Neues 167 - 2015-02-08

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Matthias
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Neues 167 - 2015-02-08

Beitragvon Matthias » So 8. Feb 2015, 09:14

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Harald
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Re: Neues 167 - 2015-02-08

Beitragvon Harald » So 8. Feb 2015, 17:33

So abwegig ist der Gedanke von einem ALTEN SCHLOSS nun auch wieder nicht, denn in früheren Zeiten erzählten Großeltern an stillen Winterabenden der zu ihren Füßen hockenden Enkelschar oft sagenhafte Geschichten von einem solchen, welches sich wohl im Senftenberger Laugk befunden haben soll und wo böse Raubritter ihr Unwesen trieben & freche Kobolde die Menschen neckten, vor allem aber wo in den sumpfigen Tümpeln rund um das Schloss der Nix, ein geheimnisvoller Wassermann, zu Hause war.
Und tatsächlich findet man besagtes Bauwerk als WÜSTES (also ödes, verfallenes) und späterhin als ALTES SCHLOSS auf einigen Landkarten des 18./19. Jh. wieder:

Altes Schloss_resize.jpg

Um mehr darüber zu erfahren, hilft ein Blick in die >PAULITZ-CHRONIK<:

"Um das Jahr 700 n. Chr., bald nach ihrer Einwanderung, hatten sich in der Nähe des heutigen Senftenberg die Sorbenwenden angesiedelt und kleine Dörfer gegründet.
Aus den verschiedenen Stammesfehden oder Angriffen durch die Deutschen mag sich die Notwendigkeit zur Errichtung von ERDSCHANZEN ergeben haben. Eine solche ist auch der im Senftenberger LAUG hinter dem WOLFSGARTEN gelegene RUNDWALL, welcher gemeinhin
>DAS ALTE SCHLOSS<
heißt.
In den Zeiten der Gefahren zogen sich die Bewohner der Gegend in die durch dichte Waldung und undurchdringliches Gesträuch verdeckten Sümpfe zurück und bauten hier mit übermenschlicher Anstrengung Stätten, die ihnen eine Zuflucht, wenn auch nur auf kurze Zeit, gewährten.
Die vielfach verbreitete Meinung, dieser RUNDWALL sei die Stätte, worauf zuerst die BURG SENFTENBERG gestanden hat, beruht aber auf einem großen Irrtum. Es ist durch sachverständige Gelehrte (Friedel) aufs klarste bewiesen worden, daß sie mit ihrer noch deutlich erkennbaren, an einzelnen Stellen 1½ Meter hohen Umwallung und mit einem Unfang von 300 Schritt, weiter nichts ist, als ein vorslawischer RUNDWALL, da sich darin keinerlei Mauerwerk, auch nicht einmal der für eine HOLZBURG nötige massive Unterbau vorgefunden hat.
Solche RUNDWÄLLE dienten früher als Gerichtsstätten, für Versammlungen oder vorläufige Zufluchtsstätten in Fehdezeiten bei plötzlichen Überfällen; daher waren sie an sicheren Orten angelegt.
Daß der erwähnte Rundwall, >ALTES SCHLOSS< genannt, nicht die Stätte sein kann, wo die erste, feste 'SÜMPFENBURG' gestanden hat, geht außerdem schon daraus hervor, daß die Stadt wohl nie an einer anderen Stelle gestanden hat, und Stadt und Burg gehörten, wie überall, so auch hier, unmittelbar zusammen, denn die Stadt gehörte zur Burg, nicht aber umgekehrt, und die Stadt hätte von der Burg nicht können durch einen Strich sumpfigen Landes von einer Viertelstunde Weges getrennt sein. Hatte eine solche VERSCHANZUNG sich längere Zeit als SCHUTZWALL bewährt, so errichtete man auch gern in deren Nähe eine RITTERBURG.
Bald nach der Besiegung der Wenden durch die Deutschen legten die Ritter im Auftrage des Lehnsherren mitten in die Sümpfe der Schwarzen Elster eine BURG an, die 'SÜMPFENBURG', d.i. die Burg im Sumpfe, woraus im Laufe der zeit der Name SENFTENBERG entstanden ist..."

Hauptlehrer J.G. Paulitz erkannte die irrtumbehaftete Faktenlage, fügte aber ein neues Rätsel hinzu: er schreibt von einem Rundwall hinter dem WOLFSGARTEN & jedermann vermutet wohl gleich ein Wolfsgehege o.ä. Auf einer Landkarte ist aber die Rede von WOLFF'S GARTEN. Es könnte durchaus der Privatforst einer Familie Wolff gewesen sein. Wohl um solche Fehldeutungen zu vermeiden, wurde er später in BÜRGER-BUSCH umbenannt.
Wie dem auch sei: auch das nachfolgende wiss. Nachschlagewerk konnte den "Schleier" um das ominöse ALTE SCHLOSS nicht vollends lüften:

Landbuch NL_1856_resize.jpg

"Die Zeit der Erbauung des ALTEN SCHLOSSES ist unbekannt, reicht aber gewiß, wie schon die Lage andeutet, in die altslawische Periode hinein. Noch jetzt ist der Ort, wo es gestanden hat, bemerkbar, aber durch Ausgraben nichts weiter, als verrottetes Baumaterial zu finden.
Es umgab dasselbe ein Graben, ein dichter Wald, BURGWALD genannt, und rings herum waren mächtige Sümpfe.
Nur ein einziger Weg führte dahin.
Es mag Anfangs von den Deutschen ausschließlich SÜMPFTENBURG oder SÜMPHENBURG genannt worden sein. Der Name, den die Urkunden in den Formen SEMPHENBERGK, SEMPFTENBERG, SEMPTINBERG etc. schreiben, ist wahrscheinlich später auf
die ½ Stunde entfernt liegende Stadt übergegangen, und daraus SENFTENBERG geworden. Bei der Zerstörung des Schlosses durch die Hussiten sind die meisten Urkunden verloren gegangen...
Was das SCHLOSS selbst betrifft, so hatte ohne Zweifel Hans von Polenz einstweilen ein neues, und zwar das jetzige, in der Nähe der Stadt mitten in den Sümpfen erbaut, DAS FESTE HAUS genannt, mit Wassergräben, Zugbrücken, Kasematten und drei festen Thürmen...
Heute ist davon nur noch übrig der WALL mit seinem unterirdischen Eingange und der WALLGRABEN, Schloßteich genannt, während die ZUGBRÜCKE eingegangen ist..."

Eins hatten die Herausgeber des >LANDBUCH< allerdings geschafft:
Sie haben den schon sehr lange währenden Streit um die Herkunft des NAMENS unserer Stadt SENFTENBERG am Köcheln gehalten.
Aber das ist schon wieder ein anderes Thema... ;-)


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