Die Ausgangspunkte der
ARMEN~ & KRANKENPFLEGE sind wohl überall die
HOSPITÄLER, die zur Zeit der Kreuzzüge gegründet wurden.
Der Begriff
HOSPITAL geht auf das lateinische Wort „hospitalitas“ („Gastlichkeit“) zurück.
Das Aufgabenspektrum der
HOSPITÄLER umfasste früher die Unterbringung und „ganzheitliche“ Versorgung (inklusive Seelsorge) von allen Personen, die der Hilfe bedurften: Pilger, Alte und Arme, Kranke und Invaliden, Waisen und Findelkinder. Für das Mittelalter lässt sich das Hospital als ein Haus der Fürsorge definieren, in dem Personen zeitweilig oder auch dauerhaft Aufnahme fanden.
An den Straßen, auf denen die Pilger zogen, entstanden durch milde Stiftungen zuerst die Hospitäler >zum heiligen Geist< oder >St. Johannis<. Sie waren zunächst und hauptsächlich zur Aufnahme kranker Pilger bestimmt, und ihre Pfleger waren zu einer den geistlichen Ritterorden nachgebildeten, fast klösterlichen Lebensweise verpflichtet.
Die Städte, welche sehr schnell die Wichtigkeit solcher
KRANKENASYLE erkannten, zogen bald darauf diese
HOSPITÄLER in ihren Amtsbereich, verlegten sie, wenn sie außerhalb der Mauern waren, in die Stadt, ließen sich das Patronat über dieselben zusprechen, halfen ihnen durch Vermächtnisse auf und verwalteten sie zum Nutzen der Bürger. Doch blieb die ursprüngliche Bestimmung derselben insofern bestehen, als jederzeit auch Fremde und besonders Pilger darin Aufnahme fanden.
Die Hospitäler >zum heil. Geist< gelangten an vielen Orten zu so enormem Reichtum, dass jährlich große Überschüsse blieben, die den Pfründnern und den Hospitalherren zugute kamen.
Neben den Hospitälern gab es
SIECHENHÄUSER, besonders auch solche für die Feldsiechen oder Leprosen, so nannte man die Aussätzigen. Die
FELDSIECHENHÄUSER lagen in der Regel vor der Stadt, weil man den mit dem Aussatz Behafteten das Wohnen in der Stadt nicht gestattete.
FINDELHÄUSER gab es seit dem 14. Jahrhundert fast in allen größeren Städten.
Im 15. Jahrhundert finden wir bereits die ersten
ÄRZTE und
HEBAMMEN in städtischen Diensten.
Ende des 18. Jahrhunderts entstanden die ersten modernen Krankenhäuser, die überwiegend Kranke und Verletzte vorübergehend aufnahmen, um ihnen Heilung oder Linderung zu verschaffen. Die alten Hospitäler entwickelten sich oftmals zu reinen Pfründner- und Armenhäusern.
In Senftenberg ruhte die
GESUNDHEITSPFLEGE im Jahre 1854 in den Händen von 4 Ärzten, 1 Wundarzt, 6 Hebeammen und 2 Apothekern.
Es gab 1 Badeanstalt und 1 Krankenhaus, welches die Stadt unterhielt. Die Zahl der Krankenkassen bei den Gewerken belief sich auf 20, die der Sterbekassen auf 6.
POCKEN, PEST und CHOLERA waren im Mittelalter die wohl am meisten gefürchteten Seuchen, da sie unter der Bevölkerung zahllose Opfer forderten. Weniger bekannt ist dagegen das
NERVENFIEBER, welches später unter der Bezeichnung
TYPHUS von sich reden machte.
Speziell in Kriegszeiten bei Mangel an der hinreichenden Menge von Nahrungsmitteln richtete diese ansteckende Krankheit in belagerten Festungen, überfüllten Hospitälern und ungesunden Gefängnissen unter den Bezeichnungen Kriegs~ oder Hospitalpest, Hospital~, Lager~ oder Kerkerfieber große Verheerungen an.
Der einst in unserer Stadt sehr populäre "Amts-Chirurgus"
JOHANN KARL BÜTTNER berichtete über "Seuchen und ansteckende Krankheiten" im Kapitel VII seiner im Jahre 1836 veröffentlichten
>CHRONIK der Stadt und des Amtes SENFTENBERG<
(enthaltend die Zeitperiode von 1539 bis 1835) auszugsweise wie folgt:
"Im Jahre 1777 kam ein Fremder hier an, welcher einen in einem Kasten befindlichen Zwerg für's Geld zeigte. Der Zwerg war krank und verbreitete einen widrigen Geruch. Diejenigen, welche ihn sahen, erkrankten zum großen Theile und mehrere von ihnen starben an einem hitzigen NERVENFIEBER.
Die Krankheit verbreitete sich nicht nur in Senftenberg, sondern auch auf den Dörfern und es starben z.B. in Lauta, Hohenbocka u.s.w. Mehrere an derselben. Im Jahre 1801 starben in dem Senftenberger Kirchspiele 36 Kinder an den Blattern und 1802 auch 24.
Zu Anfange des Jahres 1813 kam eine Anzahl auf dem Rückmarsche aus Rußland erkrankte französische Soldaten hier an. Die Kranken brachten den LAZARETT-TYPHUS mit und in kurzer Zeit griff derselbe so um sich, daß 267 Personen in den Amtsdörfern und 33 in der Stadt daran erkrankten...
Nicht minder wüthete auch das NERVENFIEBER in andern Ortschaften des Amtsbezirks, vorzüglich in Briesk, Hörlitz, Zschiepkau, Clettwitz und Costebrau, wo die kranken Franzosen im Quartier gelegen hatten.
Vom 25. Januar 1813 bis zum Februar 1814, wo die Seuche aufhörte, starben im Senftenberger Amte an die 120 Personen an dem TYPHUS...
Es war damals eine traurige Zeit. Fast in allen Häusern lagen Nervenfieber-Kranke und des Morgens fragten sich die Nachbarn, wer in der verflossenen Nacht gestorben sey.
Im Jahre 1800 grassirte hier die RUHR, vorzüglich aber im Jahre 1835, wo in der Stadt 15 Kinder und Erwachsene, vorzüglich Frauen, an derselben starben...
Die asiatische CHOLERA, welche im Jahre 1831 Berlin und sogar Lübbenau heimsuchte, drang, Gott sey Dank !, nicht bis Senftenberg.
Ohngefähr zwei Monate lang wurden alle Tage alle Zugänge mit Wachen besetzt und Niemand, der nicht einen Gesundheitsschein mit sich führte, zugelassen. Auch die Beamten, selbst die Geistlichen, verrichteten Wachen. Decken und Bettstellen waren geschafft und das ehemalige königl. Preßhaus* zur Contumaz**-Anstalt bestimmt.
Dies alles geschah auf höhere Anordnung."
* Standort der Weinpresse
** Quarantäne
Mein kürzlich notwendig gewordener Krankenhausaufenthalt bestärkte mich darin, dass diese so wichtigen medizinischen Einrichtungen heutzutage nicht nur Ausschau nach dringend benötigten Ärzten & Krankenschwestern halten müssen, sondern auch nach den im Mittelalter so wunderbar funktionierenden "Vermächtnissen" reicher Gönner...