Wer nach langer Trennung in seine (geliebte)
HEIMATSTADT SENFTENBERG zurückkehrt, schon von fern die Kirchturmspitze winken sieht und bald darauf auf wohl vertrauten Straßen & Gassen entlang schlendert, nicht ohne einen traditionell kurzen Blick ins Stammlokal zu werfen, wer nachts zu der im Schimmer des Vollmondes verklärten Deutschen Kirche, der "Wächterin der Stadt", aufblickt und sie so ruhig und heilig stehen sieht,
wird zu der Überzeugung kommen, dass man hier gut leben und manch andere schöne, möglicherweise auch noch schönere Gegend vergessen kann, zumal ja die unmittelbare Nähe des
HEIMATORTES auch die Nähe vieler geliebter "Wesen & Herzen" einschließt.
Zu dieser Einsicht kam vor mir schon ein anderer reimtechnisch begabter Mitbürger, namens H. Tschirner, der im Jahre 1930 mit dem folgenden
GEDICHT im >Senftenberger Anzeiger< aufwartete:
DIE KLEINE STADT
Man rede mir nicht immer von großen Städten,
daß die was Besonderes im Voraus hätten
vor all den kleinen Städtchen, Dörfern und Flecken,
die sich so abseits des Verkehrs erstrecken.
Gewiß. Wer Trubel liebt und nur Vergnügen,
der kann sich nur schwer in so manches fügen.
Ging ihm nicht vieles an Schönheit verloren,
seitdem er sich diese KLEINSTADT erkoren ?
Gemach. Es gab schon zu allen Zeiten
im Leben Licht~ und Schattenseiten.
Auch ich kam von der Großstadt her;
sich einzuleben fiel mir schwer.
Und doch, wie urteile ich nun heute ?
Die Geschäfte, kleinen Häuser und alten Leute:
sie sind mir lieb, sind mir vertraut !
Nur immer fleißig umgeschaut.
Siehst du denn nicht, wie man hier baut ?
Dir zur Erholung mit aller Kraft
schöne Wege, Straßen und Plätze schafft ?
Wenn das Licht über das Dunkel siegt
und Sonne über dem Städtchen liegt,
wenn auf dem Markt wehn Fahnen, Girlanden,
die Menschen dir zur Freude wanden,
wenn du gehst auf des Stadtparks Wegen,
dein Blick schweift zu den Tiergehegen,
wenn du in deinem Wanderdrang
hinaus, den Elsterdamm entlang
im herrlichen Lindenblütenduft
atmest die Wald~ und Wiesenluft,
hörst du dann nicht das feine Klingen
in deinem Herz ? Es will zerspringen
schier vor Freude über all die Pracht,
die dir nun hier entgegenlacht.
Die Wälder ringsum, die braunen Tagebaue,
die Blumen und Bäume auf Wiesen und Aue,
sie künden dir jetzt und zu allen Stunden,
daß Glück und Freude du gefunden;
wenn du nur den Willen hast zum Leben,
dann kann dir auch die KLEINSTADT geben
so vieles, was dir stets macht Freude.
Nur, unnütz nicht die Zeit vergeude !
Ein anderer anonymer Zeitgenosse versuchte sich 1932 in
PROSA mit einem kleinen Lobgesang auf unsere
HEIMATSTADT - ebenfalls im >Senftenberger Anzeiger< veröffentlicht:
DER JUNGE TAG
"Im tiefen Schlaf liegt SENFTENBERG. Die Uhr der Deutschen Kirche, ehedem zu St. Peter und Paul, verkündet eben die zweite Stunde. Ihre sechs Schläge, vier in Ges und zwei in Es tönen hell und klar, hallen lange im fast geheimnisvollen Summen nach. Die kühle Nacht hat ihren leichten, dunklen, bleigraufarbigen Mantel über Dächer und Giebel gelegt, in die beiden traut und anheimelnd anmutenden Rundbogen, die letzten Zeugen einer geruhsamen, friedfertigen Zeit, der Häuser Gulben und Borg, sanft hineingedrückt.
An den Baustellen des im Entstehen begriffenen neuen Marktpflasters mahnen rote Petroleumlampen Mensch und Tier zur Vorsicht.
Wie eine Perlenschnur verlieren sich die Lampen der Bahnhofstraße in der Ferne. Vollkommen windstill ist die Nacht. Dick und schwer, nahezu betäubend duftend hängen die Dolden des Holunders über die Zäune weiter draußen, wo die Nebel der Laugkwiesen ihr Wesen treiben.
Es riecht nach frisch gemähtem Gras. Fleißige Hände haben tagsüber die Kinder Floras, jetzt von der Mutter Erde getrennt, dürr und trocken, in Schober gesetzt. Feierlich ruhig ist es.
Die Zifferblätter der Kirchturmuhr und der Rathausuhr leuchten weithin und über ihnen das große weite klargesichtige Himmelszelt.
Eine unsichtbare Hand hat im Nu die Stadt in Dunkel gehüllt.
Türme, Dächer und Giebel heben sich schärfer vom Himmel ab, und mehr empfunden als wahrgenommen breitet sich über die schlafende Stadt feines blaßrosa aus. Drüben hinter den Birken, Akazien und Eichen des Stadtparks erwacht der junge Tag.
Mit dem Gedanken an ihn wird das Rattern des eben einfahrenden Güterzuges stärker, schneidet der Pfiff seiner Lokomotive härter die jungfräuliche morgendliche Stille und feenhaft im tiefen satten Rot schiebt sich die Morgensonne über den Horizont. Die Siegerin über Finsternis und Nacht, undenkbar wiederholt und dennoch täglich neu...
Dulde, gedulde dich fein --- noch ein Stündlein, aller Zauber ist verflogen und mit wuchtigen Schritten schreitet wieder Riese Verkehr über Straßen und Plätze."
Ich bin schon ziemlich "weit herumgekommen"
- vor allem in
SENFTENBERG.
Geboren wurde ich in der Wredestraße im einstigen OT Senftenberg II, wohnte dann auf meinem weiteren Lebensweg in der Weinert~, Nuschke~, Seeadlerstraße, Straße des Bergmanns, am Markt und landete schließlich im Alten Stadion im OT Brieske.
...eine durchaus respektable Leistung, wenn man bedenkt,
dass der Volksmund orakelt:
3x umgezogen = 1x abgebrannt !