Neues 170 - 2015-03-18

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Matthias
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Neues 170 - 2015-03-18

Beitragvon Matthias » Mi 18. Mär 2015, 15:31

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Harald
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Re: Neues 170 - 2015-03-18

Beitragvon Harald » Fr 20. Mär 2015, 21:56

"Guter Mond, du gehst so stille
in den Abendwolken hin.
Bist so ruhig, und ich fühle,
daß ich ohne Ruhe bin.
Traurig folgen meine Blicke
deiner stillen, heitern Bahn.
O wie hart ist mein Geschicke,
daß ich dir nicht folgen kann."

Mit diesen Zeilen aus einem sehr bekannten deutschen KINDERLIED leite ich über zu einer speziellen Postkartenart, die ihren Höhepunkt in der Zeit um die Jahrhundertwende – also um 1900 hatte. Interessanterweise handelte es sich bei dieser Form nur um eine zeitlich eng begrenzte Modeerscheinung - häufig wird hier der Zeitraum zwischen 1897 und 1906 genannt. Bei den sogenannten
>MONDSCHEIN-KARTEN<
handelt es sich in der Regel auch um “Gruß aus …”- Karten, die, wie der Name schon sagt, eine Örtlichkeit, wie beispielsweise eine romantische STADTANSICHT , im Mondschein zeigen.
Gestaltet sind die Karten dabei im Effekt dieser Vollmondnacht, also fast schwarz bis bläulich gefärbt. Man konnte (und kann, wie die folgende von mir "bearbeitete" Karte von der Senftenberger Bahnhofstraße demonstriert) natürlich auch herkömmliche Karten farblich so verändern, dass der Eindruck eines NACHTHIMMELS einschließlich eines scheinenden MONDES entstand (entsteht)

Mondschein in SFB.jpg

Die MONDSCHEINKARTE wird häufig – aber zu unrecht – als Mondschein-Lithographie bezeichnet, wurde allerdings im Lichtdruckverfahren hergestellt. Sie wirkt auch heute noch wunderbar nostalgisch, wenn auch mitunter etwas unrealistisch, weil die Nachtstimmung letztlich durch bläuliche Färbung bzw. eine zusätzliche Überdruckung mit blauer Farbe erzielt wurde. Den Mond erzeugte man durch Aussparung eines kleinen Kreises während des Druckes.
Mit der digitalen Bildbearbeitung à la Photoshop von heute ist dies natürlich ein "Kinderspiel" - damals gehörte dies schon zu den sehr schwierigen Aufgaben eines Fotografen...
Einige Kartenschreiber der damaligen Zeit waren bereits mit Ironie unterwegs, denn nicht selten wurde der Mond mit einem süßen und in der Regel lächelndem Gesicht verziert. Ein verliebter Kartenschreiber ließ auch schon mal eine große Kullerträne entweichen, um zu zeigen, wie groß der Schmerz der Trennung ist.
Mit Beginn des 1. Weltkrieges starben die MONDSCHEINKARTEN langsam aus. Hier und da verschickten Soldaten noch die eine oder andere Feldpostkarte mit einem tollen Vollmond-Motiv - dann war es vorbei mit der Romantik. Der Krieg beherrschte Europa und der Sinn für Romantik in Form von "in Mondlicht getauchten Stadtszenen", die bis dato offensichtlich den Geschmack der Bürger trafen, ging dabei zwangsläufig den Bach herunter.
Die Faszination nächtlicher Bilder ist dennoch erhalten geblieben, ebenso die Sehnsucht nach einer romantischen Begegnung. Insofern sind MONDSCHEINKARTEN zeitlos, wenngleich sie heute anders aussehen können...

Noch einmal zurück zu dem eingangs erwähnten alten VOLKSLIED.
Hierzu existiert eine sehr schöne
ANEKDOTE,
die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte:

Am 21. Juni 1895 wurde der Nord-Ostsee-Kanal durch Kaiser Wilhelm II. nach achtjähriger Bauzeit feierlich eröffnet. Zur Einweihung waren Kriegsschiffe aller seefahrenden Nationen gekommen, der Kaiser lud zum Galadiner an Bord des Flaggschiffes "Deutschland", 24 Paradeschiffe mit Königen, Fürsten und Prinzen hieß er willkommen. Die Marinekapelle begrüßte die Gäste mit der jeweiligen Nationalhymne. Als sich eine Barkasse unter der türkischen Halbmondflagge näherte, stellte der Kapellmeister entsetzt fest, dass ihm die Noten für die Hymne fehlten. Geistesgegenwärtig intonierten die Musiker "GUTER MOND, DU GEHST SO STILLE". Seitdem, so heißt es, gibt es in Deutschland das Wort vom "Türken bauen" oder eine Sache "türken",
also vortäuschen oder fälschen...
:-)

Mondscheinkarte.jpg


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