Neues 161 - 2014-12-28

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Matthias
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Neues 161 - 2014-12-28

Beitragvon Matthias » So 28. Dez 2014, 09:35

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Harald
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Re: Neues 161 - 2014-12-28

Beitragvon Harald » So 28. Dez 2014, 10:52

Obwohl die Augsburger >Allgemeine Zeitung< schon im Jahre 1871 davon berichtete, dass in Washington ein SIGNALBUREAU eingerichtet worden ist, welches den Zweck hatte, "alle atmosphärischen Phänomene, welche der Schifffahrt und dem Ackerbau nachtheilig werden könnten, mit großer Wahrscheinlichkeit einen Tag voraus zu bestimmen und durch Telegraphen über das ganze Land schleunigst zu verbreiten, sowie täglich einen regelmäßigen WETTERBERICHT in allen Zeitungen zu veröffentlichen", stieß selbige in Europa noch auf taube Ohren.
Dagegen beschränkte man sich in Deutschland auf die eben so untrügliche als boshafte Regel nach dem althergebrachten Motto
"...dass das Wetter morgen so sein werde,
wie es übermorgen gewesen sein wird."

Auch unser >Senftenberger Anzeiger< folgte der alten Tradition der
>NACHRICHTEN VON DEM WETTER<,
es nicht vorauszusagen,
sondern nur nachträglich zu kommentieren:

Wetterbericht 1713_resize.jpg

In diesem Stil der WETTER-NACHLESE lasen sich die Mitteilungen in unserem Lokalblatt meist wie ein unterhaltsamer FORTSETZUNGSROMAN.
Und da nun unsere aktuelle Postkarte das Phänomen vom stets lang ersehnten ERSTEN SCHNEE aufgegriffen hat, möchte auch ich meinen Kommentar darauf ausrichten und demonstrieren, wie sich beispielsweise im Jahre 1926 der WINTER in Senftenberg anließ:

ES WILL DOCH WINTER WERDEN

16. Dezember:

"Dunderkiel - heute Nacht fiel der erste 'ordentliche' Schnee.
Das muß festgehalten werden, da es etwas außerordentliches ist, wenn anno 1926 bei uns der erste Schnee erst in der Nacht zum 16. Dezember fällt. Wer noch einmal den Sommerhut betrachtet, den 'Uebergangsmantel' weiter beliebäugelt hat, der wird wohl heute morgen etwas erschrocken gewesen sein.
Dahingegen wird so manches Herz vor Freude (aber so, daß es keiner hörte, denn es könnte ja wieder anders werden) stärker geschlagen und die größten Hüpfer ausgeführt haben.
Auch heute vormittag noch rieselten die lang ersehnten weißen Flocken vom grauen Himmelszelt. Allerdings hat dieser Neuschnee noch etwas zaghaftes, wässeriges an sich; Winterfreuden wird er also kaum schon bringen. Auf alle Fälle ist aber ein Anfang damit gemacht,
unsre braune Landschaft in eine weiße zu verwandeln."

17. Dezember:

"Die WETTEROPTIMISTEN haben nicht recht behalten, statt eines prächtigen Winterwetters bescherte uns der gestrige 'ERSTE SCHNEE' Schlabberwetter, Regen, nasse Füße und bespritzte Kleider. Nach den Berichten der Wetterwarten ist für Mitteldeutschland vorläufig noch mit dem Anhalten des niederschlagsreichen, milden Wetters zu rechnen..."

23. Dezember:

"Zwar nicht über Nacht, sondern gestern im Laufe des Tages ist nun endlich der richtige WINTER gekommen.
Als in der 10. Vormittagsstunde der Rauch der Fabrikschlote beständig den Kurs nach West nahmen, wußten die Wetterpropheten, aha, der erste Ost auf Schnee bedeckte Flur, da gibt es den ersehnten Frost.
Sie hatten sich nicht getäuscht, der Wind blieb und schon am Nachmittag bedeckte die vielen Wasserlachen eine dünne Eisschicht und verwandelte auch die Bürgersteige in eine Eisbahn. Jetzt heißt es für jeden Hausbesitzer oder dessen Stellvertreter, die Wege und Stege mit stumpfen Material bestreuen, und den noch liegengebliebenen Schnee wegräumen.
Pünktlich nach dem Kalender hat in diesem Jahre der Winter eingesetzt;
nachdem am Tage Wintersanfang eine ansehnliche Menge Schnee gefallen war, sank das Thermometer in der Nacht vom 22. zum 23. Dezember auf 10 GRAD UNTER NULL."

24. Dezember:

"DIE KÄLTEWELLE - ganz plötzlich ist es kalt geworden.
Die Temperaturen sind weiter unter das normale Mittel gesunken, sodaß das Wasser gefriert und Eisblumen an den Fenstern glitzern.
Aus Nordosten, Rußland und Polen, ist die gewaltige Kältewelle hereingebrochen, wo das Thermometer schon seit einer Woche Durchschnittstemperaturen von 18 Grad unter Null aufwies.
Das voraufgegangene mildere Wetter läßt uns jetzt den Frost um so stärker empfinden. Wohl sind wir froh, daß das wochenlange Patschwetter nun endlich ein Ende gefunden hat, daß wir trockenen Fußes durch die Straßen gehen können. Wir schlagen den Mantelkragen hoch, um uns vor dem scharfen Nordost zu schützen, der uns die Kälte noch empfindlicher erscheinen läßt.
Der WINTER hat mit seinen Manieren den Einzug gehalten.
Alle Wintersportenthusiasten begrüßen ihn mit Frohlocken; denn es wird nicht lange dauern, dann sind die Teiche und andere Gewässer fest zugefroren...Das Thermometer fiel heute nacht auf 13 GRAD UNTER NULL."

28. Dezember:

"WAS LANGE WÄHRT, WIRD GUT ! - das kann man getrost von der EISBAHN heute morgen behaupten, mit der unsere Stadt überzogen war. Als Senftenbergs Bevölkerung heute früh aufwachte, und sich zu ihrem allmorgendlichen Gang ins Geschäft, Büro oder Fabrik rüstete,
da war ein WUNDER geschehen:
Der eisige Nordost hatte über Nacht seinen gelinderen Bruder, dem Westwind weichen müssen, der Sprühregen in seiner Gefolgschaft mitführte, der sich alsbald zu GLATTEIS verwandelte..."

Übrigens gilt diese Art der WETTER-NACHBETRACHTUNG bis heute,
wie diese Meldung aus der >Lausitzer Rundschau< vom 27. Dezember 2014 beweist:

LR_27-XII-2014_resize.jpg


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