Ein
HEIMATFORSCHER – auch
HEIMATKUNDLER genannt – ist in der Regel ehrenamtlich im Bereich der Erforschung der heimatlichen Umgebung tätig. In der Regel hat er – anders als der Historiker in der Landesgeschichte – keine spezifische akademische Vorbildung, fühlt sich - überwiegend im fortgeschrittenen Alter - für dieses Amt "berufen", betreibt es aber mehr oder weniger als Hobby.
Sein Forschungsfeld umfasst sämtliche mit der Heimat in Verbindung stehenden Bereiche, wobei vor allem die Dokumentation der Heimat~, Orts~ & Regionalgeschichte im Vordergrund steht.
Er sieht sich nicht nur als eifriger, mitunter sogar fanatischer "Jäger & Sammler", sondern in erster Linie als Bewahrer aller noch auffindbaren historischen Relikte, wobei es sich zumeist um
TEXT~ & BILDDOKUMENTE handelt.
Obwohl sich diese Webseite hauptsächlich der Zeit vor 1945 widmet, bin ich der festen Überzeugung, dass in geraumer Zeit auch Material aus der Zeit nach 1945 für eine hoffentlich nachfolgende Forschergeneration relevant sein wird.
Und so wird man dann sicher geschockt sein, wie die Bausubstanz des Schlosses mit dem dort ansässigen
HEIMATMUSEUM einst im Jahre 1980 ausgesehen hat, festgehalten vom 1934 in Sallgast (Elbe-Elster-Kreis) geborenen Fotografen Hans Reinecke.
Doch wenden wir uns nun der
WIEDERERÖFFNUNG DES HEIMATMUSEUMS SENFTENBERG
zu. Warum das Wörtchen "
WIEDER" vornan steht, erklärt der folgende Auszug aus einem Artikel der Beilage zum >Senftenberger Anzeiger< - "Aus der Heimat - für die Heimat" -
vom 30. September 1933, dem Vortag des großen Ereignisses:
"In die Museumsarbeit im VEREIN FÜR HEIMATPFLEGE wird in diesen Tagen ein bedeutungsvoller Markstein in der Geschichte ihrer Entwicklung gesetzt. Das HEIMATMUSEUM öffnet wieder seine Pforten, um sich in neugestalteter und erweiterter Form zu zeigen.
Die Anfänge, in unserer Stadt eine heimatkundliche Sammlung musealen Charakters zusammenzutragen, reichen etwa 25 Jahre zurück. Sie sind eng verknüpft mit der Geschichte des Vereins für Heimatpflege, der, wie auch das Heimatmuseum,
von Gymnasiallehrer a.D. M i n g a u gegründet wurde.
1907 etwa wurde mit der Sammlung begonnen, 1911 nahm der Gedanke planmäßiger Anordnung der Gegenstände feste Form an, 1913, vor knapp 20 Jahren, wurde das Heimatmuseum im Westflügel des Schlosses feierlich eröffnet. Die Fülle der gesammelten Gegenstände, das Streben, eine übersichtliche Anordnung zu schaffen, ließen bald die Mängel der Raumknappheit hervortreten. Alle Bemühungen, diese zu beseitigen, konnten erst wirksam werden, als vor 2 Jahren das Gymnasium in die Lage versetzt wurde, auf das Schloß als Unterrichtsräume zu verzichten..."
Obwohl besagter
VEREIN FÜR HEIMATPFLEGE schon großes Ansehen in der Stadt genoss, war man sich wohl der Anziehungskraft der Eröffnungsfeier nicht ganz so sicher, weshalb man sie in weiser Voraussicht mit dem traditionellen
ERNTEDANKFEST und einem SA-Sportfest zu einem "Fest-Paket" schnürte.
Hier der genaue
ABLAUFPLAN und der Artikel aus dem >Senftenberger Anzeiger<
mit zusätzlichen
ERLÄUTERUNGEN:
"Nachdem sich der Festzug wieder auf dem äußeren Schloßhofe eingefunden hat, findet die FEIERLICHE ERÖFFNUNG DES HEIMATMUSEUMS und der Abschluß des Erntedankfestes statt.
Der Festakt auf dem Schloßhofe wird durch Fanfarenbläser eröffnet.
Die Erntedankfestansprache hält Bürgermeister Legau, nachdem ein Prolog im besonderen auf die landschaftlichen Eigenarten der Lausitz hingewiesen hat. Sodann folgt die Festansprache des Landrats Dr. Ermert, Calau, der dem großen lokalen Ereignis, der WIEDERERÖFFNUNG des Museums Rechnung tragen wird.
An alle Einwohner Senftenbergs und der Umgebung wird die dringende Bitte gerichtet, die bedeutende kulturelle Tat des VEREINS FÜR HEIMATPFLEGE durch restloses Erscheinen zu bejahen und dem Verein wie der Museumsleitung zu zeigen, daß die Bevölkerung an ihrer kulturellen Arbeit regen Anteil nimmt.
An die Mitglieder des Vereins für Heimatpflege wird die Bitte gerichtet, sich zahlreich am FESTGOTTESDIENST zu beteiligen und die für sie in der linken Seite des Chorraums angewiesenen Plätze zu besetzen.
Die Mitglieder werden es sich auch nachmittags nicht nehmen lassen, dem Vorstande bei der öffentlichen BESICHTIGUNG des Museums, die am Sonntag allen Volksgenossen kostenlos geboten wird, sich zur Aufklärung des Publikums zur Verfügung zu stellen.
An die Museumsbesucher ergeht die dringende Bitte, bei dem zu erwartenden Andrang die notwendige Rücksicht bei der Besichtigung walten zu lassen und durch diszipliniertes Auftreten es zu ermöglichen, daß die Besichtigung reibungslos vonstatten geht. Es wird sich ohnehin notwendig machen, die Besichtigung gruppenweise vorzunehmen.
Die um 11.15 Uhr beginnende FEIER ist für geladene Gäste gedacht.
An diese wird das Ersuchen gerichtet, die ihnen übersandte gedruckte Einladung als Ausweis für den Eintritt mitzubringen...
Die Einwohnerschaft wird gebeten, an diesem Tage recht zahlreich zu flaggen und die Häuser zu schmücken."
Das nachfolgende Zitat aus dem an diesem denkwürdigen Tag im Schlosshof rezitierten
VORSPRUCH zum
WEIHEAKT widme ich allen gegenwärtig fleißig & akribisch suchenden, findenden & ordnenden
HEIMATFORSCHERN:
"Dort hält der alte Bau in treuer Hut
Vergangenheit und Gegenwart umspannt,
und treuster Fleiß und nimmermüde Hand
fanden und ordneten dies Heimatsgut.
Die Heimat hat dies alles treu bewahrt,
mit ihm noch Waffen, bunter Trachten Pracht.
Die Heimat aber lebt, und schafft, und wacht,
und füllt mit Schätzen auch die Gegenwart."