„Nach alter TRADITION werden an deutschen VOLKSSCHULEN neben dem obligatorischen TURNUNTERRICHT auch die freien LEIBESÜBUNGEN, wie JUGENDSPIELE, SCHWIMMEN, WANDERN durch Frühling, Sommer & Herbst, SCHLITTELN, EIS~ & SKILAUF im Winter mit Eifer und Freude gepflegt.
Vor allem WANDERUNGEN sind eine Quelle der Lebensfreude, Tatkraft & Lernbegierde. Planmäßig soll die JUNGE SCHAR an freien Nachmittagen & Sonntagen, von einem WANDERTAG zum nächsten nach allen Richtungen ausstrahlen. Und was die FÜSSE nicht erreichen können, soll das AUGE weithin schweifend erfassen. Die JUGEND soll im FREIEN atmen, lernen und vertraut werden mit WEG & STEG, mit Stein, Pflanze & Tier, mit den HÖHEN & WEITEN der HEIMAT.“
(aus >Zeitschrift für Schulgesundheitspflege< 1908)
Allen „gelernten ehemaligen DDR-Schülern & Lehrern“ ist sicherlich noch in Erinnerung geblieben, dass das Ministerium für Volksbildung für jedes Schuljahr 2 Unterrichtstage als WANDERTAGE vorgesehen hatte, an den EOS sogar derer 3. Was machten die SCHÜLER & LEHRER nun eigentlich an diesen Tagen bzw. worin lagen SINN & ZIEL dieses WANDERTAGES in der Praxis des SCHULALLTAGS?
War es womöglich nur ein überaus gemütlicher KLASSENAUSFLUG, oder wirklich ein anstrengender TAG ZUM WANDERN, oder was war es eigentlich? Nun ja. Zur Abwechselung planten ja manche LEHRER auch schon mal sehr mutig eine etwas längere FUSSWANDERUNG, vertraute sich jedoch, dem meist einstimmigen „Schülerwunsch“ nach Bequemlichkeit folgend, den gängigen Verkehrsmitteln BAHN und/oder BUS - oder mit beiden an. Auf „Schusters Rappen“ wurde sehr selten, eher schon per Fahrrad GEWANDERT… Letzteres war immer der reinste ABENTEUER-TRIP, weil oft schon vor bzw. vermehrt während der Fahrt das große FAHRRAD - STERBEN (Ventil, Schlauch, Kette, Speichen usw.) einsetzte...
Da allerdings der WANDERTAG, wie jeder andere SCHULTAG auch, der „Erfüllung des Erziehungs~ & Bildungsauftrags“ diente – durfte er also KEINE, wahlweise nach Alter & Geschlecht umfunktionierte, KAFFEE~, BRAUSE~ oder BIERFAHRT sein.
Zur Not konnte man den WANDERTAG selbstredend aber auch in eine „populärwissenschaftliche EXKURSION" umtaufen, oder ihn einfach VERSCHENKEN, indem man die SCHÜLER als ZUSCHAUERKULISSE zu irgendwelchen kulturell-sportlichen VERANSTALTUNGEN beorderte…(Friedensfahrt, Turn~ & Sportfest, Spartakiade etc.)
So weit zum WANDERTAG gemäß einst hochgelobtem sozialistischen BILDUNGSSYSTEM !
Mit der WANDERLUST tat man sich bei der SCHULJUGEND nicht nur zu DDR-Zeiten schwer. Nach der politischen WENDE sparte man WANDERTAGE gern zu mehrtägigen WANDERFAHRTEN zusammen und bereiste dann per REISEBUS nicht etwa die bislang unerreichbaren BUNDESLÄNDER, sondern die uns umgebenden HAUPTSTÄDTE, wie Rom, Paris, London etc.
Doch schon unsere Altvorderen hatten einst mit der WANDERLUST Probleme, was sich an einem ARTIKEL aus dem >Senftenberger Anzeiger< von 1937 nachweisen lässt.
HIER wurde nämlich sehr energisch die WERBETROMMEL für ROMANTISCHE WALDWANDERUNGEN gerührt:
WOHL KEIN ANDERER HÄTTE MEHR URSACHE ZUM WANDERN,
ALS DIE MENSCHEN, DIE DEN GRÖSSTEN TEIL IHRES LEBENS ZWISCHEN TAGEBAU & FABRIKEN VERBRINGEN !
Und aus diesem Grunde ist der RUF für unsere heimische Bevölkerung besonders dringlich:
WANDERT & ERFREUT EUCH AN DEN SCHÖNHEITEN DER SCHÖPFUNG ! "Unser VOLK bedarf des WALDES, der ein geheimnisvoller ORT voller LEBEN ist, und wir müssen ihn unbedingt für unsere Nachkommen erhalten. Er soll als GEMEINGUT dienen, in welchem jeder nach Herzenslust WANDERN kann. Er ist der GESUNDBRUNNEN unseres Volkes, ist die STÄTTE, wo der Mensch RUHE & ERHOLUNG sucht und findet. Der WALD ist die große LUNGE, die immer sauerstoffreiche LUFT erzeugt, schlaffe KÖRPER stärkt und MÜDE erfrischt. Vielen ist er ein FREUND.
Einzelne MENSCHEN „sehen den WALD vor lauter BÄUMEN nicht“. Sie wandern achtlos zwischen den Bäumen umher und beachten weder BLUMEN noch INSEKTEN. Ihre Aufmerksamkeit erregt höchstens ein flüchtendes REH. Viel nutzbringender können SPAZIERGÄNGE durch unsere WÄLDER sein, wenn es verstanden wird, die GEHEIMNISSE des Waldinnern zu beobachten und zu belauschen. Nicht das DURCHEILEN des Waldes auf den WEGEN, sondern ein stilles SCHAUEN und aufmerksames LAUSCHEN im Walde verspricht einen echten GENUSS.
Der INSEKTENFREUND wird dem kleinen kriechenden & fliegenden GETIER seine Aufmerksamkeit zuwenden, der TIERFREUND schaut bald einem EICHHÖRNCHEN, bald dem Huschen der EIDECHSEN oder einem REH mit seinem KITZCHEN zu. Dem VOGELFREUND werden ein fröhliches GEZWITSCHER und der liebliche GESANG erfreuen, und auch der PFLANZENFREUND wird im Walde auf seine Kosten kommen. Manche MERKWÜRDIGKEITEN bieten die BÄUME in ihrem Wuchs, sei es bunter MISCHWALD oder ein reiner LAUB~ oder NADELWALD – jeder hat seine besondere eigenartige SCHÖNHEIT zu allen TAGESZEITEN.
Und die NATUR wartet auf uns STUBENHOCKER, um uns in LUFT & SONNE zu bringen. Wir müssen nur unsere BEINE bewegen & WANDERN…und sei es anfangs auch nur in der UMGEBUNG unserer Heimatstadt SENFTENBERG…"