Neues 161 - 2014-12-30

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Matthias
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Neues 161 - 2014-12-30

Beitragvon Matthias » Di 30. Dez 2014, 09:22

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Harald
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Re: Neues 161 - 2014-12-30

Beitragvon Harald » Di 30. Dez 2014, 11:35

WAS IST DENN IN KLEINKOSCHEN LOS ?

Glaubt man dem >Senftenberger Anzeiger<, so waren die großen Veranstaltungen in diesem kleinen Dörfchen nicht gerade zahlreich an der Tagesordnung, denn nach diesbezüglichen Annoncen muss man lange suchen. In den meisten Dorfgasthäusern, so auch in Kleinkoschen, zeichneten der WIRT (die WIRTIN) & die JUGEND für die Organisation von "ÖFFENTLICHEN TANZABENDEN" verantwortlich, wie wir einer Anzeige von 1919 entnehmen können. Sicherlich ging es hier beim "Wettrennen der Ochsen und Hunde" sehr spannend & beim anschließenden BALL sehr turbulent zu.
Wer bei solchen kulturellen Höhepunkten "den Hut auf hatte", änderte sich mit der Entwicklung des Vereinslebens, beginnend in den Städten, nachfolgend auch auf dem Lande.
In KLEINKOSCHEN lud im Sommer 1920 der sogenannte
RAUCHCLUB >BLAUE WOLKE<, von dem bislang nur bekannt ist,
dass er 'vor 1925' gegründet worden ist, zu einem Vergnügen ein:

Kl.koschen 1919-1920_resize.jpg

Zur Begriffsklärung :
Zwischen 1900 und 1920, als das Rauchen nicht so verpönt war wie heute, suchten vielerorts auch die Dorfbewohner (Geschäftsleute, Bauern, Knechte usw.) die Geselligkeit.
Dabei rauchten und tranken sie & sangen "fröhliche Lieder über den Tisch". Als diese Runde zahlenmäßig anwuchs, gründete man unter dem Gesichtspunkt der Geselligkeit (Rauchen, Spielen & Singen) einen Verein mit dem Namen >RAUCHCLUB<. Für 10 Pfennig im Monat konnte jeder beitreten, der das 17. Lebensjahr vollendet hatte und sich laut Statut "anständig und ordentlich zu benehmen weiß".
Von nun an wurde also im Verein mit selbstangebautem Tabak, Zigarren und selbstgedrehten Zigaretten in gemütlicher Runde geraucht, gesungen und Theater gespielt. Auch Männer-Sängerriegen, Vorläufer der später populären Männerchöre, entstanden in den Rauchclubs.
In Ermangelung eines Fotos vom Kleinkoschener Rauchclub soll eins vom gleichnamigen Rauchclub aus HIRSCHBERG (1903) das typische "Erscheinungsbild" eines derartigen Vereins demonstrieren.
Man beachte die gekreuzten LANGPFEIFEN über dem BIERFASS ! ;-)

Rauchclub Blaue Wolke 1903.jpg
Die folgenden beiden Anzeigen mit Einladung zur SILVESTERFEIER offenbaren uns die erstarkte Präsenz des Rauchclubs in Kleinkoschen.
Lud man 1921 noch freundlichst zum "öffentlichen Tanzabend" ein,
so verwendete man 1926 bereits den Ausdruck "Silvesterkränzchen".

Silvester Kl.koschen 1921-1926_resize.jpg
Was hat es nun mit einem sogenannten
KRÄNZCHEN
auf sich ?
Die >Deutsche Encyclopädie< definiert es schon 1802:

"Uneigentlich nennt man im gesellschaftlichen Leben KRANZ oder KRÄNZCHEN eine geschlossene Gesellschaft von Personen, welche sich zu gesellschaftlichem Vergnügen bei jedem der Mitglieder der Gesellschaft, so wie sie die Reihe trifft, zu bestimmten Zeiten versammeln.
So hat man KRÄNZCHEN zum Schmausen, zum Spielen, zu musikalischen Belustigungen u.s.w., wo die Gesellschafter zu bestimmten Zeiten bey einem unter ihnen, so wie die Reihe ihn trifft, zusammen kommen. (ein Kränzchen haben / in das Kränzchen gehen)"

Aus zeitgenössischen Berichten erfährt man noch, dass
die Damen die Strickzeuge & die Herren die Pfeifen auspackten, mehrere Spielpartien arrangiert wurden und der Kränzchendiener anfragte, ob 'Braunes oder Weißes' gefällig sei. Es wurde dann harmlos geplaudert, wobei der Gegenstand des Gesprächs über eine Menge tiefphilosophischer Faseleien über Schönheit, Liebe, Treue, Vergänglichkeit, Ehe und Wehe nicht hinausging.
Deshalb waren sich Kritiker darin einig, dass KRÄNZCHEN in die Rubrik des sogenannten "häuslichen Familienjammers" und des "wechselseitigen Langweilens" gehören...

Da in KLEINKOSCHEN vermutlich keine "Vereinsmeierei" vorlag - immerhin wurden stets gleichermaßen "Jung und alt freundlich eingeladen" - werden es wohl stets GEMÜTLICHE SILVESTERKRÄNZCHEN
gewesen sein.
Und falls die Dorfjugend auch in diesem Jahr die Jahreswende im DORFGASTHAUS, welches sich wie eh und je im Besitz der Familie HERENZ befindet, feiern sollte, wünschen wir allen einen >GUTEN RUTSCH< ! :-)


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