Neues 177 - 2015-05-05

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Matthias
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Neues 177 - 2015-05-05

Beitragvon Matthias » Di 5. Mai 2015, 15:31

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Harald
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Re: Neues 177 - 2015-05-05

Beitragvon Harald » Di 5. Mai 2015, 18:48

Velociped_resize.jpg

>Ein Vorderrad, ein Hinterrad, dazwischen schmal ein Bänklein,
hin rollt es auf dem glatten Pfad, so rasch wie ein Gedänklein.
Der Mensch regiert mit Hand und Fuß den seelenlosen Renner:
VELOCIPED er heißen muß, behaupten tiefe Kenner.<

Als
>LAUFMASCHINE
zur ERLEICHTERUNG & BESCHLEUNIGUNG des GEHENS<

wurde das VELOCIPED, der Vorläufer des FAHRRADES, einst bezeichnet.
Wie bei allen Erfindungen gab es natürlich auch diesmal ein PRO:

"Man sieht schon die Zeit voraus, wo es eben so alltäglich sein wird, sich ein VELOCIPED zu halten, wie heute mit einem Spazierstocke auszugehen..."

...und ein CONTRA:

'Wenn nun gleich das VELOCIPED geeignet erscheint, den Menschen auf große Entfernungen zu befördern, so wird dieser Eigenschaft doch schwerlich ein besonderer praktischer Werth zugestanden werden...'

Und ebenso "natürlich" war man, nachdem sich aus dem LAUFRAD das mit Pedalen versehene FAHRRAD entwickelt hatte, sichtlich erstaunt darüber, dass auf ihm sogar Kunststückchen möglich waren.
Im Jahre 1894 wurde den Senftenbergern der deutsch-amerikanische
KUNSTRADFAHRER
NICK KAUFMANN
offeriert.
Der >Senftenberger Anzeiger< schlug selbstredend auch gleich die Werbetrommel mit einer ziemlich großen Anzeige und zwei "Begleittexten":

RVS Saalfest 1894_resize.jpg

22. Februar 1894:

"Es giebt wohl kaum einen RADFAHRER, der nicht den Namen KAUFMANN kennt, der nicht schon einmal die Begeisterung gesehen hat, die jeden Sportsmann ergreift, wenn er von KAUFMANN's Leistungen spricht. Doch wie weit bleibt das begeistertste Wort hinter der Wirklichkeit zurück !
Ja, wenn uns eine Momentphotographie einen seiner unglaublichen Trics naturgetreu wiedergiebt, so können wir überzeugt sein, daß sie noch weit hinter der Wirklichkeit zurücksteht; denn keine Photographie kann uns die mühelose Sicherheit KAUFMANN's ohne Abbruch wiedergeben. Wenn man KAUFMANN's Leistungen kennt, begreift man den Jubel, der in den weitesten Sportskreisen darüber herrscht, daß es unserem RADFAHRER-VEREIN gelungen ist, den gefeierten Meisterfahrer der Welt für sein nächstes Fest zu gewinnen.
N.E. KAUFMANN ist der Sohn eines Deutschen; er ist in Rochester im Staate New York am 10. Januar 1861 geboren. Er ist Photograph von Beruf.
Im Jahre 1882 erlernte er das Radfahren. In demselben Jahre widmete er sich der Rennbahn und hat schon in dieser Saison nicht weniger als 36 erste Preise davongetragen, auch schuf er einen glänzenden Einrad-Record für die Meile in 4 Minuten 10 Secunden.
In seinen Mußestunden versuchte er das Kunstfahren, und in erstaunlich kurzer Zeit war er ein geübter Kunstfahrer. Bald war sein Ruf als Kunstfahrer begründet; er wurde mit so zahlreichen Engagements überhäuft, daß er sich entschloß, seinen Beruf als Photograph aufzugeben, um sich ganz dem Kunstfahren zu widmen.
Im März 1888 wurde ihm in London die erste und einzige, aus gediegenem Golde bestehende, über ¼ Pfund schwere Meisterschafts-Medaille der Welt überreicht, an welche sich noch an 50 andere werthvolle Anerkennungs-Medaillen reihten.
Es ist wohl nur wenigen Menschen beschieden, sich so wie der liebenswürdige und bescheidene Meisterfahrer in aller Herren Länder Freunde zu erwerben; auch wir gehören zu den Freunden seiner Kunstfertigkeit und begrüßen den gefeierten Künstler hier mit dem herzlichsten >All Heil !<"

Nick Kaufmann_resize.jpg

28. Februar 1894:

"Der hiesige RADFAHRER - VEREIN hatte gestern mit dem Auftreten des Meisterschafts-Kunstfahrers KAUFMANN einen vollständigen Erfolg zu verzeichnen, denn an 350 Personen, Radfahrer und Sportfreunde aus der Stadt und vielen Ortschaften der näheren und weiteren Umgebung sowie ein reicher Damenflor, hatten der ergangenen Einladung Folge geleistet; alle fanden durch die praktische Anordnung der Sitzplätze nicht nur bequem Platz, sondern auch volle Befriedigung der Schaulust. KAUFMANN riß zur Bewunderung uns zu öfterem begeisterten Beifall hin durch die gewandte und geschmeidige Ausführung seiner enorm schwierigen Trics.
Kaum vermochte das Auge den sich blitzschnell folgenden Drehungen und Wendungen, den verschiedensten Stellungen, die der Künstler auf der bald schnell dahinjagenden, bald sicher und ruhig stehenden Maschine einnahm, zu folgen. Er bewies, daß ihm, was Schwierigkeit der einzelnen Vorführungen anbetrifft, wohl so leicht Keiner das Patent als Weltmeisterschaftsfahrer streitag machen wird. Dies hat er auch am Sonntag im Krystallpalast zu Leipzig bewiesen, wo er sich in einem mit dem französischen Meisterfahrer GOUGET ausgefochtenen Wettkampf im Kunstfahren siegreich behauptete. KAUFMANN erzielte 285, GOUGET nur 228 Punkte.
KAUFMANN weilt heute noch hier und tritt am 1. März in Forst auf.
Möge er eine angenehme Erinnerung von hier mitnehmen."

Wenn Sie neugierig darauf sind, was man damals unter KUNSTRADFAHREN verstand und für welche Art Darbietungen, sprich "phänomenalen TRICS", das Senftenberger Publikum frenetisch applaudierte, dann schauen Sie einfach mal hier rein:



Auf:
http://de.wikipedia.org/wiki/Nick_Kaufmann
kann man noch mehr über diesen Kunstradfahrer erfahren.
So wird beispielsweise sehr amüsant geschildert, wie er per Zufall die Disziplin RADBALL erfand...:-)


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