Neues 161 - 2015-01-01

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Matthias
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Neues 161 - 2015-01-01

Beitragvon Matthias » Do 1. Jan 2015, 11:22

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Harald
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Re: Neues 161 - 2015-01-01

Beitragvon Harald » Do 1. Jan 2015, 13:14

X Prosit Neujahr_resize.jpg

WIE NEUJAHR - SO DAS GANZE JAHR !
...heißt es im Volksglauben. Und um den Start entsprechend gut vorzubereiten, entwickelte sich der letzte Tag des Jahres zu einem außergewöhnlichen Ereignis. Die Tradition, den SILVESTERABEND in Gesellschaft zu verbringen, geht auf alte Ängste zurück. In einer Gemeinschaft fühlten sich die Menschen stark genug und beschützt vor den bösen Geistern, die in den gefährlichen >12 NÄCHTEN< ihr Unwesen trieben. Reichlicher Alkoholgenuss zu Mitternacht, begleitet von Anstoßen und Prosit-Rufen, soll dem Unheil zudem entgegenwirken und das Glück anziehen.
SILVESTER wird orakelt, vor allem aber gelärmt und gefeiert, damit der Rutsch in das neue Jahr gelingt, die bösen Geister flüchten und das Glück Einzug hält. Übrigens: der Wunsch "Guter Rutsch" geht wohl auf den aus dem Jiddischen stammenden Begriff "Rosch" (was übersetzt "Anfang" bedeutet) zurück.
Ein "GUTER RUTSCH" ist also ein "GUTER ANFANG" !

Und wie die Senftenberger vor 90 Jahren ins Neue Jahr rutschten, entnehmen wir einem Bericht von 1924/25, bei dem SILVESTER zufällig auch auf einen Mittwoch fiel, wie wir der Anzeige entnehmen können:

Silvester 1924_resize.jpg

NEUJAHRSANFANG IN SENFTENBERG

"Als der letzte Tag des alten Jahres zur Neige ging, fegte ein scharfer Ostwind durch die Straßen. Das war nicht gerade behaglich.
Ein aufmerksamer Beobachter konnte von 8 Uhr abends an viele Personen beiderlei Geschlechts beobachten, die alle nach einem bestimmten Ziele - einem gemütlichen Familienkreis, in dem der Anbruch des neuen Jahres erwartet werden sollte - zustrebten.
An den Fenstern, den Balkonen und auf der Straße wurde das NEUE JAHR erwartet, während ein großer Teil nach dem Zentrum der Stadt, dem Markt, strömte. Hier setzte ein Pfeifen, Rufen und Singen ein, wie es Senftenberg infolge schlechter Witterung in den letzten Jahren nicht mehr gesehen hatte. Unter den Massen, die den Markt bevölkerten, herrschte eitelste NEUJAHRSSTIMMUNG. Ein großer Teil der Anwesenden hatte schon vor 12 Uhr den Anbruch durch reichlich flüssigen Alkoholgenuß gefeiert, mit Likören, Bier und um die Mitternachtsstunde mit Grog natürlich.
Einzelne fingen bereits nachmittags an zu feiern und feierten durch bis daß der Tag anbrach. Also ist es verständlich, wenn in einigen Wirtschaften schon nachmittags und gegen Abend flotter Betrieb herrschte. Je näher dann die zwölfte Stunde rückte, umso dichter bevölkerten sich Konzert-Kaffees, Kabaretts, Hotels und Restaurants, in denen sich der sprichwörtliche SILVESTERRUMMEL entwickelte und um 12 Uhr begann auf den Straßen und in den Lokalen das PROSIT-NEUJAHR-RUFEN und die Grog-Trinkerei, ohne die es nun einmal eben keine richtige SILVESTERFEIER gibt.
Dabei fehlte es in den teilweise überfüllten Lokalen und bei den Menschen auf den Straßen wahrlich nicht an Ueberraschungen und Humor. Als dann mit dem Glockenschlag zwölf die Kirchenglocken und die Sirenen der umliegenden Werke den ersten Tag des NEUEN JAHRES einweihten, da brach aus allen Ecken und Winkeln ein Tumult und Lärm los, wie er nur einmal im Jahre, nämlich am NEUJAHRSTAGE, von der Polizei geduldet wird.
Die Polizeibeamten, die wie eiserne Pfeiler in dem brandenden Gewoge an allen Ecken aufpostiert waren, mußten sämtliche Ulkereien und Scherze stillschweigend über sich ergehen lassen. Während vorwiegend das junge Volk sich mit Papiermützen und Knallsachen jeglicher Art versehen hatte, holten andere zur Feier der Stunde alte, bunte Kleidung hervor. Als Hauptcuriosum ist wohl zu erwähnen, daß einige Frauen sich als Männer verkleidet in dem Gewoge aufhielten, ohne von den meisten erkannt zu werden. In den Nebenstraßen des Marktes konnte man auch häufig Angetrunkene beobachten, die ihrem Wohlgefühl in Akrobatenkunststückchen, die sie auf der Erde ausführten, freien Lauf ließen.
Wie wir teils erfuhren, teils mit eigenen Augen sehen konnten, ging es ohne Händel und Zwischenfälle nicht ab. So mußte an mehreren Stellen der Stadt die Polizei zu ganz energischen Mitteln greifen, um die angetrunkenen Raufbolde zur Ordnung zu bringen. Auch die Glasscheiben einiger Schaufenster mußten daran glauben.
Das fetteste Geschäft haben natürlich in dieser Nacht sämtliche öffentliche Lokale gemacht, denen diese Stunden mehr einbrachten, wie oft viele Tage zusammen. Für viele andere dürfte aber der folgende Morgen eine überraschende Ernüchterung und Katzenjammer gebracht haben, wenn sie ihren Geldbeutel geleert oder wenigstens stark gerupft vorfanden.
So hat man traditionsgemäß das alte Jahr begraben, das neue begrüßt und getauft, natürlich mit den nötigen besten Wünschen.
Aber nicht allein auf den Straßen und in den Lokalen, sondern ebenso in den Familien im trauten Heim, wo die SILVESTERFEIER im Kreise der Lieben noch besonderen Wert besitzt. Wie lange gefeiert, getrunken und geprostet worden ist, vermag der Chronist nicht zu sagen, darüber soll auch des Sängers Höflichkeit zu NEUJAHR schweigen..."

Verschwiegen hat er auch die Anzahl der Raketen, Böller & Knallfrösche, mit denen die bösen Gespenster vertrieben und die guten Geister und das Glück ins neue Jahr geholt werden sollten.
Während in anderen Ländern der Jahreswechsel verhältnismäßig ruhig verläuft, werden hierzulande alljährlich Millionen Euro in die Luft gepulvert. ...ach, du ARMES (reiches) DEUTSCHLAND !
Was waren das doch für schöne Zeiten, als nur KNALLERBSEN & BLITZKNALLER verfügbar waren... ;-)

Blitzknaller & Knallerbsen_resize.jpg


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