In dem im vorherigen KOMMENTAR eingestellten INSERATEN – KONVOLUT war ersichtlich, dass das MUSIKHAUS im Jahre 1944 auf WERBEBOTSCHAFTEN (ausgenommen natürlich die GEBURTSMELDUNG der eigenen TOCHTER‘) verzichtete, was u.U. auf dessen drohende „ZWANGSSCHLIESSUNG“ hindeutete, auf welche der Bürgermeister schon Ende 1943 im >Senftenberger Anzeiger< alle KLEINSTBETRIEBE hinwies:
„Bist DU, lieber Leser, vielleicht EINZELHÄNDLER, HANDWERKER oder GASTWIRT, so hast du Ursache zu einigen zusätzlichen SORGEN. Sollte Deine BEFÜCHTUNG zutreffen, solltest auch DU Deinen BETRIEB schließen müssen, so würde das heißen, daß der TOTALE KRIEG nun auch an Dich persönlich unmittelbar herantritt. Niemand wird verkennen, wie SCHMERZLICH das für Dich sein kann.
Aber DU hast ja gelesen, um was es jetzt geht, und verstehst durchaus, daß der TOTALE KRIEG solche EINGRIFFE notwendig macht.
Nur, daß es gerade DICH treffen soll, der DU so tüchtig in Deinem FACHE bist, der DU so zuverlässig warst in allen kriegsnotwendigen Dingen und der sich wirklich noch nichts hat zuschulden kommen lassen, – das will DIR vielleicht doch noch nicht so recht in den Sinn, zumal dann nicht, wenn ein anderer BETRIEB ähnlichen Charakters verschont bleibt.
Da ist freilich eins zunächst zu bedenken:
Es handelt sich keineswegs um eine QUALITÄTSAUSLESE, und nicht der geringste MAKEL belastet einen BETRIEB, der jetzt schließen muss. FIRMEN, die NICHT GESCHLOSSEN werden, sind z.B. >KV –BETRIEBE<, also BETRIEBE, die im übertragenen Sinne als „kriegsverwendungsfähig“ eingesetzt werden sollen, was übrigens nicht so etwas unbedingt Neues & Überraschendes ist. In der INDUSTRIE, vor allem der TEXTILINDUSTRIE und auch im ZEITUNGS~ & ZEITSCHRIFTENGEWERBE wird es bereits seit langem durchgeführt und hat sich auch bewährt. Vermeintlich untragbare HÄRTEN haben sich inzwischen als durchaus TRAGBAR erwiesen.
Der TOTALE KRIEG fordert nun einmal von jedem Einzelhändler OPFER, und den SIEG brauchst auch DU, lieber Volksgenosse, denn OHNE SIEG wäre nach dem KRIEGE auch Dein BETRIEB nichts mehr wert…“
Nach dem ENDE des 2. WK wurden allerorts die TRÜMMER beräumt und das ÖFFENTLICHE LEBEN mühselig wieder in Gang gesetzt. Unter der LOSUNG der späteren NATIONALHYMNE der DDR „Auferstanden aus Ruinen, und der Zukunft zugewandt…“ erhoben sich nicht nur unser LOKALBLATT >Senftenberger Anzeiger<, sondern auch das MUSIKHAUS GEORG HIRSCH zur Freude der Senftenberger Bürgerschaft aus der zwischenzeitlichen Versenkung:
Die GELB unterlegten ANZEIGEN unterstreichen sehr wohl auch das INNERBETRIEBLICHE ENGAGEMENT der Geschäftsleute GEORG & ELLY HIRSCH, um „ihren Laden wieder zum Laufen zu bringen“…
Die betrieblichen ERFOLGE waren allerdings auch auf die sehr ansprechende VIELFALT der ANZEIGEN sowie der SCHAUFENSTER-DEKORATION und nicht zu vergessen auf GESCHULTES PERSONAL zurückzuführen. Für letztere sprechen die folgenden FOTOS:LOB eines anonymen Senftenberger MUSIKANTEN:
(1) In der Senftenberger
BAHNHOFSTRASSE genoss das
MUSIKALIENGESCHÄFT von
GEORG HIRSCH (heute ein Elektro-Service-Center) einen hohen Bekanntheitsgrad. Hier musste nichts bestellt werden, denn Noten, Gitarrensaiten, Blockflöten, hölzerne Notenständer u.v.a.m. lagen, wie
FOTO 3 zeigt, zu
ANSICHT & KAUF im rechten, Geige, Cello, Kontrabass, ein Harmonium & 3 Gitarren im linken
SCHAUFENSTER. Die
MUSIKER des nahen Theaterorchesters &
MUSIKFREUNDE aus der gesamten Umgebung kauften nur bei
>HIRSCH< ein.
(3) Blick ins
LINKE Schaufenster mit dem
HINWEIS auf den
200. GEBURTSTAG von BEETHOVEN im Jahre
1970, in welchem also auch die
FOTOS gemacht wurden! Im Hintergrund sind die
2 GITARREN zu erkennen, die schon in Kommentaren erwähnt wurden:
(4) „Die
ARCHTOP – GITARRE von GEORG HIRSCH aus den 50er Jahren, hergestellt in Deutschland (>Made in Germany<), ist ein von Meisterhand gefertigtes Vintage-Musikinstrument .
GEORG HIRSCH hatte seine
WERKSTATT in
SENFTENBERG, Nähe Cottbus.
Mit seiner von der
VIOLINE inspirierten
FORM & dem Katzenaugen ähnelnden F-Loch-
DESIGN, der einzigartigen
KOPFPLATTE sowie dem hochwertigen Schaller
ROLLERBRIDGE ist diese
STAHLSAITEN-GITARRE, bei dem die Oberseite (und oft auch die Rückseite) des Instruments eine gebogene statt einer flachen Form aufweist ein echtes Highlight für Sammler & Musiker.“
(5) FRAGE eines anonymen GITARRENSAMMLERS:
„Hallo, ich besitze seit einigen Jahren eine
GITARRE in
VIOLINENFORM, die vermutlich in der
DDR oder irgendwo anders hinter dem Eisernen Vorhang hergestellt wurde. Sie trägt keinen
NAMEN, außer einem
AUFKLEBER auf der Rückseite der
KOPFPLATTE mit der Aufschrift
>GEORG HIRSCH SENFTENBERG<. Sie sieht gut aus, lässt sich allerdings nur noch mit großer Anstrengung spielen, da die
SAITEN sehr hoch liegen & der
HALS schon leicht gebogen ist. Der
KLANG hat mich überrascht. Es gibt drei
REGLER mit 4 Positionen. Ich hatte sie im Originalkoffer für 120 Euro auf einem
FLOHMARKT gekauft und ist nun ein Schmuckstück meiner Sammlung.
Vielleicht können Sie mir sagen, wer diese Gitarre hergestellt hat.“
„Dieses
INSTRUMENT war einige Jahre lang als
„UNIDENTIFIZIERTE GITARRE IN VIOLINFORM“ auf unserer Website zu finden. Endlich wissen wir, was es ist. Es wurde vom früher lokal bekannteren
GITARRENBAUER GEORG HIRSCH aus SENFTENBERG gebaut (wie das Etikett bereits verrät).
SENFTENBERG liegt in der Lausitz, nahe
BERLIN und gehörte zur ehemaligen
DDR.
GEORG HIRSCH soll dort häufiger
MANDOLINEN gebaut haben, andere
INSTRUMENTE nur auf Anfrage, und gelegentlich findet man einige davon (z.B. Mandolinen) auf eBay. Das
INSTRUMENT, von dem wir sprechen, ist eine Art maßgefertigter
PROTOTYP und recht selten.“
(2) Tochter BARBARA HIRSCH stellte HIER einiges richtig:
„Mein VATER war KEIN INSTRUMENTENBAUER, sondern verkaufte lediglich NEUE & GEBRAUCHTE INSTRUMENTE bekannter Hersteller, die allesamt mit seinem FIRMEN-AUFKLEBER versehen waren. In seiner WERKSTATT entstanden also keine NEUEN INSTRUMENTE; es wurden darin allerdings INSTRUMENTE aller Art ÜBERHOLT & REPARIERT.
Mein VATER war für Beschaffung & Verkauf, meine MUTTER (als
“mithelfende“ Ehefrau) in der Hauptsache für die Buchhaltung und auch für den Verkauf zuständig.
In der FIRMA waren weiterhin tätig:
1 Instrumentenbauer (Herr Simchen) / 1 Klavierstimmer (Herr Tengler) / 3 Verkäuferinnen / 1 Hausmeister (Herr Klarenbach).“ERGÄNZUNG: Herr Tengler hatte damals ein kleines LIED komponiert:
„In Senftenberg, nicht weit vom Bahnhof, steht ein schönes Musikhaus, mit Instrumenten aller Arten, komm‘ und such‘ dir schnell was aus: Mandolinen & Gitarren, …“
ZU SPÄT – Ende der 1980er Jahre wurde das MUSIKHAUS GESCHLOSSEN ! „Mein VATER hatte das GEBÄUDE an einen gewissen Herrn Noack auf Rentenbasis verkauft, der jedoch nach dem Tode meines Vaters im Jahre 1990 die geringen Zahlungen einstellte. Er war pleite und hatte HAUS & GESCHÄFT schon vorher an die Fa. Lindner verkauft, die darin heute noch ein ELEKTROGESCHÄFT mit Reparatur-Service betreibt. Das angrenzende GARTENGELÄNDE war einst nur gepachtet von der Familie Obenaus. Heute steht an gleicher Stelle der Discounter ALDI.“
VERMÄCHTNIS GEORG HIRSCH (10.06.1904 - 09.12.1990) „In RUNDFUNK & SCHALLPLATTE sind der HAUSMUSIK gefährliche GEGNER entstanden. Sie können aber demjenigen nicht schaden, der einmal DAS GLÜCK EIGENEN MUSIZIERENS an sich selbst erfahren hat. In Jugendkreisen spielt man wieder INSTRUMENTE und auch…KLAVIER. Man will DAHEIM MUSIZIEREN, nach NOTEN spielen, so gut es eben geht.
Diese HAUSMUSIK ist die wahre QUELLE aller MUSIKFREUNDE.
Sie ist aber auch ein wirtschaftlicher Hauptfaktor unseres gesamten MUSIKLEBENS, denn ohne den MUSIKLIEBHABER kann kein MUSIKVERLEGER leben, kein INSTRUMENTENMACHER & MUSIKALIENHÄNDLER auf die Dauer bestehen.
In der PFLEGE HÄUSLICHEN MUSIKLEBENS liegt die ZUKUNFT DER DEUTSCHEN MUSIK.“ (>Senftenberger Anzeiger< 1937)
WIR BEHALTEN IHN ALS FÖRDERER DES SENFTENBERGER MUSIKLEBENS
IN BLEIBENDER ERINNERUNG !