenden KOSTEN; ebenso ist der Weg der ANLEIHE (Kredite) so gut wie gesperrt. Das REICH & die LÄNDER können auch nicht helfen und die STEUERSCHRAUBE darf jetzt in ZEITEN schwerer wirtschaftlicher NOT – jeder TAG bringt Dutzende, ja Hunderte von ZAHLUNGSEINSTELLUNGEN (Insolvenzen) – auch nicht noch mehr angezogen werden. Jetzt heißt’s wirklich auch für die Kommunen,
SICH NACH DER DECKE STRECKEN !
Jeden PFENNIG 3-mal umdrehen, ehe man ihn ausgibt. Und jede AUSGABE größerer Art 6-mal prüfen, ehe man sie bewilligt.
Die WÄHLER geben ihren VERTRETUNGEN die FORDERUNG mit auf den Weg, >DIKTATOREN DER SPARSAMKEIT< zu werden.Na, da kommt uns aber EINIGES BEKANNT vor, oder ?
...werden am 23. Februar 2025
ALLE WÄHLERINNEN & WÄHLER mit stolzgeschwellter Brust behaupten.
WETTEN, DASS.. ?
!