Neues 174 - 2015-04-17

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Matthias
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Neues 174 - 2015-04-17

Beitragvon Matthias » Fr 17. Apr 2015, 13:59

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Harald
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Re: Neues 174 - 2015-04-17

Beitragvon Harald » Fr 17. Apr 2015, 17:13

Zunftzeichen Metzger & Schweinskopf_resize.jpg

Im Mittelalter symbolisierten die verschiedenen ZÜNFTE ihr Berufsbild in Form von ZUNFTZEICHEN, und obwohl die Zünfte längst vergangen sind, existieren ihre Zeichen in Symbolform immer noch - oft schon weithin sichtbar über der Eingangstür des Ladens oder der Werkstatt angebracht. In abgewandelter Form sieht man sie auch auf Firmenfahrzeugen, ~anzeigen und ~briefköpfen.
Für die

FLEISCHER
(Metzger, Schlachter oder Fleischhauer)

werden seit jeher
ein "Lamm mit Flagge" oder ein "Stierkopf mit einem oder zwei Beil(en)" verwandt. Auf einer alten Fleischerkiste fand man allerdings auch ein Innungszeichen, welches die drei wichtigsten Fleischlieferanten aufweist: "Rind, Schwein & Schaf".
Dass der FLEISCHERMEISTER MEHLISCH einst über seiner Ladentür eine große Schweinskopf-Skulptur anbrachte, lässt vermuten, dass er es ausschließlich mit den gemütlich-grunzenden Vierbeinern zu tun hatte.
Immerhin sprach man schon 1823 in dem Lehrbuch für Schulen und zum Privatgebrauch >Gründliche Darstellung der Künste und Gewerbe< nur von RINDS~ & SCHWEINEMETZGERN. Hammel würden gewöhnlich von ersteren geschlachtet, an manchen Orten wechsele man sich ab.
Ich war übrigens sehr angetan von der in diesem Buch - speziell für Schulkinder -
leicht verständlichen Darstellung des Berufsbildes des
FLEISCHERS:

Metzger_resize.jpg

"Der Fleischer kauft das größere zahme und gemästete Vieh auf den Dörfern, bei den Bauern, auch bei den Viehhändlern ein, treibt es mit Hunden in die Stadt, wobei das Hetzen von der Polizei verboten ist.
Dann schlachtet er es, hauet es aus, und verkauft es gewöhnlich in der Fleischbank auch bei besonderer Vergünstigung im Hause.
Es giebt RINDS~ und SCHWEINE-METZGER.
Die Güte und Schwere eines Stückes Vieh beurtheilt (schätzt) der Metzger durch das Gesicht, durch das Aufheben bei kleinem Viehe, und durch den Griff.
FLEISCHBESCHAUER, welche von der Obrigkeit verpflichtet sind, besichtigen das Vieh vor dem Schlachten, welches im öffentlichen Schlachthause, oder in dem Hause des Metzgers durch einige Schläge mit dem Beile, oder durch einige Schnitte mit dem Schlachtmesser geschiehet.
Das RIND wird, nachdem ihm die Haut (das Leder) abgeschlachtet ist, in die Höhe gewunden, aufgeschnitten und ausgenommen.
Das KALB , der HAMMEL und der SCHÖPS [kastrierter Schafbock] werden ausgestoßen, aufgehangen und ausgenommen. Das SCHWEIN wird gestochen, gebrühet, abgeschabt, aufgehangen und ausgenommen;
einige Theile werden abgeschnitten, gesotten, zerschnitten oder gehackt, und Würste daraus gemacht; der Rest des Schweines wird eingesalzen und zum Theil geräuchert; dahin gehören die Schinken und Speckseiten. Rindshäute und Hammelfelle verkauft der Metzger entweder frisch oder getrocknet.
Dieß HANDWERK wird in 3 bis 4 Jahren erlernt, ist weder geschenkt, noch überall zünftig; die Metzgerknechte müssen 3 Jahre wandern,
und zum Meisterwerden ein Stück Vieh schätzen und schlachten.
Jede Polizei sorgt dafür, daß des Metzgers Wage und Gewicht richtig sey und er kein unreines noch finniges [madiges] Fleisch verkaufe."

Rätselhaft ist wohl der Satz "Dieß HANDWERK ... ist weder geschenkt, noch überall zünftig." Er soll wohl ausdrücken, dass einerseits auf jeden Fall eine Ausbildung, andrerseits aber nicht in jedem Falle eine Prüfung vor der Zunft (Innung) erfolgen musste.
Um sicher zu gehen befragte ich die
SENFTENBERGER FLEISCHERORDNUNG vom 26. Januar 1604
und fand folgendes heraus:

"Ein Lehrjunge, der das Handwerk erlernen will und sich einen Meister erwählt hat, hat zuerst seinen Geburtsbrief vorzulegen und dem Handwerk ein Viertel Bier und eine Mahlzeit nebst 4 Gulden in die Lade zu geben. Nach 3 Jahren, wenn er ausgelernt, gibt ihm der Meister ein Zeugnis und das Handwerk einen Lehrbrief. Der Junge zahlt dafür 16 Groschen Siegelgeld in die Lade. 3 Jahre muß er wandern, ehe er ein Meister werden kann, dann noch 1 Jahr bei einem Meister arbeiten.
Dieses fällt weg, wenn er eine Meisterstochter oder ~witwe heiratet.
Ein Meisterssohn lernt nur 2 Jahre."

Ja, wieso eigentlich ?

Die Vorlage des GEBURTSBRIEFES wurde folgendermaßen begründet:

"Es soll niemand in ihre Innung oder Handwerk aufgenommen werden, er sei (denn) von untadelhaften zunftmäßigen Leuten aus einem rechten Ehebette erzeuget und herkommen und habe dessen zum scheinbarlichen Beweis schriftliche Urkunden vorzulegen."

Ganz offensichtlich hat die deutsche Bürokratie schon unheimlich tiefe Wurzeln...:-)


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