Neues 164 - 2015-01-18

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Matthias
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Neues 164 - 2015-01-18

Beitragvon Matthias » So 18. Jan 2015, 10:29

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Harald
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Re: Neues 164 - 2015-01-18

Beitragvon Harald » So 18. Jan 2015, 20:42

Wanderschaft_resize.jpg
>DAS WANDERN IST DES MÜLLERS LUST<

Jeder von uns hat sicher ein um das andere Mal dieses alte VOLKSLIED leise vor sich her gesummt oder womöglich auch schon lauthals gesungen, wenn er "auf Schusters Rappen" unterwegs war.
Es wird zumeist dann angestimmt, wenn das angepeilte Wanderziel noch in endloser Ferne zu sein scheint und demzufolge die Motivation, also die Wanderlust, langsam aber sicher schwindet.
Nun stellt sich unweigerlich die Frage, ob die MÜLLERBURSCHEN tatsächlich immer LUST auf eine solch anstrengende Tippeltour hatten.
Es muss wohl in alten Zeiten tatsächlich an dem gewesen sein, denn hatte die WANDERZEIT überhaupt für alle HANDWERKSGESELLEN ihre großen Reize, so war dies angeblich bei den MÜLLERGESELLEN ganz besonders der Fall. Wenn der Frühling kam, zog es den arbeitenden Gesellen oft unwiderstehlich hinaus aus der staubigen Werkstatt in die sonnige Blütenpracht der freien Natur.

"Herr Meister ich bedanke mich der Arbeit, ich will mein Glück weiter suchen."
"Mühle geh du deinen Klang, und ich will gehen meinen Gang."

Jedoch nicht auf der staubigen Landstraße, wie die anderen Handwerksburschen, durchwanderte der MÜLLERBURSCHE die Welt. Sein Schlängelpfad wurde ihm vom fließenden Wasser gewiesen,
als ob es sein Element wäre.
Sein Felleisen war das SCHURZFELL, oder die weiße SCHÜRZE, worin er seine Sachen nach bestimmter Art einwickelte. Dieses Wanderbündel hängte er sich über die linke Schulter und wanderte, den MASSSTAB als Stütze in der rechten Hand, auf weichen Wald~ & Wiesenwegen dahin.
Gewöhnlich wanderte man zu zweit, mehr als drei zusammen auf der Wanderung verstieß gegen die Handwerksregel. Es geschah aber auch schon mal, dass sie aus Jux zu zehnt eine kürzere Wegstrecke gemeinsam bewältigten. Dann wurden sämtliche Bündel an einer Stange befestigt, die dann abwechselnd von zwei Wanderburschen auf den Schultern getragen wurde. Einer mimte dann den Spielmann und die anderen sangen fröhliche WANDERLIEDER.
Erreichten sie dann endlich ihr Ziel, übernachteten die anderen Handwerksburschen meist auf einer Wirtshausbank - neideten den Müllerburschen ihr Nachtlager aber keineswegs.
Deren SCHLAFSTATT in der Mühle bestand aus einem mit Kleie gefüllten Sackkissen. Nach altem Brauch durfte der Kopf nämlich nicht in ein weiches Federkissen einsinken, damit zumindest ein Ohr frei war, um auch im Schlaf den Gang der Mühle wahrnehmen zu können.

Details über die damals gebräuchliche WANDERKLEIDUNG der Müllerburschen entnahm ich sinnigerweise einem STECKBRIEF (1812):

Steckbrief 1812_resize.jpg

Nun ließen aber einige Gehilfen des Müllers, auch MÜHLBURSCHEN, MÜHLKNECHTE oder nur kurz MÜHLSCHE genannt - nur die Geschicktesten & Erfahrensten trugen stolz die Bezeichnung MÜHLKNAPPE - den nötigen Elan bei der Arbeitssuche vermissen.
Der Landesstelle war zu Ohren gekommen, dass einige von ihnen nur von Mühle zu Mühle liefen, ohne sich um Arbeit zu kümmern,
sich dennoch oftmals wochenlang in den Mühlen aufhielten und den betreffenden Müllern verpflegungsmäßig ganz schön auf der Tasche lagen.
Um diesen Missbräuchen zu begegnen, wurde vorgeschrieben, dass
"jeder wandernde Gesell, der sich länger als 3 Tage an einem Orte ohne Ursache aufhält, nicht länger im Orte zu dulden, sondern daß auf der Rückseite seiner Kundschaft zu bemerken sei:
'In der Stadt N.N. hat X.Y. keine Arbeit erhalten können, oder:
in keine Arbeit eintreten wollen.'
Diejenigen Müller, welche wandernde Müllerburschen über die gesetzlich vorgeschriebene Zeit in ihrer Mühle duldeten und verpflegten, wurden mit einer Geldstrafe von 1 bis 5 Talern belegt.
Die arbeitslosen Müllerburschen dagegen mussten sich damit abfinden, künftig als "VAGABUND" - also als gewöhnlicher Landstreicher ohne festen Wohnsitz - behandelt zu werden.
Da konnte man schon mal über Nacht in die Bettlerszene abgleiten...:-/


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