HANDWERK HAT GOLDENEN BODEN
Das Sprichwort besagt, wer ein Handwerk erlernt, hat eine gute berufliche Zukunft und wird viel Geld verdienen:
Warum soll der Junge nicht Fliesenleger werden ?
- Handwerk hat goldenen Boden !
Es gibt nichts Besseres als einen selbständigen Gewerbetreibenden.
Doch ganz so rosig sah es nicht zu allen Zeiten aus.
HANDWERK HAT ZWAR GOLDENEN BODEN, aber unter den Handwerksleuten gab (und gibt es sicher auch heute noch) viele, die wollen in diesem goldenen Boden auch noch
SILBER finden. Das
GOLD, das auf dem Boden liegt, wird durch Fleiß, Gewissenhaftigkeit, gute, schnelle und pünktliche Arbeit gewonnen. Viele aber glauben, wenn sie langsam arbeiten, die Arbeit pfuschermäßig machen, an Material sparen und betrügen, könnten sie noch mehr gewinnen. Nur auf die Dauer hält solches Wesen nicht vor. Wie gewonnen, so ist auch dieses unredliche Silber schnell zerronnen und das glänzendste Schwindelgeschäft gerät plötzlich ins Stocken. Und warum ? Weil das Vertrauen der Kundschaft aufhört und damit trotz allem Angebot die Nachfrage eine immer spärlichere wird.
Und wo das Vertrauen einmal verloren gegangen ist, wird es nicht so leicht wieder gewonnen. Wer zwei~ und dreimal unsolide Arbeit abliefert, den sucht man zum vierten Male so leicht nicht wieder auf.
So viel zum
GOLDEN BODEN.
Doch gibt es selbstredend auch objektive Gründe für eine "Pleite":
Der verdiente Heimatforscher Dr. Rudolf Lehmann blickte im Jahre 1927 auf eine 50jährige Spanne Zeit zurück und verglich die damaligen Verhältnisse in gewerblicher Hinsicht mit denen in der Gegenwart. Daraus ergebe sich seiner Meinung nach die Umstellung des
GEWERBES eines Ackerstädtchens in die fast nur
HANDEL treibende Bevölkerung der heutigen Industriezentrale Senftenberg von selbst.
Hier das statistische Ergebnis seiner Untersuchungen:
Den zahlenmäßige Rückgang der verschiedensten Gewerbezweige erklärte er damit, dass die einstigen
HANDBETRIEBE durch
MASCHINELLE Einrichtungen ersetzt wurden und die dazu nicht in der Lage befindlichen Meister entweder einen Handel anfingen oder in den industriellen Betrieben Beschäftigung fanden.
Mit dem Fortschreiten der Industrie nahmen auch die Handelsbetriebe zu und so kam es, dass die früher handwerksmäßig hergestellten Gegenstände billiger durch maschinelle Herstellung produziert werden konnten. Ein großer Teil
HANDWERKER war daher zum Umlernen gezwungen, andere Betriebe starben aus.
Etwas nostalgisch erinnerte Dr. Rudolf Lehmann's
RÜCKSCHAU daran, wie Bürger und Handwerker früher regelmäßig an den Abenden der Sonn~ und Feiertage, mit langer Pfeife ausgerüstet, zu >Wasser-During< gingen und entweder auf der Kegelbahn oder in der großen dicht besetzten Gaststube bei diversen Karten~ & Glücksspielen ihren bescheidenen Gewinn einheimsten. Abschließend resümierte er:
"So wie damals aus dem Handwerk nur solide, dauerhafte Erzeugnisse den soliden Bau fester Wohnstätten für kernige, gesunde Familien sicherten, die wiederum zu ebenso kräftigem Nachwuchs führten, wird es bei der heutigen schnellebig-oberflächlichen Generation so bald nicht wieder kommen."
Demnach konnte man ja eigentlich recht zufrieden sein,
dass für den Bau des neuen
ARBEITSAMTES noch ausreichend
HANDWERKER zur Verfügung standen.
An der Errichtung des Neubaus waren u.a. folgende
SENFTENBERGER FIRMEN beteiligt:
(1) Erd~, Maurer~ und Zimmerarbeiten: Baugeschäft Albin Dressel
(2) Dachdeckerarbeiten: Dachdeckermeister Radnigk
(3) Klempnerarbeiten: Fa. Robert Altmann - Inh. Fritz Sprenger
(4) Tischlerarbeiten: Heupel, Lange, Graßhoff, Thiele
(5) Glaserarbeiten: Glasermeister Raatz
(6) Schlosserarbeiten: Schlossermeister Schmiedel
(7) Maler~ & Linoleumarbeiten: Fa. Schönert
(8) Fliesen~ & Keramikarbeiten: Töpfermeister Walter
(9) Gärtnerische Arbeiten: Gartenbaubetrieb R. Neumann
Für (10) die Heizungsanlage & sanitäre Einrichtung zeichnete die "Niederlausitzer Wasserwerksgesellschaft m. b. H." und für (11) die elektrische Anlage incl. Lieferung sämtlicher Beleuchtungskörper die "Nationale Elektrizitätsgesellschaft m. b. H." verantwortlich.GOTT SEGNE DAS EHRBARE HANDWERK !
"...denn niemand kann es entbehren, weder im Leben noch im Tode.
Den letzten Liebesdienst erweist uns der TISCHLER, wenn wir in der Ruhekiste, darin man uns hinaus trägt auf den Gottesacker, eben so ruhig schlafen, wie einst in der von des geschickten KORBMACHERS Hand gefertigten Wiege..." sagte einst ein weiser Mann. Wie wahr !
