Nach dem Vorbild der LANDESFÜRSTEN hatten einzelne STÄDTE im 14./15. Jh. angefangen, sich nicht mehr mit „herumstreifenden MUSIKANTEN“ zur Besorgung des städtischen MUSIKWESENS zu behelfen, sondern eigene Leute unter dem Namen
>STADTPFEIFER< anzustellen. Bald hatte jede bedeutende STADT eine eigene >STADTPFEIFEREI<, deren MUSIKER durch ZUNFTREGELN wie HANDWERKER organisiert waren.
(Lehrzeit – Lossprechung – Wanderschaft – Anstellung)
Um die Mitte des 19. Jh. entwickelten sich daraus "subventionierte kapitalistische UNTERNEHMUNGEN“, deren sämtliche RECHTE & PFLICHTEN einem einzigen KAPELLMEISTER übertragen wurden, dem von der Stadt der Titel eines „STADTMUSIKDIREKTORS“ verliehen und gleichsam eine SUBVENTION zugesprochen wurde. Dafür war er verpflichtet, an SONN~ & FESTTAGEN auf dem MARKTE oder an einer belebten STRASSE ein >FREIKONZERT< zu spielen und an hohen Festtagen CHORÄLE vom KIRCHTURM oder dem RATHAUS blasen zu lassen. Meist hatte er auch bei den KIRCHLICHEN MUSIKAUFFÜHRUNGEN mitzuwirken, wofür er von der KIRCHENGEMEINDE ebenfalls eine feste JAHRESSUMME bezog.
(1) In SENFTENBERG gründete
H. JETSCHICK gleich ein
MUSIK-INSTITUT, in welchem sich JUNGE LEUTE bei freier KOST & WOHNUNG auf geborgten INSTRUMENTEN eine gediegene musikalische AUSBILDUNG angedeihen lassen konnten.
(2) Die
HAUPTBESCHÄFTIGUNG bestand in der Ausführung von TANZ~ & MARSCHMUSIKEN, BIERKONZERTEN & ähnlichen Musikleistungen. Daneben wurden häufig auch ABONNEMENTS~ & BENEFIZKONZERTE, wie hier „zum Besten des Krankenhauses SFB“, veranstaltet. In den Sommermonaten fungierte der Klangkörper ab & an auch im STADTPARK als „KURKAPELLE“.
(3) Da zur
LEITUNG DER KAPELLE, deren GESCHÄFTE sehr flott gehen sollten, oftmals die Kraft eines UNTERNEHMERS nicht mehr ausreichte, hielten sich die meisten STADTMUSIKDIREKTOREN einen sog. „KONZERTMEISTER“. In SENFTENBERG wurde von Herrn JETSCHICK der
MUSIKDIREKTOR WULSCHNER zum Teilhaber erkoren, der laut EIGENWERBUNG ein wahrhaft
INSTRUMENTALES MULTITALENT gewesen sein muss – wenngleich sich ja die INSTRUMENTE der gleichen „FAMILIE“ (Streich~, Holz~, Blechblasinstrumente) in ihrer SPIELWEISE kaum unterscheiden…
(4) Speziell für die hochkarätigen
VERANSTALTUNGEN in >Baranius‘ Concert-Salon< galt natürlich das Interesse & Bestreben des MUSIKDIREKTOR, seine KAPELLE, soweit es möglich war, auf künstlerische HÖHE zu bringen. Dementsprechend erhielten die SCHÜLER / LEHRLINGE / (MUSIKER)GEHILFEN einen geregelten UNTERRICHT, aus dem zahlreiche brauchbare MUSIKER hervorgingen, die z.B. im Jahre 1891 in der 23 Mann starken LEHRLINGSKAPELLE von Herrn JETSCHICK mit einem GROSSEN STREICH-KONZERT zum musikalischen Höhenflug ansetzte.
(5-8) In vielen Provinzstädten gab es dazumal MUSIKKAPELLEN, die aus einem sog. „MUSIKDIREKTOR“ und an die 20 halbwüchsigen JUNGEN bestanden. Kritisiert wurde bisweilen, dass „diese armen BURSCHEN bei TAG üben oder häusliche Arbeiten verrichten, und am ABEND von 7 Uhr ab oft bis in den hellen MORGEN hinein in LOKALEN von bisweilen sehr zweifelhaftem Rufe bei KONZERT & TANZ ihre musikalischen KÜNSTE für 25 – 35 Mark GAGE vortragen mussten.
Bei den größeren LEHRLINGSKAPELLEN wurde nur sehr selten bzw. überhaupt nicht ZUSAMMEN GESPIELT; die LEHRLINGE wurden vielmehr in kleine TRUPPS geteilt, auf TANZBÖDEN, zu VEREINSFESTEN herumgeschickt – oftmals waren gleichzeitig mehrere STELLEN in diversen BIER~ oder TANZLOKALEN zu besetzen…"
Dennoch war man zu PFINGSTEN 1891 allerorts von der
>23 MANN STARKEN KAPELLE
UNTER PERSÖNLICHER LEITUNG DER HERREN DIRECTOREN
JETSCHICK & WULSCHNER< hellauf begeistert, was sich mit nachfolgenden ZITATEN aus dem >Senftenberger Anzeiger< von 1891 beweisen lässt: