Neues 650 - 2025-07-13

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Matthias
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Neues 650 - 2025-07-13

Beitragvon Matthias » Sa 12. Jul 2025, 11:15

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Harald
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Re: Neues 650 - 2025-07-13

Beitragvon Harald » Mo 21. Jul 2025, 13:43

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„Für den, der sich in GESCHICHTE & HEIMATKUNDE ordentlich umgesehen hat, ist es heute kein Kunststück mehr, eine einwandfreie ORTSCHRONIK zu schreiben.“

...posaunten einst vor allem die PFARRER & DORFSCHULLEHRER an den Stammtischen der DORFKNEIPEN.
Heute scheitert aber die anfängliche BEGEISTERUNG zumeist an lächerlichem KLEINKRAM: der eine kennt weder die WEGE in die ARCHIVE, noch in die Tiefen der HISTORISCHEN LITERATUR, der andere glaubt, es ginge alles ohne GELDAUSGABEN, der dritte lässt sich ablenken, sein STROHFEUER erlischt bald, den vierten packt schließlich die „STOFFANGST“, d.h. er glaubt bei der FÜLLE an geschichtlichem Stoff mit der CHRONIK NIE FERTIG zu werden. Gediente HEIMATFORSCHER kennen diese GRÜNDE und verstehen sie auch, denn
WER eine CHRONIK verfassen will, muss von einem wahren FEUEREIFER ergriffen sein, muss sich wie ein BEGNADETER ergo AUSERWÄHLTER vorkommen, der selbstlos ein DANKBARES, gleichsam SCHWERES AMT auf sich nimmt, denn GESCHICHTSFORSCHUNG ist etwas anderes als GESCHICHTSSCHREIBUNG

Als FORSCHER musst du ganz individualistisch, verstandsmäßig arbeiten – als SCHREIBER bist du mehr oder weniger emotional gebunden, musst dennoch objektiv sein, dich somit klar in FÜR & WIDER aussprechen.
Überlege dir also zunächst einmal gründlich, WIE DU IN EINER CHRONIK ERZÄHLEN WILLST, ob als QUERSCHNITTE in Jahrhunderten oder VOLKSTÜMLICHE ERZÄHLUNG, natürlich unter Einhaltung der allgemein üblichen wissenschaftlichen Gepflogenheiten, vor allem der Quellenangabe.
Wichtige Voraussetzung ist ein in Ober~ & Unterabschnitte gegliederter GESAMTPLAN DER CHRONIK, welcher dem LESER, speziell dem in HEIMATKUNDE unterrichtenden LEHRER, das schnelle AUFFINDEN einer gewünschten AUSKUNFT erleichtert.
Du hast nur die WAHRHEIT & das WICHTIGSTE zu sagen, und dabei sowohl dem STOFF als auch der DARSTELLUNGSART stets das rechte Maß & den Abstand zu wahren. DAS IST KEINE LEICHTE ARBEIT !
Deine NACHFAHREN werden dir hoffentlich die geopferte ZEIT & ARBEIT von Herzen danken…
AUF DENN ANS WERK, liebe CHRONIKON – Aspiranten!
…MIT EINIGEN PRAKTISCHEN WINKEN FÜR ORTSCHRONISTEN
(gefunden in >Mitteldeutsche Blätter für Volkskunde< / Heft 1/2 – 1935)

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• Lege eine STOFFSAMMLUNG in ZETTELN an, sortiere, bündle sie, oder lege sie gleich in ZETTELKÄSTEN.
BUCHNOTIZEN sind unhandlich.
• Notiere sofort beim AKTEN~ oder BUCHAUSZUG die betreffende FUNDSTELLE bzw. das GEHÖRTE mit Angabe der Person, Zeit & des Ortes; du ersparst dir damit späteren ÄRGER.
• Lies vor allem alle handgeschriebene & gedruckte LITERATUR über deinen ORT (Kirchenbücher, Zeitungsberichte) und stelle die ORTSGESCHICHTE in landes bzw. sachgeschichtliche Zusammenhänge, um nicht falschem LOKALPATRIOTISMUS & zu engem GESICHTSKREIS anheim zu fallen.
• Da bislang noch kein MEISTER vom Himmel gefallen ist, hole dir RAT bei HEIMATFORSCHERN & ~VEREINEN.
Dort erfährst du, welche gedruckten QUELLEN, BIBLIOTHEKEN & ARCHIVE in Frage kommen.
Vergiss nicht das RÜCKPORTO bei schriftlichen ANFRAGEN!
• Frage ungeniert in ARCHIVEN die dort tätigen Angestellten, wenn du in puncto QUELLEN oder ihrer altertümlichen SCHRIFT im unklaren bist; sonst gehst du, nachdem du ZEIT & GELD geopfert hast, enttäuscht heim und verlierst die LUST am Weiterarbeiten.
• Gehe schonend mit GELIEHENEN BÜCHERN & ARCHIVALIEN um. Notiere sofort ALLES, was du für deine CHRONIK in Erfahrung bringst, auch das GERINGFÜGIGE kann u.U. im großen Zusammenhang zu einem wichtigen BAUSTEIN werden. Betrachte SAGEN, BRÄUCHE, MUNDART, GEGENSTÄNDE (z.B. Hausgeräte) aller Art für ebenso wertvoll, wie schriftliche URKUNDEN.

Chronist nah dran_resize.jpg

• Um die VOLKSSEELE zu erforschen, ist „AUSFRAGEN“ angesagt Sei frei von politischen, religiösen & sozialen VORURTEILEN, lass dir aber keine FLUNKEREIEN vormachen. Prüfe die QUELLEN und lass NEBENSÄCHLICHES weg.
• Auch die LETZTEN EREIGNISSE der Gegenwart sind GESCHICHTE. Beende deine CHRONIK also nicht unbedingt mit dem WELTKRIEG.
• DEINE CHRONIK soll zwar ein BAUSTEIN für die LANDESGESCHICHTE, jedoch vor allem auch für NICHTORTSANSÄSSIGE verständlich & fesselnd sein. Berichte wahrheitsgemäß, beschönige nichts.
Erzähle nur das, was für die ORTSENTWICKLUNG wichtig war, lass alle weitschweifigen, allgemeingeschichtlichen ERÖRTERUNGEN weg. Missbrauche deine CHRONIK nicht, um zu zeigen , wie GELEHRT du bist und was du vor ihrer ABFASSUNG alles gelesen hast oder wem du bei dieser Gelegenheit ans Bein pinkeln möchtest.
• ORTSGESCHICHTE ist nur ein BRENNSPIEGEL, in dem sich die „STRAHLEN der GROSSEN GESCHICHTE“ fangen. Für dich ist aber der BRENNSPIEGEL am wichtigsten, sonst entsteht eine „AUFGEBLASENE CHRONIK“ oder bildlich ausgedrückt: ein ZWERG im Kleide eines RIESEN.
Verfalle nicht in bloßer AUFZÄHLUNG VON TATSACHEN, sondern verbinde sie KAUSAL. Erspare den LESERN viele WORTE, wo übersichtliche TABELLEN, KARTEN, DIAGRAMME & KURVEN am Platze sind.
Sprich getrost aus, dass dir trotz allen Forschens & Recherchierens etwas unklar geblieben ist und scheue dich auch nicht, dein fertiges MANUSKRIPT vertrauenswürdigen GESCHICHTSFREUNDEN & HEIMATFORSCHERN zu zeigen, denn durch AUSSPRACHE wird mancher IRRTUM beseitigt, manche LÜCKE geschlossen.
• Du schaffst immer für ein HOHES IDEAL, kannst mit deiner CHRONIK eventuell eine Finanzspritze abstauben, zumindest aber reichlich EHRE verdienen, die darin besteht, dass du etwas in Eigenregie für DEINE HEIMATSTADT geschaffen hast…na, und DAS IST DOCH SCHON MAL WAS, oder ?

Das SENFTENBERGER RATHAUS ist noch immer auf der Suche nach einem CHRONIK-SCHREIBER – ICH bin definitiv aus dieser Nummer raus…! ;)

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