Schön, wenn ein Kommentator nicht nur auf alte Schriften & Originaldokumente sowie Artikel aus dem >Senftenberger Anzeiger< zurückgreifen kann, sondern auch auf Leserzuschriften aus der >Lausitzer Rundschau<. Als vor Jahren historische Ansichten von Senftenberg und Umgebung in der Lokalzeitung vorgestellt wurden, durften die Leser, sofern sie diese erkannt hatten, mit eigenen Erinnerungen gewürzte Beiträge einsenden.
Unter den Zuschriften befanden sich sehr oft auch detailreiche Artikel von profunden Kennern der Historie unserer Heimatstadt, wie
z.B. vom Nestor der Heimatforschergilde
HANS HÖRENZ.
In seinem Beitrag vom 6.1.2007 ging er auf das markante Gebäude an der Ecke Bahnhof~/ Güterbahnhofstraße ein:
„Die Jüngeren kennen es als ein Objekt des Fernmeldewesens. Die in dunkelrot gehaltene Außenfassade, neue große Fenster, wie sie auch schon früher das Äußere des Ballsaales prägten,…lassen erkennen, dass die Eröffnung eines modernen Bowlingscenters unmittelbar bevorsteht…“Darunter war das folgende Foto abgebildet, welches beweist, dass sich die Grundbausubstanz des ehemaligen
HOTEL >BARANIUS< (zum Glück) nicht wesentlich verändert hat.
Liest man weiter, kann man die im Text eingebetteten historischen Fakten herauslösen, die ich kurz zitieren möchte:
„Das Gebäude – nur Schritte vom Bahnhof entfernt – das Ende des 19. Jahrhunderts als Hotel mit Gaststätte und großem Saal erbaut und genutzt wurde, ist reich an Traditionen. Es gehörte auch noch in den 30er-Jahren, als allein in Senftenberg 6 Hotels sowie weitere 32 Gaststätten und Restaurants um die Einkehr und Bewirtung der Reisenden und Gäste warben, zu den bekanntesten Häusern der Gastronomie in der damals erst rund 18.000 Einwohner zählenden Stadt.
Die Adressbücher des Kreises Calau (1937 und 1941) weisen ELSE & den Gastwirt ARTUR SCHÖTZIG als Bewohner der Bahnhofstraße 49 aus. Schon auf alten Postkarten hatte das Hotel >Baranius< ebenso einen festen Platz, wie auf Plakaten und Annoncen in Zeitungen…“Und zum Stichwort
ANNONCEN habe ich zwei Beispiele ausgewählt, die (1) aus der jetzigen Jahreszeit stammen und (2) die entsprechende Ankündigung im >Senftenberger Anzeiger< mit dem dazugehörenden Begleitartikel vereinen:
„Gestern abends fand das OSTER-KONZERT der Jetschick’schen Kapelle im BARANIUS’schen Saale statt und war der Besuch desselben gut. Sämtliche Piecen gaben Zeugnis von regem Fleiß und wurden durch Beifallsbezeugungen belohnt, namentlich ernteten die Solis, besonders der Xylophonvortrag von Frl. M. Jetschick, so viel dankbare Anerkennung, daß demselben gern und willig ein weiterer folgte.
Im ganzen bewies die Kapelle, daß sie trotz bereits erfolgtem Abgang von 8 ausgebildeten Leuten, welche zumteil jetzt des ‚Kaisers Rock’ tragen, auf der Höhe der Zeit steht; so mögen künftige Veranstaltungen des Konzertgebers sich stets durch ein volles Haus auszeichnen und die jungen Kräfte zu fleißigem Weiterstreben anspornen.“
„Am Sonntag, 14. März (1910), abends 8 Uhr veranstaltet wiederum der so rührige TURNVEREIN >GERMANIA<im Baranius’schen Saale einen seiner so beliebt gewordenen Unterhaltungsabende.
Das für diesen Abend vorliegende sehr gediegene Programm ist vollständig dem einer Sänger-Gesellschaft gleich und weist nur die besten Kuplets, Soloszenen, Duetts und Theater auf, so daß man mit größtem Interesse der Aufführung entgegensieht und kann also demnach einem Jeden der Besuch nur angelegentlichst empfohlen werden. Der eventl. Ueberschuß wird wiederum dem Jahndenkmalsfond zufließen…Wer mit einer Einladung übersehen worden sein sollte, sei hiermit nochmals auf obige Veranstaltung besonders aufmerksam gemacht.“Man könnte noch viele Anzeigen aus dem >Senftenberger Anzeiger< anführen, die für Konzerte aller Art, Festveranstaltungen, Tanzstundenbälle u.v.a.m. warben, denn dafür war der große Baranius-Saal prädestiniert.
Abschließend erwähnt Herr
HÖRENZ auch noch die einige Jahrzehnte dauernde Nutzung des Gebäudekomplexes für das Telegrafen~ und Fernsprechwesen:
„Allerdings saßen hier nicht die ‚Fräulein vom Amt’, die sich früher bei der Wahl der >0< beispielsweise als >Fernamt 15< meldeten.
Im BARANIUS waren es insbesondere die Fernsprechspezialisten und Handwerker sowie die Fernmeldeamtsmitarbeiter, die hier in Werkstätten, Lagerräumen oder Büros ihren Arbeitsplatz hatten.
Mit der Übernahme des Objekts in den 90er-Jahren durch die >Telekom< ist dann auch dieses Gebäude leer gezogen worden…“Was ich mir in diesem Zusammenhang noch wünsche, wären informative Beiträge von Herrn
HÖRENZ auch auf dieser Webseite.
Eventuell findet er in seinem großen Bildarchiv auch noch Postkarten bzw. Fotografien von Senftenberg & Umgebung, die bislang noch nicht bei uns zu sehen waren. Wir würden uns sehr über eine leihweise Überlassung zum Einscannen freuen…;-)