Es ist anzunehmen, dass alle
ZEITUNGEN schon immer der
WERBUNG bedurften, um zu überleben. Erst die Einnahmen durch großformatige Anzeigen, welche hauptsächlich von finanzkräftigen Geschäftsleuten & Gaststättenbesitzern geschaltet wurden, sowie natürlich unzählige Todesanzeigen & kleinformatige "Such & Find - Inserate von Otto Normalverbraucher" brachten die Druckmaschinen zum Laufen.
Und damit sie pausenlos laufen konnten, warb auch der >Senftenberger Anzeiger< stetig um die Gunst seiner Leserschaft mit einer eigenen großformatigen Anzeige:
Da diese
ANZEIGEN nicht gerade zu Schleuderpreisen erhältlich waren, versuchten ganz gewiefte
INSERENTEN die Kosten möglichst niedrig zu halten. Zu denen gehörte auch das sicherlich mit jedem Pfennig rechnen müssende
STADTORCHESTER.
Dessen musikalischer Leiter, Herr
KOAR, ließ z.B. neben einer geschäftlichen Mitteilung gleich noch eine sog.
>VORANZEIGE< für zwei Veranstaltungen schalten,
wies aber zeitgleich in einer kleinen
>LOKALMELDUNG< auf das o.a. außergewöhnliche
ABO-KONZERT
hin,
und schob kurz vor dem eigentlichen Termin noch eine sehr werbewirksame, da detailreiche
>LOKALMELDUNG< nach:
Um sich bei künftigen
MUSIKRÄTSEL-KONZERTEN der besonderen Art noch kürzer fassen zu können, folgte ein paar Tage nach dem
KONZERT noch ein ausführlicher
BERICHT über diese gelungene, weil kurzweilige und damit publikumswirksame
VERANSTALTUNG:
Die Namen der
PREISTRÄGER hatte man (ev. sogar wohlweislich) erst einmal unterschlagen, um Tage später noch einen weiteren
SCHLUSSPUNKT setzen zu können:
Diese kostensparende
METHODE muss wohl auch der Redaktion des Senftenberger Lokalblattes aufgefallen sein, denn als solche Beispiele Schule machten, sah man sich gezwungen, recht energisch gegen ausgeklügelte
ANZEIGEN & HINWEISE IM LOKALEN TEIL
vorzugehen:
"In den letzten Monaten mußten die Zeitungen feststellen, daß bei vielen künstlerischen, sportlichen und geselligen Veranstaltungen von Vereinen und Privaten das Bestreben sich bemerkbar macht,
die Ausgaben für Inserate durch häufige und umfangreiche Mitteilungen im lokalen Teil der Zeitung zu verringern oder ganz zu ersparen.
Da wird ein möglichst kleines Inserat mit dürftigsten Mitteilungen über die geplante Veranstaltung aufgegeben und gleichzeitig werden mehrere Lokalnotizen eingeschickt, in denen alles Uebrige breit und ausführlich dem Leser mitgeteilt wird. Beliebt ist auch die vorherige Ankündigung im lokalen Teile. Später erscheint dann ein Inserat, manchmal auch nicht, weil die Veranstaltung mittlerweile abgesagt oder verschoben wurde...
Es ist ganz selbstverständlich, daß den Zeitungen durch eine solche Ausnutzung des lokalen Teils auf Kosten des Inseratenteils große Verluste entstehen. Wir sehen uns daher zu der Feststellung gezwungen, daß ein Anspruch der Inserenten auf lokale Hinweise überhaupt nicht anerkannt werden kann. Wenn sie aber schon aus Entgegenkommen gebracht werden, dann ist die Voraussetzung,
daß sie nicht als Ersatz für Inserate dienen."
Verfolgt man die nachfolgenden Ausgaben des >Senftenberger Anzeiger<,
fällt auf, dass nach kurzer Zurückhaltung der Inserenten schon bald darauf das alte "Geschäftsgebaren" wieder Einzug hielt -
allerdings noch weniger durchschaubar, weil mit größerer Raffinesse...